Als ich im Büro ankomme, merke ich sofort, dass irgendetwas nicht stimmt. Rolf ist etwas unruhig, Markus Babbel meidet meinen Blick.
Rolf Fringer: "Hallo Jana, schön, dass du direkt gekommen bist. Wir haben etwas zu besprechen. Markus, habt ihr euch schon bekannt gemacht?"
Markus Babbel: "Ja, gestern vor dem Spiel. Aber wir haben nichts gemacht."
Jana Menzel: "Wie...wir haben nichts gemacht? Rolf, was ist denn los? Kann mich vielleicht mal einer einweihen?"

Rolf antwortet nicht direkt, sondern holt eine Ausgabe der Zeitung "Blick" hervor, sowas wie die schweizerische BILD. Er schlägt eine bestimmte Seit auf und präsentiert mir die Überschrift...dort steht in großen Buchstaben: "Markus Babbel holt sich Co-Trainerin ins Team - Bleibt es bei einer beruflichen Beziehung?" Ich bin kurz sprachlos. Ich gebe zu, die Berichterstattung in der Schweiz gehörte nicht zum meinen du Bereichen, über die ich mich groß kundig gemacht habe. Aber das ist schon...

JM: "...krass."
RF: "Ja, krass. Und mal wieder das übliche Niveau dieses Schmierblattes. Was dem Ganzen noch die Krone aufsetzt, ist, dass sie dir deine fachlichen Qualitäten absprechen, bevor du auch nur eine Chance hattest, es allen zu beweisen."
JM: "Jetzt kann ich verstehen, warum sie so distanziert waren, Herr Babbel. Sind sie nicht verheiratet?"
MB: "Ja, das bin ich. Und deshalb geht mir diese Berichterstattung ziemliche nahe, wenn sie verstehen...du verstehst."
JM: "Natürlich. Ich bin nicht weniger schockiert. Waren Sie...warst du deshalb so abweisend gestern?"
MB: "Ja, ich wusste nicht, ob irgendwo einer diese Fotografen rumlungert, der dann einen unpassenden Schnappschuss macht. Die Öffentlichkeit war etwas belastend gestern."
So offentlich arbeiten Presse-Fotografen selten
Quelle: prazzi.de
RF:"Da hattet ihr ja keinen tollen Start, das tut mir leid. Wir werden natürlich als Verein gegen diese Berichterstattung protestieren, nicht hochoffiziell, um dem Blatt nicht noch mehr Munition zu geben. Ihr solltet auch überlegen, ob ihr rechtliche Schritte einleiten möchtet."
JM: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass du Recht hast...also das es alles mehr aufgebauscht wird, wenn ich jetzt ein Fass aufmache."
MB: "Davon bin ich auch überzeugt, dass sähe wie ein Beweis für ihre These aus. Ich bin sehr sauer, werde aber die Füße still halten."
RF: "Ok, dann sind wir da auf einer Linie. Wir müssen nun seriös weiterarbeiten. Das heißt für euch vorerst: Nicht allzu viel Kontakt. Meidet verfängliche Situationen. Wenn ihr was besprechen müsst, tut es im Beisein von anderen. Auf dem Trainingsplatz. Auf der Bank. Aber nicht zusammen im Büro oder so."
MB: "Gut, dass wir als Trainer nicht sooo oft im Büro rumhängen. Ich arbeite sowieso lieber auf dem Platz."
JM: "Und was ist, wenn ich oder einer von uns auf einen Reporter trifft?"
RF: "Dann sagt ihr kein Wort. Weitergehen, ignorieren. Dann wirkt ihr vielleicht nicht äußerst sympathisch, schützt aber euch selber."
JM und MB: "Alles klar."
MB: "Jana, es tut mir leid wegen gestern. Ich hoffe, die Beobachtung des Spieles hat dir trotzdem auch Spaß gemacht und du hast dir wichtige Fakten notiert."
JM: "Das ist schon vergessen, ich verstehe, warum du nicht begeistert warst. Das Spiel war sehr gut, ich freue mich unheimlich, auf der Bank zu sitzen und die Atmospähre mitzubekommen. Notizen habe ich mir gemacht, ich hoffe, dass es auch irgendeinen Wert hat, ich wusste ja nicht, um wen es geht."
MB: "Hehe, ich habe schon gemerkt, dass du Elvedi und Sow besonders beobachtet hast. Vielleicht ging es aber auch weniger um wen, sondern um was. Ich habe dir gestern noch eine E-Mail geschickt, die kannst du ja mal aufrufen, wenn du gleich Zeit hast. Um 10 Uhr treffen wir uns dann auf dem Trainingsplatz, mal sehen, was du so drauf hast."
Findet Markus Babbel seine gute Laune wieder?
Quelle: sport1.de
JM: "Da bin ich mal gespannt, was mich da erwartet. Ich freue mich schon sehr."
MB: "Nichts für ungut wegen gestern, das war einfach ein bescheidener Start."
JM: "Kein Thema, ich weiß ja jetzt, warum es so wahr und damit kann ich umgehen."
RF: "Schön, schön. Dann seht zu, dass ihr sauber und unverbindlich bleibt, immerhin ist das hier Arbeit und kein Vergnügen. Wir sehen uns, ich halte euch auf dem Laufenden wegen der Zeitungssache..."

...zurück vor meinem Laptop, lehne ich mich erstmal in meinem Stuhl zurück und schließe die Augen. Was war das denn bitte? Willkommen in der Welt des Profifussballs, Jana. Bevor ich auch nur ein Taktik studiert, auch nur ein Trainig geleitet habe, bin ich schon im Fokus. Ein gewisses Unwohlsein steigt in mir auf...erreich solche Nachrichten auf Deutschland? Erfahren meine Eltern das aus der Zeitung? So, jetzt aber mal langsam, beruhige dich erstmal. Du bist hier zu arbeiten, nicht zu grübeln. Vielleicht sollte ich mir Markus Mail mal anschauen...

von: markus.babbel@fcl.ch
an: jana.menzel@fcl.ch
Betreff: Beobachtung Testspiel
Hallo Frau Menzel,
da wir noch nicht festgelegt haben, ob wir uns siezen oder duzen, wähle ich mal die förmliche Variante.
In dem Spiel gestern ging es weniger um einen bestimmten Spieler, sondern vielmehr um das System der Gladbacher. Natürlich sind Sow und Elvedi für uns nicht uninteressant, aber darum kümmern sich dann erstmal unsere Scouts.
Zum System:
Gladbach hat mal wieder ein 4-2-2-2 praktiziert, wie schon in der Vorsaison. Dieses System finde ich auf für unsere Jungs interessant. Ihre Aufstellung wurde automatisch mit meinem Programm synchronisiert, ich finde den Ansatz durchaus interessant, allerdings eher auswärts oder gegen starke Gegner. Mein Vorstellung sieht wie folgt aus:
Sie haben ja bereits bemerkt, dass wir auf den Außen nicht allzu üppig besetzt sind, vielleicht auch mal ein Ansatzpunkt für zukünftige Transfers. Vorerst müssen wir so auskommen. Die Zentrale besetzen die passsicheren Freuler und Brandenburger, Jantscher und Hyka werden wohl am Start sein, auch wenn Fandrich gute Anlagen hat. Und vorne führt momentan sowieso kein Weg an unseren beiden Topmännern vorbei. Sie können sich ja mal Gedanken machen, wir sprechen dann später während des Trainings.
Gruß,
Markus Babbel |
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