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Dockville 2016 | Wilhelmsburg, Hamburg
19. August 2016 - 21. August 2016
Mein zweites und damit erstmal auch letztes Festival für dieses Jahr - diesesmal ausnahmsweise nicht meinem Mitbewohner, sondern dafür mit meinem zwei Jahre jüngeren Bruder. Für ihn war es das allererste Festival und sogleich auch Konzert, was mich dann doch vor mehr Herausforderungen gestellt hat als gedacht. Vorab sei gesagt, dass sich unser Musikgeschmack doch in vielem deckt, doch während ich definitiv der aktivere Mensch bin, keinen Moshpit scheue und eher auf punkigere (politischere) Mucke stehe, scheint mein Bruder eher ein In-der-hinteren-Reihe-Steher-und-mit-dem-Kopf-Nicker zu sein. An sich nicht tragisch, für mich nur eine gewaltige Umstellung.
Lola Marsh | Vorschot
Die Isrealis haben eine Frontfrau mit einer unglaublich starken Stimme, die ab und zu an Lana Del Rey erinnert, doch diesen Eindruck machen die rockige und sehr melodische Zusammensetzung der Band im positiven Sinne wieder zunichte. Allerdings haben sie es leider nicht geschafft, trotz hervorragender Musik die Menge zum Tanzen zu bringen. Allgemein kann ich Lola Marsh mehr als nur empfehlen, am besten aber auf ein Best-Of warten und die Lieder im Hintergrund auf einer Homeparty laufen lassen.
Matt Corby | Großschot
Hm, ich mag keine australischen Singer-Songwriter, die aussehen als kämen sie gerade vom Strand mit dem Surfboard unterm Arm. Hat mich einfach kein bisschen überzeugt, kann man vielleicht als Warteschleifenmusik verwenden.
The Unknown Mortal Orchestra | Maschinenraum
Einer ihrer bekanntesten Songs ist auch auf dem Soundtrack von FIFA16 zu finden (wie übrigens viele Bands auf dem Dockville), dementsprechend sorgte dann "Can't Keep Checking My Phone" auch für am meisten Laune im Publikum, ansonsten war das eine solide, aber nicht überragende Mischung aus überlegtem Pop, nachdenklichem Indie und einigen Rockeinflüssen.
I Am Jerry | Vorschot
Nach dem Ausfall von Abby sprangen die Vier aus dem Rheinland spontan ein, sodass ich eine meiner Entdeckungen vom Dockville noch ein zweites Mal sehen konnte. Leider waren trotz eines prominenten Slots um 20:00 Uhr nur wenige Menschen gekommen, das sollte sich aber nach den ersten Songs ändern. Die Songauswahl war eine gelungene Mischung aus dem gerade erschienenen Album "Habicht" und schon älteren Lieder, so dass das Publikum auch schnell in Bewegung kam. Den Vergleich mit Bilderbuch muss ich allerdings erneut ziehen, gerade optisch tut sich da nicht viel. Traue ihnen den Durchbruch in den nächsten Jahren definitiv zu - und würde mich freuen, in ein paar Jahren behaupten zu können, ein paar Worte mit dem Bassisten gewechselt zu haben.
Milky Chance | Großschot
Obwohl "Stolen Dance" bei mir schon im Mai 2012 auf Dauerschleife lief und damit sowohl kurz nach dem Single-Release als auch lange bevor sie in den Charts nach oben schoss, hatte ich die beiden Hessen noch nie vorher live gesehen. Wie so oft beschlichen mich große Zweifel, ob gerade Clemens an den Vocals auf der großen Bühne so sehr zur Geltung kommen würde. Doch meine Befürchtungen zerschlugen sich bald - zwar bestand das Set nur aus dem bereits etwas älteren Album "Sadnecessary", doch dank wunderbarer Neu-Interpretationen und der grandiosen Stimme (wohl mit Henning May die markanteste Stimme im deutschen Pop-Rock) wurde diese Stunde zum ersten Highlight des Dockville
Bastille | Großschot
Das erste Mal gut ein halbes Jahr nach dem Release von "Bad Blood" damals in München gesehen und begeistert gewesen, das gleiche gilt für den Auftritt der Briten beim Dockville. Ein tolles Set gemischt aus alten Hits und vielen noch unbekannten Titeln vom bald erscheinenden Album, Stimmung vom ersten Takt an und Dan, der nicht nur hervorragend singen kann, sondern dieses Mal auch mit starken Ansagen glänzte (deutlicher kann man sich wohl als großes Band nicht vom Brexit distanzieren). Rundum ein perfekter Abschluss für einen so schleppend gestarteten Freitag.
Kytes | Großschot
Kann die Münchner nur jedem empfehlen, das ist gut gemachter Rock-Pop mit starken Melodien, der auch zu früher Nachmittagsstunde überzeugen kann.
Dicht & Ergreifend | Vorschot
Gleich danach folgten die nächsten Bayern und ein richtiges Schmankerl: Die Niederbayern rappen auf bayrisch auf Blasmusik & Beats. Zwar fiel es selbst mir schwer, ab und an die Texte zu verstehen, aber das ist einfach gute Laune pur gespickt mit eindeutigen politischen Aussagen. Hat mir ausgesprochen gut gefallen.
L'Aupaire | Großschot
Leider haben wir einen Großteil des Auftritts verpasst, deswegen kann ich nur meine kurzen Eindrücke schildern: Definitiv besser als der Mainstream-Pop, dazu ein Sänger mit einer Stimme, die im Gedächtnis bleibt und eine sehr interessante Instrumentenauswahl.
Schnipo Schranke | Vorschot
Bei dem Duo gehen die Meinungen wohl weit auseinander - die einen feiern sie für ihre schonungslos offenen Texte, für die anderen zielen diese dann doch zu sehr in die Privat- und Intimsphäre. Davon mal abgesehen ist das handwerklich sehr gute Musik mit einem Gespür für gute Melodien und bei "Pisse" oder "Cocktailbar" wurde auch fleißig mitgegrölt.
Aurora | Großschot
Wow, was für eine Stimme, was für eine Frau! "Running with the wolves" dürfte wohl jedem seit dem TV-Spot ein Begriff sein, doch die Norwegerin bietet deutlich mehr als nur das: Fliegende Wechsel zwischen Balladen, treibenden Beats und klassischen Pop-Songs, dazu eine beeindruckende Stimme - besonders beeindruckend, wenn man dazu eine zierliche, schüchtern wirkende junge Frau auf der Bühne sieht. Gefiel mir gut!
OK KID | Vorschot
Eine Band, die ich quasi seit ihrem ersten Album vor mittlerweile schon fünf Jahren sehr aufmerksam verfolge und es in all der Zeit nie zu einem Auftritt geschafft habe – dafür entschädigte der auf dem Dockville sehr für die lange Wartezeit. Mit der neuen (und erst zweiten) LP wagen sich die gebürtigen Gießener deutlich mehr in die gesellschaftskritische Richtung und lieferten einen bombastischen Auftritt ab, mit einer tollen Setlist, mit sympathischen Aussagen und einem gelungenen Feature-Gast (Megaloh).
Bilderbuch | Vorschot
Vor knapp einem Jahr (leider) bei Rock im Park verpasst, holte ich nun auch mal die Wiener nach und bin beeindruckt, wie sehr ein unglaublich extrovertierter Sänger mit so einem Wienerisch eine durchaus überschaubare Songanzahl (bisher erst ein Album) zu einem einstündigen Erlebnis machen kann. Auch wenn es Lieder wie „OM“ oder „Maschin“ vielleicht nicht vermuten lassen, aber die Masse war begeistert. Für den Samstag war das in der Dunkelheit ein wirklich würdiger Abschluss, auch wenn es für uns danach noch weiter ins Butterland ging, wo Haiyiti einmal mehr unter Beweis stellte, wieso ich Cloudrap rein gar nichts abgewinnen kann. Deswegen verliere ich hier mal keine weiteren Worte darüber.
Waving The Guns | Butterland
Nachdem wir tatsächlich unsere Begleitung vom Samstag auf dem Weg zum Festivalgelände wiedergetroffen hatten, ging es für unser erstes Konzert des Tages ins Butterland, wo wir sogar das Baumhaus für uns ergattern konnten – hieß, kein Moshpit, dafür aber exzellente Sicht auf eine für mich unglaublich talentierte Hip-Hop-Crew aus Rostock. Waving The Guns machen einen sehr intellektuell geprägten antifaschistischen Rap, der technisch vermutlich zum allerbesten gehört, dafür aber mit Authentizität und Haltung glänzt. Eine starke Setlist und ein Dauerfeature von Pöbel MC sorgten somit für einen starken Auftritt – Minuspunkte gibt es für die Ansagen, die trotz 1-2 Bier sehr an eine Soziologie-Vorlesung erinnerten.
Egotronic | Butterland
Obwohl Torsun mit Sicherheit seit Jahren zu meiner Playlist gehört, musste ich bis 2016 auf ein Live-Erlebnis warten und bin im Nachhinein doch ein wenig enttäuscht: Klar, die Klassiker wie „Rannte der Sonne hinterher“ oder „Lustprinzip“ kamen gut an, aber ein sichtlich angetrunkener Torsun macht die eh schon nicht sonderlich ausgefallenen Texte nicht besser. Somit werde ich Egotronic auf meiner To-Do-Liste ohne größere Begeisterung abhaken und auf einen besseren Auftritt in Zukunft hoffen.
Frittenbude | Großschot
Den Audiolith-Nachmittag (der übrigens noch einen kleinen Schnack mit dem Labelgründer beinhaltete) rundeten dann die Elektropunker von Frittenbude ab. Nachdem diese bei meinem letzten Konzert von ihnen einen eher mäßigen Eindruck hinterlassen hatten, wurde dieser nun wieder nach oben korrigiert: Diesmal ein sehr durchdachtes Set mit vielen Highlights (insbesondere das Bratze-Cover) und einer coolen Crowd, der es allerdings ein bisschen an Textkenntnis mangelte. Aber wenn man nach einer Stunde glücklich mit blauen Flecken und außer Puste sich aus dem Pit quält, sagt das doch alles über ein Konzert.
KIZ | Großschot
Was soll ich sagen? KIZ betrunken machen keinen Spaß! Wenn Maxim sich den Großteil der Zeit auf dem Panzer-Bühnenbild räkelt und seine Lines vor sich hin nuschelt, Nico sich vom Publikum dauernd Kippen schnorrt und Tarek noch versucht, alles irgendwie zu retten, ist man irgendwann auch sehr genervt. Dazu kam noch, dass es im vorderen Wellenbrecher unglaublich eng wurde und sich im Laufe des Auftritts die Platzangst doch sehr verstärkte. Nach dem Hurricane hatte ich mir von den vier Berlinern ein wenig mehr erhofft und vermutlich wären Kakkmaddafakka auf der Vorschot die bessere Wahl gewesen.
Danach ging es auch schon wieder Richtung Zuhause und das Dockville 2016 war für mich und meinen Bruder schon Geschichte – allerdings hat das Festivalgelände und die allgemeine Aufmachung gehörig Eindruck hinterlassen, so dass ich ihm wohl im nächsten Jahr nochmal einen Besuch abstatten werde.
Up Next: Bastille (Max-Schmeling-Halle, Berlin), Feine Sahne Fischfilet (Columbiahalle, Berlin), Montreal (Lido, Berlin), Waving The Guns (SO36, Berlin), Annenmaykantereit (Erlangen), Two Door Cinema Club (Columbiahalle, Berlin), Antilopen Gang (Huxleys, Berlin), Broilers (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
Geändert von Brokkoli (17.11.2016 um 13:53 Uhr)
ralf (17.11.2016)
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