'Sorin, du bist echt nicht mehr normal!' gratulierte mir Alexandru Maxim, als ich mit dem Ball in der Hand in Richtung Katakomben des Signal Iduna Park verschwand. Nach den ganzen privaten Problemen und deren Beseitigung fühlte ich mich sorglos und konnte das auch auf dem Platz zeigen. 5:1, das glich einer Hinrichtung, wenn du dich defensiv aber so dämlich anstellt, darfst du dich nicht wundern, wenn eine Klasse-Mannschaft wie der BVB oder Bayern München das eiskalt auszunützen wissen, pflegte einst Bogdan zu sagen, nachdem wir eine Niederlage von Steaua Bukarest in der Champions League gegen Real Madrid ansehen mussten. Damals waren wir noch klein, das hatte uns ziemlich fertig gemacht, unser Team so untergehen zu sehen, heute wusste ich auch, wie es sich anfühlte, dabei auf der anderen Seite zu stehen. Dabei hatten wir ziemliches Glück, als unsere umgebaute Abwehr, Mats Hummels entschied sich am letzten Tag des Transferfensters noch, zu Chelsea zu wechseln, Timo Werner unbeaufsichtigt zum Abschluss kommen ließ und dieser den Ball auf rund 20 Metern an die Latte knallte. Während Stuttgart offensiv nicht viel schlechter war als wir, lagen jedoch in der Defensive Welten zwischen uns. Aus diesem Grund und auch, weil wir heute gnadenlos effektiv agierten und mich Gündogan vor der Pause dreimal perfekt bediente, war die Sache schon nach 45 Minuten gegessen, mein erster lupenreiner Hattrick für den BVB, ein tolles Gefühl. Nach 60 Minuten wurde ich dann vom Platz genommen und für das anstehende CL-Spiel geschont. Marvin Duksch durfte für mich ran, doch der konnte sich nicht so in Szene spielen, wie es mir gelungen war. Stuttgart gab noch nicht auf und nach einem Handspiel von Sokratis im Strafraum brachte Ginczek die Schwaben nochmals heran, aber quasi im Gegenzug ließ der heute überragende Ilkay Gündogan nach zuvor 3 Assists mit dem Treffer zum postwendenden 4:1 keine Zweifel aufkommen. In der Nachspielzeit traf noch Shinji Kagawa zum 5:1 Endstand, nachdem bei Sunjic gedanklich die Partie wohl schon zu Ende war. Ich blieb nach der Partie noch kurz im Stadion, unterhielt mich in der Tiefgarage mit Alexandru, zeigte ihm Bilder meiner neuen Wohnung, die ich ihm gerne auch gezeigt hätte, aber leider fuhr das Team gleich mit dem Bus wieder zurück nach Stuttgart, sodass dafür keine Zeit blieb.
Im ersten Gruppenspiel der Champions League erwarteten wir vor heimischem Publikum den AC Mailand. Bei den Italienern ging zuletzt ein Aufwärtsruck durch die Mannschaft, nach der hartnäckigen Formkrise konnten sich die Rossoneri erstmals seit einigen Jahren wieder für die Champions League qualifizieren und hatten in unserer Gruppe durchaus Chancen, die K.O. Phase zu überstehen, man würde sich wohl mit Zenit St.Petersburg um den zweiten Platz matchen, Anderlecht hatte nur Außenseiterchancen. Wir mussten heute auf den gesperrten Gündogan verzichten, der in der letzten Saison im letzen Spiel noch eine Sperre ausgefasst hatte, aber dem Spiel schien das nur bedingt zu schaden. Zwar dauerte es bis zur 25. Minute, ehe wir unsere erste Chance zur Führung nutzten, aber das war vorallem der Tatsache geschuldet, dass der Gegner sehr gut hinten stand und sich nicht herauslocken ließ. Mit meiner Vorlage auf den mitgelaufenen Matthias Ginter gelang es uns aber, die Abwehr auszuhebeln und in Führung zu gehen. Kurz nach der Pause machte uns 'Miki' das Leben noch eine Spur einfacher, als er nach einem verunglückten Klärungsversuch einfach mal aus der Distanz draufhielt und das 2:0 erzielte. Nun musste Mailand kommen und es ergaben sich Räume für uns. Nach einer guten Stunde hatte dann de Jong eine große Chance auf den Anschlusstreffer, doch er verfehlte den Steilpass um Zentimeter. Danach ging es blitzschnell, Piszczek hielt den Ball im Spiel, passte auf Ginter, der leitete den Ball direkt zu mir weiter, ich konnte einige Meter gehen, sah dann Reus starten und spielte den langen Pass. Reus zog nach außen, flankte zur Mitte, wo erneut Mkhitaryan angerauscht kam und wuchtig einköpfte. In der 72. Minute durfte ich dann runter, heute ohne Treffer, der junge Tammo Harder bekam eine Chance für die Schlussphase. In dieser mussten wir noch einen Gegentreffer einstecken, als de Jong einen Freistoß sehenswert um die Mauer drehte und Bürki bezwang, dennoch waren die 3 Punkte heute nie gefährdet.
In der Liga läuft es derzeit einfach. Seitdem ich in Dortmund war, gelangen uns zwei Siege mit einem beeindruckenden Torverhältnis von 8:1 Nach Schalke und Stuttgart ging es nun in mein erstes Auswärtsspiel mit Dortmund. Wir waren im Norden bei Hannover zu Gast, die gut in die Saison gestartet waren und auf Platz 6 standen. Man merkte auch, dass das heute keinesfalls eine Spazierfahrt werden würde, denn in den ersten 10 Minuten hatten wir großes Glück, als Schmiedebach und Kiyotake mit Schüssen nur knapp ihr Ziel verfehlten. Erst in der 20. Minute gelang es uns auch einmal gefährlich zu werden, aber bei meinem Abspiel stand Mkhitaryan knapp im Abseits. In der 27. Minute hatte der Armenier besser aufgepasst, aber auch Ron-Robert Zieler, der gut mitspielte und den Steilpass noch vor Mkhitaryan erreichte. Eigentlich wäre das ein klassisches Unentschieden zur Pause gewesen, aber Gündogan machte erneut den Unterschied. Wieder lieferte mir der Spielmacher zwei perfekte Assists, mit denen man eigentlich fast nichts falsch machen konnte, ich marschierte also, zog zur Mitte und hatte das Ziel vor Augen, als Zieler auftauchte, um den Winkel zu verkürzen, aber ich zirkelte den Ball an ihm vorbei und via Innenstange erzielte ich das 1:0. Nur 5 Minuten lief Gündogan bis zur Grundlinie, ich rechnete mit einem scharfen Pass zur Mitte und positionierte mich in Richtung kurzes Eck, aber der Pass kam in den Rückraum, ich konnte noch gerade stoppen, drehte mich blitzschnell um und schoss aus dem Stand in Richtung Tor. Ich hatte Glück, dass es nur knapp 7 Meter bis zum Tor waren, denn ich erwischte den Ball nicht gut, dennoch reichte es, um Zieler erneut zu bezwingen. Nach der Pause brauchte Hannover eine Zeit, um den Schock des Doppelschlages kurz vor der Pause zu verdauern und so hatten wir eine Drangphase. In diese hinein foulte Albornoz Mkhitaryan im Strafraum, es gab Elfmeter. Ich nahm mich der Sache an und stellte auf 3:0. Als ich nach 70 Minuten runter ging und durch Duksch ersetzt wurde, hätte ich nicht gedacht, dass ich nochmals auf der Bank zittern musste. Denn nur Minuten später erzielte Schmiedebach nach einem Eckball das 3:1, wieder nur wenige Minuten später gab es nach einem Handspiel Elfmeter, die Chance für Kiyotake, es nochmal spannend zu machen, aber Bürki erriet die Ecke und hielt den schwach geschossenen Strafstoß. Danach war das Pulver bei Hannover verschossen und wir jubelten über einen wichtigen Auswärtssieg.
Der nächste Gegner war der SC Freiburg. Vor heimischem Publikum hatten wir mit dem Aufsteiger aber gehörige Probleme, der beherzt kämpfte und uns das Leben schwer machte und eng am Mann stand. Zwar konnten wir plangemäß in der 10. Minute durch Weigl nach einem schwerern Stellungsfehler der Abwehr in Führung gehen, aber Freiburg blieb vorallem durch Standards gefährlich. Zudem konnten sie erfolgreich unsere Angriffe unterbinden, sodass es mit dem 1:0 in die Pause ging. Nach dem Wechsel kam Reus neu ins Spiel, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sich Freiburg ausgezeichnet schlug und alles unsere Angriffe abfangen konnte. In der 52. Minute versuchte sich Mkhitaryan aus der Distanz, der Schuss wurde aber geblockt, landete in einem weiten Bogen bei der Offensivabteilung von Freiburg, Weigl verlor das Kopfballduell im Mittelfeld und mit einem steilen Pass sah sich auf einmal Roman Bürki mit einer 1-gegen-1 Situation gegen Petersen konfrontiert. Der Torjäger der Badener blieb cool und glich aus, für einen Moment Stille im Stadion. Damit schienen nur die wenigsten gerechnet zu haben. Und Freiburg schien noch nicht fertig zu sein, denn nur 10 Minuten später war Petersen wieder durch, scheiterte diesmal aber an Bürki's linkem Fuß. Und auch die Ecke brachte uns in große Bedrängnis, im Getümmel wusste keiner so recht, wo der Ball ist, nur Grifo hatte den Überblick, traf aber Sokratis' Oberschenkel, von wo aus der Ball an die Stange sprang. Da hatten wir jetzt gehörig Glück, was auch Thomas Tuchel nicht gefiel, der von draußen wild gestikulieren versuchte, wieder Ordnung in unsere Abwehr zu bekommen. Das gelang nicht wirklich, Freiburg agierte plötzlich mit gehörig Selbstvertrauen wie der FC Barcelona und drückte uns hinten rein. Alleine Bürki war es zu verdanken, dass es noch immer 1:1 stand. Von der Bank aus zitterte ich mit und hoffte, dass Ramos, der für mich in der 69. Minute ins Spiel kam, oder Gündogan oder sonst wer, doch noch das 2:1 erzielen würde. Danach sah es anfangs gar nicht aus, aber in der Schlussphase konnte Ilkay Gündogan nach einem herrlichen Solo nur mit einem Foul gestoppt werden, der Unparteiische gab Elfmeter, eine haarige Szene, die Bilder konnten nicht sicher belegen, dass das Foul wirklich innerhalb war. Uns war es egal, Ramos traf souverän und führte uns zu einem sehr glücklichen 2:1 Heimsieg gegen überraschend starke Freiburger.
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