0

Tops |
Erhalten: 51 Vergeben: 2 |
Esbjerg fB war im Vergleich zu den Gegnern der Vorwochen zugegebenermaßen ein eher leichtes Unterfangen, doch dennoch sollten wir die Gäste aus der Hafenstadt keineswegs unterschätzen. Ich hatte mir vorgenommen, heute im 4-2-3-1-System antreten zu lassen und einen Sieg zu erringen, der hauptsächlich auf Aktionsfußball und nicht auf Reaktionsfußball basierte. An der Startelf nahm ich nur eine Änderung vor, Damborg kam für Thomsen zurück in die Startelf. In nächster Zeit müsste ich mich aber wohl mal damit außeinandersetzen, mehr zu rotieren – immerhin hatte ich in bisher 3 Pflichtspielen ganze 12 Spieler in der Startelf gehabt und eingewechselt ebenfalls nur 3 weitere verschiedene Spieler. Doch die Mannschaft gab mir auch keinen wirklichen Grund für personelle Wechsel, dachte ich mir, während ich ein letztes Mal die Spieler musterte, ehe der Referee das Spiel anpfiff.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Justesen, Egholm, Bøge – Thygesen, Danborg – Hvilsom, Antipas, Bersang – Böðvarsson
Aufstellung Esbjerg fB: Dúbravka – Knudsen, Jacobsen, Stenderup, Laursen – Lekven, Lucena – Lyng, Larsson – Söder, van Buren
Wie zu erwarten, agierte Esbjerg mit Doppelspitze und ließ uns im Mittelfeld viel Platz zum Bespielen, ohne aber in der Hintermannschaft großartig Lücken zu offenbaren. Wie ausrechenbar manch ein Trainer doch ist, dachte ich mir und hatte es im Gefühl, dass das heute nicht schief gehen konnte. Hvilsom und Bersang standen im Angriff fast schon wie Flügelstürmer, sehr hoch und breit und zogen die Abwehr so auseinander. Im Zentrum bewegte sich Böðvarsson sehr viel und brachte unruhe in die Abwehrkette, während sich Antipas und Thygesen mit unseren weit aufrückenden Außenverteidigern den Ball zuspielten. Dann schlug die eigens für dieses Spiel eingeübte Flügelfalle das erste Mal zu: Tjørnelund hinterlief Hvilsom und verharrte kurz hinter diesem, während der Flügelstürmer sich ins Zentrum orientierte. Tjørnelund ließ sich wieder zurückfallen und lockte Laursen ein paar Meter aus der Abwehrkette heraus, der Ball wurde von Antipas hoch und weit in den freien Raum dahinter gespielt, und ehe der Außenverteidiger es mitbekommen hatte, war Mads Hvilsom auf und davon, tauchte frei vor Martin Dúbravka auf und schob dem Slovenischen Nationaltorwart den Ball duch die Hosenträger. Keine fünf Minuten später fiel der Außenverteidiger Esbjergs auf den gleichen Trick erneut herein: Diesmal lockte Jón Böðvarsson ihn mit einem Antritt in die eigene Hälfte aus der Abwehrkette, bekam den Ball und verschaffte sich mit einer Körpertäuschung Platz. Er spielte den Ball hoch nach vorne und Hvilsom ließ sich auch diesmal die Chance nicht entgehen und schob zum 2:0 für uns ein. Zwei-Tore-Führung nach einer guten Viertelstunde, das war ein durchaus gelungener Start ins Spiel. In der Folge rückte Esbjerg dann etwas nach und versuchte wohl, selber ein wenig die Kontrolle zu übernehmen – lief aber ins sprichwörtliche offene Messer: Hvilsom schickte Antipas über den linken Flügel, der Simbabwer ließ Jacobsen aussteigen und chippte den Ball dann halbhoch vor den Kasten – wo Dúbravka und Stenderup kurze Verständigungsprobleme hatten, Böðvarsson sagte Danke und schob den Ball mühelos ins Tor. Dieser Moment änderte einiges im Spiel: Esbjerg ging nicht mehr auf den Anschlusstreffer, sondern schien lediglich das Ergebnis im Rahmen halten zu wollen. Keine schlechte Idee, hatten sie bislang doch immerhin ganze 38% Ballbesitz und einen einzigen Schuss vorzuweisen. Auch wir nahmen das Tempo zum Ende des ersten Durchgangs etwas raus, einen Aufreger gab es aber dennoch: Böðvarsson wurde nach einem herhaften Sprint über den linken Flügel kurz vor dem Strafraum brutal von Jonas Knudsen gelegt, doch der Verteidiger kam mit einer gelben Karte davon – was die Fans mit Pfiffen quittierten, denn der isländische Stürmer wurde bis zur Pause am Rand behandelt.
Jón Böðvarsson - der Mann der ersten Halbzeit
„Und Jón, geht’s wieder?“ fragte ich meinen Mittelstürmer in der Kabine besorgt. Der Offensivspieler hatte ein Kühlpack auf dem lädierten Knöchel und Biss die Zähne zusammen, nickte aber.
„Sicher?“ fragte ich nochmal. Jón stand auf und humpelte los, wollte seinen Knöchel anscheinend selber testen – und sog nach der ersten Belastung des Fußes pfeifend Luft ein und setzte sich wieder.
„Ich denke nicht...“ gab er resigniert zurück und schlug wütend mit der Hand gegen die Wand.
„Ok. Dann beginnt Mikkel in Halbzeit zwei im Sturmzentrum, ansonsten sieht das wirklich sehr sehr gut aus bislang. 3:0 und die trauen sich garnichts mehr, spielt einfach weiter wie bisher, bleibt konzentriert, und dann haben wir die im Sack!“ feuerte ich meine Spieler nochmal an, ehe ich in Einzelgesprächen nochmal kleine Justierungen vornahm.
Der zweite Durchgang war spielerisch dann ungleich uninteressanter als der erste. Esbjerg fand keinen Weg ins Spiel, während sich unsere Angriffe durch Beckmann als vertikaleren und robusteren Stürmer sehr veränderten und mehr über Außen gingen. Doch wenn der Ball mal gefährlich ins Zentrum kam, brannte es stets lichterloh im Esbjerger Strafraum. Beckmann selbst hatte zwei gute Szenen, ein drittes Mal legte er mustergültig für den inzwischen eingewechselten Nygaard auf, der das Leder an die Latte setzte. Das 4:0 fiel dann nicht zufällig aus einer altbewährten Kombination: Antipas schickte Mads Hvilsom, der sich gegen Lucena durchsetzte und den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck schlenzte. Esjberg ergab sich seinem Schicksal, mit den Auswechslungen von Larsson und Lekven wurden zwei der wohl stärksten Spieler im Kader frühzeitig aus dem Spiel genommen. Ich dagegen hatte bei meinem letzten Wechsel nur geringfügig Entscheidungsfreiheit: Der gelbverwarnte Egholm stand nahe an einer Ampelkarte und so verhalf ich durch meinen letzten Wechsel dem jungen Innenverteidiger Østergaard zu seinem Saisondebüt. Der hochgewachsene Däne war dann auch noch am 5:0 mehr oder minder beteiligt: Eine Ecke von Antipas wurde vor den Strafraum geklärt, wo Østergaard den Ball behaupten und ein Foul ziehen konnte. Den fälligen Freistoß verwandelte Thygesen zum 5:0, was dann auch der Endstand der Partie sein sollte. Lediglich die Mitteilung der medizinischen Abteilung nach dem Spiel schlug da aufs Gemüt: Circa einen Monat würde Jón Böðvarsson mit einer schweren Knöchelprellung ausfallen, so die Prognose. Damit würde der Isländer die nächsten beiden Spiele definitiv verpassen und erst nach der Länderspielpause und damit frühestens zum siebten Spieltag wieder zum Kader gehören.
Quincy Antipas und Mads Hvilsom entschieden das Spiel
Quellen: Böðvarsson, Antipas/Hvilsom
Lesezeichen