Sorin Alin Tătăruşanu - Vielversprechendes Talent oder Balotelli 2.0?

**RichardBarcelona** · 26.12.2015, 05:31

Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht von Daniel Wass. 'OK, ich verstehe schon,' gab ich ihm zur Antwort, zog mein Trikot aus und reichte es ihm. Verwundert blickte mich der blonde Spanien Legionär nur an und zog ebenfalls sein Trikot aus und reichte es mir. 'Dankeschön, aber deshalb bin ich nicht hier. Wir wollten das 100. Länderspiel von Nicklas Bendtner feiern und so ein Typ, der für einen Freund in Barcelona arbeitet, ich glaube Bogdan heißt der, meinte, dass wir dich fragen sollte, denn du kennst die besten Locations und Geheimtipps in Bukarest!' 'Ja, das hörte sich nach Bogdan an,' dachte ich und was froh, dass er nicht verraten hatte, dass ich auch wüsste, wo man die besten un willigsten Girls findet. 'Das heißt, der Lord kommt also auch mit?' Daniel Wass nickte, 'wir sind insgesamt zu acht, einige Spieler fahren schon heim, weil das mit ihren Vereinen so ausgemacht ist, aber wir haben die Erlaubnis, erst morgen Nachmittag zurückzufahren.' Ich zog mein bestes Grinsen auf, eine Party mit Lord Bendtner, das stand auf meiner Liste grad unter einer Party mit Mario Balotelli, also ließ ich es mir nicht nehmen, mit den Dänen feiern zu gehen. Für den Anfang suchte ich etwas, wo man auch reden konnte und sein eigenes Wort noch verstand, mit der Zeit wurde es aber heftiger und wir tauchten in die Untergrundszene von Bukarest ab. Die besten Clubs verbargen sich hier meist unten in Kellern, weit entfernt von jenen Orten, an denen man meistens auf Touristen traf.

Der Vorteil, der es war, berühmt zu sein, war jener, dass man meistens ein Gratisgetränk angeboten bekam, als man an die Bar ging und etwas bestellen wollte und einem die Leute dann zum Treffer in diesem und jenem Spiel gratulierten. Wie extrem dieser Hype geworden ist, wenn man auch in der Nationalmannschaft mit Treffern die Fans begeistert, erfuhr ich an diesem Abend, es war kaum möglich, mich nicht in den Vordergrund zu drängen, obwohl wir eigentlich den 100er von Lord Bendtner feiern wollten. Doch der hatte sichtlich auch Spaß, wir tauschten uns über Trinkspiele auf rumänische und dänische Art aus und genossen einen wirklich tollen Abend. Als die Dänen dann schon fast am Gehen waren, überredete ich sie noch kurz, in meinen Stammclub mitzukommen, wo ich früher mit Bogdan die Nächte zum Tag gemacht hatte. Wir hatten Glück und es war nicht allzu voll, aber gute Stimmung. Dabei floss auch der Alkohl reichlich und während die Dänen sich dezent zurückhielten, oder einfach mehr vertrugen, mit zunehmender Trunkenheit, habe ich dann nicht mehr darauf geachtet, doch schon bald spürte ich, dass sich um mich herum alles zu drehen begann. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, die Dänen hatten mittlerweile das Weit gesucht, doch ich hatte im Club alte Freunde, davon noch einige aus der Schulzeit getroffen und vergaß für einen Moment, dass ich als Fußballprofi wohl besser nach der ersten Flasche Wodka das Weite hätte suchen sollen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es draußen schon längst hell und meine ersten Gedanken waren ein Blick auf die Uhr, bevor ich meinen gewaltigen Brummschädel spürte. Ich blickte um mich, sah, wie ich quer auf meinem Bett, mit dem Trikot von Daniel Wass bekleidet und in Boxershorts auf dem Bett lag und trat gleich mit dem Bein in eine Pfütze aus Kotze und restlichen Alkohol. Bevor ich an irgendetwas anderes denken konnte, musste ich mir erstmal ein ordentliches Katerfrühstück machen, welches ich hastig runterwürgte. In diesen Sachen hatte ich Erfahrung, die Erinnerung, wie ich letzte Nacht nach Hause in meine Wohnung gekommen
bin, gestaltete sich schon als schwieriger. Zudem hatte ich keine Ahnung, wo meine Hose abgeblieben war. Diese Antwort fand ich dann aber schnell, als ich eine schwarze Hose hinter meinem Bett fand, auf welcher made in Denmark obenstand. Die restlichen Erinnerungen füllte mir ein youtube-Video wieder auf, welches Nicklas Bendtner und mich beim Hosentausch im Club zeigte. Ich hielt mir die Hände vor das Gesicht, ob man das bei Galatasaray auch so gerne sehen würde, dessen war ich mir noch nicht bewusst. Ich suchte noch weiter, ob mir noch andere Ausrutscher gestern passiert sein dürften, denn sowohl an den Hosentausch, als auch an den Heimweg hatte ich keine Erinnerung mehr.

Wohl aber daran, dass ich bis zum Abend in Istanbul sein sollte und die Uhr zeigte nun 17:30 Uhr. In diesem Moment verfluchte ich die Tatsache, dass ich nie einen Piloten in meinem Freundeskreis hatte und ich überlegte mir, wie ich aus dem Ärger, der mit blühte, wenn ich zu spät zum team zurück kommen würde, wieder rauskommen würde. Mein erster Ansprechpartner war in diesem Fall Burak Yilmaz. Hastig kramte ich nach seiner Nummer in meinem Handy und drückte auf den grünen Hörer.

'Sooooooorin, mein Freund, was gibt es!' brüllte er in den Hörer.
Ich hielt das Telefon einen halben Meter von mir weg, griff mir auf den Kopf und flüsterte: 'Burak, Mann, bitte nicht so laut, ich hab den ärgsten Kater, hör zu, ich hab Mist gebaut und brauche deine Hilfe.'
'Was hast du schon wieder gemacht Sorin, außer mit Nicklas Bendtner Hosen getauscht zu haben, der Coach ist stinksauer wegen dieser Aktion!'
Ich fluchte einige Worte in den Hörer, doch das war momentan meine geringste Sorge. 'Burak, hör zu, ich hab gestern wohl ein wenig übertrieben, ich bin immer noch in Bukarest und schaffe es nicht rechtzeitig, kannst du Denizli hinhalten, wenn er fragt, wo ich bin, lässt du dir etwas einfallen?'
'Sorin, das kann ich nicht,' schnaufte Burak Yilmaz, 'du weißt, ich bin dein Freund, aber ich werde nicht für dich lügen und mich selbst in Schwierigkeiten bringen. Hör zu, ich hab einen Bekannten, der einen Helikopter hat, weißt du, wo es in der Nähe einen kleinen Landeplatz gibt?'
'Ja, direkt neben dem Stadion ist eine große Wiese, da kann man landen. Burak, ich danke dir, Mann, ich hoffe, das geht sich noch aus.'

Exakt 20 Minuten später holte mich der Bekannte von Burak Yilmaz ab und flog mich nach Istanbul. Ich hatte riesiges Glück, denn er war gerade auf dem Rückweg aus Deutschland und war gerade in der Nähe. Mit etwas Glück würde ich es sogar noch bis 20 Uhr schaffen und könnte mich zurückmelden. Der Pilot gab Vollgas und ich schaute immer wieder nervös auf die Uhr, wie sich der Zeiger näher und näher an die zwölf näherte. Ich fragte, ob wir schon bald in Istanbul seien und der Pilot meinte, dass das wohl noch eine gute Viertelstunde dauern würde, aber wir seien mittlerweile in der Türkei. Ich checkte mein Handy, hatte mittlerweile wieder türkisches Netz, also musste ich zu einer Notlüge greifen. Der Coach wollte mich um 20 Uhr beim Stadion sehen, als schrieb ich ihm, dass ich wohl gestern etwas schlechtes gegessen hätte, mir übel sei und ich mich wohl um eine halbe Stunde verspäte.

Zu meinem Glück schien die SMS zu greifen und weil der Coach wohl erkannt hatte, dass ich nicht mehr im Ausland bin, schrieb er mit knapp: OK, Sorin, geht in Ordnung, sehen uns morgen beim Training, gute Besserung, MD. Kurz nach 20:15 Uhr landete mich der Freund von Burak Yilmaz auf der Wiese neben meinem Haus, das war einer der Vorteile, die man hatte, wenn man außerhalb der Stadt wohnt und ich bedankte mich mit einer großzügigen Spende.

Adrian und Ioana waren durch den Lärm aus dem Haus gerannt und staunten verwundert, als ich aus dem Helikopter stieg. Ich umarmte und küsste meine Freundin, ich war froh, wieder zuhause zu sein und erkundigte mich bei Adrian, ob alles passte. Der nickte nur kurz und meinte, nachdem er meine Hose begutachtet hatte, dass das also in Dänemark derzeit Trend ist. 'Verdammt, woher wisst ihr davon, und gibt es noch etwas, was ich nicht weiß.' 'Oh Sorin, ich dachte echt, den Komasäufer hättest du hinter dir gelassen, musste das echt wieder sein?' blickte mich Ioana mit Verzweiflung an. Es schmerzte, diesen Blick von ihr zu sehen, den der Enttäuschung, doch ich wollte zuerst einmal wissen, ob ich mir noch mehr zu schulden kommen habe lassen, gestern Nacht. 'Schatz, es tut mir leid, ehrlich, das war so nicht geplant, ich habe alte Freunde getroffen und irgendwie lief es dann ein wenig aus dem Ruder.' 'Ein wenig?' gab Adrian von sich und zeigte mir wohl den weiteren Verlauf meiner Nacht. Ich entriss ihm eine Mappe, die er soeben aus dem Postkasten nahm und erblickte darin dutzende Photos, die meinen Mund so weit hinunterklappen ließen, dass sich ein Baguette quer ausgehen würde.....

Quellen: Party, Helikopter