0

Tops |
Erhalten: 51 Vergeben: 2 |
Ich dachte noch immer ein wenig über das Gespräch mit meinen beiden unzufrieden Spielern nach, so wie ich sie so heute im VIP-Bereich sitzen sah. Denn gleich würde es zum zweiten Mal in dieser Spielzeit gegen Brøndby IF gehen, und ich war einigermaßen Angespannt, denn auf so viel Glück wie im Hinspiel vermochte ich heute nicht zu hoffen - und die beiden Lärmmacher konnte ich da nicht gebrauchen. Im Vergleich zur Niederlage gegen SönderjyskE hatte ich dennoch nur eine Änderung am Kader vorgenommen: Jessen stand für Thomsen im Mittelfeld in der Startelf.
Aufstellung Brøndby IF: Hradecky – Durmisi, Agger, Albrechtsen, Larsson – Ørnskov, Kahlenberg, Nørgaard – Szymanowski, Pukki, Hasani
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Justesen, Egholm, Bøge – Thygesen, Jessen, Antipas – Hvilsom, Böðvarsson, Bersang
Das Spiel war von der ersten Minute an das, was es Versprach: Ein Zusammentreffen des Tabellendritten Brøndby und des Tabellenvierten Hobro, der beiden Offensivstärkten Teams der Liga und ein entsprechendes Offensivfeuerwerk bekamen die Fans auch zu sehen. Brøndby blieb dem 4-3-3-System aus dem Hinspiel treu, und heute ließ auch ich erstmals in diesem System antreten, um die Mittelfeldüberlegenheit der Gastgeber zu egalisieren und auch um Mads Hvilsom bessere Entfaltungsmöglichkeiten zu geben. Das machte sich scheinbar bezahlt, denn wir hatten die erste Chance des Spiels: Hvilsom wurde von Antipas geschickt und kämpfte sich an Larsson vorbei, doch der Flachschuss des Linksaußens war leichte Beute für Hradecky im Kasten der Kopenhagener. Die Anfangsphase war ein Spiel mit offenem Visier, die von Fernsehkommentatoren gerne als solche benannte Abtastphase fiel scheinbar komplett weg und entsprechend war es wenig verwunderlich, dass bald das erste Tor fiel: Christian Nørgaard verschaffte sich mit einem Tempodribbling Raum gegen Thygesen und bediente Teemu Pukki, der Finnische Nationalspieler legte den Ball mühelos an Rask vorbei ins Tor – und die Führung war durchaus verdient. Doch Brøndby schien aus der 4:1-Klatsche im Hinspiel gelernt zu haben, dass wir durchaus torgefährlich waren und ließ nicht nach und drängte auf das zweite Tor. Wir hatten unsere Torgefahr aber auch nicht vergessen und auch wenn der Rückstand die Offensivbemühungen kurz hemmte, legten wir dennoch offensiv noch einen Zahn zu und nachdem Böðvarsson einmal den Pfosten traf, belohnten wir uns knappe fünf Minuten vor dem Pausenpfiff dann mit dem Ausgleich: Quincy Antipas wurde von Thygesen freigespielt und sah Mads Jessen, der Däne nahm das Leder mit und schlenzte den Ball ins Tor.
In der Halbzeitpause musste der Torschütze dann aber vom Platz genommen werden oder besser gesagt vom Platz bleiben, da er sich nach seinem Tor eine Prellung zugezogen hatte. Für ihn kam mit Thomsen ein etwas defensiverer Spieler, zudem nahm ich auf Rechtsaußen eine Änderung vor und brachte Nygaard für Bersang. Ich wollte damit auch an den Gegner ein Zeichen setzen, dass wir uns durchaus nicht hinten reinstellen würden und auch selber auf das 2:1 gehen würden, wenn Brønby nicht auch einen Zahn zulegen würde. Doch diese offensive Umstellung war nicht ganz folgenlos geblieben, denn unser Gegner hatte gerade über Szymanowski jetzt mehr Freiräume, da Nygaard deutlich weniger nach hinten arbeitete als Bersang. Der Argentinier mit polnischen Wurzeln war jedoch unser geringstes Problem, denn ein anderer Spieler schwang sich zu Meisterleistungen auf: Christian Nørgaard, 21 Jahre jung und im offensiven Mittelfeld zuhause. Der Ex-Hamburger war unglaublich agil und bereitete beinahe das 2:1 für die Gastgeber vor: Sein hoher Steilpass fand Ferhan Hasani, der sich gegen Tjørnelund durchsetzte und dann abzog, doch Rask konnte im Verbund mit dem Aluminium die Situation bereinigen. Aber man musste dann doch anerkennen, dass Brøndby die individuelle Qualität hatte, ein ausgeglichenes Spiel für sich zu entscheiden: Kahlenberg spielte den Ball auf Nørgaard, der sich im Dribbling gegen Egholm und Justesen durchsetzte und den Ball flach ins Tor schob. Doch eine Niederlage konnten wir uns eigentlich nicht erlauben – denn dann würde das Spitzentrio der Liga mindestens fünf Punkte vor uns liegen. Doch so sehr wir auch alles nach vorne warfen, der Ball wollte nicht mehr in die Gefahrenzone gelangen. Ich zog die Konsequenz daraus, nahm mit Egholm einen Innenverteidiger vom Platz und brachte Harstup für die Außenverteidigung – wir stellten auf ein 3-3-4-System mit dem eigentlichen Außenverteidiger Bøge als Flügelstürmer und Mads Hvilsom als zweiter Spitze um. Das Mittel der Wahl waren jetzt lange Bälle auf die beiden hochgewachsenen Stürmer, und so bekamen wir in der Nachspielzeit zumindest noch eine Ecke. Ich sah auf die Uhr – die Nachspielzeit würde in wenigen Sekunden ablaufen, noch eine Chance würde sich nicht bieten, und so winkte ich energisch Jesper Rask mit in den Strafraum. Was danach kam, war ein Geschenk des Fußballgottes an uns: Quincy Antipas servierte die Ecke auf den Elfmeterpunkt, wo die Abwer der Gastgeber nicht mit unserer Überzahlsituation zurecht kam und das nächste was man von der Bank sah, war wie der Ball aus dem Gewühl in die lange Ecke des Tores flog und der Torschütze noch an Ort und Stelle von den Mitspielern begraben wurde – als der Berg sich auflöste, kam darunter Jesper Rask zum Vorsprung, unser Torhüter hatte uns tatsächlich einen Punkt gerettet, auch wenn dieser am Ende sehr glücklich war.
Ex-Hamburger Nørgaard ragte aus der Mannschaft Brøndbys heraus
Das nächste Pflichtspiel war zwar gegen einen nominell schwächeren Gegner, doch unterschätzen sollte man ihn deshalb noch lange nicht: Im DBU Landspokal, dem dänischen Pokal, trafen wir auswärts auf Randers FC. Das Tabellenschlusslicht der Liga hatte uns schon dort ein Remis abgetrotzt, und heute würde sie diese Abwehrschlacht wohl auch über 120 Minuten durchziehen und uns wenn nötig ins Elfmeterschießen treiben.
Aufstellung Randers FC: Johnsson – Tamboura, Fenger, Agesen, Thomsen – Davids, Bjarnsson – Borring, Fischer – Ishak, Fall
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Justesen, Egholm, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Antipas, Nygaard – Böðvarsson
Doch das Spiel lief anders als wir beziehungsweise als ich es erwartet hätte – der Gastgeber, der in der Liga die rote Laterne spazieren trug, sah das Pokalspiel offenbar als Chance, sich zu befreien und wir sollten darunter leiden. Die Offensive – mit den beiden ehemalige Bundesligaspielern Djiby Fall und Mikael Ishak durchaus adäquat besetzt – bereitete uns in der tat einige Probleme und neben mir waren auch meine Spieler davon offenkundig sehr überrascht. Doch nachdem der schwedische Juniorennationalstürmer Mikael Ishak unseren Torwart ein erstes Mal geprüft hatte, fing sich unsere Defensive und wir beackerten die Abwehrreihen Randers' selbst. Die beste und leider einzige wirklich gute Gelegenheit vor der Pause brachte Quincy Antipas hervor: Der Nationalspieler Simbabwes setzte sich nach Zuspiel von Damborg gegen Agesen durch, seinen Schuss konnte Johnsson jedoch über die Latte lenken.
Nach dem Seitenwechsel griffen wir in einem 4-2-2-2-System dann noch aggresiver an, Mikkel Beckmann war als zweite Spitze neben Böðvarsson eingewechselt worden und für ihn hatte Jonas Damborg Platz machen müssen. Der Routinier hatte auch gleich die erste Chance: Nygaard flankte in den Strafraum, Beckmann kam zum Kopfball und dieser strich nur knapp am Gehäuse vorbei. Keine zwei Minuten später hatte Nygaard selbst die Riesenchance zum Führungstreffer: Bøge schickte ihn in den Strafraum, wo sich der rechte Mittelfeldspieler gegen Lorenzo Davids durchsetzte, doch sein Abschluss klatschte an den Innenpfosten und Johnsson konnte den Abpraller in letzter Sekunde vor Beckmann retten. So passierte, was im Fußball in solchen Momenten immer passiert – Randers konterte uns eiskalt aus, Fischer schickte Mikael Ishak und der löste sich von Michael Justesen, um den Ball dann wie einen Strich im Kreuzeck zu versenken. Damit gab Randers in alter Tradition dann doch das Fußballspielen auf und verteidigte mit zehn Feldspielern, während ich mit Dennis Høegh noch einen weiteren Stürmer brachte. Aber auch das half nichts und auf der Gegenseite besorgte ein weiterer Konter die Entscheidung. Diesmal war es Baye Djiby Fall, der den Ball in den Fuß gespielt bekam und Tempo aufnahm. Kurz vor dem Tor legte der Afrikaner dann quer zu Mikael Ishak, und der Schwede schob den Ball zum Endstand von 2:0 ins Tor. So mussten wir schon früh im Pokal das Ausscheiden hinnehmen und es war auch das erste Mal, dass ich aus unserem Fanblock Pfiffe zu vernehmen glaubte.
Mikael Ishak zeigte Seine Klasse und warf uns aus dem Pokal
Quellen: Nørgaard, Ishak
Lesezeichen