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Die Galapagos-Inseln sind vielen nur als berühmtes Ferienziel und Natur-Paradies bekannt. Die kleine Inselgruppe liegt im Pazifik, etwa 1000 Kilometer westlich vom Südamerikanischen Festland und gehört zum Staat Ecuador. Wie so praktisch überall auf der Welt wird natürlich auch hier Fussball gespielt.
Am 17. Dezember 1994 kam in Puerto Ayora, mit knapp 12.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Ort der Inselgruppe, der kleine Miguel Bernal Flor zur Welt, Sohn des Fischers Alejandro Bernal und seiner Frau Marisol Flor Gutierrez. Miguels fussballerisches Talent wurde schon sehr früh sichtbar, und so kickte er in seiner Freizeit fast ununterbrochen auf den Sand- und Teerplätzen von Puerto Ayora...
In diesem Thread werde ich euch die Geschichte von Miguel Bernal Flor und seiner Fussballkarriere erzählen. Ich freue mich auch Feedback und wünsche euch viel Spass beim Lesen!![]()
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Sofort spielte ich mit dem Ball, den ich von meinem Onkel Alváro zu meinem 4. Geburtstag erhalten hatte. Ich ging mit dem Ball zur Schule in der Stadt, zu Freunden und abends mit dem ledrigen Rund, das schnell Abnützungserscheinungen vorwies, sogar ins Bett.
Ich lebte mit meinen Eltern und meinen drei älteren Schwestern Andrea, Erika und Patricia sowie meinem jüngeren Bruder Alejandro Jr. ausserhalb der Stadt in einer kleinen Hütte. Meine Geschwister und ich besuchten die obligatorische Schule in Puerto Ayora. Meine ältere Schwestern wollten allesamt auf der Insel arbeiten, als Touristenführerinnen, Hotelangestellte oder sonstige Berufe im Tourismus. Aber ich und der kleine Alejandro, den alle immer nur Alejo nannten, hatten grössere Pläne: Wir wollten die Fussballplätze der Welt erobern, und dafür kämpften und trainierten wir jeden Tag.
Kinder aus schwierigen Verhältnissen beim Fussballspiel ausserhalb von Puerto Ayora, Galapagos
Mein Vater hielt nicht viel von den Plänen von mir und meinem Bruder. Er verdiente sein Geld mit etwas handfestem, der auf Galapagos sehr verankerten Fischerei, und konnte nicht glauben, dass seine Jungs mit so etwas leichtfertigem wie Fussball einst ihr Geld machen wollten. Er wünschte sich, dass zumindest einer seiner Söhne dereinst seinen kleinen Fischereibetrieb übernehmen würde, doch er konnte uns nicht das verbieten, was uns so viel Spass und Freude in dem sonst von Armut geprägten Leben gab.
Als ich acht Jahre alt war, begann sich sein mein Talent immer mehr zu zeigen. Sogar mein Vater erkannte mein Talent, sodass schon bald Vicente Betancourt, ein ehemaliger ecuadorianischer Fussballprofi, der jetzt in Puerto Ayora seinen Ruhestand genoss und den Kids das Fussballspielen beibrachte, bei uns vorbei kam, und mich für seine kleine Jugendmannschaft, die er in der Stadt trainierte, anzuwerben. Natürlich sagte ich sofort zu.
So trainierte ich fortan zweimal die Woche unter Vicente Betancourt auf dem kleinen Teerplatz in Puerto Ayora mit meinem Bruder Alejo und den anderen Kindern zwischen sechs und 14 Jahren. Die Insel ist jedoch klein, und die Möglichkeiten beschränkt. So konnten wir alle natürlich nur gegen uns selbst spielen, Meisterschaften, Spiele oder Turniere waren durch diese Bedingungen nicht möglich. Trotz diesen schwierigen Umständen entwickelte ich mich schnell weiter, gab immer alles auch im Training, und schon bald bezeichnete Vicente mich als grosses Talent. Dadurch wurde mir aber schon bald auch klar, dass ich die Insel bald würde verlassen müssen, wenn ich sich weiter entwickeln wollte...
Miguel Bernal Flor als 10-jähriger beim Training in Puerto Ayora
Black_Tiger (03.10.2015)
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Noch eine Spielerkarriere
Galapagos, ist dein Spieler zuällig mit 'ner Schildkröte verwandt? Also scheint ein wenig das Klischee des "Slumdog Millionaire" zu bedienen, was ja aber - wenn es gut und realistisch umgesetzt wird - kein Problem sein sollte. Der Beginn hat sich auf jeden Fall gut gelesen, könnte nur etwas länger sein...
Achja und wie bitte ist dein Vater Fischer? Ist da Fischerei nicht zu 99% in den Gewässern verboten? Ist doch alles Weltnaturerbe...![]()
Fortuna_95 (03.10.2015)
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Sehr interessanter Beginn, Galapagos-Inseln sind ja nicht umbedingt der ideale Platz für eine Fußballkarriere. Verfolge das hier weiter, bin gespannt, wohin dich der Weg führt.
Fortuna_95 (03.10.2015)
Fortuna_95 (03.10.2015), MW2020 (03.10.2015)
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Noch eine Spielerkarriere, sehr schön. Interessanter Beginn, Galapagos Inseln ist ja schon sehr exotisch, daher tippe ich mal darauf, dass es dich wohl irgendwo nach Südamerika verschlägt, das wäre eine reizvolle Aufgabe und ich freue mich darauf.
Toti tarani din costesti tin cu Steaua București!
Fortuna_95 (03.10.2015)
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Fortuna_95 (03.10.2015)
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Galapagos? WTF???? ich verfolge es weiter...bin gespannt!![]()
Fortuna_95 (03.10.2015)
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Danke für die vielen Feedbacks! Heute gibts Kapitel II und evtl. III
@ Nashornborusse: Die Fischerei auf Galapagos ist für die Öffentlichkeit und vor allem die Touristen verboten. Natürlich gibt es aber einheimische Berufsfischer, denen das Fischen erlaubt ist. Die Fische werden dann auch auf den örtlichen Fischmärkten angepriesen und verkauft.![]()
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Kurz nach meinem 12. Geburtstag war ich eines Abends wie so oft mit meinem Vater beschäftigt, die Fischernetze zusammenzuräumen und das Boot für den nächsten Tag vorzubereiten. Kurz vor dem eindunkeln fuhr der grüne Land Rover, mit dem Vicente Betancourt jeweils die Insel erforschte, die Sandstrasse entlang und parkte vor der kleinen Hütte meiner Eltern.
Strandhütte der Familie Bernal nahe Puerto Ayora, Galapagos
Vicente Betancourt war aufgeregt und erklärte, er hätte ein verspätetes Geburtstagsgeschenk für mich. Er habe mit Verantwortlichen des ecuadorianischen Spitzenklubs CS Emelec aus der Großstadt Guayaquil gesprochen und für mich ein Probetraining organisiert. Der Klub war aufgrund der aussergewöhnlichen Umstände bereit, mich für eine Woche in Ihrem Jugendteam probehalber auszunehmen und mich an einem internationalen Jugendturnier, welches ebenfalls in Guayaquil stattfinden sollte, einzusetzen.
Vicente Betancourt erzählte meinem Vater ausserdem, dass er mich persönlichen begleiten wolle und für sämtliche anfallenden Kosten aufkommen werde, da er grosses Vertrauen meine Fähigkeiten habe. Mein Papa sagte daraufhin zu und erlaubte es mir, mit Vicente Betancourt im Frühling nach Guayaquil zu fliegen.
Ich trainierte daraufhin jeden Tag härter, und bereite mich auf seine grosse Reise vor. Mir war sofort bewusst, dass dies vielleicht meine einzige Chance war, mein Fussballkönnen ausserhalb meiner abgelegenen Heimat zu zeigen und war entsprechend aufgeregt. Anfang März war es schliesslich soweit: Ich bestieg zum ersten Mal in seinem Leben ein Flugzeug und verliess meine Heimat auf den Galapagos-Inseln, um zusammen mit meinem grossen Förderer Vicente Betancourt das südamerikanische Festland zu entdecken.
Luftaufnahme von Guayaquil, der grössten Stadt Ecuadors
Ich war überwältigt von den Eindrücken, als ich in Guayaquil ankam. Alles war so viel grösser als gewohnt, die viele Menschen, Strassen, Gebäude hatten eine fast schon magische Wirkung auf mich. In der grossen Stadt fühlte ich mich aber auch verloren und allein. Es blieb mir jedoch keine Zeit, den am nächsten Tag begann schon mein Training auf dem Gelände des CS Emelec.
Stadion des Spitzenklubs CS Emelec in Guayaquil, Ecuador
Ich trainierte sehr gut mit der Mannschaft und anderen Jungs mit und konnte meine herausragende Technik zeigen. Dennoch konnte ich mein Heimweh nicht verbergen, und je länger die Woche dauerte, desto schlechter wurden meine Leistungen. Selbst Vicente Betancourt konnte nichts dagegen tun, und so ging er schliesslich mit einem schlechten Gefühl ans Turnier, das meine Woche in Guayaquil abschliessen sollte.
Beim Turnier konnte ich erstaunlicherweise eine gute Leistung zeigen. Ich spielte auf meiner Lieblingsposition im offensiven Mittelfeld gegen Jugend-Teams aus ganz Südamerika wie die Boca Juniors aus Argentinien, Colo-Colo aus Chile oder den FC Santos aus Brasilien. Dennoch verlief das Gespräch mit den Verantwortlichen von CS Emelec am selben Abend nicht erfreulich für Vicente Betancourt und mich. Die Verantwortlichen seien nicht restlos überzeugt von meinen Fähigkeiten und könnten mich deshalb nicht in ihre Jugendakademie aufnehmen, eröffneten sie uns. So ging ich abends niedergeschlagen und enttäuscht ein letztes Mal zurück ins Hotelzimmer, bevor ich am nächsten Morgen auf die Insel zurückfliegen sollte...
Black_Tiger (04.10.2015)
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