Es war ein ganz normaler Sonntagnachmittag. Werder Bremen bestreitet in Englands Landeshauptstadt seine Generalprobe bei West Ham United. Im Boley Ground im Londoner East End gewannen die Bremer schließlich mit 1:2. Doch vielmehr beeindruckte die englischen Fußballliebhaber der mitgereiste Bremer Anhang. Knapp 300 waren es und die setzten dann ein neues Lied an, nämlich den Oasis-Klassiker „Wonderwall“. In England verbreitete es sich wie ein Lauffeuer, das Lob für die Bremer war riesig, doch keiner ahnte, dass das der Anfang vom Ende war.
Die Saison begann, das Transferfenster schloss und bei Werder sah es nicht wirklich gut aus. Es kamen Gerüchte auf über eine mögliche Pizarro-Rückkehr und sofort verbreitete sich im Internet eine Bremer Fanwelle unter dem Begriff „Verhandlungsmasse“. Es wurden ihm besonders kreative Angebote gemacht, falls er wieder nach Bremen kommt. So dürften alle Mitglieder der Familie in Bremer Schwimmbädern vom Beckenrand springen – ungestraft! Er dürfte als fünftes Mitglied auf die Bremer Stadtmusikanten. Oder jedes 24. Kind in Bremen wird Claudio genannt, unabhängig vom Geschlecht! Am Ende kam er, auch ein Stück weit wegen der überragenden Fans, denen die Ideen nicht auszugehen schienen. Als er um kurz vor Mitternacht in Bremen landete, waren bereits hunderte Bremer vor Ort und empfingen ihn frenetisch. Jeder Nicht-Pizarro der aus dem Flieger kam wurde sofort ausgebuht, machten den Spaß mit. Im Spiel gegen Hoffenheim feierte Pizarro seine Rückkehr und bereitete sofort das 1:2 durch Ujah in der Schlussminute vor! Am Ende siegten die Bremer sogar 1:3.
Jener Pizarro sorgte für ein Highlight im Laufe der Saison, denn vor allem in der Rückrunde wurde er zur Grün-Weißen Lebensversicherung. Er knackte den Rekord von Marco Bode und wurde im Spiel gegen Hannover 96 endgültig zur Vereinslegende, zum besten Torschützen den der Verein jemals innehatte. Freude bereitete neben Pizzaro aber auch der DFB-Pokal. Dort warf man überraschend Leverkusen und Mönchengladbach raus, spielte sich bis in das Halbfinale, wo man durch eine starke Leistung ein offenes Spiel bot. Kurzzeitig hatte man die Münchner am Rande des Abgrunds, doch der Schiedsrichter entschied schließlich das Spiel zu Gunsten des späteren Titelträgers.
All das stand über einer wirklich schwachen Liga-Saison. Dort geriet man immer mehr in den Abstiegsstrudel und anstatt zu wüten und zu randalieren, überlegte man sich, wie man gemeinsam den Kampf angeht. Ein Fan erinnerte sich dann rund neun Monate zurück. An das Spiel in London und die Bremer Fans. Man kreierte die Aktion „greenwhitewonderwall“ und schloss sich zusammen. Beim Spiel gegen Wolfsburg kamen alle in grün, der Bus wurde auf der Rampe von hunderten Fans empfangen. Man schaffte es und siegte gegen die Wölfe knapp mit 3:2. Im vorletzten Heimspiel, dem Montagsspiel gegen den VfB Stuttgart, dann die Aktion „Mors hoch“. In Bremen heißt das so viel wie „***** hoch“ – und es wurde ein Erfolg. Das Stadion stand, selbst die Sitzplätze, über die komplette Spielzeit und machte Lärm, wie man ihn selten zuvor im Weserstadion vernommen hat. Das 6:2 war der Startschuss für den Endspurt! |
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