Der Tüftler Favre ist zurück. Nicht auf der großen Bühne, wo man ihn erwartet hätte. Sondern in Nizza, einer Stadt am süd-östlichen Zipfel Frankreichs. Er trainiert dort OGC. Keinen großen Verein, aber einen spannenden. In der letzten Saison führte Claude Puel den Klub auf den vierten Platz – und trotzdem ist er für viele weiter nur der Klub, bei dem Frankreichs Kapitän Hugo Lloris ausgebildet wurde.
Nun also Nizza, es ist ein Projekt wie maßgeschneidert für Favre. Keineswegs zu klein. Er kann endlich wieder etwas aufbauen, ein Prozess, der bei Gladbach beendet schien, nachdem er aus einem Fast-Toten zu eine der Top Mannschaften Europas geformt hatte. Nun kann er wieder formen. Etwas, das bei Gladbach mit fertigen Spielern wie Raffael, Stindl oder Stranzl zuletzt nicht mehr möglich war. Denn Nizzas Kader ist mit 23,03 Jahren im Schnitt einer der jüngsten der Liga. Favre will es so machen, wie er es immer gemacht hat. Qualität durch Kollektiv auffangen. Verantwortungen neu verteilen, Führungsrollen neu zuweisen. Ganz wichtig wird Vincent Koziello. Der 20-Jährige steht genau für den Fußball, den Favre liebt. Wenn du nicht antizipierst, nicht weißt, wie du enge Spielsituationen auflöst, bist du verloren", weiß Favre. Daher übt er im Training immer wieder Kurzpass, Pressing, Kurzpass, Pressing, Korrektur und wieder von vorne. Favre ist also wieder da. Mit Energie und Leidenschaft. Und so vielen Ideen. Auch das ist hier ein Vorteil. Während er, der es nicht mag, "beim Denken gestört zu werden", ständig nach Fotos gefragt wurde und eine lokale Berühmtheit war, ist das in Nizza anders: Hier kennt mich keiner. Ich kann auf der Straße herumlaufen oder im Café sitzen, keiner spricht mich an.“ Und man kann sich gut vorstellen, wie er ganz still in seinem Kaffee rührt, mit den Gedanken bei dem Spiel, das er so liebt, und wie er später in der brennenden Sonne wieder auf dem Platz steht und korrigiert, zusieht, korrigiert, zusieht. Und so ein Team verändert, bis er nicht mehr kann.
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