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Okay, können wir uns darauf einigen: Du hast eine gewisse politische Position, die ich persönlich (ohne dazu vollkommen qualifiziert zu sein), als konservativ-traditionell bezeichnen würde. Das ist ein vollkommen legitimer Standpunkt, den etliche Menschen in diesem Land und auch auf der ganzen Erde vertreten. Den teile ich selbst zwar nicht, muss ihn aber als Teil des politischen Diskurses akzeptieren. Auf der anderen Seite stehen hier User, die alle selbst eine gewisse politische Position vertreten - das reicht von mir (ideologiekritisch bzw. klassisch antideutsch) über traditionelle SPD-Wähler bis hin zu CSU-Unterstützern. Wir alle haben unterschiediche Prägungen, sind unterschiedlich alt, haben unterschiedlichste Erfahrungen und Erlebnisse gesammelt, die alle zu unseren aktuellen Überzeugungen geführt haben. Letztlich ein Spiegelbild der Gesellschaft. Da gibt es natürlich Reibereien und nicht alle werden sich auf einen gemeinsamen Konsens einigen können. Aber was wir alle können (sollten), ist, eine ordentliche Diskussionskultur zu pflegen.
Hier geht es um den Austausch von Argumenten, nicht von persönlichen Fehden. Es geht nicht darum, Meinungen an den Pranger zu stellen, sondern sie kontrovers zu diskutieren. Allerdings disqualifiziert man sich selbst von einem solchen Diskurs, wenn man wesentliche "Regeln" eines solchen nicht einhält: Dazu zählt es, die andere Meinung nicht zu diffamieren, sondern sie als solche zu akzeptieren und Gegenargumente vorzulegen. Dazu zählt es auch, nicht persönlich zu werden, sondern zu versuchen, sachlich auf die Argumente des anderen einzugehen. Und ganz konkret gehört es auch dazu, eine gewisse Selbstkritik vorzunehmen - "sind meine Quellen wirklich seriös und vertrauensvoll?", "hat der andere nicht vielleicht doch Recht?", "liefere ich für meine Behauptungen Belege und kann ich diese auch untermauern?", etc.
Und insbesondere hier in einem Forum gehört ein gesundes Maß an Medienkompetenz dazu: Keine Zeitung, kein TV-Sender, keine Radiostation ist wirklich neutral, das muss er aber auch nicht sein. Hierbei geht es um Seriösität & journalistische Standards - egal, wie sehr man da von "Lügenpresse" o.ä. schreien mag, die Qualitätskontrolle in einer Vollredaktion mit all ihren Instanzen und Nachbereitungen ist deutlich höher zu bewerten als die eines wie auch immer gearteten Blogs. Dementsprechend dreimal würde ich darüber nachdenken, die "Recherchen" eines Blogs/einer Facebook-Seite/eines Youtube-Kanals einem handwerklich ordentlichen und mehrfach geprüften Artikel eines Qualitätsmediums vorzuziehen. Über Begrifflichkeiten können wir hier gerne diskutieren, aber in diesem einzigen Fall weiß ich tatsächlich, wovon ich rede.
Desweiteren geht es auch darum, halbwegs objektiv einordnen zu können, wo sich ein Medium selbst in der politischen Landschaft sieht - die tatsächliche Positionierung ist dann meist Bestandteil ausgiebiger Forschungsdebatten, aber um zu erkennen, dass z.B. die "Junge Freiheit" eine neu-rechte, stramm konservative Publikation ist und die "taz" eine von linken und grünen Ideen beeinflusste Zeitung ist, bedarf es keiner umfassenden Forschung. Deswegen z.B. auch meine abwertende Aussage bezüglich Udo Ulfkotte, bei dem es nur einer kurzen Wikipedia-Recherche benötigt, um seine Meinungen als "rechtspopulistisch, islamfeindlich sowie verschwörungstheoretisch" bewerten zu können.
Und zuletzt würde ich mir eine differenzierteren Umgang mit Begrifflichkeiten wünschen: Hey TC, wenn du mich zum Beispiel als "marxistisch-lenistisch" bezeichnen willst, dann liegst du damit halt einfach falsch. Lenin find ich kacke, Marx dagegen ganz nice. Allerdings nerven mich die meisten Marxisten, also darfst du mich gerne als Kommunisten (oder als Antideutschen, das schließt sich nicht gegenseitig aus) bezeichnen, damit kann ich leben. Und auch im Umgang mit dem Islam sollten vielleicht weniger pauschalisierende Begriffe gewählt werden, das sind nunmal wirklich nicht alle Islamisten - um das einzusehen, muss man kein Experte sein. Auch "Einheitsparteien" gibt es gerade nicht, da können wir gerne von einem demokratischen Stillstand oder von Defiziten in der politischen Grundstruktur der BRD reden, die eine so zersplitterte Parteienlandschaft wie aktuell leider/zum Glück zulässt - von einem Zustand wie in der DDR oder anderen Diktaturen ist die BRD aber weit entfernt.
Hiermit will ich auch keine ordentliche Diskussion unterbinden, würde mich einfach nur über eine dem Forum und den Beteiligten angemessene Diskurskultur freuen.
Geändert von Brokkoli (12.09.2017 um 22:55 Uhr)
Steve-0 (13.09.2017)
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