Cern
Urknallmaschine mit Rekordenergie
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19. März 2010
Drei Wochen nach der Inbetriebnahme hat der neue Teilchenbeschleuniger und Speicherring des europäischen Zentrums für Elementarteilchenphysik, Cern, bei Genf ein wichtiges Etappenziel erreicht. Seit diesem Freitag kreisen im „Large Hadron Collider“ (LHC) Wasserstoffkerne auf gegenläufige Bahnen mit einer Energie von 3,5 Billionen Elektronenvolt (Teraelektronenvolt, TeV), wie das Cern mitteilte. Damit hat die 27 Kilometer lange Urknallmaschine die Hälfte seiner maximal möglichen Energie erreicht. Zum Vergleich: Die Elektronen einer Elektronenröhre eines Fernsehgerätes werden auf maximal 20.000 Elektronenvolt beschleunigt.
Urknall-Simulator
Der LHC hat nun auch seine bisherigen Bestmarke um fast das Dreifache übertroffen: Im November vergangenen Jahres waren die beiden Strahlen mit jeweils 1,18 TeV umgelaufen. Danach hat man den Beschleuniger in einer zweieinhalb Monate währenden Winterpause aufgrüstet. In den kommenden Tagen will man nun die beiden Protonenstrahlen mit je 3,5 TeV zusammenführen und an vier Stellen mit einer Schwerpunktsenergie von sieben TeV kollidieren lassen. Mit den Kollisionen sollen Bedingungen wie kurz nach dem Urknall simuliert werden. Die Wissenschaftler des Cern hoffen damit, bislang unbekannte Teilchen zu erzeugen und neue Einblicke in die Entstehung des Universums zu erhalten.
Neuer Rekord für 2012 geplant
Die Kollisionsenergie soll der LHC bis zum im Herbst 2011 nicht überschreiten. Danach wird der LHC abermals aufgerüstet. Von Frühjahr 2012 an sollen im „Large Hadron Collider“ zwei Protonenstrahlen mit jeweils sieben TeV umlaufen. Bei der Kollision würden dann 14 TeV freigesetzt. Die Physiker sind aber schon jetzt in einen Energiebereich vorgedrungen, den kein Teilchenbeschleuniger jemals vorher erreicht hat.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19.3.2010