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München (ae) - Spätestens seit Samstag, 20.39 Uhr, hat "Wetten, dass…?" seine Unschuld verloren. Mit dem tragischen Unglück des Wettkandidaten Samuel K. muss man nicht nur das Konzept der Sendung grundlegend überdenken. Auch Moderator Thomas Gottschalk sollte sich hinterfragen. Denn mit über 20 Jahren als Moderator von "Europas einzigartiger Live-Sendung!" repräsentiert er die Show wie kein anderer vor ihm.
Nach den jüngsten Aussagen der Ärzte ist zu diesem Zeitpunkt nicht damit zu rechnen, dass sich die Lähmungen bei Samuel K. komplett zurückbilden. Konkret: Der 23 Jahre alte Student wird nie wieder ganz gesund.
"Im Moment interessiert nur das Schicksal meines Kandidaten. Über mein eigenes und das der Sendung denke ich erst nach, wenn Samuel Koch über den Berg ist", sagte Gottschalk gegenüber der "Bild". Selbstverständlich. Das leuchtet ein, versteht sich von selbst. Nichts anderes erwartet man von dem Showgiganten.
Die Definition von "über den Berg" scheint jedoch dehnbar zu sein. Denn nun moderiert Gottschalk nur gut eine Woche später - das Schicksal seines Wettkandidaten steht nach wie vor in den Sternen - zwar keine weitere Ausgabe von "Wetten, dass…?", aber dennoch eine große ZDF-Show zur besten Sendezeit: Den Jahresrückblick "Menschen 2010".
Obwohl eine komplett andere Sendung, darf man sie als eine Art "Probelauf" für die Zukunft von "Wetten, dass…?" sehen. Denn nach dem verhängnisvollen Unfall ist nichts mehr wie es war. Und auch Gottschalk selber ist ein anderer, muss er sein. Denn so eine Erfahrung kann man auch für drei Stunden vor der Kamera nicht abschalten.
Vielleicht wird Gottschalk danach wissen, ob er Europas erfolgreichste Fernsehshow weiter moderieren möchte.
Viele Kritiker meinen, dass die Show samt Moderator längst ein Relikt aus alten Zeiten ist. Das beste Beispiel sei der Moderator selbst. Als spontaner Zotenreißer passe Gottschalk nicht mehr in die junge, hippe, schnell geschnittene Fernsehlandschaft.
Wenn er Raum für Spontaneität hat, ist der ehemalige Radiomann ganz stark. In Zeiten von "größer", "schneller", "lauter" tritt diese Stärke eher in den Hintergrund. Seine anzüglichen Witze reißt längst niemanden mehr vom heimischen Hocker und sorgt höchstens noch bei über 65-jährigen Rentnern für Schenkelklopfer.
Man muss anerkennen, dass Gottschalk über 20 Jahre für den Erfolg von "Wetten, dass...?" hauptverantwortlich war. Doch seine Co-Moderatorin Michelle Hunziker brachte es eigentlich auf den Punkt: "Das Unglück verändert alles!"
Man mag zu der Schweizer Blondine stehen wie man will, doch sie fasst auch das gesamte Dilemma des Showmasters treffend zusammen.
Zwar raten einige Experten wie auch "Wetten, dass...?"-Erfinder Frank Elstner zum Weitermachen. Doch Elstners Vergleich in der "Bunten", dass beim "Fußball auch weitergespielt wird, wenn einer schwerstverletzt umfällt", zeugt von einer unglaublichen Verharmlosung. Verständlich, warum solche Leute fast nur noch in den Dritten zu sehen sind.
Es bleibt Gottschalk, der in der Vergangenheit ja durchaus schon einmal mit Rücktrittsgedanken gespielt haben soll, zu hoffen, dass er den richtigen Zeitpunkt seines Rücktritts erwischt. Und hier passt dann doch ein Vergleich aus dem Fußball: Denn gerade hier gibt es durchaus einige Spieler, die den richtigen Zeitpunkt verpasst haben, aufzuhören. Und es bereuen.
Eine Erfahrung, die sich der Showtitan Gottschalk ersparen kann.
Quelle: Kommentar: Warum Gottschalk jetzt aufhören sollte! - GMX
Ich persönlich finde das ganze etwas überzogen
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