Alles war angerichtet für den West Ham United Football Club im Juli 2016. Ein starker 7.Platz in der Premier League berechtigte zur Teilnahme an der Europa League-Qualifikation, in der man Anfang August nur noch den rumänischen Underdog von Astra Giurgiu ausschalten musste. Der Umzug vom altehrwürdigen Upton Park ins hochmoderne London Stadion stand kurz bevor und mit Dimitri Payet hatte man einen der heißesten Spieler Europas langfristig an sich gebunden. Alles war bereit für eine Saison, die sich die Fans der Hammers so lange ersehnt hatten. Der Trainer, das Team, das Stadion und die Unterstützung der Fans, alles schien dieser Tage in London zu passen. Aber es sollte alles ganz anders kommen ...
Spätes aus in der rumänischen Provinz
Konnte man NK Domzale in der 2.Qualifikationsrunde der Europa League noch locker ausschalten, so sollte der rumänische Vertreter Astra Giurgiu das Ende aller Europa-Träume bedeuten. Sensationell flogen die Hammers gegen den rumänischen Provinz-Club raus und man belohnte sich so nicht für die starke Premier League Saison. Nicht nur für die Fans und den Trainer ein Schock. Auch einige Spieler des Clubs wollten sich ein weiteres Jahr ohne internationalen Auftritt nicht antun. Die Stars fingen an sich mit Angeboten anderer Vereine zu beschäftigen.
Fehlstart und Flucht
Das Europa-Aus hinterließ Spuren. Fünf Niederlagen in den ersten sechs Saisonspielen brachten die Hammers direkt in die Abstiegsregionen der BPL. West Ham United lieferte grade im neuen London Stadion furchtbare Leistungen ab und verlor gegen Mannschaften wie Bournemouth und Watford deutlich. Beim Star des Teams wurde der Fluchtgedanke immer konkreter. Dimitri Payet, in der Vorsaison mit 21 Scorerpunkten in der Liga maßgeblich am Erfolg beteiligt, erzwang seinen Wechsel zu Olympique Marseille.

Der eigenwillige Franzose weigerte sich nach dem vierten Spieltag weiter für die Hammers zu spielen. Die folgenden Tage wurden zur Zerreißprobe für den ganzen Verein. Man war sich uneinig, ob man den Franzosen auf die Tribüne verbannen, oder nach Marseille ziehen lassen sollte. Am Ende kam es zum Unmut großer Teile der Vereinsführung zum Verkauf. Payet ging und hinterließ eine klaffende Lücke im Kreativzentrum der Hammers. Erst spät in der Saison schaffte es der Verein sich so zu stabilisieren, dass man rechtzeitig den Klassenerhalt schaffte. Aber unterm Strich blieb eine völlig verkorkste Saison in London.
Heimat verloren! Eine neue (noch) nicht gefunden.
Hört man sich bei den treuen Fans der Hammers um, so ist aber beileibe nicht Payet der Grund für die miese Saison. Der alteingesessenen Anhängerschaft ist vor allem der Wechsel vom Upton Park, welches 112 Jahre die Heimat der Hammers war, ins London Stadium ein Dorn im Auge. Nur fünf Kilometer Luftlinie liegen zwischen den Spielorten und doch scheint das hochmoderne London Stadium in einer völlig anderen Welt zu stehen. Im Stadtteil Stratford, inmitten des Olympiaparks mit seinen weitläufigen Wiesen, adäquat arrangierten Spazierwegen und Kanalläufen sowie einem großen Kinderspielplatz gelegen, erinnert hier nichts an die Umgebung, in der sich der englische Fussballfan wohl fühlt. Keine engen Straßen, keine urigen Pubs, keine alten Fabriken, die die Arbeitsstätten der Zuschauer bilden. Die Fans, selbst die Treuesten, kommen mittlerweile mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und trinken ihre Pins in der nahegelegenen Einkaufsmeile - englische Fußballromantik ade.
Fans nicht vereint - Stimmung schlecht
Noch schlimmer für die alteingesessenen West Ham Fans aber ist der Fantourismus, der mit dem London Stadium einherging. Das neue Stadion bietet rund 25.000 mehr Sitzplätze als der Upton Park. Aufgefüllt werden diese durch Zuschauer, die wohl selten oder nie den Upton Park zu sehen bekommen haben. Fantouristen - wie sie von den alten Fans genannt werden.

Ein hippes Stadion in London, ein Team welches gute Chancen hat die Big 6 anzugreifen und mit Dimitri Payet einen echten Star im Team. Viele Gründe für Jedermann sich in Zukunft ins Stadion zu begeben und ein Event zu genießen. Das Problem nur, dass hier die Familie, die ein Event sucht, auf die stolzen Hammerfans trifft, die auf Sitzplätze und Etikette einen feuchten Dreck geben und stehend ihr Team nach vorne schreien wollen. Verschiedenere Auffassungen eines gelungenen Fußballnachmittags kann es nicht geben. Welten prallten aufeinander. Die ganze Saison fand man keinen gemeinsamen Nenner unter den Fans was zum Leidwesen der Stimmung im London Stadium ging. Das Stadion, funktionell ein ein reines Leichtathletik-Stadion, machte schließlich genau diesen Eindruck. Die Atmosphäre war schlecht und die Truppe von Slaven Bilic tat ihr Übriges dazu. Nur 25 von 57 möglichen Punkten konnten in der (neuen Heimat) geholt werden. Wahrlich kein stimmungssteigerndes Element. Der ehrliche Arbeiterklub saß mit den unzufriedenen Fans aus der Arbeiterschicht, sowie den neuen, auch unzufriedenen, Fans aus der Oberschicht zusammen in seiner High-Tech-Arena und fühlte sich alles – nur nicht heimisch.
Nur Ergebnisse können Abhilfe schaffen
Alles kann wachsen! Auch die Liebe der Fans zur neuen Heimat und der Zusammenhalt untereinander. Aber schlußendlich kann nur das Team von Slaven Bilic diese Liebe mit gutem Fußball entfachen. Denn der englische Fan liebt nur eines mehr als seine Pins und dem Schwelgen in alten Traditionen und Erinnerungen - ehrlichen Fußball!
Wegweisende Saison mit großen Investitionen
Im Juli 2017 steht West Ham United vor einer wegweisenden Saison. Es gilt die alten Fans wieder zu gewinnen. Die neuen Fans mitzunehmen. Alle zu vereinen. Sie mit guten Leistungen zu begeistern und das Feuer des Upton Parks ins London Stadium zu übertragen.
Die soll weiterhin unter der Führung von Slaven Bilic geschehen. Der Kroate gilt nach der
letzten Saison als angeschlagen. Einige Klubfunktionäre hätten wohl lieber mit einem neuen
Mann einen Neustart gewünscht. Doch die Klubführung hält am Kroaten fest und schickt ihn
auf Einkaufstour. Mit einem Budget von rund 70 Millionen Euro soll Bilic die Hammers wieder
an die Big 6 heranführen, die Fans vereinen und das Londom Stadium zur Festung machen.

An diesem Punkt startet meine diesjährige Story:
West Ham United
Heimatlos im Mittelmaß!
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