16.Spieltag, Süper Liga:
Gaziantepspor 2:0 Galatasaray
1:0 Demir 45.
2:0 Demir 87.
Gelb-Rot: Öztekin 67. (GALA)
Dass ich auch am 16.Spieltag nur auf der Bank Platz nehmen durfte, machte mir klar, dass es derzeit eine echte Krise war, die wir zu bewältigen hatten. Burak traf nur noch sporadisch, ich nur noch in der Champions League und Alexandre war ebenso verlässlich wie ein Alkoholiker, der verprach, heute nichts zu trinken. Das schlimme dabei war allerdings, dass man uns das Bemühen nicht absprechen konnte, aber wenn es nicht läuft, kommt bekanntlich auch noch Pech dazu. Demir setzte uns hinten enorm zu und verwertete zwei der drei Gaziantepspor-Chancen eiskalt, dabei machte aber auch Fernando Muslera ein weiteres Mal keine gute Figur. Hinzu kam, dass Öztekin in der 67. Minute die Nerven durchbrannten und er, schon gelb-vorbelastet seinen Gegenspieler völlig unnötig umgrätschte und vom Platz flog. Unser Coach tobte ob der nächsten Niederlage und da wir aktuell nur auf Rang 7 stehen, bekam er, wie ich später erfuhr, auch ein Ultimatum für die nächsten zwei Spiele gesetzt, zwei Siege mussten her, sonst war es das! Kein leichtes Unterfangen, schließlich ging es zwar gegen Sivasspor zum Abschluss der Hinrunde, aber danach gegen Besiktas ins Derby und die hatten nach einer schlechten Hinrunde auch einiges gut zu machen.
17.Spieltag, Süper Liga:
Galatasaray 2:0 Sivasspor
1:0 Dursun 12.
2:0 Tătărușanu 56.
Es tat gut, zu wissen, dass der Trainer in dem Moment, in dem es auch um seinen Kopf ging, immerhin auf die sportlichen Leistungen schaute und sich nicht von meinen privaten 'Leistungen' oder dem Tief, dass zweifelsohne nicht nur meine Treffsicherheit beeinflusste, beeinflussen ließ. Mit Burak Yilmaz spielte ich die Doppelspitze im Duell mit dem Tabellenschlusslicht Sivasspor. Ein Sieg heute war Pflicht, auch wenn es nicht einfach war, die schlechten Leistungen der letzten Tage und Wochen aus dem Kopf zu bekommen. Dennoch starteten wir gut, nach 7 Minuten brachte ich den Ball schön in den Lauf auf Kevin Großkreutz, aber der Deutsch hatte bei seinem Schuss Pech, der von der Latte zurück ins Feld prallte. Aber schon der Versuch gab uns Selbstvertrauen und so war es in der 12. Minute ein gewaltiger Weitschuss von Salih Dursun, der sich noch unter die Latte senkte und uns im Prinzip aus dem Nichts in Führung brachte. Dennoch waren wir in der ersten Halbzeit über weite Strecken das bessere Team, hatten aber Probleme im Spielaufbau und vorallem im Passspiel. Zu durchsichtig gestalteten sich unsere Aktionen, doch glücklicherweise war Sivasspor heute nicht in der Liga, unsere Fehler auszunutzen. Nach der Pause ging nicht mehr viel, mit dem 1:0 im Rücken musste auch Sivasspor kommen, wollten sie hier etwas mitnehmen, was uns Räume gab, aber es lief derzeit einfach wenig zusammen. Bis auf die 56. Minute. Da schnappte sich nämlich Semih Kaya an der Mittellinie den Ball, schickte mich steil und ich nahm Fahrt auf. Im Sechzehner sah ich kurz auf, ließ meinen Gegenspieler mit einem verzögerten Haken ins Leere rutschen und brach meine Torsperre. Unter tosendem Jubel unserer Anhänger kickte ich die Cornerfahne aus der Verankerung und schrie meine Erleichterung ins Publikum, ich meine, in diesem kurzen Moment auch Ioana's Lachen im Publikum gesehen zu haben. Mit dem 2:0 konnten wir uns rehabilitieren, gerade rechtzeitig vor dem heißen Derby gegen Besiktas Istanbul, wo es wenige Tage vor Weihnachten 6. gegen 8. heißen wird.
18.Spieltag, Süper Liga:
Galatasaray 6:4 Besiktas
0:1 Sosa 20.
0:2 Tosun 35.
1:2 Yilmaz 41.
2:2 Tătărușanu 45.
2:3 Tosun 50.
3:3 Yilmaz 55.
4:3 Tătărușanu 64.
4:4 Tosun 73.
5:4 Inan 77.
6:4 Tătărușanu 83.
Wenn jemand vor dem Spiel dachte, dass das Spiel die gewaltige Stimmung noch toppen konnte, der hatte sich gewaltig getäuscht, alle, die heute hier im Stadion waren, erlebten ein Spiel, dass man in einigen Jahren auch noch seinen Kindern erzählen wird, vorausgesetzt, man ist Galatasaray-Fan. Ich hatte meine Freundin, die auch schon gegen Sivasspor im Stadion war, gebeten, auch heute mit ins Stadion zu kommen und besorgte ihr einen Platz in der ersten Reihe. Mit dem Hintergedanken, dass mich das besonders motivieren würde, heute nochmals 10% mehr als letzte Woche zu geben, gingen wir in die Partie, doch Besiktas erwischte uns eiskalt. Sosa und Tosun nutzten, anders als Sivasspor letzte Woche diesmal unsere Fehler im Spielaufbau eiskalt aus und brachten die Gäste mit 0:2 in Führung. Es sah nicht gut aus, doch heute Abend sollte alles anders, nicht mehr normal sein. Wir fanden nämlich schnell zurück ins Spiel, auch wenn der Gegner mithalf, ein Rückpass zum Torhüter geriet zu kurz, stark bedrängt von mir schlug der Keeper den Ball genau vor die Füße von Burak Yilmaz und unser Goalgetter ließ sich diese Chance nicht entgehen, stellte sich vor mich hin, wir brüllten uns gegenseitig den Frust heraus und umarmten uns stürmisch. Die Fans saugten die Stimmung auf dem Platz auf, pushten uns und ein genialer Pass von Sarioglu leitete die nächste Chance ein, im 1-gegen-1 gegen einen Gegenspieler, welcher mich mit einem Sliding Tackle vom Ball trennen wollte, griff ich in die Trickkiste, chippte den Ball einfach über ihn hinweg, lief weiter und glich aus. Das Stadion kochte nun, denen hatten wir es gezeigt, dachte ich, noch vor der Pause ausgeglichen, psychologisch extrem wichtig. In der zweiten Halbzeit wurde es dann einfach nur noch verrückt. Zuerst mussten wir wieder einen Rückstand hinnehmen, weil Muslera einen Eckball völlig unterschätzte, daneben griff und Cenk Tosun per Kopf zur Stelle war, dann schlugen aber wieder Burak und ich zu, das 3:3 legte ich meinem Sturmpartner per Maßflanke auf, beim 4:3 schickte mich Burak steil, meine Spezialität, denn im Laufduell war ich kaum einzuholen. Damit lagen wir ein erstes Mal an diesem Abend in Führung, doch nicht das letzte Mal. In der 73. Minute spielte Quaresma einen Steilpass auf Cenk Tosun, den Sarioglu im Rutschen knapp verfehlte, und der Stürmer markierte seinen dritten Treffer am heutigen Abend, 4:4. Wieder dauerte es aber nur 4 Minuten, bis wir erneut in Führung gingen, Sarioglu's Schuss wurde noch geblockt, doch der missglückte Befreiungsversuch landete bei Selcuk Inan, der sich den Ball zurecht legte und aus rund 25 Metern abzog. Links oben im Eck schlug die Kugel ein, wir alle jagten den Torschützen, der bei der Cornerfahne unter uns begraben wurde. Besiktas warf nun alles nach vorne, mittlerweile war Pato für Burak ins Spiel bekommen und der Brasilianer war in der 83. Minute an der Entscheidung beteiligt, als er einen Querpass im Mittelfeld abfing, aufschaute und den Ball hoch in die Spitze brachte. Zwar war die Ballannahme nicht die beste, aber ich kam noch vor dem heraneilenden Verteidiger an den Ball und drosch diesen ins lange Eck, Zengin kam nicht mehr ran, das 6:4, der Deckel war drauf. Daraufhin ließ ich es mir nicht nehmen, zur Tribüne zu eilen, wo ich von unzähligen Fans und Händen erwartet wurde, doch mein Ziel war nur, einen Kuss von Ioana zu bekommen. Anschließend klatschte ich noch die unzähligen Hände ab und streckte die Faust in die Höhe. Wenig später war das Spiel zu Ende, wir konnten es kaum erwarten, mit unseren treuen Fans, die uns auch in dieser schwierigen Phase beistanden, zu feiern, Burak und ich warfen unsere Trikots in die Menge und bedankten uns für die unglaubliche Unterstützung, auch wenn wir im Nachhinein merkten, dass unser Coach bereits nach dem Spiel in den Katakomben verschwunden war und nicht mit uns feierte!
Tabelle + Torschützenliste nach 18 Spieltagen:
Noch lange genossen wir die Zeit in der Umkleide, tanzten und jubelten, als hätte wir gerade die Meisterschaft gewonnen, dabei war es lediglich ein Derby, dass uns auf Platz 4 vorbrachte, punktegleich mit Gaziantepspor, aber schon 10 Punkte hinter unserem Rivalen Fenerbahce. Als ich dann spät mit Semih, Sabri und Burak das Stadion verließ, wartet Ioana noch vor dem Stadion, sie hatte tatsächlich auf mich gewartet. Es war ganz schön frisch und sie hatte lange gewartet, also verabschiedete ich mich schnell von meinen Teamkollegen, nahm meine durchfrorene Freundin in den Arm und wir begaben uns auf den Heimweg.
Bis Mitte Jänner hatte die Liga nun Pause und wir hatten bis 5. Jänner Urlaub. Wie jedes Jahr würden wir auch dieses Mal Weihnachten und Silvester in Bukarest verbringen, sogar Bogdan hatte angekündigt, mit uns feiern zu wollen. Ich hoffte, dass er sein Versprechen einhalten würde, schließlich hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Am 23. Dezember musste ich mich wohl oder übel aber nochmals mit unserem Team beschäftigen, denn in den Medien stand, dass unser Coach Mustafa Denizli hinwarf und vorerst unser Co-Trainer, Orhan Atik das Amt übernahm, bis wir einen neuen Coach hatten. Offiziell begründete der mittlerweile 69-jährige Coach seine Entscheidung, dass er sich gesundheitlich nicht mehr in der Lage sah, die derzeitige Situation so zu meistern, wie es sich der Club verdient hätte, andererseits vermutete ich doch, dass der Druck zu groß wurde und man ihn entweder entlassen hatte, oder er selbst sich nicht mehr in der Lage sah, uns als Team zu erreichen, was die Tatsache erklärte, dass er beim Derby nicht mit uns feierte. Ich wollte mir darüber aber nicht den Kopf zerbrechen und gab nur meinem bisherigen Co-Trainer Bescheid, dass ich bis 3. Jänner in Bukarest sei, woraufhin er mit einer SMS und dem Spruch, ich solle es nicht wieder übertreiben, mir das OK gab. Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, froh darüber, bald wieder in Bukarest, in der Heimat zu sein. Es war kein langer Flug, sodass ich nur ein kurzes Nickerchen machen konnte, ehe wird schon aufgefordert wurden, uns anzuschnallen und der Landeanflug auf Bukarest begann.
Wir warteten lange auf unser Gepäck und waren schon recht sauer, da wir eigentlich schnell hier weg wollten, da wir schon ziemlich müde und geschafft waren, als die Meldung kam, dass sie die Abfertigung beim Gepäck noch um etwa eine halbe Stunde verzögern würden. Wir nutzten die Gelegenheit und gönnten uns noch einen kleinen Snack bevor wir auf einer Bank im Warteraum einschliefen. Es war schon deutlich nach 1 Uhr morgens, als uns ein Security weckte und fragte, ob alles ok sei. Zum Glück schien dieser entweder kein Fußball zu schauen, oder einfach nur sehr professionell zu sein, denn er fragte mich nicht nach einem Autogramm, als ich ihm sagte, wir würden aus Istanbul kommen und auf unser Gepäck warten, wobei wir eingeschlafen waren. Die anderen Passagiere waren schon längst alle verschwunden und auf dem Laufband drehten unsere Sachen einsam ihre Runden. Müde schleppten wir unsere Koffer in Richtung Ausgang, mit einem Ziel: ab ins nächste Taxi und ab ins Bett. Doch bei unseren Plänen hatten wir nicht gedacht, dass wir in der Ankunftshalle bereits erwartet wurden......
Quelle: Flugzeug
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