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23.09.2014
Ein kurzer Blick auf die Uhr: 06:32 Uhr! Ich drehe mich nochmal um und drücke mir das Kissen ins Gesicht. Viel zu früh! Mein Radiowecker spielt "Tik Tok" von Kesha. "Wake Up In The Morning Feeling Like P.Diddy..." Genau so geht es mir! Ich schlender ins Bad, höre schon wie Mum unten das Frühstück vorbereitet. Gerade als ich unter der Dusche stehe, hämmert es gegen die Tür. "Mach auf, Max!" kreischt Jenny, meine ältere Schwester. "Ich denk' ja gar nicht dran..." rufe ich zurück, während ich meine Haare mit Shampoo einschmiere. "Man, Max! Ich komme zu spät zur Schule und ich muss mich noch schminken..." "Nicht mein Problem!" antworte ich trocken und seife mich weiter ein. "Jenny will sich schön für Tommy machen..." höre ich meine kleine Schwester Lilly singend ihre ältere Schwester hänseln. Ich muss grinsen. Familienalltag.
Ich heiße Maximilian Klotz, bin 17 Jahre alt und lebe mit meiner Familie im baden-württembergischen Oftersheim, nicht weit von Heidelberg entfernt. Mein Dad arbeitet als Musikproduzent in Heidelberg und ist ein alter Rocker mit extremem Hang zum Sarkasmus. Eigentlich sind wir es, die unseren Dad erziehen müssen – nicht anders rum! Meine Ma arbeitet halbtags als Bibliothekarin in der Universität Heidelberg. Beide verdienen nicht schlecht, sodass wir uns dieses schöne Einfamilienhaus am Gemeinderand leisten können. Ein Nachteil an diesem Haus gibt es allerdings: Es hat nur ein Badezimmer!
"Manno, Max! Jetzt lass mich sofort rein", kreischt Jenny vor der Badezimmertür. Jenny ist meine ältere Schwester. Sie ist 19 Jahre alt und eine echte Diva. Meine Freunde finden sie alle verdammt heiß! Ich kann das nicht verstehen. Sie denkt, nur weil sie älter ist als ich, könnte sie mich bevormunden. Sie hat immer irgendwelche Typen am Start und geht aufs Gymnasium, genau so wie ich. Auch das kann ich nicht verstehen! Ich halte sie für nicht so clever. Dennoch bringt sie regelmäßig gute Noten nach Hause. Die Welt ist unfair.
Dann wäre da noch Lilly, meine kleine Schwester. Sie ist 12 und die Personifikation von Frech. Papas kleine Prinzessin tanzt ihren Geschwistern regelmäßig auf der Nase herum. Jenny und Ich müssen zudem seit ein paar Wochen noch mehr Leiden – denn Lilly ist nun ebenfalls auf unserer Schule und lässt keine Gelegenheit aus, uns jetzt sogar noch auf dem Pausenhof zu nerven. "Manchmal würde ich ihr gerne einfach mal vor den Kopf treten", sagte Jenny letztens zu mir. Radikal. Aber die Vorstellung gefiel mir. Vor allem nach letzter Woche. Am Donnerstag stand ich mit meinen Jungs vor der Sporthalle und wartete auf unseren Sportlehrer Herr Jansen. Auch der Rest der Klasse war anwesend, allen voran auch Paula Krämer. Mein Schwarm. Seit der fünften Klasse stehe ich auf Paula. Ihr dunkelblondes knielanges Haar, ihre strahlenden blauen Augen, dazu ihr schüchternes Lächeln und ihr sexy Body. Ein Traum! Wir standen also da und Herr Jansen marschierte in schnellem Schritt an uns vorbei und ging vor. Als ich an der Hallentür ankam, sah ich Lilly auf mich zu kommen. "Hi, Lil", erwiderte ich kurz – ich bin ja schließlich kein Unmensch. Und was machte dieses Biest? Haute mir aus dem Nichts völlig unerwartet direkt in die Kronjuwelen. "Das ist dafür, dass du mir meine Fruit Loops heute Morgen aufgegessen hast", brüllte sie. Ihre – nicht weniger hinterlistigen – Freundinnen kreischten und jubelten. Ich lief rot an und merkte, wie die Klasse ebenfalls in Lachen ausbrach. Auch Paula, die sich ein Kichern nicht verkneifen konnte. Peinlich.
Nunja, auf jeden Fall hat Lilly dafür schon gebüßt. Am selben Nachmittag jagte ich sie durchs Haus und bestrafte sie am Ende mit 15 Ohrläppchen-Klatschern. Immerhin. Nunja, und dann wäre da noch Flo. Mein älterer Bruder. Flo ist 24 und studiert an der Universität irgendwas mit Business Management blabla... fragt mich nicht! Flo ist cool. Zu cool. Er ist zwar mein großer Bruder, doch so richtig beachten tut er mich eigentlich nur selten. Er wirkt manchmal ziemlich arrogant, jedoch auch extrem selbstbewusst und sympathisch. "Mister Unerreichbar" nennen ihn die Freundinnen von Jenny, die alle auf ihn stehen. Flo könnte alle Mädels haben – will er aber nicht! Der Grund ist ganz einfach: Nein, Flo ist nicht schwul! Flo hat seit 4 Jahren bereits eine Freundin. Carla ist ein super tolles Mädchen, 21 Jahre alt und holt Flo öfters mal von seinem hohen Ross runter. Ich verstehe nicht, wie Carla es mit diesem Schnösel aushält. Naja... Gegensätze ziehen sich an! Wie ihr also seht, sind wir eine ganz normale Familie, wie sie wahrscheinlich jeder kennt.
"Gib mir mal die Milch", sagt Flo, ohne mir einen Blick zu schenken. Wortlos gebe ich ihm das Tetra Pak. "Floooo...?" fragt Lilly, die direkt neben ihrem ältesten Bruder saß. "Ja, Lil?" antwortete er, ohne jedoch den Blick aus der Zeitung zu wenden, in welcher er den Wirtschaftsteil laß. "Kannst du Carla nochmal fragen, ob sie das Kartenspiel von letztens mitbringt, wenn sie bald her kommt?" "Na klar, Lil! Das macht sie bestimmt...", antwortete Flo trocken. "Achja, was hast du nur ein Glück mit deiner Carla", sagte Mum, während sie am Herd weiter Spiegeleier wendete. "Kommt ihr eigentlich zu Max' Geburtstagsfeier am Wochenende?" "Du feierst?" fragte Flo mich. Ich blickte auf. "Kommt doch eh keiner", sagte Jenny zickig. "Halt die Klappe...", sagte ich und verpasste ihr einen Stoß in die Rippen. "Keine Ahnung...", murmelte ich. "Wenn ja, dann wird es langsam mal Zeit, dass du die Planung voran treibst, Max!" sagte meine Ma und zischte kurz danach ein leises "*******", weil ihr ein Eigelb in der Pfanne zerlief. Ich brachte nur ein "Mhm..." heruas und stocherte weiter in meinen weichen Haferflocken herum, die in meiner Milch schwommen (An die Fruit Loops traute ich mich nicht mehr ran). Frühstücksgespräche wie man sie kennt. Irgendwie nichtssagend.
Ma und Flo verließen gemeinsam die Wohnung und fuhren zusammen in Flos Alfa Romeo zur Uni. Während Lilly noch ihre Stifte zusammenpackte, wartete ich unterdessen mit Jenny in ihrem Renault Micra. Mum und Dad haben ihn ihr zu ihrem 18.Geburtstag geschenkt. Auch Flo hat seinen ersten Flitzer mit 18 von unseren Eltern bekommen. Nur ich werde diese Tradition wahrscheinlich nicht weiter ausführen – ich hab bisher irgendwie noch nicht die große Lust dazu gehabt, mich mit dem Thema Führerschein zu beschäftigen. Ich bin relativ sportlich und erreiche eigentlich alle meine Ziele immer mit dem Fahrrad. Die Haustür ging auf, Lilly kam herausgerannt. Hinter ihr stand Dad, der wohl gerade aufgestanden war. Er hat echt ein chilliges Leben und kann ziemlich oft von zu Hause aus arbeiten. Er winkte uns kurz zu und zeigte mir dann an, dass ich doch noch schnell das Fenster runterkurbeln solle. "Was gibts Dad?" fragte ich. "Heute Abend steht Fußball an. Bist du nach dem Training da?" fragte er. "Ja Logo...", sagte ich. Mein Dad und ich schauten eigentlich immer zusammen Fußball, meistens lud er noch irgendwelche Freunde ein. Unser Hobbykeller war auf Fußball ausgerichtet. Neben dem Rundlos-Sorglos-Sky-Paket, standen ein Tischkicker, drei gemütliche Riesensofas und ein – immer mit Bier gefüllter – Kühlschrank im Raum. Fußball war meine Leidenschaft. Und mein Verein konnte nur einer sein: Nein, nicht der VfB. Und auch Karlsruhe, Freiburg oder Hoffenheim nicht. Mein Herz schlug schon immer für den SV Sandhausen.
P.Diddy
Panorama
Geändert von SpeedyGonzales (24.09.2014 um 12:55 Uhr)
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