Ein glücklicher Weltmeister, ein fairer Verlierer und ein an Dramatik nicht zu übertreffendes Rennen bildeten den mehr als würdigen Abschluss einer spannenden Formel-1-Saison. sportal.de blickt noch einmal zurück und stellt Ihnen die Tops und Flops, sowie die schönsten Kuriositäten des abgelaufenen Jahres vor.
"Ich bin total fertig. Das war so verdammt eng", gab Lewis Hamilton nachdem er die Ziellinie überquert hatte an seine Crew über Funk durch und konnte sich noch gar nicht recht freuen. So erschöpft - körperlich, aber vor allem auch psychisch - hat man noch keinen Weltmeister zuvor gehört. Der erste WM-Titel für die Silberpfeile seit 1999 war hart erkämpft und Hamilton hat diese Saison großartiges Geleistet, womit wir auch schon zu unserem ersten Top kommen.


Hamilton mit allen Wassern gewaschen

Bei der Siegerehrung glänzten Schweiß, Regen, Champagner und Tränen auf dem Gesicht des neuen Weltmeisters und diese Mixtur kann durchaus als Metapher für die Saison des mit 23 Jahren, 9 Monaten und 26 Tagen jüngsten F1-Champions aller Zeiten herhalten. Nachdem der Brite die WM im Vorjahr im letzten Rennen verlor, hat Hamilton diese Saison hart an sich gearbeitet und sich vor allem taktisch, aber auch fahrerisch verbessert.
Dass er kein Schönwetter-Fahrer ist, zeigte Hamilton bei seinen Siegen in Monaco und Silverstone. Auch beim Chaos-Rennen von Spa, als er wegen seines Überholmanövers auf regennasser Fahrbahn kurz vor Rennende bestraft wurde und von Platz eins auf drei rutschte, zeigt, dass der 23-Jährige auch auf rutschigem Untergrund bestens zurechtkommt.
Der Champagner steht für seine fünf Saisonsiege - einer mehr als im Vorjahr, aber auch einer weniger als Felipe Massa. Und die Tränen? Nun, die seien ihm angesichts der mehr als schwierigen Saison gegönnt. Der Druck, Weltmeister zu werden, war angesichts seines Vorsprungs enorm. Hinzu kamen die Strafen von Spa und Fuji, die Massa kurz vor Saisonende immer näher an ihn herankommen ließen. Höhepunkt der Anspannung war natürlich die letzte Runde in Sao Paulo, als er beinahe den Titel verloren hätte.


Der Aufsteiger der Saison

Neben der Freude in England über den ersten britischen Weltmeister seit Damon Hill im Jahr 1996 hat die Saison 2008, was die Fahrer angeht, aber auch aus deutscher Sicht viel Grund zur Freude geboten. Mit dem Sieg von Sebastian Vettel in Italien, den guten Resultaten von Nico Rosberg in Singapur und Melbourne und dem zweiten Platz von Timo Glock in Ungarn standen gleich drei deutsche Piloten auf dem Treppchen, von denen man es nicht unbedingt erwartet hatte.
Besonders die Leistungen von Vettel in seinem Toro Rosso-Boliden sind außergewöhnlich und machen ihn zum Aufsteiger des Jahres. Nach einem katastrophalen Saisonstart mit vier Ausfällen in Folge steigerte sich Vettel kontinuierlich und krönte seine Saison mit Pole und Sieg in Monza. Aber auch danach mischte er kräftig weiter mit im Kampf um die vorderen Positionen und konnte sich diese Saison zudem im Qualifying zehn Mal in den Top 10 platzieren.


Der Verlierer der Saison

So bitter das unverschuldete Aus in seinem letzten GP auch war, muss man konstatieren, dass David Coulthard diese Saison doch ziemlich enttäuscht hat. Im Vorjahr noch Zehnter, landete der Schotte diesmal mit mageren acht Zählern auf dem Konto auf Platz 16. Dabei lag sein Abschneiden kaum an der Unzuverlässigkeit seines Wagens.
Vettel fiel im Zweit-Team von Red Bull ein Mal öfter aus und holte 27 Punkte mehr als Coulthard und auch sein Teamkollege landete mit 21 Saisonpunkten deutlich vor dem 37-Jährigen. Sein dritter Platz beim GP von Kanada ist nur eines von zwei Rennen, bei denen Coulthard punktete und in Montreal profitierte er zudem von zahlreichen Ausfällen.


Der Boxenstopp der Saison

Hätte man bei Ferrari beim Singapur-GP ein wenig mehr acht gegeben, wäre jetzt wohl Felipe Massa Weltmeister. Doch alle Theorie ist grau und lange darüber zu hadern sinnlos und so bleibt für die Scuderia nur die "Ehre", den spektakulärsten Boxenstopp des Jahres abgeliefert zu haben. Beim Nacht-GP in Singapur verzichtete man auf die altbewährten Lollies um einen Fahrer nach dem Stopp zurück auf die Strecke zu schicken und installierte eine Ampel.
Doch diese schaltete vorzeitig auf Grün und so fuhr der zu diesem Zeitpunkt in Führung liegende Massa zu früh los und riss einen Teil der Tankanlage mit sich. Die Crew reagierte zwar schnell, doch es dauerte seine Zeit, bis sie den enteilten Brasilianer eingeholt hatten und ihn von dem eingeklemmten Tankrüssel befreit hatten.


Die beste Strecke der Saison

Jeder Fahrer - und jeder Fan - hat natürlich seine Vorlieben, was den Austragungsort eines Rennens angeht, doch der neu eingeführte Singapur-GP begeisterte Piloten und Zuschauer gleichermaßen. Allein schon die gespenstische Flutlicht-Atmosphäre brachte viel Flair. Dazu kommt noch die erleuchtete Skyline der asiatischen Metropole und die Tatsache, dass Singapur ein Stadtkurs ist, auf dem man auch mal überholen kann. Neben dem dramatischen Rennverlauf mit der frühen Safetycar-Phase machen diese Faktoren den Singapur-GP zu einem ganz besonderen Rennen.


Das Überholmanöver der Saison

Eigentlich sind es dieses Jahr drei Überholmanöver, die man hervorheben muss. Zum einen ist da natürlich das Manöver von Hamilton gegen Kimi Räikkönen beim GP von Belgien, als Hamilton den Finnen nach einem versuchten Überholmanöver mit anschließendem Ausflug über die Wiese wieder vorbeiließ, sich aber so dicht hinter den Ferrari quetschte, dass er Räikkönen eine Kurve später wieder überholte. Die nachträglich verhängte Zeitstrafe warf den Briten von Platz eins auf Rang drei zurück.
Mehr Glück hatte Hamilton da beim Saisonfinale in Sao Paulo, als er den bei Regen auf Rillenreifen fahrenden Timo Glock 400 Meter vor dem Ziel noch überholte und sich so den fast schon verlorenen Weltmeister-Titel holte. Das war das wohl wichtigste Überholmanöver seiner Karriere. Negativ fiel dagegen der Überholvorgang von Felipe Massa gegen seinen Teamkollegen beim GP von China auf, als Räikkönen plötzlich langsam wurde, Massa vorbei ging und sich somit wichtige Punkte im Kampf um die WM sicherte.


Die sinnloseste FIA-Regel

Damit wären wir dann auch schon bei unserem abschließenden Punkt, denn das von der FIA eingeführte Verbot der Team-Order stellte sich auch in diesem Jahr als sinnloseste Regel aller Zeiten heraus. Nach dem GP von Österreich im Jahr 2002 eingeführt, als Rubens Barrichello kurz vor der Ziellinie abbremste, um Michael Schumacher vorbeizulassen, hat das Verbot nicht dazu geführt, dass die Teams von dieser taktischen Maßnahme abgelassen haben.
Vielmehr führte die Regel dazu, dass sich die Rennställe neue Wege einfallen ließen, das für sie taktisch beste Rennergebnis zu erzielen. Hinterher werden immer fadenscheinige Begründungen vorgebracht, die die Fans nur noch mehr aufregen, weil alle ohnehin wissen, was Sache war. Die F1 ist nunmal ein Teamsport und das sollte die FIA auch endlich einmal zugeben.


Philipp Lindenberg


Quelle:www.sportal.de