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  1. AW: [Trainerstory] Sigurður Mikaelsson - Spirit of the North!

    #6
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    Standard AW: [Trainerstory] Sigurður Mikaelsson - Spirit of the North!




    Ich saß in meiner Zelle und starrte die Wand an. Der Entzug machte mir merklich zu schaffen, ich schlief kaum und schlecht und mein Bein schien vor Schmerzen zu platzen. Aber es war schön, um den Kopf freizubekommen – früher hatte ich immer viel nachgedacht, über alles und jeden und jetzt war da nichts mehr, was mir durch den Kopf ging. Nur noch ein Gedanke – ich wollte Oxycodon. Aber ich wusste, der Entzug würde mir gut tun und mein Leben vermutlich um zehn bis zwanzig Jahre verlängern und ich wusste auch, dass mir spätestens nach Ende des Entzuges und nach der Entwöhnung vom Oxy mein Bein auch mit Ibuprofen erträglich werden würde – ich hatte es ja schon einmal nach Anweisung abgesetzt. Auch in der Außendarstellung ging der Entzug reibungslos über die Bühne – Emma war in alles eingeweiht, für den Rest des Teams und die Presse würde ich nach einem Sturz zuhause und einer starken Gehirnerschütterung in die Reha gehen und zum letzten Saisonspiel wieder an der Seitenlinie stehen. Ich stand langsam auf und humpelte so langsam ich konnte durch meine Tür in den Flur und weiter in den Aufenthaltsraum. Dort saßen andere Patienten – ein paar abgehalfterte Junkies und ein paar, die auf richterliche Anordnung da waren – und sahen gelangweilt Fern oder spielten Karten.
    Weißt du, wie 1860 gespielt hat?“ fragte ich den mir am nächsten sitzenden – einen Jungen Mann mit Osteuropäischem Aussehen und Steaua Bukarest-Trikot, ich rechnete mir also immerhin eine realistische Chance aus. Wir hatten heute gegen den SV Sandhausen, das abgeschlagene Tabellenschlusslicht, ein Heimspiel gehabt und da mir als Neuling jeglicher Kontakt zur Außenwelt untersagt war und man hier natürlich kein Sky Sport empfing, war es mir wohl anders nicht möglich, mich zu informieren. Der Mann sah mich an, als hätte ich ihn um eine Spenderniere gebeten. „Hallo?“ fragte ich nach und wedelte mit meinem Gehstock vor seinem Gesicht herum.
    Weißt du, was mit der Welt heutzutage nicht stimmt? Alle sind vom Tod besessen!“ schrie er mich an und klatschte in die Hände. Dann zuckte er zusammen und sah erschrocken nach oben. „Schon wieder einer.“ murmelte er und wandte sich ab.
    Was stimmt denn mit dem nicht?“ fragte ich in die Runde und einer der Anderen schüttelte den Kopf.
    Der ist komplett matschig in der Birne. Die, die schon länger hier sind, nennen ihn 'Bullshit'.“ erklärte er.
    Bullshit. Der ist Gut.“ meinte ich nur. „Und weißt du, wie 1860 gespielt hat?“ fragte ich genervt.
    0:0.“ antwortete er teilnahmslos und ich schüttelte entgeistert den Kopf.
    Ein paar Stunden später hatte ich dann die Gewissheit, dass mich der zweite Mitinsasse nicht angelogen hatte – die Sportschau lief und wir hatten tatsächlich trotz unfassbarer Chancen nur ein torloses Remis erreicht, in dem Lars auf ein 3-6-1 gesetzt hatte, was für die kommende Saison ohnehin unser Plan war.
    Die nächsten Tage und Wochen wurden die pure Hölle für mich. Ich schlief nicht, aß nichts, trank nichts und legte mich einmal mit einem der Wärter an, weil ich begann, zu halluzinieren. Irgendwann in diesen zwei Wochen verpasste ich Bullshit einen schlag mit dem Stock, weil er mir die Wange ablecken wollte und irgendwann in der Zeit lag auch das nächste Spiel unter Lars' Leitung. Auswärts gegen den SC Freiburg, ein umkämpftes 2:2, in dem Sama und Stahl uns nach zwei frühen Gegentreffern immerhin einen Punkt sicherten. Die Tage krochen dahin, Tage wie streunende Hunde, aber irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich über den Berg war. Ich schlief zwischen fiebrigen Schweißausbrüchen, Krämpfen und Erbrechen ein und als ich am nächsten Morgen aufwachte, tat mein Bein angenehm weh. Das mag komisch klingen, aber es war so. Es tat einfach weh. Wie ein sehr sehr schlimmer Muskelkater, oder eine frische Muskelzerrung vielleicht, aber es fühlte sich nicht so an, als würde jemand glühende Nägel in den Knochen prügeln. Ich stand auf und meine Euphorie verflog sofort: Ich hatte mein Bein überschätzt und knickte Weg, knallte mit dem Kopf gegen die Bettkante und lag auf dem Boden. Toller Start in den Tag, dachte ich mir und stand – diesmal an das Bein denkend – auf. Ich ging in den Aufenthaltsraum und sah mich um – das gleiche Bild wie immer. Menschen, die mit leerem Blick die leeren Wände anstarrten oder sich irgendwie versuchten zu beschäftigen.





    Ibuprofen – ein schwacher Ersatz fürs Oxycodon, der langsam seine Wirkung entfaltete


    Ich setzte mich an einen der Tische und sah mich keine zwei Minuten später einer pummeligen Krankenschwester gegenüber.
    Ich hole ihnen ihr Medikament.“ sagte sie nur und lächelte. „Sie sehen gut aus.“ fügte sie an und ich nickte.
    Die Wände... Die Wände haben Ohren.“ hauchte mir eine Stimme ins Ohr und ich erschrak fast zu Tode. Bullshit hatte sich neben mir auf einen Hocker gesetzt und stierte mich an.
    Wissen sie, wie München gespielt hat?“ rief ich der Krankenschwester hinterher.
    Ja, 0:2 verloren.“ meinte sie nur.
    Was?
    Ja, ich konnte es auch nicht glauben. Und auch noch gegen Mainz.“ fügte sie hinzu.
    Was?“ fragte ich verwirrt.
    2:1 gewonnen.“ meinte Bullshit und sah mich an.
    Wie bitte?
    2:1. Ein Sieg. Glorreich und Ruhmvoll.“ fügte er hinzu und seine Augen begannen zu strahlen.
    Bist du high?“ fragte ich und seine Augen verzogen sich zu Schlitzen.
    Nein! Niemals! Im Kokain ist der Teufel!“ fauchte er. „Es ist Gottes Weg, dir zu zeigen, dass du zu viel Geld hast.“ fügte er hinzu und seine Mine glättete sich.
    Also warst du auf Koks?“ fragte ich nach und hatte das erste Mal in knapp drei Wochen das Gefühl, Bullshit wie einen Menschen ansprechen zu können.
    Ja.“ murmelte er. „Und das hat das Spiel beendet.“ fügte er hinzu.
    Wie meinst du das?“ fragte ich und wurde langsam neugierig.
    Ich war auch ein Spieler. Ich war gut. Aber ich war zu abgelenkt. Frauen. Schnee. So traurig.“ meinte er abgehackt und strich sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Auge – was ging hier eigentlich vor?
    Hier, ihre Medikamente.“ unterbrach die Krankenschwester das Gespräch.
    Danke.“ sagte ich und nahm den Becher mit den Pillen entgegen. „Sagen sie, was ist eigentlich mit Bullshit hier?“ fragte ich sie, ohne den Augenkontakt zu dem jungen Mann abzubrechen.
    Er war auf so ziemlich allem. Hauptsächlich Kokain und Heroin. Hat Fußball gespielt, hätte es wohl richtig zu was bringen können, wenn ihm das nicht dazwischengekommen wäre.“ meinte sie gelangweilt. „Er heißt eigentlich Edouard. Edouard Tătăruşanu.
    Ich nickte und nahm meine Medikamente. „Kann man mit ihm normal reden?“ fragte ich.
    Er hat seine Momente, aber die Abstände werden größer. Das, was in seinem Kopf passiert ist ist nichts, was sich wieder repariert.“ meinte sie und klang etwas traurig. „Früher hat er manchmal von sich erzählt. Mittlerweile sind wir froh, wenn er weiß, wie er heißt.“ fügte sie hinzu. „Aber er trägt immer noch sein Trikot von früher. Und er trägt nur das, auch wenn er mehr als genug Klamotten hat.
    Ich musterte Edouard aka Bullshit genauer – aber beim besten Willen kam mir das Gesicht nicht bekannt vor. „Wie auch immer.“ grummelte ich nur und wandte mich zum gehen, doch der junge Mann hielt mich fest. „Was?“ blaffte ich ihn an und er zuckte zusammen.
    Weiser Mann.“ murmelte er nur und wandte das Gesicht ab.
    Was?
    Weiser Mann.“ wiederholte er sich und sein Kinn nickte auf meinen Stock.
    Ich?
    Wieder Nicken.
    Wieso?
    Weiser Mann. Weiser Stab.“ fügte er hinzu und stand selber auf. Ich sah ihm irritiert hinterher, ehe ich ebenfalls ging.




    Die letzten paar Tage in der Klinik waren dann nur noch pure Ödnis. Ich nahm meine neuen Tabletten, besuchte die Reha und nahm an den Gruppengesprächen teil, und in meiner freien Zeit versuchte ich hauptsächlich, mit Bullshit zu reden – was nicht einfach war. Niels hatte sich jedoch während meiner gesamten Zeit hier nicht gemeldet und so blieb mir nicht viel übrig, doch noch ein Gespräch bekam ich nicht zustande. Und dann war er endlich gekommen – der Tag meiner Abreise. Es war ein Freitag, zwei Tage vor dem letzten Ligaspiel und ich konnte e nicht erwarten, endlich wieder mitwirken zu können – doch erst einmal musste ich noch von quasi jedem der Mitarbeiter eine persönliche Verabschiedung entgegennehmen und gute Wünsche empfangen, ehe ich endlich gehen konnte.
    Warte!“ rief eine Stimme hinter mir und ich drehte mich – eine Hand schon am Türknauf – um. Bullshit stand da und sah mich mit großen Augen an. „Ist der weise Mann frei?“ fragte er unsicher und mit zitternder Stimme und ich nickte. Auch Bullshit nickte langsam und lächelte – und dann geschah etwas unglaubliches. Er zog sich sein Trikot aus und überreichte es mir mit ehrfürchtigem Blick. Ich stand nur da und war wie vom Donner gerührt, während der schmächtige Rumäne langsam rückwärts zurückwich. „Tragt es in die Welt.“ murmelte er und ich nickte.
    Werde ich.“ sagte ich noch, ehe ich die Tür öffnete und den Raum verließ.






    Quellen: Ibuprofen

    0 Nicht möglich!
    Geändert von Nashornborusse (20.12.2016 um 18:57 Uhr)

  2. Folgender Benutzer sagt Danke zu Nashornborusse für den nützlichen Beitrag:

    Black_Tiger (30.12.2016)

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