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Erhalten: 51 Vergeben: 2 |
Ein eher glückliches Remis zu Hause gegen Nordsjaelland war unser Begleiter bei unserer dritten Reise ins internationle Gebiet diese Saison – und dann ging es für uns auch noch ausgerechnet gegen den LOSC Lille aus Frankreich, den Gruppenkopf unserer Gruppe B. Die mit Nationalspielern und ehemaligen Nationalspielern wie Nolan Roux, Sébastien Corchia oder Vincent Eneyama gespickte französische Mannschaft war natürlich klarer Favorit gegen uns und als solcher traten sie auch auf. Im zugegebenermaßen sehr gewöhnungsbedürftigen 4-4-2-Rautensystem übernahmen die Hausherren aus dem äußersten Nordosten Frankreichs von Beginn an die Kontrolle über das Spiel und ließ den Ball gut laufen, auch erste Torchancen ließen nicht lange auf sich warten: Nolan Roux kam nach Doppelpass mit Djibril Sibide im Strafraum zum Abschluss und zielte auf die lange Ecke, doch Keeper Jeser Rask war zur Stelle. Kurz danach kam Eric Bauthéac nach Zuspiel von Marvin Martin zu frei zum Abschluss, doch Rask war abermals da und lenkte den Ball über die Querlatte. So ging es das ganze Spiel über und auch nach der Halbzeitpause weiter, Lille zog uns spielerisch den Zahn und kreirte Chancen am Fließband, wir kamen nur äußerst selten selber mal nach Kontern zu Abschlüssen. Der erste davon war dann aber direkt sehr gefährlich: Hvilsom legte zurück auf Hoelgebaum Pereira, der den Ball aus der zweiten Reihe auf die Latte lupfte. Dennoch war es fast ausschließlich unserem Keeper Rask zu verdanken, dass wir bis in die Schlussphase hinein eine reele Chance auf einen Punktgewinn im Stade Pierre-Mauroy hatten, doch auch das erledigte sich dann noch: Nach Doppelpass mit Bauthéac kam Nolan Roux an den Ball, ließ Andreas Christensen aussteigen und zirkelte den Ball von der Strafraumkante aus unhaltbar halbhoch in die lange Ecke. Wir machten in den letzten Minuten so nochmal mehr auf und ich stellte mit dem eingewechselten Anders Jacobsen als zweitem Stürmer auf ein 4-4-2 um, doch die Antwort darauf kam postwendend: Sébastien Corchia setzte sich rechts gegen zwei Gegenspieler durch und flankte den Ball nach innen, wo erneut Nolan Roux den Fuß hinhalten konnte und mühelos seinen zweiten Treffer an diesem Abend erzielte. Doch immerhin ein Ehrentreffer gelang uns noch: Ein hoher Steilpass von Andreas Hoelgebaum Pereira hebelte die Abseitsfalle der Gastgeber aus, Jón Daði Böðvarsson profitierte davon und hatte dann im 1-gegen-1 mit dem Nigerianischen Nationaltorwart Vincent Eneyama keine Mühe, das 1:2 zu erzielen. Dennoch waren wir nach diesem Spiel vorerst Gruppenletzter, denn Paços de Ferreira und die Young Boys Bern hatten sich in der Schweiz mit einem torlosen Remis getrennt.
Nolan Roux' Lille zeigte uns heute unsere Grenzen auf
Keine drei Tage später ging es auch in der Liga weiter: Diesmal waren wir zu Gast im Südosten Dänemarks beim FC Vestsjælland, wo wir trotz unserer kleinen Formkrise natürlich der Favorit waren. Doch anstelle eines guten Beginns in die Partie erwischten wir diesmal einen echten Horrorstart: Nymann spielte den Ball beim Anstoß nach hinten auf Kristiansen. Der hielt den Ball einige Sekunden am Fuß, ließ den attackierenden Böðvarsson aussteigen und schickte dann den in die Spitze gestoßenen Nymann steil. Der Rechtsaußen nahm den Ball gut mit und bediente den an der Abseitskante lauernden Apostolos Vellios, der sich gut gegen Justesen durchsetzte und nach nichtmal einer Minute zur Führung für die Gastgeber einschob – ohne, dass wir überhaupt einmal den Ball berührt hätten. Ich saß fassungslos auf der Bank, neben mir vergrub mein Co-Trainer Lars Justesen den Kopf in den Händen – das hatte ja so richtig toll angefangen. Doch es wurde noch schlimmer, denn in der siebten Minute war es wieder Vellios, der seinem Bewacher Justesen entwischte und den Ball bekam. Der Grieche legte den Ball einmal quer auf Dennis Sørensen und der schob den Ball mühelos ins vom herauskommenden Rask verlassene Tor. Das konnte doch nicht wahr sein, dachte ich bei mir und musste mit ansehen, wie meine Mannschaft auch den letzten Rest Selbstvertrauen zu verlieren schien. Ich atmete einmal tief durch und stand auf – da musste ich als Trainer jetzt durch. Ich wies meinen Kapitän Thygesen an, den Ball ruhig in der eigenen Hälfte rumzuschieben, um in der Zwischenzeit mit jedem meiner Spieler reden zu können und der Plan ging auf. Die Spieler schienen zumindest ein bisschen Selbstvertrauen zurückzugewinnen und auch wenn ich spielerisch eigentlich hätte Wechseln müssen, ersparte ich mir das dann dennoch – mit Erfolg. Wir fanden besser ins Spiel und ließen defensiv nichts mehr zu, offensiv setzten wir erste Akzente und konnten uns noch vor dem Halbzeitpfiff belohnen: Mads Hvilsom trat einen Flankenball scharf nach innen, wo Jón Böðvarsson hineingrätschte und den Schlussmann der Gastgeber mit einem Flachschuss aus kürzester Distanz überwand. In der Halbzeitpause nahm ich dann noch ein wenig Feinjustierung vor und wechselte zudem: Anders Jacobsen kam für Matthias Bersang, womit ich wieder auf ein 4-4-2-System umstellte. Auch dieser Wechsel schien zu fruchten, denn Vestsjaelland kam mit dem Systemwechsel nicht im geringsten zurecht und wir kamen weiter zu Chancen. Erst traf Hvilsom nach sehenswerter Kombination den Pfosten, dann konnte Vestsjælland-Keeper Mikkelsen gegen einen Distanzhammer von Thygesen überragend parieren. Aber nach gut einer Stunde war der Bann dann endlich gebrochen: Der ebenfalls eingewechselte Danny Amankwaa flankte von der rechten Außenbahn nach innen, wo sich Anders Jacobsen robust gegen Østli durchsetzte und den Ball wuchtig in die Maschen köpfte. Wir waren wieder komplett im Spiel, doch das Führungstor wollte einfach nicht fallen und dann geschah das denkbar übelste für unsere Angriffsbemühungen: Andreas Hoelgebaum Pereira wurde von Randrup brutal umgetreten und während ich noch mit dem vierten Offiziellen diskutierte, sah der Übeltäter nur Gelb und Pereira musste den Platz verletzungsbedingt verlassen, für ihn kam Ruben Jessen ins zentral offensive Mittelfeld. Aber dann kam es für uns noch besser, 'Murphys Law' traf selten genauer zu: „Alles was passieren kann, wird auch passieren“ oder pessimistischer ausgedrückt: „Wenn ******* passiert, dann so richtig“. Denn in der 81' Minute wurde Apostolos Vellios von seinem Linksaußen Christensen geschickt, ließ Egholm aussteigen und setzte den Ball frech in die kurze Ecke – 3:2 für Vestsjælland, der Knock-Out für uns in diesem Spiel und die zweite Niederlage am Stück.
Nach der unnötigen und teilweise eigentlich auch unglücklichen Niederlage gegen Vestsjælland hatten wir eine Woche Zeit gehabt, um „die Köpfe frei zu bekommen“, wie es TV-Experten gerne ausdrückten. Doch vielleicht war ein bisschen Abstand wirklich ganz gut, weswegen ich mich auch diese Woche wieder einmal zu einem „Date“ mit Amanda durchringen konnte – gegen den Aufsteiger Aarhus GF war heute dennoch volle Konzentration gefragt, um den leichten Abwärtstrend der letzten Spiele wieder aufzufangen und einen Sieg einzufahren. Dabei mussten wir jedoch auf unseren Takt- und Ideengeber aus dem offensiven Mittelfeld, Andreas Hoelgebaum Pereira, verzichten, der mit einer Sprunggelenksverletzung bis auf weiters Ausfallen würde – prognostizierte Dauer in etwa ein Monat. Wir waren natürlich trotz dieser Verletzung und unserer aktuellen kleinen Formkrise der klare Favorit gegen die Gastgeber, die als Aufsteiger mit vier Punkten aus den ersten drei Spielen auf dem letzten Tabellenplatz standen – und damit die Prognosen der TV-Experten erfüllten, den eigenen Ansprüchen aber natürlich hinterherhinkten. Das Spiel begann und es ging von Beginn an nur in eine Richtung: Wir drängten Aarhus mit aller Macht in die eigene Hälfte, ließen den Ball gut laufen und schon früh fiel beinahe die Führung: Böðvarsson bekam den Ball von Jessen, ließ Björdal aussteigen und schlenzte aufs Tor, doch Rasmussen im Kasten von Aarhus war zur Stelle und entschärfte die Situation. Die nächst gefährliche Szene folgte auf dem Fuße: Hvilsom bediente Jessen, der aus der zweiten Reihe draufzog, doch erneut war Rasmussen wach und konnte parieren. Im Gegenzug konterte Aarhus uns dann in Manier eines Kreisligisten aus. Akharraz kam mit Tempo über den linken Flügel und bediente in der Mitte Shkirtladze, der den Ball direkt nahm und den herauseilenenden Jesper Rask mit einem Heber düpierte. Damit hatte der Gastgeber das Spiel komplett auf den Kopf gedreht und aus 38% Ballbesitz und einem Torschuss die Führung erzielt – es lief wirklich nicht besonders gut aktuell. Doch auch wenn mein Co-Trainer das Spiel nach 24 Minuten bereits abschrieb und mit einem resignierten „Das wars dann wohl.“ unsere Niederlage bereits abhakte, ließen die Spieler keine Sekunde die Köpfe hängen und hielten weiter dagegen. Einmal traf Hvilsom nur den blockierenden Kirkeskov (31'), kurz danach konnte sich Rasmussen erst gegen Böðvarsson (34') und dann gegen Amankwaa (40') auszeichnen. Auch nach dem Kabinengang blieben wir stärker, ich brachte mit Sörloth einen zweiten Stürmer und gab uns so zusätzlich die Möglichkeit, mehr auf hohe Bälle zu setzen – doch auch hier ohne Zählbaren Erfolg. Dafür kam in der Schlussminute noch ein tödlicher Konter der Gastgeber: Aabech bekam den Ball aus der Abwehr und schickte Shkirtladze auf die Reise, der Georgier nahm den Pass mit, ließ Rask aussteigen und schob den Ball zum 2:0 in die Maschen. Damit war unsere Niederlage in Aarhus besiegelt und aus unserer kleinen Formkrise hatte sich eine handfeste Ergebniskrise entwickelt – und vor dem zweiten Europaleague-Spieltag gab es einiges zu arbeiten für mich und auch für die Mannschaft.
Der Georgier Shkirtladze netzte gegen uns doppelt
Quellen: Roux, Shkirtladze
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