Nach dem Sieg im Vorbereitungsturnier war die Stimmung im Team gut, Lukas Podolski blödelte herum, Wesley machte gute Miene zum bösen Spiel, dass er sich öfters nur auf der Bank fand, schien ihm so überhaupt nicht zu gefallen, Alexandre und ich tauschten uns aus, als ich noch jünger war, war es eines meiner Idole, kaum vorstellbar, mit ihm in einem Team zu spielen, Kevin hing die ganze Zeit nur am Telefon und vermisste seine Familie und Burak genoss seinen Status und ließ sich im Flugzeug bedienen. Kurzum, es war Party angesagt im Flieger und wir hielten diesen Moment fest, um uns auch vor dem Saisonstart noch an unsere Stärken und Tugenden erinnern zu können. Über den Sommer hinaus gab es in Istanbul nicht viele Veränderungen, Alexandre und ich waren neu hinzugekommen, doch nach kurzen Anlaufschwierigkeiten schien es richtig gut zu laufen, genau dazu sollte dieses Turnier auch dienen. Es war ein sonniger Dienstagabend, als wir am späten Nachmittag am Flughafen landeten und ich werde nie vergessen, dass man aufgrund der blutroten Sonne denken hätte können, es hätte uns hier ins Puff verschlagen. Unser Coach gab uns für den Rest der Woche als Belohnung frei, was mir ganz gelegen kam, denn schließlich lag unser Zeug in der neuen Wohnung nur so herum, verpackt in Kartons und Schachteln, dazu wollte ich die Wohnung ohnehin noch ein wenig umgestalten. Ioana empfing mich herzlich, als ich nach Hause kam, jedoch veränderte sich ihr Gesichtsausdruck rasch, als Burak hinter mir ebenfalls zur Türe hereinkam, ich hatte ihn noch schnell zu mir eingeladen, als Dank dafür, dass er uns so rasch eine tolle Wohnung beschafft hatte. Ich zeigte ihm unsere, also meine Ideen, die er sich interessiert anhörte und sich auch einbrachte.
'Meinst du nicht, dass die Couch hier besser hinpassen würde, Sorin?' Ich griff mir ans Kinn und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ohne lange zu zögern nahm ich ein Ende, Burak meine Geste verstehend das andere und wir hieften das schwere Ding quer durch den Raum, ohne dabei aufzupassen, dass in einem der Kartons eine Glasschüssel verpackt war, über die wir stolperten. Durch das Klirren aufgescheucht stauchte uns Ioana zurecht, dass wir doch besser aufpassen sollten und ihre wertvolle Schüssel zerstört hätten.
'Schatz, ist doch kein Ding, wir schauen morgen einfach nach einer neuen!' meinte ich nur nebenbei, die Couch immer noch in den Händen, ohne sie dabei anzusehen. Dass das linke Eck dabei um ein paar Zentimeter an der vorstehenden Wand anstand, ließ unseren Plan platzen, die schöne Nische zwischen Kamin und Fernseher zu füllen. Burak griff sich nun auch ans Kinn und meinte, ob wir das Regal da brauchen würden, oder es woanders auch hinstellen könnten. Ich wollte mich gerade an Ioana wenden, da es hauptsächlich ihre Sachen waren, die da drinnen lagen, doch die stapfte soeben wütend aus dem Haus, knallte dir Tür hinter sich zu und fuhr mit dem Auto davon.
'Hieß das nun nein?' blickte mich Burak fragend an. Ich zuckte mit den Schultern.
Zweimal versuchte ich, nachdem meine Freundin nun schon eine halbe Stunde weg war und ich dachte, sie hätte sich abgeregt, sie anzurufen, doch beim ersten Mal hob sie nicht ab und beim zweiten Mal ging gleich die Mailbox ran. Ich hinterließ ihr eine Nachricht, dass ich das kindisch von ihr fand, wegen der Schüssel so ein Theater vor Burak zu machen und sie solle doch wieder nachhause kommen. Währenddessen hatte sich Burak seiner Jacke schon entledigt und rückte allerlei Sachen zurecht, er schien da scheinbar eine Ahnung zu haben.
'Bitte sag nicht, du hängst deine Schuhe nach der Saison an den Nagel und wirst Möbelpacker!' zog ich ihn scherzhaft auf. Während ich mit Ioana telefoniert, bzw. mit ihrer Mailbox Selbstgespräche geführt hatte, hatte Burak auf ein zerknittertes Blatt Papier eine Skizze des Raumes und der Einrichtung gekritzelt, die er mir vor die Nase hielt. Ich begutachtete die Skizze von allen Seiten und nickte nur ein
'das ist genial, das machen wir so!' zu ihm hin. Das Regal hatten wir mittlerweile schon entfernt und den kleinen Wandvorsprung weggestemmt, damit die Couch in die Nische passen würde. Zwar sah es auf dem Boden nun aus, wie auf einer Baustelle, doch das würden wir ja noch beseitigen. Wir machten vorerst alles andere fertig, was im Endeffekt wirklich großartig aussah und wir waren stolz auf unsere Arbeit. Es war schon kurz nach 23 Uhr, als sich Burak verabschiedete und ich mich herzlich für die Hilfe bedankte.
Am nächsten Morgen wachte ich früh durch die einfallenden Sonnenstrahlen auf, das Bett neben mir war leer, doch ich konnte sehen, dass es benutzt war. Halb verschlafen rief ich nach Ioana, doch ein Zettel auf dem Kopfpolster gab mir rasch Antwort:
Zum einen war ich glücklich darüber, dass ich scheinbar nur im falschen Moment das falsche gesagt habe, denn ich schien mich zu erinnern, dass die Schüssel von ihrer Mutter gewesen ist, andererseits fühlte ich mich nun schlecht deshalb. Ich machte mich langsam fertigte, frühstückte und machte mich dann auf den Weg in den Baumarkt, um zwei Uhr wollte Burak wieder hier sein und mir bei den weiteren Arbeiten helfen. Ich nahm einiges an Baumaterial, Farbe und Holz mit, schließlich wollte ich auch noch etwas in den anderen Zimmern verbessern und suchte auch noch nach einem modischen Podium, welches mit schon von weitem in die Augen stach. Ich hatte ein gutes Gefühl, dass das auch Ioana gefallen würde, jetzt bräuchte ich nur noch entweder einen verdammt guten Restaurator, oder einen Antiquitätenhändler.
Zuhause schaffte ich erstmal das ganze Material ins Haus und bedeckte alle Einrichtungen mit Plastik, damit sie keine Farbspritzer abbekommen würden. Ich hatte mich im Wohnraum für ein dezentes helles blau entschieden, die derzeitige weiße Holzbekleidung sagte mir nicht sonderlich zu. Ich musste allerdings leider recht schnell feststellen, dass die Holzverkleidung herunter zu bekommen wohl den Rahmen gesprengt hätte, so entschied ich mich, das ganze einfach nur in einer anderen Farbe anzustreichen. Ich konnte noch schnell die kaputte Schüssel begutachten, zum Glück war sie nicht allzu schwer beschädigt, ich hatte die Hoffnung, dass das ein guter Restaurator wieder hinbekommen würde. Mittlerweile war auch Burak eingetroffen, er hatte uns zum Glück etwas zum Essen mitgebracht, Hähnchen und Bratkartoffeln, wenn unser Coach das sehen würde, dürften wir wohl direkt im Anschluss wieder in die Kraftkammer. Ich teilte Burak während dem Essen meine weiteren Überlegungen mit und er meinte, ob das denn nicht gehen würde, den Spalt zwischen den Holzverkleidungen mit Fugenmasse zu füllen. Zum Glück hatte ich so etwas auch dabei, da ich im Schlafzimmer eine Reihe Fließen anbringen wollte, also versuchte ich es gleich, und es funktionierte tatäschlich. Letztendlich hatten wir eine fast glatte Wand, man sah zwar noch das Muster vom Holz, doch farblich würde das sicherlich toll aussehen.
Die nächsten Tage liefen richtig gut, ich war erstaunt, dass sich Burak einfach so anbat und mir half, dadurch waren wir bereits am Freitag am Abend mit allem fertig, alleine hätte ich sicherlich drei bis vier Wochen gebraucht. Wir klatschten ab und gönnten uns zur Feier über die gelungene Arbeit einen Schuss Raki. Morgen würde ich noch die Schüssel vom Restaurator abholen, dass wäre das hier ein komplett neues Heim, wenn Ioana wieder heimkommen würde. Es war seltsam, den Abend ganz alleine zu verbringen. blöderweise gab es an diesem Freitag nicht einmal irgendein Fußballspiel zu sehen, sodass ich durch die Kanäle zappte, aber schon recht bald einschlief.
Am nächsten Tag riss mich das Klingeln des Telefons aus dem Schlaf, es war kurz nach 9 Uhr und ich blickte auf das Display, welches mir eine mir unbekannte Nummer zeigte.
'Ja bitte? Sorin hier.' meldete ich mich.
'Guten Tag, sind sie Sorin Alin Tătă, ...... Tataru......'
'Tătărușanu! Ja, der bin ich, wer spricht denn bitte?'
'Guten Tag! Acibadem International Hospital hier, wir müssen ihnen mitteilen, dass Ioana Ghancea einen schweren Autounfall hatte und mit dem Notarzt bei uns eingeliefert wurde! Ihr Zustand ist kritisch!'
Mir fiel in diesem Moment beinahe das Telefon aus der Hand, spürte ein kurzen heftigen Stich im Brustbereich, bevor ich wieder klar denken konnte, meldete sich erneut die Stimme am Telefon:
'Sind sie mit der Person verwandt, oder gibt es andere Verwandte hier in Istanbul, wir haben nur ihre Telefonnummer bei ihr gefunden!'
'Ja, jeeeeeiiiinnn, ich bin ihr Freund!' brachte ich mit Mühe heraus, 'wie sagten sie nochmal heißt das Spital?'
'Acibadem International Hosptial! Intensivstation, wenn sie aber nicht mit der Person verwandt sind, darf ich sie nicht......'
Ich wusste, was danach kommen würde, doch in diesem Moment hatte ich nur einen Gedanken! Ich musste so schnell wie möglich zu meiner Freundin!
Quellen: Wohnzimmer, Spital
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