"Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison müssen wir schon über uns hinauswachsen, um Belgien zu schlagen", hatte Bundestrainer Joachim Löw schon vor der etwas holprigen Auftaktpartie der EM-Qualifikation in Brüssel gewarnt. Müde WM-Helden, kurze Vorbereitung, wenig Spielpraxis - auch WM-Dritte können nicht permanent glänzen. Na ja, jedenfalls nicht alle.
Gut, dass die DFB-Elf zwei Klassenstreber dabei hat, die sich selbst unter widrigen Umständen gute Noten verdienen: Thomas Müller und Manuel Neuer, die eigentlichen Gewinner beim 1:0-Sieg der Nationalmannschaft im Stade Roi Baudouin.
Während sich die WM gestressten, in der Liga erst langsam in Fahrt kommenden Kollegen in Schwarz-Weiß vor allem in der ersten Halbzeit mit dem Elan der Belgier mühten, spielten die beiden Youngster Müller und Neuer als wäre Südafrika kurz über den Pol gerutscht und plötzlich wieder tolles Turniergefühl statt quälender Qualifikationsmarathon angesagt. WM-Torschützenkönig Müller bestätigte, wie unverzichtbar er sich in nur wenigen Einsätzen für die Nationalelf gemacht hat. Und Torwart Neuer rechtfertigte seine Nominierung zur neuen, alten Nummer eins.
Müller frei = Tor
Münchens Müller, der King Cool der WM 2010, ließ sich überhaupt nicht anmerken, dass er jüngst beim FC Bayern Ärger für eine vergebene Großchance bekommen hatte. Schließlich zeigt das doch nur, welche Ansprüche mittlerweile an den 20-Jährigen gestellt werden. Müller frei = Tor. Diese Gleichung wird nun als Naturgesetz angenommen. Wenn's geht, bitte schön, soll es sogar noch sehenswert sein - so wie beim Traumtor gegen Wolfsburg, mit dem Müller so passend die neue Bundesliga-Saison eingeleitet hatte.
In Brüssel ackerte der Offensivallrounder und verdiente sich dafür ein Sonderlob vom Bundestrainer. "Meine Erwartungen an das Spiel heute waren: maximale Konzentration, maximales Engagement, maximale Laufarbeit. Zum Beispiel Thomas Müller..." So half der in der Defensive aus, wenn die Roten Teufel einen ihrer wütenden Angriffe ausführten. Und natürlich war er ständig vorne zu finden. Zwei Mal scheiterte Müller mit Kopfbällen am reaktionsschnellen belgischen Keeper Logan Bailly (20., 70.). Ein Mal legte er perfekt für Mesut Özil auf, der das Geschenk nicht zu nutzen wusste (19.). Dass es Müller war, der sechs Minuten nach dem Wechsel am schnellsten schaltete und nach einem Pressball vorm Strafraum der Gastgeber Miroslav Kloses Siegtreffer vorbereitete, war natürlich alles andere als ein Wunder.
Neuer festigt seinen Platz in der Stammelf
Ebensowenig wie die starke Leistung von Manuel Neuer. Erst am Mittwoch hatte der Bundestrainer dem Schalker sein Vertrauen ausgesprochen. "Er bestreitet für uns die Qualfikationsspiele." Damit hat sich der 24-Jährige, der als Nachrücker für Leverkusens René Adler schon eine gute WM absolvierte, endgültig in der Stammelf etabliert. Gegen Belgien dankte Neuer es mit tollen Reflexen, guter Strafraumbeherrschung und lautstärkerer Kommunikation mit seiner Abwehr als zuletzt. Schließlich gab es da einiges zu meckern.
Bei den strammen und platzierten Weitschüssen von Romelu Lukaku (8.) und Moussa Dembele (40.) bewahrte der Torwart sein Team vor dem möglichen Rückstand, der bis dahin verdient gewesen wäre. Denn nicht nur Belgiens Trainer Georges Leekens hatte eine Mannschaft "mit viel Herz" gesehen. Selbst als Sturmtank Lukaku plötzlich frei vor dem deutschen Torhüter auftauchte und beide Spieler den Abseitspfiff von Schiedsrichter Terje Hauge aus Norwegen aus Lust auf ein Privatduell geflissentlich ignorierten, bliebt Neuer der Sieger. Mit einer tollen Fußabwehr zog er dem bis dahin starken Lukaku den Zahn. Der 17-Jährige wurde danach so gut wie nicht mehr in Neuers Reich gesehen.
Zitat von marc
Jaja das mit Ballack stimmtKein Kommentar.
Zitieren
Lesezeichen