'....pisda moti, pass doch auf den Anzug auf, der war nicht gerade billig!' fluchte ich und wollte dem Typen, der mich da gerade begrapschte, eine reinwürgen, doch ich überlegte es mir anders, als ich in das wutrote Gesicht von George Becali blickte. Anhand solcher Grimassen ist es meistens höchste Zeit, das weite zu suchen, doch ich stellte mich vor ihm hin, die Hände ineinander greifend und Muskeln zeigend, und blickte ihn direkt in die Augen. Bevor noch irgendetwas in Richtung Fluch- oder Schreiduell beginnen konnte, ging Adrian dazwischen und hielt ihn mit den Worten
'Să-ți fie rușine!', Schäm dich!, zurück.
'Möchtest du dich echt so deiner Nichte zeigen, ist es das, was du willst, ihre Gefühle verletzen, indem du ihre nicht akzeptierst? Du warst schon immer verbohrt, wenn es darum ging, deine Meinung zu einer Person zu ändern, oder von deinen Vorurteilen wegzutreten, Gigi!' Ich staunte nicht schlecht. Ich wünschte, ich hätte mal den Mut gehabt, Becali so die Meinung zu sagen. Während Adrian noch mit Becali beschäftigt war, stahl ich mich langsam aus dem Blickfeld hinten den beiden vorbei und umarmte die sichtlich geschwächte, aber glückliche Ioana. Ich überreichte ihr die Blumen und bevor ich dazu kam, sie zu küssen, packte mich Becali am Arm und schleuderte mich in weitem Bogen vom Bett weg auf den Boden.
'Dispari! Te urăsc, fiu de cățea!' brüllte er mich an und drohte mir mit den Fäusten. Ich stand auf, blickte zuerst Adrian, dann Ioana und abschließend Becali an und begann laut loszulachen.
'In Sachen Schimpfwörter war das 'süß', ich werde mich aber nicht auf dein Niveau herabbegeben und mich hier vor meiner Freundin mit dir beschimpfen oder prügeln.' Als ich die Worte 'meine Freundin' in den Mund nahm, stürmte Becali erneut auf mich zu, doch diesmal wich ich gekonnt aus, drehte mich um und verpasste ihm einen Kinnhaken, der für ihn als Zeichen diente, es gut sein zu lassen. Er bekam sich kaum mehr ein, Adrian und Ioana forderten ihn jedoch auf, zu gehen, was er letztendlich auch tat. Adrian atmete durch und fragte mich, ob ich okay sei, ich nickte und wandte mich wieder Ioana zu, die Tränen in den Augen hatte, sich von mir aber trösten ließ. Ich ließ sich nach der innigen Begrüßung und den ersten Worten alleine, die Ärzte sagten, sie würde jetzt viel Schlaf zur Erholung brauchen, was ich nicht ganz verstand. Ich würde nach einer durchschlafenen Woche wohl nicht mal mit den stärksten Schlafmittel ein Auge zubekommen.
Ich nutzte die Zeit und unterhielt mich mit Adrian in der Cafeteria.
'So habe ich ihn noch nie erlebt,' sagte er,
'was hast du angestellt, dass er so auf dich reagiert und dich lieber töten, als in der Nähe von Ioana haben will?' Ich erzählte ihm die ganze Geschichte, dass ich früher ein echt schlimmer Finger war, die Sache mit dem Bus und was ich vorhatte, als ich erfuhr, dass er mich nach Saudi-Arabien schicken wird. Adrian kamen einige Male die Tränen vor Lachen und er erzählte mir, dass er weiß, dass Becali einmal einen Spieler verprügeln ließ, als dieser etwas mit einer seiner Töchter ausgehen wollte, der war noch nicht mal besonders auffälliger Typ, sondern eigentlich ein Vorzeigeprofi.
'Was das angeht, wirst du dich abfinden müssen, dass dich Becali nie akzeptieren wird, aber ich kann dich beruhigen, so, wie Ioana über dich redet, wird sie das nicht hindern, weiterhin deine Freundin zu sein.' Ich nickte:
'Ich hab noch nie sonderlich viel darauf gegeben, was andere Menschen von mir denken, da ich mich wohl damit abfinden muss, wohl nie mehr bei Steaua spielen zu können, solange Becali hier die Finger im Spiel hat, macht es mir auch nichts aus. Ich liebe Ioana und daran wird er auch nichts ändern!' Adrian stimmte zu, meinte, er hätte es zugern gesehen, wie Becali reagiert hätte, wenn ich tatsächlich die Racheaktion mit dem Video durchgezogen hätte. Für mich stand das aber genau dann nicht mehr, als ich Ioana damals anblickte, diesen Blick werde ich ein Leben lang nicht vergessen.
Die nächsten Tage und Wochen verbrachte ich halb im Krankenhaus und zur anderen Hälfte im Training. Dort sprach man mich auch auf die Prügel an, die ich Becali verpasst hatte, war irgendwie auch klar, dass das wer einfangen würde und nicht, dass Becali mich zuerst attackiert hatte. Ich musste versprechen, mich mit solchen Ausrastern zurückzuhalten, doch ich hatte ohnehin nicht vor, mich mit Becali in der Öffentlichkeit zu prügeln. Der hatte sich nach dem Zwischenfall auch nicht mehr im Krankenhaus blicken lassen, was mich stutzig machte, denn irgendwie ahnte ich, dass er etwas im Schilde führen könnte. Ioana meinte zwar, dass sie mit ihm reden würde, sobald sie hier raus sei, doch wirklich viel Hoffnung hatte ich da nicht. Jedenfalls waren wir uns beide einig, dass uns ein noch so wütender Becali nicht auseinander bringen könnte. Ioana's Zustand besserte sich schnell, sodass sie am Wochenende auch schon das Zimmer verlassen durfte. Bei einem lauen Septemberabend wollte ich ihr den Sonnenuntergang zeigen, der zwar nicht so rot war, wie letztes Mal, ihr aber dennoch so gefiel, dass sie sich in meine Arme fallen ließ. Wir müssen eine halbe Ewigkeit da gesessen haben, denn als es schon dunkel war, kam eine Schwester aufgeregt zu mir, knallte mir irgendwelche türkischen Worte an die Stirn und nahm Ioana mit einem Rollstuhl mit.
4.Spieltag, Süper Lig:
Besiktas 1:2 Galatasaray
0:1 Tătărușanu 38.
1:1 Töre 40.
1:2 Tătărușanu 54.
Das Stadion glühte, die Bengalen brannten, es war Derbytime in Istanbul. Davon gab es einige, jene zwischen Besiktas und Galatasaray waren jedoch immer etwas besonderes. Für mich war es ein erstes richtiges Derby, jene in Arabien konnte man nicht wirklich zählen und bei Steaua kam ich gegen den verhassten Stadtrivalen nie zum Zug. Es war eine umkämpfte Partie und es ging die ersten Minuten hin und her, Burak und ich wurden eng gedeckt und schnell attackiert, sodass das einzig gefährliche in der ersten Halbzeit die Distanzschüsse von Sarioglu waren. Besiktas schien aber klar zu werden, dass man dieses Spiel nicht über 90 Minuten durchstehen würde und sie lockerten ihre Umklammerung etwas. Gerade so, dass ich einen haarsträubenden Fehler des Gegners ausnutzen und mit einem wuchtigen Schuss das erste Tor in diesem Derby erzielen konnte. Heiß her ging es allerdings nur auf den Rängen, die gegnerischen Fanlager bekriegten sich gegenseitig mit Schmähgesängen, doch es blieb friedlich. Nur kurz nach unserer Führung folgte aber die Ernüchterung, sofort nach dem Anstoß brannte Besiktas nach vorne, überrollte uns und Gökhan Töre brachte das Stadion zum Beben, selbst einen Presslufthammer würde man hier nicht hören. Die Pausenansprache hatte es in sich, Coach Denizli forderte uns auf, mehr Charakter und Biss zu zeigen, aggressiver zu sein, uns auf unsere Urinstinkte zu berufen und alles zu geben. Ich nahm seine Ansprache mit dem Handy auf und schickte sie Becali, das war es mir wahrlich wert gewesen. In der zweiten Halbzeit gingen wir, bissiger ins Spiel, erneut spielte Burak auf mich, doch diesmal knallte mein Schuss nur gegen die Querlatte, doch Kaya reagierte schnell und drückte den Ball über die Linie. Leider stand er aber im Abseits, weshalb es weiterhin beim 1:1 blieb. Wir hatten nun aber die besseren Chancen und drückten nach vorne, in der 54. Minute kam ein Steilpass zu Burak Yilmaz, der am Keeper scheiterte, doch der Ball landete genau vor meinen Füßen und ich brachte uns erneut in Führung. Kurz vor dem Ende musste die Partie einmal kurz unterbrochen werden, weil Chaoten bengalische Feuer in Richtung Muslera warfen, doch das Spiel ging ohne weitere Vorfälle zu Ende und wir holten uns mit dem Derbysieg eine gehörige Portion Selbstvertrauen vor dem Schlager in der Champions League bei Bayern München!
1.Spieltag, Champions League:
FC Bayern München 0:3 Galatasaray
0:1 Podolski 8. (E.)
0:2 Tătărușanu 29.
0:3 Karacan 38.
Es gibt Momente im Fußball, da geht ein Abend in die Geschichtsbücher ein. Spontan fallen mir da das Champions League Finale 2005 und das Gesamt-7:0 der Bayern gegen Barcelona 2013 ein. Heute hatten die Weißwurstkicker allerdings erstmal keinen Grund zu lachen und waren ordentlich gefrustet. Nach katatrophalem Saisonstart in der Liga (Platz 12), verzichtete Pep Guardiola auch heute von Beginn an auf Lewandowski und ließ Müller als Solospitze ran. Die Bayern waren in den ersten 5 Minuten tonangebend, doch mit unserer ersten Chance gab es direkt Gefahr und einen Aufschrei im Stadion. Selcuk Inan wurde von mir auf die Reise geschickt, er dribbelte zuerst Alaba aus und schoss dann aufs Tor, den Versuch blockte Arturo Vidal irregulär mit der Hand, Elfmeter für uns. Aber ich wusste, dass ich diesen Elfmeter nicht beanspruchen konnte, denn Lukas Podolski, der heute für Burak Yilmaz an meiner Seite begann, nahm sich die Kugel, verwandelte staubtrocken und hielt sich die Hand ans Ohr, denn plötzlich war es ganz leise in der Allianz Arena und man hörte nur unsere mitgereisten und hier ansäßigen Fans. Die Bayern wirkten wie paralysiert, bestimmten zwar weiterhin das Spiel, doch beim Agieren der Hintermannschaft lief einem der Schauer über den Rücken hinab. Sachen wie Ball wegschlagen, technische Fehler von Alaba oder ein Manuel Neuer, der eine Flanke unterlief waren die Folge, als Fan rieb man sich erstaunt die Augen. Auch, als in der 28. Minute Sarioglu meilenweit keinen Gegenspieler hatte, auf dem Flügel marschieren konnte, eine butterweiche Flanke zur Mitte schlug und ich Manuel Neuer mit einem wichtigen Volley bezwang, 2:0 für uns, ich drehte jubelnd eine Runde und bekam von den erstaunten Geischtern mit weit offenem Mund im Publikum kaum genug. Doch es kam noch schlimmer. Wenn man kein Glück hat, kommt bekanntlich auch noch Pech dazu, heißt es. Denn in der 38. Minute zog Jem Karacan aus rund 30 Metern ab und beförderte den Ball genau in den rechten Winkel, ein absoluter Traumtreffer, doch so würde er den höchstens in zwei von 100 Fällen treffen. In der zweiten Halbzeit kam dann spät Lewandowski, was mich in der Tatsache beruhigte, dass ich nach dem Spiel mit ihm Trikot tauschen konnte, ansonten war es das an Highlights für uns.
5.Spieltag, Süper Lig:
Galatasaray 2:2 Trabzonspor
1:0 Großkreutz 28.
1:1 Bobadilla 55.
1:2 Muslera 77. (ET)
2:2 Yilmaz 86.
In der Liga ging es am Wochenende gegen Trabzonspor ran. Für mich war nun das dritte Spiel in Folge, welches ich über 90 Minuten bestreiten durfte, was mir zeigte, dass ich auf einem guten Weg bin. Leider war die Partie nicht gerade unterhaltsam, denn es dauerte bis zur 28. Minute, ehe die erste Chance auch gleich zum ersten Tor führte. Ich behauptete den Ball gegen 2 Gegenspieler, schickte dann Kevin Großkreutz steil und der Deutsche machte mit einem Schuss ins kurze Eck den wichtigen Treffer. Auch wenn uns Trabzonspor bis dahin beherrschte und auch in weiterer Folge das bessere Team war, gingen wir mit einer 1:0 Führung in die Pause. Nach dem Seitenwechsel sorgte aber der eingewechselte Raul Bobadilla für frischen Wind und mehr Tore. In der 55. Minute erzielte er mit einem sehenswerten Freistoß von der Strafraumgrenze den Ausgleich, in der 77. Minute war es sein Schuss, der von der Stange zurückprallte und von Muslera's Hand unglücklich ins eigene Tor kullerte. Im Finish warfen wir nochmal alles nach vorne, nach einem Sieg bei den Bayern wolte wir uns hier nicht mit einer Niederlage abfinden, doch mehr als der Ausgleich von Burak Yilmaz, der einen Querpass von mir eiskalt verwertete, schaute nicht heraus.
6.Spieltag, Süper Lig:
Antalyaspor 0:1 Galatasaray
0:1 Yilmaz 25.
War die Partie gegen Trabzonspor schon nicht besonders unterhaltsam, so ging es hier wahrlich zu, wie bei einem Schachspiel, es passiert eine Zeit lang nichts, bis es dann irgendwann mal einen Augenblick gibt, der so schnell wieder vorbei ist, dass es sich lohnt, nciht einzuschlafen, um ihn dann womöglich zu verpassen. Dieser Augenblick war jener in der 25. Minute, da traf nämlich Burak Yilmaz nach Pass von Sarioglu zum 1:0. Erneut durfte ich über 90 Minuten durchspielen, wirklich viel gelang mir heute gegen tief stehende Gastgeber allerdings nicht, weshalb ich zufrieden war, dass ich einen extrem verlässlichen Sturmpartner an meiner Seite habe.
2.Spieltag, Champions League:
Zenit St.Petersburg 0:3 Galatasaray
0:1 Tătărușanu 39.
0:2 Pato 56.
0:3 Tătărușanu 94.
Der zweite Auftritt in der Königsklasse führte und nach Russland, genauer gesagt nach St. Petersburg. Bei knapp 10 Grad war es schon ordentlich frisch, in Istanbul hatte es knapp doppelt so viel, doch kalt wurde uns an diesem Abend zu keinem Zeitpunkt. Die Russen ließen uns laufen, machten klar das Spiel und zweimal konnte sich Muslera bei Schüssen von Dzyuba und Hulk auszeichnen. Der bullige Brasilianer war es dann auch, der den Ball als erster im Tor unterbrachte, doch der Assistent an der Linie hatte, zurecht, die Fahne oben, Abseits! Das Spiel wieß erstaunliche Parallelen zum Bayern-Spiel auf, denn wie schon in München hatte der Gegner die Kontrolle, wir machten die Tore. In der 39. Minute spielte Selcuk Inan einen Zuckerpass in die Schnittstelle, ich fackelte nicht lange und beförderte das Leder über die Linie, schon wieder ein CL-Treffer für mich, für uns. Man hatte an diesem Abend nichts auszusetzen an unserer Chancenverwertung, denn in der 56. Minute wollte ich Pato bedienen, dachte, der Pass gerät viel zu lange, aber Lombaerts fälschte den Ball so unglücklich ab, dass ihn Pato noch gerade vor Lodygin erreichen konnte und auf 2:0 stellte. Die Russen drückten nun, doch gelingen wollte an diesem Abend heute nur uns etwas. Schon in der Nachspielzeit fuhren wir einen Konter, an dessen Ende ich alleine auf Lodygin zulief und diesem mit einem frechen Lupfer keine Chance ließ, was für eine Saison bisher in der CL!
Quellen: Ioana
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