Nach einer überragenden Hinrunde stand Bayer 04 Leverkusen auf Platz Zwei in der Bundesliga und überwinterte sowohl im DFB Pokal, als auch in der Champions League. Nach der Wintertransferphase und dem gescheiterten Transfer von Sime Vrsalijko läuft es für die Werkself jedoch überhaupt nicht rund. Fünf Pflichtspiele, nur ein Sieg. Hat die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte Spuren hinterlassen? Rudi Völler steht Rede und Antwort.
Guten Tag, Herr Völler. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben und sich den Fragen der Journalisten stellen.
Gerne.
Fangen wir ganz vorne an. Die zweite Kalenderhälfte 2015 war sehr erfolgreich für Bayer Leverkusen. Unter Roger Schmidt ist erneut im zweiten Jahr eine Steigerung zu erkennen – wie es schon in Salzburg der Fall war. Stimmt das oder täuscht der Eindruck?
Das stimmt. Die sportlichen Fakten belegen das auch. Wir haben in der Bundesliga 34 Punkte geholt. Vor genau einem Jahr hatten wir sechs Punkte weniger auf dem Konto. Wir punkten auch in Spielen, in denen wir nicht ganz so gut auftreten. Das ist uns vergangene Spielzeit nicht gelungen. Und auch in der Champions League haben wir uns richtig gut präsentiert und uns ohne große Mühe gegen Rom durchgesetzt.
Sogar den FC Barcelona konnte Bayer schlagen…
Richtig. Das Spiel hat gezeigt, was in dieser Mannschaft steckt. Roger schafft es, immer noch ein bisschen mehr aus jedem Einzelnen herauszukitzeln. Wenn das gelingt, sind wir für jede Mannschaft der Welt schwer zu schlagen.
Zwischen all den guten Spielen steht aber auch die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte. Eins zu Sechs in Berlin. Wie kann so etwas passieren?
Sie als Journalist beschäftigen sich mit dem Fussball. Vermutlich weltweit. Also sollten sie die Antwort bereits kennen. Wenn bei einer Seite alles klappt und bei der anderen alles schief läuft, kommen solche Ergebnisse zustande. Wichtig ist, wie man sich anschließend präsentiert und da haben wir souverän gegen BATE Borisov gewonnen. Schlechte Tage gibt es immer wieder.
Sie sagen „schlechte Tage gibt es immer wieder“. Ist es dann nicht voreilig gewesen, Toprak und Papadopoulos aus der Startelf respektive aus dem nominierten Kader zu streichen?
Wissen Sie, Sie schauen in der Woche gerade einmal 90, vielleicht 180 Minuten Fussball von Bayer Leverkusen und kritisieren dann Trainerentscheidungen. Unter der Woche gibt es so viele andere Faktoren und Trainingseinheiten, die auch etwas aussagen. Der Trainer berücksichtigt alle Eindrücke und fällt daraufhin die Entscheidung. Deshalb ist Ihre Frage überflüssig.
Dennoch läuft es auch nach der Winterpause überhaupt nicht. Die beiden genannten Innenverteidiger sind immer noch außer Form. Gibt es dort einen Zusammenhang?
Es ist völlig unsinnig, sich jetzt auf Papadopoulos oder Ömer Toprak einzuschießen. Wir gewinnen und verlieren als Mannschaft. Da liegt es an keinem einzelnen Spieler. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Nichtsdestotrotz scheint die Defensive aktuell ein Problem zu stellen. Vier Gegentore gegen Bayern, drei Gegentore im Pokal gegen Hoffenheim. Hätte eine Verpflichtung von Sime Vrsaljko solche Ergebnisse verhindert?
Nein. Giulio Donati macht seinen Job auf der rechten Seite sehr gut. Sicher hätten wir Vrsaljko gerne verpflichtet, um in der Breite besser aufgestellt zu sein. Aber das Fussballgeschäft ist schnellebig. Heute ist ein Spieler hier, morgen da.
Stattdessen haben sie dann Marvin Stefaniak von Dynamo Dresden verpflichtet. Gegen Darmstadt kam er zu seinem ersten Einsatz im Dress der Werkself. Wie sieht der langfristige Plan mit ihm aus?
Wir sind froh, Marvin jetzt in unseren Reihen zu haben. Der Junge ist sehr talentiert, das zeigt er auch im Training. Der Plan ist, den Spieler weiterzuentwickeln und ihm immer mehr Chancen zu geben, sich in der Bundesliga zu etablieren. Karim ist bei uns einen ähnlichen Weg gegangen. Wir hoffen, dass es bei Stefaniak genau so erfolgreich ist und er früher oder später unersetzlich ist.
Ist ein Leihgeschäft im Sommer ein Thema?
Aktuell nein.
Zum Abschluss noch ein Ausblick auf die nächsten Wochen. Gegen Darmstadt konnte man endlich wieder dreifach punkten. Jedoch war das 1:0 alles andere als überzeugend und kaum besser anzusehen, als die ersten Spiele in diesem Jahr. Warum sollte es jetzt wieder aufwärts gehen?
Weil wir unsere Arbeit machen und uns nicht von der Presse aus der Ruhe bringen lassen.
Vielen Dank für das Interview. |
Lesezeichen