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„Was zur Hölle geht hier vor?“ fragte eine Stimme hinter mir.
„Was meinst du?“ antwortete ich gelangweilt.
Niels antwortete nicht und schritt weiter in den Raum. Ich konnte seine Skepsis verstehen, es war schon ein vermutlich etwas bedenklicher Anblick. Ich saß vor dem Sofa auf einem Sitzkissen, hatte eine knapp einen Meter hohe Wasserpfeife links neben mir stehen und eine Flasche Zacapa auf der anderen Seite.
„Du trinkst Rum, das ist neu.“ meinte er schließlich sarkastisch.
„Mir war mal nach etwas Abwechslung. Und außerdem ist das nicht irgendein Rum, der kostet mehr als deine Schuhe.“ antwortete ich mürrisch und ließ meinen Blick über die abgewetzten Treter schweifen.
„Sehr schön. Und was hat es damit auf sich?“ fragte er weiter und nickte der Wasserpfeife zu.
„Die hat vermutlich auch mehr gekostet, als –“
„Halt die Klappe.“ viel mir Niels ins Wort. „Seit wann rauchst du?“ fragte er weiter.
„Seit etwa einer halben Stunde.“ gab ich knapp zurück.
„Das habe ich nicht gemeint.“
„Ich hab's vermutet.“
„Also?“
„Also was?“ fragte ich und blies ihm meinen Rauch ins Gesicht.
„Wo hast du das Teil her? Und vor allem warum?“ fragte er abermals. „Reicht es dir nicht, mit Oxy und Alkohol deine Nieren und Leber zu zerschießen, muss die Lunge auch noch dran glauben?“
„Die hab ich von 'nem Jugendspieler konfisziert, das scheint in der U-Nationalmannschaft mittlerweile in Mode zu kommen.“ antwortete ich und grinste. „Und den Rest werde ich einfach mal ignorieren.“ fügte ich an.
„Sehr schön. Was rauchst du?“ fragte Niels und streckte seine Hand nach dem zweiten Schlauch aus.
„Mango-Tango-Ice.“ antwortete ich knapp.
Niels zog einmal und blies ein paar verkümmerte Rauchschwaden aus. „Nicht ganz so mein Geschmack.“ antwortete er und ich stutzte.
„Nicht?“
„Nein, ich bin nicht so für Mango.“ antwortete er. „Und ja, ich hab schon früher Shisha geraucht.“
„Das glaub ich dir sogar. Aber bist du sicher, dass du kein Fan von Mango bist?“ hakte ich nach und grinste.
„Ja, ziemlich. Wieso denn?“ fragte er nach und zog eine Augenbraue hoch.
„Naja, ich habe das hier gefunden.“ antwortete ich und griff in meine Jackentasche.
„Was?!“ schrie Niels und sprang auf.
„Gleitgel Mango. Ich wusste nicht mal, dass es sowas gibt.“ meinte ich skeptisch. „Aber wer bin ich, über euch zu urteilen.“ fügte ich an.
„Was tust du an meinem Schrank?!“ fauchte Niels. „Das geht nicht, das ist –“
„Ich habe ein Feuerzeug gesucht.“ antwortete ich gelangweilt. „Und was ihr für Dinge abzieht, geht mich echt nichts an.“ fügte ich an.
„Du hast den Rest auch gesehen?“ fragte Niels entnervt und versuchte mühsam, sich zu beruhigen.
„Ja, ich schätze schon.“ antwortete ich. „Is doch nix dabei.“
„Danke.“ blaffte Niels mich an. „Und wie lange darf ich mir noch Sprüche dazu anhören?“ fragte er weiter.
„Gar nicht.“ antwortete ich. „Aber ich habe nachgedacht, weißt du, was ziemlich lustig ist?“ fragte ich.
„Ich kann es gar nicht erwarten, was ist so lustig?“ kam es gelangweilt zurück.
„Du vögelst eine Frau, die geboren wurde, als du aufs Gymnasium gekommen bist.“ begann ich.
„Und?“
„Und trotzdem ist sie wohl vor dir entjungfert worden.“ meinte ich und grinste.
„Bist du fertig?“ fragte er genervt.
„Ich weiß nicht, wie lange willst du mir weiter den Tabak wegrauchen?“ fragte ich.
„Wieso versuche ich eigentlich, mit dir zu reden?“
„Keine Ahnung. Ich dränge mich ja nicht gerade auf, oder?“ fragte ich schnippisch.
„Wie auch immer, ich werde mich jetzt eh fertig machen. Ich hab gleich ein Date mit Mia.“ meinte er und stand auf. „Und du solltest vielleicht auch mal anfangen, deinen Tag in Gang zu kriegen.“ meinte er.
Ich zog nochmal an der Shisha und sah Niels hinterher. Irgendwo hatte er ja schon recht, denn es war zwar Sonntag, aber dennoch – Mittwoch stand das Pokalspiel gegen den VfL Bochum an, und eigentlich hatten wir viel zu wenig vorbereitet, um jetzt nicht unter Hochdruck weiterzuarbeiten. Der VfL war zwar nur durch Glück aufgestiegen, aber nichtsdestotrotz war es ein Erstligist, der sich in der bisherigen Saison auch erstaunlich gut gemacht hatte und dem Abstiegskampf bislang zu trotzen wusste. Ich schälte mich vom Sitzkissen und setzte mich mit meinem Laptop an den Küchentisch. Die nächste halbe Stunde war geprägt vom Sichten des Videomaterials, dass mir die Scoutingabteilung zusammengestellt hatte – alles in allem nichts weltbewegendes, aber die eine oder andere nützliche Information bekam ich dennoch.
„Hi.“ unterbrach eine dünne Stimme meine Konzentrationsphase.
„Mia?“ fragte ich, ohne mich umzudrehen.
„Ich glaube schon.“ antwortete sie. „Ist Niels fertig?“
„Wenn du mit fertig meinst, dass er unter der Dusche masturbiert, dann ist er fertig.“ gab ich gelangweilt zurück und klickte mich ein Video weiter.
„Wie bitte?!“ fragte sie irritiert.
„Keine Sorge, er hat eure Schublade meines Wissens nach nicht angerührt.“
„Unsere Schublade?!“ fragte sie mit Unschuldsmine.
„Sigurður?“ unterbrach mich Niels' Stimme.
„Ja?“
„Halt die Klappe.“
„Wenn ihr verschwindet, gerne doch.“
„Sind schon weg.“ meinte Mia und drehte sich zum gehen. „Warte, ist das 'ne Wasserpfeife?“ fragte sie, als ihr Blick an der Shisha stehen blieb.
„Ja, 'n Problem damit?“ fragte ich genervt.
„Naja, ich könnte dir gerne aufzählen, auf wie viele Arten dass deine Lebenszeit verkürzt, aber dann würden wir unsere Essensreservierung nicht wahrnehmen können.“ meinte sie hochnäsig.
„Mir permanent auf den Sack zu gehen, kann die Lebenszeit auch erheblich verkürzen.“ antwortete ich bissig. „Und wenn du mir nicht glaubst – rede nur weiter.“ fügte ich an.
„Ist ja schon gut.“ meinte Mia nur und schüttelte genervt den Kopf. „Also, können wir?“
„Klar.“ antwortete Niels und die beiden wandten sich ohne ein Abschiedswort zum gehen. Ich sah den beiden nach und hörte, wie die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel – und dann war ich wieder alleine. Ich zog gedankenverloren an der Shisha und wandte mich wieder dem Laptop zu – der Abend würde noch lang werden.
Quellen: Shisha, Verbeek
Black_Tiger (01.11.2016)
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