„Also, wir haben uns darauf die ganze Woche über vorbereitet. Das Stadion ist ausverkauft, da sind 7.500 Zuschauer draußen und werden uns anfeuern! Brøndby wird ein harter Gegner, wenn man sich den Kader mal anguckt. Agger, Kahlenberg, Szymanowski, Elmander... Das sind Spieler mit hoher Qualität. Aber hey, deren Topspieler sind alle über 30 – und dann wird man langsam. Versucht immer wieder in Tempodribblings zu kommen, dann knacken wir die heute!“ feuerte ich meine Spieler vor Anpfiff noch ein letztes Mal an. Im Vergleich zum Spiel gegen SönderjyskE hatte ich den Spielerkader unverändert gelassen, lediglich die Positionen etwas verschoben: Quincy Antipas würde weiter links spielen und dafür unserem Außenverteidiger Tjørnelund mehr Offensivraum einräumen, Hvilsom würde dafür eher zentral orientiert als hängende Spitze auflaufen. Ich hoffte, die offensive Ausrichtung würde uns nicht zum Verhängnis, während ich mit Lars aus der Kabine zu den recht armselig wirkenden Trainerbänken ging.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Justesen, Egholm, Bøge – Thygesen, Danborg – Antipas, Bersang – Böðvarsson, Hvilsom
Aufstellung Brøndby IF: Hradecky – Durmisi, Agger, Dumic, Larsson – Nørgaard, Kahlenberg, Hasani – Szymanowski, Elmander, Rashani
Unter tosendem Applaus der 7.500 Zuschauer begann das Spiel mit Anstoß für uns. Die Mannschaft setzte die taktischen Vorgaben zu Beginn sehr gut um und ließ den technisch starken Gästen zunächst kaum Platz für ihr Kurzpassspiel, was die Fans mit Szenenapplaus für ein besonders gelungenes Tackling von Danborg quittierten. Jedoch war die Mannschaft mir offensiv noch zu zaghaft, weshalb ich mir der Reihe nach jeden einzelnen der vier Offensivspieler zum Dialog an die Bank holte – mit Erfolg. Quincy Antipas kam nach einem Doppelpass mit dem aufgerückten Thygesen zum Abschluss und ließ das Gebälk erzittern, doch die Chance war noch nicht vorbei. Böðvarsson holte den Abpraller und vollstreckte eiskalt zur Führung. Die Gäste wirkten wie in Schockstarre, und wir nutzten die Gunst der Stunde und erhöhten auf 2:0: Nach einem Ballverlust von Nørgaard an der Mittellinie schaltete Thygesen am schnellsten und schlug den Ball diagonal auf Hvilsom, der Daniel Agger entlief und eiskalt in die flache untere Ecke abschloss. Brøndby erholte sich vor der Pause nichtmehr, und wir legten so sogar noch den dritten Treffer nach – und das Stadion wurde trotz der nicht gerade Stimmungsbildenden Bauweise zum Tollhaus. Diesmal Glänzte Quincy Antipas, der von Mads Hvilson kurz vor dem Strafraum bedient wurde, sich um Dario Dumic drehte und den Ball in die lange Ecke schlenzte.
Nach dem Seitenwechsel kam es dann noch zum nächsten Treffer: Antipas flankte von der linken Seite halbhoch in den Sechzehner, wo Böðvarsson einen Schritt schneller war als Daniel Agger und im Flug eingrätschte. Die Fans feierten die Spieler ausgiebig und würdigten jeden angekommenen Pass, jeden gewonnenen Zweikampf mit Applaus – und natürlich gab es auch Sonderapplaus, als ich kurz vor dem Ende nacheinander Böðvarsson, Antipas und Hvilsom vom Rasen nahm mit Beckmann, Christensen und Nygaard noch ein paar Minuten schenkte. Das die Gäste kurz vor dem Ende durch Teemu Pukki dann noch das 4:1 erzielen konnten, änderte an der ausgelassenen Stimmung nichts mehr – und an den langen Gesichtern auf Seiten von Brøndby nach dem Abpfiff ebensowenig.
Doch für Jubel blieb nach dem Abend keine Zeit, denn mit dem FC Kopenhagen kam nächste Woche ein wirklich harter Gegner auf uns zu – der dänische Rekordmeister und das auch noch auswärts. Dennoch erachtete ich nach der Trainingswoche auch ob des 4:1-Sieges über Brøndby nur eine Änderung am Kader für nötig: Im defensiven Zentrum brachte ich Martin Thomsen für Jonas Damborg – ich erhoffte mir vom agileren Thomsen mehr Wirkung gegen die Temporeiche Kopenhagener Offensive um Nicolai Jørgensen, Bashkim Kadrii und Rurí Gíslasson.
Aufstellung FC Kopenhagen: Andersen – Augustinsson, Nilsson, Zanka, Høgli – Poulsen, Delaney – Kadrii, Gíslason – Jørgensen, Cornelius
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Justesen, Egholm, Bøge – Thygesen, M. Thomsen – Antipas, Bersang – Böðvarsson, Hvilsom
Das Spiel gegen den Meisterschaftsfavoriten lief genauso ab, wie es sich jeder hier im Stadion vorgestellt hatte: Kopenhagen dominierte die Partie, ließ den Ball laufen und kam vereinzelt zu Chancen durch Andreas Cornelius (7') und Bashkim Kadrii (24'). Doch zur Halbzeitpause stand weiterhin die Null auf beiden Seiten und ich reagierte und brachte mit Beckmann für Böðvarsson einen neuen Stürmer. Die Marschroute für den zweiten Durchgang lautete, sich nicht länger zu verstecken und selber das Spiel zu spielen, was auch zunächst sehr gut klappte: Thygesen und Antipas spielten einen Doppelpass vor dem Strafraum, doch der Schuss des Afrikaners zischte vorbei. Für den heute ansonsten aber nach wie vor sehr blassen Quincy Antipas brachte ich dann mit Nygaard noch mal eine neue Option für die Offensive – und diesmal sollte es fruchten: Nygaard spielte Bersang auf Rechtsaußen frei, der junge Flügelspieler flankte hoch auf Beckmann und der wuchtete das Leder per Kopf ins Tor. Danach wechselte ich defensiv, nahm Mads Hvilsom runter und brachte mit Damborg einen defensivstarken Akteur, doch die individuelle Klasse Kopenhagens schien am Ende zu hoch zu sein: Cornelius bediente den eingewechselten Sigurdarsson, der aus kurzer Distanz zum verdienten Ausgleich einschoss. Und Kopenhagen drängte in den Schlussminuten immer mehr auf den Sieg, wollte sich mit einem Remis nicht zufrieden geben – und wurde bitter bestraft. Nach einer schwachen Ecke von Bashkim Kadrii nahm Jesper Tjørnelund den Ball mit und ging ab. Angefeuert von unserem Gästeblock trieb er das Leder bis weit in die gegnerische Hälfte, ließ Per Nilsson stehen und schoss den Ball eiskalt in die untere linke Torecke – und mitten ins Kopenhagener Herz. In den letzten Minuten der Nachspielzeit warf der Gastgeber dann wirklich alles nach vorne, doch Jeper Rask hielt gegen Cornelius zweimal den Sieg fest – und wir waren nach drei Spieltagen ohne Punktverlust Tabellenführer!
Quellen: Agger, Beckmann
|