Peking 2008 - Diego ist der lachende Dritte
Eurosport - Do 07.Aug. 17:24:00 2008
Für Werders Spielmacher Diego hat sich alles zum Besten gewendet: Er darf in Peking bleiben und sich seinen Traum von
Olympia erfüllen - obwohl die Bremer vom Internationalen Sportgerichtshof Recht bekamen. Der "Fall Diego" zeigt einmal mehr die Ohnmacht der Vereine gegenüber ihren Topspielern.
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Diego hatte gut lachen. Als sein Teamkollege Hernandes kurz vor Spielende noch den Siegtreffer gegen die belgische Mannschaft erzielte, freute sich Diego ausgelassen mit dem Torschützen und feierte den gelungenen Start der Brasilianer ins olympische Turnier.
Und der Grund für die besonders gute Laune Diegos lag auf der Hand, denn trotz aller Querelen der letzten Wochen zwischen ihm und seinem Arbeitgeber Werder Bremen war doch noch alles in seinem Sinne gelaufen: Diego hatte seinen Willen durchgesetzt und sich seinen Traum von einer Teilnahme in Peking erfüllt.
"Fühlen uns als Gewinner"
Im gut 7600 Kilometer entfernten Bremen war die Stimmung dagegen alles andere als euphorisch, auch wenn sich die Verantwortlichen alle Mühe gaben, gute Miene zum bitteren Spiel zu machen. Denn eigentlich hatte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) Werder Bremen am Vortag Recht gegeben. Sie müssten ihren Spieler nicht für Peking abstellen, hieß es. Aber das Urteil nützt den Hanseaten wenig, denn notgedrungen lassen sie Diego das Turnier doch spielen: "Es macht sportlich gesehen überhaupt keinen Sinn, ihn jetzt zurückzuholen", erklärte Sportdirektor Klaus Allofs.
Ihr wichtigster Akteur hatte bereits fast die komplette Vorbereitung inklusive der meisten Testspiele verpasst, und Werder wird noch weitere drei Wochen zum Saisonauftakt auf Diego verzichten. "Natürlich hätten wir ihn lieber hier. Aber sind jetzt auch ohne ihn zurechtgekommen. Wir fühlen uns den Spielern gegenüber nicht ohnmächtig, wir fühlen uns als Gewinner. Wir haben gezeigt, dass man so mit uns nicht umspringen kann und mit dem Urteil haben wir etwas bewegt", betonte Allofs.
Brasilianer sollen Versicherungsschutz tragen
Doch dieser Sieg bewegt wohl erst zukünftig etwas, ad hoc steht Werder trotzdem ohne Diego da. Entscheidend war für die Vereinsverantwortlichen in erster Linie, dass sie Recht bekommen und sich damit finanziell absichern. "Wir haben Diego mitteilen lassen, dass sein Verbleib in Peking an Bedingungen geknüpft ist", erklärte Allofs weiter: "Wir wollen sicher gehen, dass für den Fall einer Verletzung Diegos Werder Bremen keinen finanziellen Schaden hat. Es soll einen angemessenen Versicherungsschutz für die Spieler geben, die der brasilianische Verband tragen muss."
Dagegen stünden laut Allofs eine Abstellungsgebühr oder die Übernahme des Gehaltes für die Zeit von Diegos Abwesenheit "nicht ganz oben auf unserer Prioritätenliste". Gänzlich auszuschließen ist dieser Schritt späterhin jedoch nicht, allerdings muss Werder bereits um den Versicherungsschutz bangen: "Es hat vom brasilianischen Verband bisher keine Reaktion auf unsere Bedingungen geben, das ist wirklich keine Art und Weise des Umgangs. Aber das ist auch nicht das erste Mal. Doch die FIFA hat uns signalisiert, dass unsere Bedingungen erfüllt würden", fügte Allofs hinzu.
Auch Schalke sauer auf "Arroganz der Brasilianer"
Ähnliche Erfahrungen machte auch Schalke 04, denen das CAS ebenfalls Recht gegeben hatte und in Bezug auf ihren Verteidiger Rafinha ebenfalls keine Antwort des brasilianischen Verbandes erhielten: "Ich finde es unmöglich, mit welcher Arroganz die Brasilianer uns behandeln. Da können sie noch zehnmal Weltmeister werden, das tut man nicht. Das ist auch eine Frage des Respekts. Das Gleiche gilt für den Präsidenten der FIFA. Auch er hätte mal eine Niederlage eingestehen können", schimpfte Manager Andreas Müller über Joseph Blatter.
Für Werder geht es nur noch darum, sich finanziell abzusichern, gesiegt hat trotz der Niederlage vor Gericht aber Diego. Dass
Dusko Tosic, der als zweiter Bremer Profi in Peking weilt, seine Rückkehr ankündigte, wird Werder wenig trösten. Denn ebenso wie bei der serbischen Nationalmannschaft wird der Defensivmann in Bremen wieder auf der Bank Platz nehmen. Der Verzicht auf Diego schmerzt sie dagegen, mehr noch seit sich sein Ersatzmann Aaron Hunt im Testspiel gegen Sofia am Zeh verletzte und im DFB-Pokal gegen Eintracht Nordhorn wohlmöglich ausfällt. Nach lachen ist den Bremern derzeit wirklich nicht zumute.
Aus Bremen berichtet Petra Philippsen / Eurosport