Oh, sehr alter Thread. Habe mich in den letzten Wochen auch (endlich wieder) einigen Büchern gewidmet:

Der Steppenwolf (Hesse) - ein Roman, der nahezu perfekt eine Lebens- und Sinnkrise analysiert und dennoch die Kraft gibt, dass es möglich ist, sich zu verändern und neuen Mut zu schöpfen. Wobei ich das Ende eher verwirrend und nicht zwingend für plausibel hielt - 68er Hippies werden es mir verdenken.

Schloss Gripsholm (Tucholsky) - bin einfach großer Tucholsky-Fan, mich begeistert der lapidare, nüchterne und trotzdem stets pointierte Erzählstil. Die Novelle ist natürlich eine zeitlose Liebesgeschichte mit überraschend vielen modernen Elementen.

Dialektik der Aufklärung (Adorno) - das Standardwerk der Frankfurter Schule: Sehr schwer zu lesen, zum Großteil sehr schwer verständlich. Die philosophischen Grundgedanken sind alle plausibel, aber selten einfach und präzise dargelegt. Bei der Neuaufarbeitung der Odyssee war es durchaus hilfreich, das griechische Original zu kennen, sonst hätte ich die Lektüre da schon abgebrochen.

To Kill A Mockingbird (Lee) - die Kontroverse, die mit diesem Werk verbunden wird, kann ich wenig nachvollziehen: Ein Roman, der an einem Einzelschicksal den rassistischen Alltag im Alabama der dreißiger Jahre wiedergibt. Sehr eindringlich und plastisch geschrieben, ohne zu sehr eine Trennung in Gut und Böse vorzunehmen. Allerdings fällt auch hier das Ende gegenüber dem Anfang deutlich ab.

The World According To Garp (Irving) - mein absoluter Lieblingsautor. Wie üblich eine Story, die geprägt wird von starken Frauenfiguren, nüchtern erzählten Wendungen, viel Körperlichkeit und einem in sich zerrissenen Protagonisten, der (wie ebenfalls üblich) selbst Schriftsteller ist. Was ebenfalls typisch ist: Die erzählte Zeitspanne ist sehr lang, gleicht nahezu einer Biographie, legt aber sehr den Fokus auf einschneidende Momente. Würde behaupten, das beste Werk von Irving - kenne allerdings die Neusten nicht.