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Der nächste Gegner für uns sollte mit Aalborg BK mal wieder ein wahrer Top-Verein werden. Die Gäste standen in der Tabelle zwei Plätze uns auf Rang 2 und nachdem Kopenhagen gestern verloren hatte, könnten sie diese bei einem Sieg heute überholen. Wir dagegen konnten mit einem Sieg Rang 3 erklimmen, da auch Brøndby gestern Sieglos geblieben war. Zu diesem Zweck änderte ich an der Startelf ein paar Dinge: Zum einen kehrte Anders Egholm nach Gelbsperre ins Spiel zurück. Zudem tauschte ich beide Offensiven Außen aus, Ruben Nygaard und Danny Amankwaa kamen für Mads Hvilsom und Christopher Bersang in die Startelf.
Aufstellung Hobro IK: Ankergren – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Amankwaa, Andreas Pereira, Nygaard – Böðvarsson
Aufstellung Aalborg BK: Larsen – Gorter, Thelander, Petersen, Dalsgaard – Würtz, Risgaard – Thomsen, Bruhn – Helenius, Jönsson
Doch der Start in dieses Spiel ging gründlich in die Hose. Nicklas Helenius wurde von Johannes Würtz bedient, ließ Egholm aussteigen und setzte den Ball plaziert in die untere linke Torecke – Ankergren war machtlos und wir lagen mit einem Tor zurück. Doch in der Winterpause war die Mannschaft psychisch scheinbar stabieler geworden: Zwar dauerte es ein Paar Minuten, doch dann hatte sich das Team gefangen und drängte noch aggresiver auf ein eigenes Tor. Ein Schussversuch von Thygesen wurde zwar geblockt, doch kurz danach kam Amankwaa mit Tempo über den linken Flügel und wurde im Strafraum regelwidrig von Petersen gelegt – es gab Strafstoß. Jón Daði Böðvarsson legte sich den Ball zurecht, schickte Larsen in die linke Ecke und chippte den Ball frech in die Tormitte. „Wenn das mal schief geht, macht der im Training 100 Liegestütze!“ murmelte ich lachend, während sich natürlich auch Erleichterung ob des Ausgleichstreffers breitmachte. Es ging in die Halbzeit und diesmal erwischten wir nach dem Seitenwechsel den Traumstart: Ruben Nygaard setzte Andreas Hoelgebaum Pereira in Szene. Der Brasilianer legte sich den Ball an Dalsgaard vorbei und stand plötzlich frei vor Aalborg-Schlussmann Nicolai Larsen, doch er umspielte auch diesen und schob den Ball lässig ins leere Tor. Doch damit nicht genug – der offensive Mittelfeldspieler hatte Blut geleckt und eine Schwachstelle in der gegnerischen Abwehr ausgemacht. Diese hieß Henrik Dalsgaard und war auch in der nächsten Szene heillos überfordert: Hoelgebaum Pereira ging ins 1-gegen-1, ließ den 25jährigen Rechtsverteidiger stehen und flankte dann flach ins Zentum. Dort stand Danny Amankwaa goldrichtig und brauchte nur noch den Fuß in den Ball zu halten, um das 3:1 zu erzielen. Danach war die Messe gelesen, Andreas Hoelgebaum Pereira durfte sich kurz vor dem Abpfiff unter dem Applaus der 7.500 Zuschauer auf die Bank setzen und dennoch wurde es noch einmal eng: Rasmus Jönsson wurde vom eingewechselten Lukas Spalvis bedient, ließ Justesen aussteigen und drosch den Ball unhaltbar unter die Latte. In den letzten Minuten drängte Aalborg dann kopflos noch auf den Ausgleich, doch wir hielten dem Druck stand und konnten damit den nächsten Sieg einfahren.
Andreas Hoelgebaum Pereira war längst angekommen
Gegen Nordsjælland eine Woche später sollte die Serie fortgesetzt werden, doch diesmal nahm ich mehr Änderungen am Kader vor. Im Tor übernahm der wieder genesene Jesper Rask das Zepter von Ankergren, im linken Mittelfeld durfte Mads Hvilsom nach seiner Schonungspause für Amankwaa ran. Dazu rotierten Andreas Christensen, Martin Thomsen und Mads Jessen für Anders Egholm, Martin Damborg und Andreas Hoelgebaum Pereira in die Startelf.
Aufstellung FC Nordsjælland: Jensen – Mtiliga, Maxsø, Gregor, Ticinovic – Thóranisson, Petry – John, Vingaard, Bech – Baldvinsson
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Christensen, Justesen, Bøge – Thygesen, Thomsen – Hvilsom, Jessen, Nygaard – Böðvarsson
Doch das Spiel war langweilig und chancenarm, Nordsjælland stand tief und verlegte sich aufs Verteidigen – nach der 0:2-Pleite im Hinspiel nicht wirklich überraschend. Doch wie defensiv die Gastgeber standen, überraschte dann doch – und trotz Phasenweise fast 70% Ballbesitz waren wir von einer echten Torchance im ersten Durchgang weit entfernt, lediglich ein zu hoch angesetzter Distanzschuss von Mads Hvilsom stand zu Buche. So brachte ich mit dem dribbelstarken Brasilianer Hoelgebaum Pereira einen Spieler, der sich auch auf diesen engen Räumen gut bewegen konnte und wäre beinahe belohnt worden: Der Neuzugang von der Insel setzte sich gegen zwei Mann durch und bediente Mads Hvilsom, doch der Schussversuch unseres Topspielers landete am Aluminium. Am Ende hatten wir uns noch einige weitere Halbchancen herausgespielt, die fast immer über Hoelgebaum Pereira liefen, doch zu einem Treffer langte es nicht und so stand nach Abpfiff ein für die Gastgeber sicher etwas glückliches 0:0 auf der Anzeigetafel.
Um Gegen den Tabellenvorletzten Randers wieder einen Sieg einzufahren, nahm ich offensiv einen Wechsel vor und stellte Hoelgebaum Pereira wieder in die Startelf. In der Abwehr dagegen gewährte ich gegen die zweitschwächste Offensive der Liga gleich drei Spielern Verschnaufpausen: Tjørnelund, Bøge und Christensen machten Platz für Ingemann, Hastrup und Egholm.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Ingemann, Egholm, Justesen, Hastrup – Thygesen, Thomsen – Hvilsom, Andreas Pereira, Bersang – Böðvarsson
Aufstellung Randers FC: Johnsson – Tamboura, Fenger, Hansen, Thomsen – Keller, Bjarnsson – Borring, Fischer – Ishak, Fall
Als die Spieler auf den Platz liefen, sahen sie auch eine Choreographie unserer Fans – knapp 2000 Pappen formten neben dem Vereinswappen auch den Schriftzug „Velkommen – Et træ i Hobro“, zu deutsch „Willkommen – ein Baum in Hobro“ in Anlehung an Andreas Hoelgebaum Pereira, der zuletzt zweimal in Folge Spieler des Spiels geworden war. Die Gäste standen tief und ließen uns das Spiel machen, lauerten mit Mikael Ishak und Baye Fall aber immer wieder auf Konter. Durch einen solchen hatten sie auch die erste gefährliche Torchance: Borring bediente Fall, der mit Tempo über den Rechten Flügel kam und nach innen zog, doch Jesper Rask konnte den Schussversuch um den Pfosten lenken. Unsere erste gefährliche Szene ließ etwas auf sich warten, doch dann brannte es im Strafraum von Randers lichterloh: Nygaard bediente Hoelgebaum Pereira, der sich an zwei Gegenspielern vorbeidribbelte und flach abschloss, doch Johnsson im Kasten der Gäste war zur Stelle. Zur Halbzeit musste beziehungsweise wollte ich dann reagieren und brachte mit Mads Jessen einen offensiven Mittelfeldspieler für den defensiveren Thomsen und stellte damit auf ein 4-1-4-1-System um. Ich war mir des Risikos zwar bewusst, doch ein Remis gegen Randers war mir durchaus zu wenig und so würde ich das wohl eingehen müssen. Doch tatsächlich schien ich dafür nicht belohnt, sondern bestraft zu werden: Ishak kam nach einem Pass von Borring mit Tempo auf unsere Abwehrkette zu, ließ Anders Egholm aussteigen und der stolperte dem Schweden mit mühe hinterher, ehe er kurz vor der Strafraumgrenze die letzte Möglichkeit warnahm, ihn zu stoppen: Egholm kippte wie in Zeitlupe vornüber und zog Ishak an dessen Hose zu Boden – die Entscheidung war klar, Rote Karte wegen Notbremse und Freistoß. Doch der Referee sah das anders – und entschied auf Elfmeter.
„WAS?! Das kann doch nicht ihr Ernst sein!“ schrie ich und stand auf. Ich sagte bestimmt noch einige Worte mehr und wurde von Lars Justesen am Arm festgehalten, um mich zurückzuhalten.
„Beruhigen sie sich, das war ein Foul im Strafraum.“ grummelte mich der vierte Offizielle an.
„Ein Foul im Strafraum?! Sind sie blind oder was?!“ schrie ich zurück.
„Setzen sie sich wieder hin.“ überhörte der Mann meine Beleidigung und wies mir mit seinem Arm die Richtung.
„Einen ****** werde ich. Das war ein Freistoß, kein Elfmeter!“ schrie ich weiter und sah aus dem Augenwinkel, dass auch meine Spieler den Schiedsrichter und Linienrichter belagerten.
„Beruhigen sie sich jetzt und vor allen Dingen mäßigen sie sich!“ Auch der Vierte Offizielle wurde jetzt lauter und packte meinen Arm, vermutlich um sich vor meinen Gesten zu schützen.
„Hören sie, ich habe einen Stock und keine Angst, ihn einzusetzen!“
„Das reicht. Zur Bank. Sofort!“ Ich hatte den Mann wirklich auf die Palme gebracht und während sich das Knäuel um Referee Jakob Kehlet auflöste, hörte ich den vierten Offiziellen schnell und leise etwas in sein Headset sagen.
„Herr Mikaelsson, bitte verlassen sie das Spielfeld.“
Ich drehte mich um. Der Schiedsrichter stand neben mir und wies mit der Hand unmissverständlich auf die Tribüne.
„Ist das ihr Ernst?!“
„Ja. Gehen sie auf die Tribüne, wegen eventueller Sanktionen wird sich der DBU bei ihnen melden.“
„Hvað vitleysa.“ Grummelte ich und ging in Richtung Tribüne davon. Dort sah ich Mikael Ishak zum Strafstoß antreten, der Gefoulte wollte also selbst schießen. Ishak lief an, Rask blieb lange stehen – und parierte den Strafstoß! Ich gab einen kurzen Jubelschrei von mir und hoffte inständig, dass das Spiel nicht verloren gehen würde – doch meine Sorgen waren unbegründet. Mein Co-Trainer reagierte gut, brachte Christoffer Østergaard für Jón Böðvarsson und stellte damit die alte Defensivordnung wieder her. Und dennoch gelang uns in Unterzahl kurz vor dem Abpfiff der Siegtreffer: Andreas Hoelgebaum Pereira, der bei unseren Fans längst Kultstatus innehatte, legte vor dem Strafraum quer zu Ruben Jessen, der den Ball in die Maschen drosch.
Ruben Jessen sicherte uns diesen Sieg
Quellen: Hoelgebaum Pereira Gesicht + Körper, Jessen
Black_Tiger (22.06.2015)
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Die Woche nach dem spektakulären 1:0 über Randers hätte durchaus besser beginnen können. Anders Egholm wurde zwar nur für ein Spiel gesperrt und ich würde garnicht gesperrt werden, doch ich musste 15.000€ Strafe zahlen wegen „Bedrohung eines Verbandsoffiziellen“. Nicht dass ich das Geld nicht hätte, aber ich gab es doch eigentlich lieber für andere Dinge aus. Dennoch kam ich der Forderung auf Anraten meines Nachbarn und Freundes Niels nach, der meinte, der DBU wäre mit solchen Strafen „Nur beim ersten Mal so gnädig.“ und ich solle lieber nicht in Berufung gehen. Apropos Niels, der stand auch nun vor meiner Tür und klingelte um Einlass. Es war Mittwoch, seine Frau war mit der Tochter bei ihren Eltern und Niels würde bei mir den Abend verbringen. Ein Männerdate, nur Er, Ich, Pizza und TV2 Sport. TV2 Sport war der seit dem 9. Januar existierende Free-TV-Sender, der Fußball übertrug – heute das Viertelfinal-Rückspiel der Champions League zwischen dem FC Kopenhagen und Juventus Turin. Kopenhagen hatte tatsächlich die Gruppenphase überstanden und im Achtelfinale sensationell Zenit St. Petersburg besiegt, wobei besiegt zu viel des Lobes wäre: Mit einem 0:0 zu Hause und einem 1:1 in Russland kam man dank der Auswärtstorregel weiter. Das Hinspiel des Viertelfinales hatten die Hauptstädter mit 0:2 im heimischen Telia Parken verloren, so dass ein Weiterkommen gegen die Italiener im Juventus Stadium ein Fußballwunder wäre. Mein Haus war zwar nicht auf langfristigen Besuch eingestellt, doch neben den schwarzen Ledersesseln hatte ich heute auf den niedrigen Glastisch ein zweites Glas neben die Flasche mit meinem Glanmorangie Single Malt gestellt – mehr Gastfreundschaft ging eigentlich nicht.
„Schön, dass du auch mal aufmachst.“ begrüßte mich Niels und stapfte durch die Tür.
„Tut mir leid, es soll Leute geben, die durch ihr Humpeln etwas langsamer sind.“
„Ist ja schon gut...“ sagte Niels beschwichtigend und ließ den Blick durch mein Wohnzimmer schweifen. Mir viel auf, dass er das erste Mal hier war – dass er nach Amanda überhaupt erst der zweite Gast hier drin war. Er musterte meine unbenutzt aussehende Küche und seine Augen blieben schließlich an meiner „Sitzecke“ hängen, wo ich mich sodann niederließ.
„Nett hier.“ sagte er höflich, doch es war klar, dass er einen deutlich herzlicheren Einrichtungsstil bevorzugte.
„Danke, aber du brauchst nicht zu schleimen.“ sagte ich mit einem lachen.
Niels nickte nur stumm und setzte sich in den freien Sessel, während ich ihm ein Glas hinhielt. Niels nippte daran und ich sah, dass ihm das keineswegs missfiel.
„Der Scotch ist... gut, richtig gut.“ sagte er und ich nickte nur stumm, während ich den Fernseher einschaltete. Die Vorberichterstattung lief in vollen Zügen – bis zum Anstoß war es noch fast eine halbe Stunde, und Niels nutzte das, um ein anderes ihm wichtiges Thema anzuschneiden. „Hattest du irgendwas geplant fürs Abendessen?“
„Wir könnten was vom Chinesen bestellen.“ sagte ich, während ich aufstand. „Nudelbox, oder so.“
„Nudelbox? Ähm, ok...“ sagte Niels überrascht und ich wusste genau, was er dachte – wie konnte jemand mit so einem guten Scotch-Geschmack so einen schlechten Essensgeschmack haben.
„Das war ein Scherz, du Genie.“ sagte ich, als ich die offene Küche erreichte. Ich öffnete den Kühlschrank und holte zwei dicke Scheiben Fleisch heraus. „Es gibt Steak, und dazu Folienkaroffeln – is doch auch ok?“ sagte ich lachend, während ich zwei Kinderkopfgroße Kartoffeln aus dem Küchenschrank holte. An Niels' Gesicht erkannte ich, dass er damit mehr als zufrieden war und sein Nicken diesmal definitiv ernst gemeint. Ich begann mit den Kochvorbereitungen und wimmelte meinen Nachbarn dabei mehrfach ab, der mir mit einer Penetranz seine Hilfe aufzudrängen suchte, die sich gewaschen hatte. Doch ich machte in Ruhe weiter, ehe es zur Frage des Abends kam – eine Frage, die viel über die Klasse eines Menschen aussagte.
„Wie willst du dein Steak?“ fragte ich, während ich meines – Rare – aus der Pfanne auf meinen Teller verfrachtete. „Und wenn du jetzt Well Done sagst, muss ich dich leider erstechen.“
„Rare, keine Sorge.“ gab Niels amüsiert zurück – da hatte er aber mal ******* gehabt.
Er stand auf und holte sich seinen Teller mit der noch dampfenden Folienkaroffel ab und trug auch meinen zum Fernsehtisch, wofür ich insgeheim dann doch dankbar war – gehen mit einem Teller in der Hand war schwer genug, mit zwei Tellern war es eigentlich unmöglich.
Ein gutes Steak - etwas besseres gibt es zum Abendessen eigentlich nicht
„Und, für wen bist du?“ fragte er mich, während die Champions-League-Melodie den nahenden Anpfiff ankündigte.
„Ich glaube, für Kopenhagen. Wird nur leider nix werden.“ sagte ich und begann zu essen.
„Ich fürchte auch. Ein Remis könnte man ja vielleicht sogar schaffen, aber das 0:2 holen die nicht auf.“ sagte er und tat es mir gleich.
Das Spiel war in der Anfangsphase sehr langweilig und eigentlich nicht ansehenswürdig – Kopenhagen lauerte auf einen Konter, um den wichtigen Führungstreffer zu erzielen, Juventus dagegen ließ Ball und Gegner gut laufen und vorerst keine Konterchancen zu. Dafür konnten wir unaufgeregt essen und uns über das Spiel und auch über meine Saison bei Hobro unterhalten – und ich war abermals verblüfft, mit wie viel Fachwissen Niels aufwarten konnte – seien es gut gemeinte taktische Ratschläge zu meinem Job oder auch die treffende Analyse der an Cattenaccio erinnernden Abwehrtaktik von Juventus Turin. Es tat gut, mal mit jemandem zu reden, der ebenfalls Ahnung von Fußball hatte, aber gleichermaßen keine „Vorprägung“ durch irgendeine Fußballschule und damit eine erfrischend andere Einstellung zu vielen Dingen, so vor allen Dingen zu Flanken: Während ich – wie wohl so ziemlich jeder Fußballtrainer, der nicht bei Barcelona coacht oder coachte, Flanken als durchaus probates Mittel ansah (jedenfalls, wenn man einen dazu passenden Stürmer hatte), lehnte Niels sie strikt ab und wartete sogar mit Statistiken auf, die die Ineffizienz von Flanken untermauerten. Diese zeitweise sehr fachsprachlichen Dialoge veranlassten mich dann auch dazu, Niels eine Frage zu stellen, die mich schon seit längerem beschäftigte.
„Niels – wie kommt es eigentlich, dass du bei all deiner Fußballkenntnis und Fußballbegeisterung nicht in diesem Bereich Karriere gemacht hast, sondern als Arzt?“
Niels schien über die Frage lange nachzudenken, ehe er antwortete. „Ich weiß auch nicht. Ich glaube, es lag damals an der Sicherheit. Mit einem guten Medizinstudium in der Tasche war mir eigentlich ein neuer Job sicher, als Trainer, Manager oder irgendwas in der Fußballwelt – da hast du kaum Planungssicherheit. Wieso fragst du?“
„Naja, eigentlich nur so. Aber ich habe vermutlich nächste Saison die Chance, selber mitzureden bei den Mitarbeiterverträgen und könnte vielleicht –“
„Mååååååååååååååålt!!! Nicolai Jørgensen!!!“
Wir sahen beide auf – und trauten unseren Augen nicht. Nicolai Jørgensen hatte den FC Kopenhagen gerade in Führung geschossen und mit dem 0:1 das kleine Wunder in die Nähe des Möglichen gebracht. Wir sahen beide wie hypnotisiert auf den Fernseher, als die Wiederholung eingeblendet wurde: Ein einfacher Steilpass von Ruri Gíslasson öffnete die Abwehr, Jørgensen nahm den Ball mit Risiko direkt und ließ dem viermaligen Welttorhüter Gialuigi Buffon keine Chance. Wir sahen uns verduzt an und ich hob die Hand zum High-Five. Niels schlug ein und wandte sich dann wieder unserem Gespräch zu.
„Was wolltest du gerade sagen?“
„Bevor mich Mærk Poulsen unterbrochen hat –“ sagte ich und nickte in Richtung des Fernsehers, aus dem der TV2-Sports-Kommentator weiter vor sich hin redete „wollte ich eigentlich darauf hinaus, dass ich – sollte ich bei Hobro bleiben – bestimmt bei der Einstellung von Mitarbeitern ein Wort mitzureden hätte. Und wenn du wollen würdest, könnte ich dich da sicher irgendwie mit Einbinden.“ sagte ich.
Niels dachte wieder eine Weile nach, schüttelte dann aber den Kopf. „Danke, aber ich denke nicht. Ich bin mit meinem momentanen Job sehr zufrieden... Und vor allen Dingen soll man ja laut Sprichwort nicht da aufs Klo gehen, wo man isst. Das bezieht sich bestimmt eher auf Ehefrauen oder Freundinnen als auf Freunde, aber ich würde nur ungerne auf deinen Dessertwagen pinkeln.“
Ich sah ihn an und amüsierte mich darüber, wie er selbst zu begreifen schien, wie falsch sich das alles anhörte. „Ähm, also ich meinte, ähh...“
„Schon gut.“ unterbrach ich ihn. „Wollte ja nur mal gefragt haben.“ meinte ich lachend und Niels wandte sich Kopfschüttelnd wieder seinem Steak zu, von dem nur noch wenig übrig geblieben war. Den restlichen Abend schnitt ich das Thema dann nicht mehr an, auch wenn ich mir sicher war, dass Niels' Absage an Hobro nicht endgültig war, aber für den Moment sollte ich es damit gut sein lassen. Stattdessen sahen wir das Spiel zu Ende und diskutierten darüber, und am Ende kam (leider) alles so wie erwartet: Noch vor der Pause glich Carlos Tevez aus, im zweiten Durchgang trafen dann auch noch Paul Pogba und nach einer Ecke Giorgio Chiellini und besiegelten so das Ausscheiden Kopenhagens aus der Königsklasse. Die Turiner waren zudem im Halbfinale das einzige Team aus Südeuropa: Borussia Dortmund, der FC Bayern München und der FC Chelsea standen noch da, Real Madrid und der FC Barcelona hatten gegen die beiden deutschen Vereine die Segel streichen müssen.
Quellen: Steak, Jørgensen
Black_Tiger (23.06.2015)
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Nach dem unterhaltsamen Champions-League-Abend mit Niels stand wenige Tage später wieder Fußball in der dänischen Liga an – mit dem FC Midtjylland hatten wir diesmal einen schweren Gegner auswärts vor der Brust. Daher änderte ich an der Startelf auch einiges: Der rotgesperrte Egholm machte logischerweise Platz für Christensen, auch auf den Außenverteidigerpositionen kehrten mit Tjørnelund und Bøge die Stammspieler zurück. Zudem kamen Damborg und Beckmann für Thomsen und Böðvarsson in die Startelf – Böðvarsson musste wegen einer Muskelverhärtung passen.
Aufstellung FC Midtjylland: Dahlin – Lauridsen, Sviatchenko, Larsen, Bak – Sparv, Olsson, Andersson – Sisto, Duncan, Sly
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Christensen, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Andreas Pereira, Bersang – Beckmann
Die Gastgeber sahen sich selbst als Favoriten, ich sah sie in ihren lilanen Trikots vorrangig als Papageien an – die aber wohl dennoch Favorit waren. Gerade die Außenstürmer Sly und Sisto waren enorm gefährlich und mit dem Umstellen vom 4-1-4-1 aus dem Hinspiel auf ein 4-3-3 war auch das zentrale Mittelfeld enger besetzt und der „Schwachpunkt“ Tim Sparv konnte seine Stärken mehr einbringen, ohne unter seinen Schwächen zu leiden. Wie in dieser Ausganssituation zu erwarten, begann Midtjylland mit Ruhe im eigenen Offensivspiel und dem Fokus auf Ballbesitz, wir dagegen standen tief und ließen die Gastgeber kommen. Logischerweise hatten sie auch die erste gute Chance: Pione Sisto bediente den aufgerückten Kristoffer Olsson, der sich an Damborg vorbeispielte und abzog, doch Jesper Rask konnte den Ball entschärfen. Auf der Gegenseite konnten wir unsere erste Torchance jedoch ausnutzen: Jacob Tjørnelund kam über links und wurde von Andreas Hoelgebaum Pereira angespielt. Der Linksverteidger sah kurz hoch und löffelte die Flanke butterweich in den Sechzehner, wo Mikkel Beckmann den Kopf in den Ball hielt und Johan Dahlin überwinden konnte. Damit hatte Midtjylland nicht gerechnet und wurde zusehends nervöser und hektischer im Spiel nach vorne, auch weil wir jetzt ebenfalls mehr Druck ausübten und im Pressing sahen die Gegner höchst unglücklich aus. Doch bezeichnend für das Spiel heute konnte eine starke Einzelaktion uns dann ausschalten: Pione Sisto bekam den Ball von Duncan und setzte 25 Meter vor unserem Tor zum Dribbling an. Der Däne mit Wurzeln im Südsudan ließ Bøge aussteigen, ging an Christensen vorbei und schlenzte den Ball unhaltbar in die lange Ecke – 1:1 zur Pause, nicht unverdient aber irgendwie auch nicht zufriedenstellend. Ich überlegte in der Kabine einige Zeit, ob ich das Remis retten oder den Punkt riskieren und auf Sieg gehen wollte – ich war für letzteres, Lars für ersteres. Ein Feigling erster Sorte.
„Willst du das wirklich riskieren?“ fragte er mich verwirrt, als ich in der Kabine ankündigte, Høegh einzuwechseln und auf ein 4-4-2-System umzustellen.
„Na klar. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden: Sie wollen klein verlieren, ich will groß gewinnen.“ sagte ich noch, während die Spieler wieder auf den Rasen liefen. Und mein Mut schien sich auszuzahlen, denn auch wenn Midtjylland weiter auf Ballbesitz spielte, hatten sie damit doch nicht gerechnet und gerieten schnell und häufig unter Druck: Høegh bediente Andreas Hoelgebaum Pereira, der aus der zweiten Reihe einen Schuss abfeuerte – und nur haarscharf sein Ziel verfehlte. Kurz darauf hatte Mikkel Beckmann den Führungstreffer auf dem Fuß, wurde jedoch im letzte Moment von Sviatchenko vom Ball getrennt. Und so bestrafte uns Midtjylland für unsere Nachlässigkeit: Pione Sisto kam nach Doppelpass mit Olsson an den Ball, ließ abermals Bøge aussteigen und zog in den Strafraum. Rask kam ihm entgegen, Sisto schlug einen Haken und schob den Ball zum 2:1 ins verlassene Tor. „Groß gewinnen also, ja?“ sagte Lars Justesen genervt von der Bank in meine Richtung. Ich ignorierte ihn, denn sich hatte hier definitiv noch nicht aufgegeben – auch wenn es mit dem Ausgleichstreffer bis zur 87' Minute dauern sollte. Eine Ecke von Andreas Pereira wurde geklärt, doch Jacob Tjørnelund bekam den Ball. Der Linksverteidger servierte den Ball aus der zweiten Reihe hoch in den Sechzehner, wo Justesen sich durchsetzte und mit einem unhaltbaren Linksschuss das 2:2 erzielte.
Doppelpacker Pione Sisto ließ sich nicht bändigen
Auch wenn es am Ende doch nur ein Remis war, so war ich mit der Leistung doch zufrieden und so änderte ich zum Spiel bei SönderjyskE nur eine Sache am Kader: Der wieder genesene Jón Daði Böðvarsson kam für Mikkel Beckmann in die Startelf. Das Spiel gegen SönderjyskE leitete auch das dritte Drittel der Saison ein, einer bislang durchaus zufriedenstellenden Saison: Wir standen wieder in den Top-4 neben Aalborg, Kopenhagen und Brøndby, auch weil wir seit der Winterpause ungeschlagen waren – und heute wollte ich diese Serie natürlich fortsetzen.
Aufstellung SönderjyskE: Skender – Marxen, Kanstrup, Mussmann, Paulsen – Salami, Guira – Absalonsen, Kløve – Pouriè, Bechmann
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Christensen, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Andreas Pereira, BErsang – Böðvarsson
SönderjyskE war – wenn auch Gastgeber – dennoch wohl der Außenseiter und ließ sich dementsprechend auch früh zurückfallen und überließ uns das Spiel. Mit einer Kombinationsstarken Mannschaft wie unserer als Gegner war das sicherlich nicht ohne Risiko, doch ich kam damit mehr als gut zurecht und meine Mannschaft auch. Andreas Pereira hatte nach sieben Minuten die erste gute Gelegenheit, doch Marin Skender im Kasten SönderjyskEs konnte den Schuss des Brasilianers parieren. Bis zur Halbzeit stand der Kroate noch mehrmals im Blickpunkt, parierte gegen Ruben Nygaard (11'), Mads Hvilsom (28') und Jonas Damborg (33') mehrfach überragend und war so ziemlich der einzige Grund, warum es zur Halbzeitpause immer noch unentschieden Stand.
Im zweiten Durchgang entschied sich dann auch die Offensivabteilung der Gastgeber, ins Spielgeschehen einzugreifen und damit war Jesper Rask das erste Mal wirklich gefordert: Eine Flanke von Kløve fand den Deutschen Marvin Pourié, der den Ball mit vollem Risiko aufs Tor brachte, doch Rask war gerade noch zur Stelle. Ein paar Angriffe später war er dann aber geschlagen: Pourié kam von links in den Strafraum gezogen und bediente seinen Sturmkollegen Tonny Bechmann, der sich im Zweikampf mit Justesen durchsetzte und den Ball flach ins Tor schoss. Ging der ganze Mist etwa schon wieder los? Da machten wir das Spiel, hatten Chancen und dann schoss das Tor der Gegner. Ich schlug wütend mit meinem Gehstock gegen die Trainerbank und fing mir einen finsteren Blick vom vierten Offiziellen ein, doch das sollte mich jetzt nicht stören. Ich brachte stattdessen mit Beckmann einen zweiten Stürmer und stellte wieder auf eim 4-4-2-Rautensystem um, um das Spiel womöglich noch zu drehen – und es lief gut: Mads Hvilsom kam von links in den Sechzehner gezogen und bediente Jón Böðvarsson, der sich um Mussmann drehte und den Ball halbhoch im Kasten SönderjyskEs versenkte. Für Böðvarsson war es der dreizehnte Saisontreffer und damit zog er in der Ligarangliste mit Toptorjäger Andreas Cornelius gleich, für Mads Hvilsom war es der erste Scorerpunkt seit Monaten – seit dem neunten Spieltag, genau genommen. Leider sollte es auch sein vorerst einziger bleiben, denn Marin Skender konnte einen Drop-Kick unseres Linksaußens gut entschärfen und hielt in der 86' Minute somit abermals das Remis für SönderjyskE fest – unverdient definitiv, aber auch ein Stück weit eigene Blödheit.
Vor dem kommenden Heimspiel gegen Brøndby IF nahm ich erneut nur einen Wechsel an der Startelf vor: Lasse Thomsen ersetzte im defensiven Mittelfeld Jonas Damborg.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Christensen, Justesen, Bøge – Thygesen, Thomsen – Hvilsom, Andreas Pereira, Bersang – Böðvarsson
Aufstellung Brøndby IF: Hradecky – Durmisi, Agger, Dumic, Larsson – Örnskov, Kahlenberg, Nørgaard – Krohn-Dehli, Pukki, Rashani
Mit Michael Krohn-Dehli hatte der Gast aus Kopenhagen nochmal einen weiteren hochkarätigen Spieler dazugewonnen, doch von Erfurcht war unsererseits heute nichts zu spüren. Mit einem Sieg gegen die Favoriten könnten wir sie heute hinter uns lassen und uns auch vom Tabellenmittelfeld etwas absetzen – durchaus ein lohnendes Ziel. Und so begannen wir offensiv und nahmen die Defensive um Ex-Liverpool-Star Daniel Agger von der ersten Minute an in die Mangel. Schnell kamen wir auch zur ersten Chance: Nygaard wurde von Thomsen angespielt, zog jedoch zu hektisch ab und so konnte Hradecky den Ball ohne große Mühen parieren. Brøndby war von unserer Anfangsoffensive kurz überrascht, antwortete dann aber selbst ebenfalls mit offensivem Fußball und so entwickelte sich ein sehr ansehnliches Spiel auf hohem Niveau, in dem vor allen Dingen die beiden Torhüter glänzen konnten: Hradecky hielt gegen Hvilsom (21') und Böðvarsson (27') überragend, auf der Gegenseite konnte unsere Nummer 1 Jesper Rask gegen Teemu Pukki (31') und Michael Krohn-Dehli (38') seine Klasse zeigen. Im zweiten Durchgang wurde das Spiel dann hektischer, und nach einer guten Stunde gab es tatsächlich den ersten Platzverweis des Spiels: Kahlenberg verlor den Ball an Thygesen, der Ruben Nygaard Rechtsaußen schickte. Der legte sich den Ball an Durmisi vorbei und wurde vom Linksverteidger Brøndbys umgetreten, die Rote Karte war die einzig logische Option. Durch die Überzahlsituation kippte das vorher ausgeglichene Spiel nun recht eindeutig zu unseren Gunsten, doch Hradecky im Kasten Brøndbys war eine klasse für sich an diesem Abend und brachte unsere Offensive dauerhaft zur Verzweiflung. Doch kurz vor dem Ende passierte es dann: Der eingewechselte Mads Jessen wurde im Sechzehner von Dumic zu Fall gebracht und es gab Strafstoß – Jón Daði Böðvarsson trat an und setzte den Ball unhaltbar unter die Latte. Damit war das Spiel entschieden, wir gaben den Sieg nicht mehr aus der Hand und blieben damit auch im achten Rückrundenspiel ungeschlagen – und schielten nach dem ab heute rechnerisch perfekten Klassenerhalt auch mit einem Auge nach Europa, auch wenn ich Fragen diesbezüglich bei der Pressekonferenz nach dem Spiel natürlich abschmetterte.
Das Foul an Jessen sicherte uns den Sieg
Quellen: Sisto, Jessen
Black_Tiger (25.06.2015)
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Die Woche nach dem befreienden Sieg gegen Brøndby IF lief besser ab, als ich es erwartet hatte – denn im Training war durch den geschafften Klassenerhalt die Stimmung noch besser geworden und die Mannschaft hatte als Einheit das Etappenziel „Europa“ angenommen und brannte darauf, den Traum Realität werden zu lassen. Zudem fand ich eine Tafel Schokolade auf meinem Schreibtisch, die von Jens Hammer Sørensen mit dem Wort „Sorry“ beschriftet war – da stand also womöglich eine Vesöhnung an. Doch erst einmal musste die Saison zu Ende gebracht werden, und mit dem FC Kopenhagen stand ein schwerer Gegner vor der Tür. Ich nahm an der Startelf drei Veränderungen vor: In der Innenverteidigung kehrte Egholm für Christensen in die Startelf zurück, im defensiven Mittelfeld Damborg für Thomsen. Zudem musste Mads Hvilsom nach seiner fünften Gelben Karte pausieren, für ihn kam Danny Amankwaa in die Startelf. Der Winter-Neuzugang aus Kopenhagen war zuletzt immer wieder verletzt und daher keine Alternative, doch gegen seinen Ex-Club würde er sich heute beweisen dürfen.
Aufstellung FC Kopenhagen: Andersson – Augustinsson, Nilsson, Zanka, Høgli – Poulsen, Delaney – Kadrii, Gíslasson – Cornelius, Jørgensen
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Amankwaa, Andreas Pereira, Bersang – Böðvarsson
Bei Kopenhagen startete mit Andreas Cornelius der Spieler, der uns im letzten Aufeinandertreffen quasi im Alleingang besiegt hatte – bei uns stand mit Jacob Tjørnelund immerhin ein Torrschütze aus dem Sieg im ersten Spiel im Kader. Kopenhagen war aber im Heimspiel Favorit und versuchte, dieser Rolle auch gerecht zu werden und lief uns direkt an. Die erste gute Gelegenheit ließ nicht lange auf sich warten: Cornelius bekam den Ball von Kadrii, nahm aus der zweiten Reihe maß und zwang Jesper Rask zu einer Glanzparade. Kurz darauf war unser Schlussmann aber geschlagen: Nicolai Jørgensen kam nach einer Hereingabe von Bashkim Kadrii völlig frei zum Kopfball und legte den Ball in die kurze Ecke, Rask kam nicht mehr heran und so war früh der zu erwartende Führungstreffer für Kopenhagen gefallen. Damit schienen sich die Gastgeber vorerst zufriedenzustellen und ließen uns nun mehr ins Spiel kommen. Durch Matthias Bersang hatten wir auch bald unsere erste Chance: Der Rechtsaußen kam nach Pass von Jonas Damborg zum Abschluss, doch Andersson im Kasten der Gastgeber konnte parieren und kurz vor der Pause legte Kopenhagen dafür den zweiten Treffer nach: Rurí Gíslasson kam nach Querpass von Delaney zum Abschluss, Rask kam an den Schuss nicht mehr ran und so erzielte der Isländer spät in dieser Saison seinen ersten Saisontreffer. Nach dem Seitenwechsel versuchte ich, mit Mikkel Beckmann als zweitem Stürmer die Wende einzuleiten – doch das ging schief. Stattdessen erzielte Kopenhagen durch Nicolai Jørgensen kurz nach dem Seitenwechsel das 3:0, als der ehemalige Angreifer von Bayer Leverkusen eine Flanke von Bashkim Kadrii mit dem linken Fuß Volley bei uns im Netz unterbrachte. Doch immerhin der Anschlusstreffer gelang uns bei einer insgesamt enttäuschenden Leistung noch: Nach einer flachen Hereingabe von Bersang kam Andreas Pereira im Zentrum an den Ball und schoss eiskalt gegen die Laufrichtung Anderssons ein, auch wenn es am Ende nur Ergebniskosmetik bleiben sollte.
Nicolai Jørgensen - in der Champions League wie auch in der Liga eine Wucht
Gegen Esbjerg stellte ich im Kader zwei Dinge um: Die beiden Flügelstürmer Amankwaa und Bersang wurden vom nach seiner Sperre zurückkehrenden Mads Hvilsom und Ruben Nygaard ersetzt.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Andreas Pereira, Nygaard – Böðvarsson
Aufstellung Esbjerg fB: Dubravka – Knudsen, Stenderup, Almebäck, Laursen – Lekven, Andersen – Fellah, Mensah – Söder, Larsson
Mit den Gästen heute hatten wir eine sehr bunte Vergangenheit: Nach einem 5:0-Sieg im ersten Aufeinandertreffen hatten wir uns beim zweiten Spiel eine 0:5-Klatsche eingefangen – heute wollte ich die zweite Niederlage gegen Esbjerg in Serie und auch die zweite Ligapleite in Serie vermeiden. So begannen wir offensiv und setzten die Abwehrkette Esbjergs früh unter Druck, was bald auch in ersten Chancen gipfelte: Böðvarsson kam nach Pass von Andreas Hoelgebaum Pereira zum Abschluss, doch Dubravka im Kasten Esbjergs bekam noch die Hände an den Ball. Kurz danach hatte Mads Hvilsom die nächste Großchance, als er eine Flanke von Jesper Bøge an den Außenpfosten köpfte und ebenfalls nur wenige Minuten später hatte auch Andreas Pereira selbst eine gute Gelegenheit, doch der U-Nationalspieler Brasiliens zielte mit einem Distanzschuss etwas zu hoch. Von Esbjerg und der Offensivkraft aus dem letzten Aufeinandertreffen dagegen war garnichts zu sehen, lediglich einen margeren Abschluss durch Robin Söder konnten die Gäste im ersten Durchgang verzeichnen (41'). Nach der Pause gingen wir dann noch mehr auf den Sieg, der nach der Niederlage in der Vorwoche gegen Kopenhagen mehr als Notwendig war und mit dem Systemwechsel auf ein 4-4-2-System mit Raute machte sich das auch in der Außendarstellung bemerkbar. Kurz nach Wiederanpfiff zahlte sich das auch aus: Der eingewechselte Thomsen bediente den als zweiter Stürmer agierenden Mads Hvilsom, der sich gegen Almebäck durchsetzte und dann trocken Einschoss. Dabei blieb es auch am Ende, denn danach schonte ich mit Böðvarsson und ebenjenem Hvilsom zwei Stammspieler und Esbjerg fehlte scheinbar der Mut und der Biss, um nochmal zurückzukommen – lediglich eine gute Szene hatten die Gäste im zweiten Durchgang. Mohammed Fellah kam aus der zweiten Reihe zum Abschluss, doch Rask lenkte den Ball um den Pfosten.
Vor dem nächsten Auswärtsspiel in Odense nahm ich nach dem erfolgreichen Spiel nur einen Wechsel vor: Der nicht ganz frische Andreas Hoelgebaum Pereira pausierte, für ihn begann Mads Jessen auf der „10“.
Aufstellung Odense BK: Toppel – Nilsson, Jónasson, Høegh – Skúlasson, Busuladzic, Diarra, Falk Jensen – Larsen, Zohore, Dalgaard
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Jessen, Nygaard – Böðvarsson
Odense BK war ein interessanter Gegner. Nachdem es im ersten Aufeinandertreffen ein Remis gab, hatte mir ein Sieg gegen die heutigen Gastgeber im letzten Spiel vor der Winterpause quasi den Job gerettet. Heute wollte Odense wohl auch einen Sieg, anders konnte ich mir das System nicht erklären: Ein 3-4-3, dazu mit Falk-Jensen einen eigentlichen Offensivspieler im Mittelfeld – viel offensiver ging es wirklich nicht mehr. Doch das beeindruckte uns zunächst nicht. Stattdessen griffen wir selbst an und nahmen die enge Dreierkette Odenses unter Beschuss – doch Abschlüsse von Böðvarsson (11') und auch Nygaard (17') konnte Toppel im Kasten der Blau-Weißen parieren. Angriffe Odenses kamen im ersten Durchgang nicht gefährlich nach vorne, lediglich ein halbherziger Abschluss von Kenneth Zohore (31') kam auf unser Tor, doch Jesper Rask war ohne Mühe zur Stelle. Ab Anpfiff der zweiten Hälfte legte Odense dann aber einen Zahn zu. Die Angriffsversuche waren ernsthafter und souveräner vorgetragen, und schon bald musste Rask das erste Mal richtig parieren: Eine Ecke von Odense flog unbehelligt durch den Strafraum, am zweiten Pfosten war Hallgrímur Jónasson zu ungedeckt und köpfte aufs Tor, doch unsere Nummer 1 fischte den Kopfball des Isländers aus dem kurzen Ecke. Auf der anderen Seite stand auch Odense-Torwart Mads Toppel im Blickpunkt: Ein Distanzschuss von Mads Jessen senkte sich genau ins Kreuzeck, doch der 32jährige lenkte den Ball mit den Fingerspitzen zur Ecke. Am Ende des Spiels schienen sich dann beide Mannschaften mit dem Remis abgefunden zu haben – und in solchen Szenen merkte man, dass mir und auch meinem Team noch die Abgebrühtheit fehlte. Denn ein Angriff Odenses lief über unsere linke Seite, am Ende spielte Larsen auf Rasmus Falk Jensen, der von Tjørnelund zu alleine gelassen wurde und souverän zum Sieg für die Gastgeber einschoss. Die Europa-Träume, die wir glücklicherweise nie nach außen getragen hatten, konnten wir damit vorerst begraben – fünf Punkte lagen wir jetzt hinter Aalborg BK auf Rang 3.
Rasmus Falk Jensen erzielte das goldene Tor
Quellen: Jørgensen, Falk Jensen
Black_Tiger (26.06.2015)
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Das letzte Aufeinandertreffen mit Amanda war noch keine zwei Tage her und dementsprechend hatte ich von ihr auch noch nichts gehört – vielleicht lag es auch daran, dass ich ihr nicht meine Nummer gegeben hatte sondern einfach irgendwelche Zahlen aus dem Kopf gekramt hatte. Es war zwar ganz nett gewesen und ziemlich wild, aber auf lange Sicht fraß soetwas zu viel Zeit und Nerven und ich konzentrierte mich lieber auf den Fußball – wo die Saison in die entscheidende Phase ging und mit dem FC Vestsjælland ein spannender Gegner vor der Tür stand. Die Gastgeber standen im Abstiegskampf, und auch wenn es bis zum letzten Tabellenplatz 13 Punkte Vorsprung waren, waren es bis zum Abstiegsplatz 11 nur zwei magere Pünktchen. Ich änderte am Kader derweil nur eine Sache, Andreas Pereira kehrte wieder in die Startelf zurück.
Aufstellung FC Vestsjælland: Mikkelsen – Raitala, Bozga, Østli, Randrup – Jónsson, Kristiansen – Lumb, Nymann – Vellios, Thsibamba
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Andreas Pereira, Nygaard – Böðvarsson
Die Gastgeber starteten in einem defensiven 4-4-2 und ließen zunächst uns das Spiel machen, wollten selbst anscheinend über Konter ins Spiel finden. Ich ließ mich auf dieses Spielchen ein und meine Mannschaft bot den schnellen Vestsjællander Offensivspielern Kontermöglichkeiten. Es dauerte auch keine zehn Minuten, bis sich das aus sicht der Gastgeber das erste Mal rächte: Apostolos Vellios verlor im Mittelfeld den Ball an Thygesen, der schnell schaltete und das Spel in den rechten Halbraum verlagerte. Ruben Nygaard kam an den Ball, ließ Raitala aussteigen und legte dann auf den mitgelaufenen Jón Böðvarsson ab, der nicht lange fackelte und zur Führung einschoss. So konnte das ja mal losgehen, dachte ich bei mir und war guter Dinge, das Spiel heute gewinnen zu können. Mit dem griechischen Stürmer Vellios hatte unser Gegner zwar einen ständigen Unruheherd in seinen Reihen, doch die Bemühungen des Ex-Everton-Stürmers blieben weitesgehend brotlose Kunst – lediglich einmal musste Rask vor der Pause eingreifen, als Vellios den mitgelaufenen Thsibamba bediente, der jedoch zu zentral abschloss. Nach dem Seitenwechsel ging Vestsjælland weiter sehr defensiv vor, wahrer Abstiegskampf sah irgendwie anders aus. So konnten wir weiter munter unser Spiel spielen und wann immer sich Vestsjælland mit den eher mäßig starken Kontern aus der Defensive wagte, gab es direkt einen Gegenschlag. Einen solchen konnte Mads Hvilsom zehn Minuten vor dem Abpfiff dann auch zur Vorentscheidung nutzen: Andreas Pereira bekam von Thygesen den Ball und leitete ihn auf Hvilsom weiter, der sich gegen Bozga durchsetzte und trocken in die kurze Ecke einschoss. So konnten wir mit einem Sieg auf die „Zielgerade“ der Saison einbiegen, durchaus nicht unwichtig fürs Selbstbewusstsein.
Nach seinem Treffer war Mads Hvilsom nicht mehr zu bremsen
Gegen Silkeborg IF stellte ich am Kader nichts um, der Auftritt der Vorwoche war überzeuend genug gewesen und bedurfte kein Spieler von seinem Fitnesslevel her einer Pause. Doch für den Gegner ging es heute um alles – würden sie das Spiel verlieren, wären es bei vier verbleibenden Spielen mindestens 13 Punkte Rückstand in der Tabelle auf den rettenden Nichtabstiegsplatz.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Andreas Pereira, Nygaard – Böðvarsson
Aufstellung Silkeborg IF: Nørgaard – Ritter, Jacobsen, Flinta, Dhia Putros – Scheel, Hansen, Pedersen, Runsewe – Agger, Skov
Wie schon Vestsjælland in der Vorwoche agierte auch Silkeborg in einem flachen 4-4-2-System, überließ uns das Spiel und lauerte auf Konter. Auch diesmal lockten wir sie immer wieder aus der defensive und provozierten Konter, und wieder klappte es perfekt: Nygaard kam nach Doppelpass mit Andreas Hoelgebaum Pereira zum Schuss, Nørgaard im Tor der Gäste kam nicht mehr an den Ball heran und konnte den Einschlag nicht mehr verhindern. Doch auch Silkeborg wurde von Zeit zu Zeit gefährlich: Nach einem Konter über Scheel kam Agger im Sturmzentrum an den Ball, ließ Egholm aussteigen und schlenzte den Ball unhaltbar ins lange Eck. Keine fünf Minuten später war Agger erneut frei durch, wurde diesmal von Skov in Szene gesetzt und schob Rask den Ball frech durch die Beine – Silkeborg hatte das Spiel noch vor der Pause gedreht. Nach dem Seitenwechsel wurde es nicht besser, ganz im Gegenteil: Skov kam nach einem langen Ball von Dhia Putros an den Ball, ließ im Sprint Egholm und Justesen hinter sich und setzte den Ball zum 3:1 ins Tor. Wir warfen von da an natürlich alles nach vorne, ich brachte mit Beckmann einen zweiten Stürmer und dafür wurden wir eiskalt bestraft: Runsewe bediente Agger, der auf den Linksaußen Scheel weiterleitete. Der setzte sich gegen Bøge durch und schloss zum vorentscheidenden 4:1 ab – mit dem erst fünften Torschuss der Gäste, wohlgemerkt. Immerhin der Anschlusstreffer sollte uns aber noch gelingen: Eine Flanke von Jesper Bøge landete bei Danny Amankwaa, der den Ball Volley ins Tor Silkeborgs schoss. An einem normalen Abend hätte solch ein Tor wohl für Jubelstürme gesorgt, heute war jedoch nicht viel zu hören. Die große Ernüchterung machte sich jedoch erst nach Abpfiff breit: Wir lagen vier Spieltage vor dem Ende der Saison drei Punkte hinter einem Europapokalplatz, immerhin hatten wir mit Aalborg noch einen direkten Konkurrenten im Duell. Doch schlimmer noch war es bei Silkeborg: Da auch Vestsjælland das Parallelspiel gewonnen hatte, war der Sieg für sie heute nichts mehr Wert – rechnerisch war die Klasse nicht mehr zu halten.
Aalborg BK sollte unser nächster Gegner sein und war auswärts alles andere als ein leichtes Unterfangen – im letzten Auswärtsspiel dort hatten wir eine 1:3-Niederlage eingefahren. Auch die Niederlage gegen Silkeborg stimmte mich nicht gerade hoffnungsvoll, so dass ich neben zwei auf die Frische zurückzuführenden Wechseln – Thomsen und Bersang für Damborg und Nygaard – im Sturmzentrum auf den Überraschungseffekt setzte und Jón Böðvarsson zugunsten von Mikkel Beckmann auf die Bank setzte.
Aufstellung Aalborg BK: Larsen – Gorter, Thelander, Petersen, Dalsgaard – Thomsen, Würtz, Augustinussen, Enevoldsen – Jönsson, Helenius
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Thomsen – Hvilsom, Andreas Pereira, Bersang – Beckmann
Die Partie heute könnte zu einer Vorentscheidung im Kampf um Europa werden. Würde Aalborg gewinnen, würden sie auf sechs Punkte davonziehen, wir dagegen brauchten eigentlich einen Sieg, zumindest aber ein Remis, um im Rennen zu bleiben. Bei Aalborg wie auch bei uns ging es daher von Beginn an auf den frühen Führungstreffer, und schon bald gab es die erste gefährliche Chance: Hvilsom flankte halbhoch in den Sechzehner, Beckmann legte sich quer und beförderte den Ball irgendwie per Seitfallzieher aufs Tor, doch Emil Larsen konnte den Ball entschärfen. Danach aber war Aalborg-Showtime, in der Hauptrolle: Rasmus Jönsson. Der ehemalige Wolfsburger agierte als eine Art hängende Spitze hinter Nicklas Helenius und war immer brandgefährlich. Erst konnte Rask einen Versuch des Schweden noch parieren (11'), doch kurz darauf war auch unser Schlussmann beim Schuss Jönssons geschlagen. Aalborg machte weiter Druck, auch weil wir kurzfristig die Ordnung verloren und legte direkt den zweiten Treffer nach. Wieder war es Jönsson, der diesmal aus der zweiten Reihe draufhielt und Jesper Rask damit überraschte. Danach nahmen die in Rot gewandten Aalborger etwas das Tempo aus dem Spiel und überließen uns den Ball, was sich auch in kleineren Chancen für Bersang (32') oder Andreas Pereira (38') auszeichnete. Doch gerade als wir dabei waren, wieder ins Spiel zu finden, setzte Rasmus Jönsson mit seinem dritten Treffer den Deckel auf die Partie. Nach der Pause hieß es für uns nur noch nach vorne zu spielen, irgendwie das unmögliche möglich machen und einen Punkt holen. Ich brachte Jón Böðvarsson für Mikkel Beckmann, stellte zudem mit Mads Hvilsom als zweiter Spitze auf ein 4-4-2-Rautensystem um. Und damit hatte Aalborg scheinbar nicht gerechnet, denn direkt waren wir wieder im Spiel und zwangen den Gastgebern unser Spiel auf. Ein Pass von Andreas Pereira fand Hvilsom, der den Ball auf Jón Böðvarsson querlegte und der Isländer schob eiskalt ein. Kurz darauf war es Andreas Pereira direkt mit dem Assist, der Ball kam von ihm in die Schnittstelle der Abwehr auf Böðvarsson und der verkürzte auf 2:3. Danach war es fast nur noch ein blindes Anrennen auf das Tor der Gastgeber, doch kurz vor dem Schluss sollte sich das bezahlt machen: Mikkel Thygesen flankte einen Freistoß in den Sechzehner, Jón Daði Böðvarsson kam mit dem Kopf an den Ball und nickte zum Ausgleich ein. Dabei blieb es dann bis zum Ende, auch wenn wir die letzten Minuten nochmal mächtig zittern mussten: Nach einem Luftduell zwischen Rask und Helenius musste unser Torhüter verletzt vom Rasen – doch wir hatten schon dreimal gewechselt und so ging Mikkel Thygesen für die Schlussminuten ins Tor, wir mauerten davor mit einem 5-4-0 und retteten so einen Punkt über die Ziellinie.
Am Ende reichte auch ein Dreierpack von Rasmus Jönsson nicht zum Sieg
Quellen: Hvilsom, Jönsson
Black_Tiger (30.06.2015)
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Nach dem letzten Spiel hatte ich das dritte mal in meiner noch kurzen Laufbahn Post vom DBU, die ich widerwillig las und anschließend in einem Rahmen über dem Kamin anbrachte – neben einer Geldstrafe hatte man mich auch für das nächste Ligaspiel gesperrt, in dem es zu meinem Glück nur gegen Aufsteiger Viborg FF ging, ein Spiel, dass ich Lars Justesen auch gerade noch zutraute – und das „gerade noch“ meine ich wirklich nicht ironisch. Lars war nunmal ein Trainer, der bei keinem halbwegs anständigen Verein auch nur die U12 der Frauen würde coachen dürfen, aber immerhin redete er mir nicht in meine Entscheidungen herein – und zudem musste er am Wochenende den Ausfall von Andreas Pereira auffangen, der mit einem Anriss des Außenbandes wohl erst zum vierten Spieltag wieder in den Kader rücken würde. Doch davor stand noch ein deutlich wichtigeres Spiel an – das Hinspiel der dritten Runde der Europaleague-Playoffs gegen Malmö FF. Gegen den schwedischen Verein, der über viel internationale Erfahrung verfügte, mussten wir uns erstmals richtig beweisen und der Welt zeigen, dass wir mehr als nur ein Dorf in Dänemark waren.
Vor ausverkauftem Haus kam der erste Europapokal-Abend der Vereinsgeschichte und ich schickte die Spieler schon eine halbe Stunde früher zum Aufwärmen als üblich, einfach um sie in der Athmosphäre des Stadions ankommen und sie die Situation verinnerlichen zu lassen. Die Spieler gingen mit der Situation gut um und schienen dem Druck gewachsen, und als die Spieler beim hören der Europaleague-Hymne und der dazu vorbereiteten Choreographie auf dem Rasen standen, konnte ich bei einigen von ihnen eine Gänsehaut ausmachen. Doch mit dem Anpfiff war sie verflogen und auch ansonsten waren keine Anzeichen von Nervosität oder Unruhe auszumachen, wie abgesprochen verwalteten wir ruhig das Spiel und lockten Malmö Meter für Meter aus der eigenen Hälfte. Durch Mads Hvilsom hatten wir nach zehn Minuten die erste Chance, ehe wir beinahe durch eigene Dummheit in Rückstand gerieten: Stenderup bekam den Ball und wollte das Spiel mit einem Pass auf Linksverteidiger Fischer verlagern, doch der Ball geriet viel zu kurz. Markus Rosenberg spitzelte dazwischen und kam alleine auf Jesper Rask zu, doch der ließ sich nicht überrumpeln und konnte den Heber des Schweden locker parieren. Ich versuchte von der Bank, den Innenverteidiger wachzurütteln – und auch unser Schlussmann nahm sich den eigentlich abgeklärten Routinier nochmals zur Brust, der den Schreck jedoch schnell überwand. Bereits im nächsten Angriffsversuch der Schweden war er wieder zur Stelle und grätschte einen Pass in Richtung Andersson ganz locker ab. Es blieb bei einem torlosen Remis zur Pause, und in der Kabine war ich das erste Mal seit meiner Ankunft komplett still – stattdessen ergriff ein anderer das Wort. Malte Juhunen, Vorsitzender des größten Fanclubs Hobros, wurde heute als besonderer Motivator in einen Mitarbeiteranzug gesteckt und übernahm die Halbzeitansprache. Ganz legal war das sicherlich nicht, aber eben auch nicht verboten – und so etwas musste ich dann eben doch ausnutzen. Die Rede des 24 Jahre jungen Hobbykickers war dann auch tatsächlich einiges Wert, den Spielern war der Motivationsschub klar anzusehen. Ich wechselte mit einigen Spielern noch ein Paar kurze Worte, doch taktisch und spielerisch war eigentlich an nichts etwas zu bemängeln. Das zeigte sich auch in Durchgang zwei, wo wir den eher schwach auftretenden Gästen endgültig den Zahn zogen. Nach einer Stunde war es dann so weit: Mads Hvilsom kam vom linken Flügel und spielte einen Doppelpass mit Ruben Jessen, nahm den Ball technisch perfekt mit und schob ihn dann eiskalt in die linke Torecke – das erste Europapokaltor der Vereinsgeschichte erzielte nicht zufällig unser Linksaußen. Auch aufgrund des Treffers und weil Hvilsom bei seinem Treffer nochmal demonstrativ die Fans anpeitschte, wurde das Stadion in der letzten halben Stunde nochmal zum Tollhaus. Als dann einen Angriff später Mads Hvilsom erneut frei in den Sechzehner zog und auf Jacobsen querlegte und der Stürmer zum 2:0 einschob, war das Stadion tatsächlich kurz vorm explodieren. Auf einer Welle aus Euphorie und Motivation getragen brachten wir das Spiel dann unfallfrei zuende und als wir Spieler und Verantwortlichen den Rasen knapp eine halbe Stunde nach Abpfiff endlich verlassen durften, gab es nur noch eine Sache zu bemängeln – dass es „nur“ ein 2:0 geworden war und wir dadurch im Rückspiel auch ein Topspiel abliefern mussten, um in die Gruppenphase einzuziehen.
Die Fans hatten sich eine beeindruckende Choreo einfallen lassen
Drei Nächte nach dem Spiel gegen Malmö war wieder Stadion angesagt – jedoch auf der Tribüne und nicht auf der Trainerbank, für das Spiel bei Viborg FF hatte mich der dänische Verband ja gesperrt. Ich saß im jämmerlichen „VIP-Bereich“ der Energi Viborg Arena neben einem Mann im Anzug und mit meinem schlimmen Bein glücklicherweise am Gang. Lars Justesen hatte als Co-Trainer einen dicken Zettelblock mit Anweisungen für so gut wie alle Eventualitäten mitgegeben bekommen, da ich auch nicht vorhatte, in der Manier eines José Mourinho in der Halbzeitpause von der Putzfrau in die Kabine geschoben zu werden. Doch das Spiel lieferte dazu auch absolut keinen Anlass, schon nach zwei Minuten gingen wir in Führung: Neuzugang Jacob Sörloth bekam den Ball von Jonas Damborg in den Lauf gespielt, setzte sich gegen zwei Innenverteidiger durch und schlenzte dann souverän zum 1:0 ein. Nach zehn Minuten fing Danny Amankwaa dann einen Pass des unterirdisch schwachen Viborger Innenverteidigers Babajide Ogunbiyi ab und legte den Ball überlegt nach innen, wo die zweite Spitze Jón Daði Böðvarsson das Leder gut mitnahm und mit einem Tunnler gegen Peter Jensen im Kasten des Aufsteigers zum 2:0 traf. Eine Viertelstunde später war die Messe dann endgültig gelesen, als eine Ecke von Linksverteidiger Alex Fischer in der Mitte bei Andreas Christensen landete, der den Ball aus vollem lauf gezielt ins Tor nickte. Danach nahm die Mannschaft nach Vorschrift ein wenig das Tempo aus dem Spiel, um Kräfte für das Rückspiel gegen Malmö zu sparen und fuhr auch über die zweite Halbzeit, in der unter anderem auch der eigentlich reine Ersatzspieler Hastrup zu seinem Saisondebüt kam ein lockeres 3:0 komplett ohne Risiko nach Hause, der Nigerianische Mittelstürmer Salisu Abdullahi „Alhaji“ Gero gab mit einem Verzweiflungsschuss aus 25 Metern den einzigen Torschuss der Gastgeber ab, die sich damit nach drei Spieltagen Punkt- und Torlos auf dem letzten Tabellenplatz wiederfanden.
Es ging Schlag auf Schlag dieser Tage und mit einem souveränen 3:0-Erfolg gegen Viborg im Gepäck ging es in Richtung Schweden, wo wir mit dem 2:0-Hinspielsieg die perfekte Vorlage geleistet hatten, um heute den Einzug in die Play-Offs abzuschließen. Die Schweden setzten wie zu erwarten auf die gleiche Elf wie im Hinspiel, wir dagegen rotierten wieder kräftig durch – und mit Schlussmann Rasmus Ankergren setzte ich im Tor auf Erfahrung statt Qualität (den Jesper Rask war zweifelsohne der bessere Torwart, gerade im Spiel mit dem Ball), aber so konnte ich den Erfahrenen bei Laune halten und überdies ein wenig Verwunderung bei meinem Trainergegenüber sähen. Doch im Spiel waren wir dennoch nicht von Beginn an gut dabei, stattdessen riss Malmö vor heimischem Publikum das Spiel an sich und kontrollierte das Geschehen. Foglerichtig fiel auch die Führung für die Schweden kurz vor der Pause: Jo Inge Berget bekam den Ball nach Doppelpass mit Rosenberg und war zu ungedeckt, ließ mit einer Körpertäuschung dann noch Lars Justesen aussteigen und schlenzte den Ball letztlich unhaltbar ins Tor. Bei Malmö gab es nun eine regelrechte Aufbruchstimmung zu sehen, immerhin war erst eine gute Viertelstunde gespielt und ihnen fehlte als stärker spielende Mannschaft ja nur noch ein Treffer zur Vverlängerung. Das merkten auch wir und die Spieler wurden sichtlich unsicher und wirkten fast schon nervös, was in weiteren Chancen für Malmö ausuferte: Berget bekam von Justesen zu viel Raum und legte auf den mitgelaufenen Tobias Sana quer, der aus etwas spitzem Winkel jedoch an Ankergren scheiterte. Der Routinier hatte seine beste Szene dann nach 39 Minuten: Nach einer Ecke von Rodić kam Rosenberg zum Kopfball, doch Ankergren fischte den Ball noch aus dem Toreck.
In der Kabine war diesmal wieder ich gefordert, auf eine Externe Ansprache verzichtete ich dieses Mal lieber und außerdem gab es verdammt viel zu bereden – der Gegner, den wir noch vor einer Woche an die Wand gespielt hatten, nahm uns heute komplett aus dem Spiel und der Knappe Sieg aus der Vorwoche konnte uns zum Verhängnis werden. Außerdem reagiete ich auch personell und brachte mit Jón Böðvarsson einen neuen zweiten Stürmer auf den Rasen. Der Plan schien zunächst aufzugehen und wir fanden besser in die Partie, doch dann hatte Malmö die Riesenchance auf den „Ausgleich“: Ein Missverständins zwischen Bøge und Christensen gewährte Sana freien Lauf, der Schwede legte auf den komplett freien Berget quer, der den Ball aus zehn Metern aber an die Latte des leeren Tors sezte. Es entwickelte sich ein enges Spiel ohne große sportliche Qualität, aber mit viel Kampf und auch einigen üblen Fouls – weswegen ich mit Justesen bereits nach 60 Minuten einen akut Ampelkartengefährdeten Spieler auswechseln musste. Doch wir hielten dem Druck stand und in der Schlussphase zeigte das dauerhafte Anrennen der Gastgeber dann Wirkung, sie wirkten sichtlich Platt und wir kamen zu Konterchancen. Erst traf Bersang nach einem Konter nur Aluminium, doch dann traf der von der Bank gekommene Jón Böðvarsson nach einem Konter mit dem 1:1 beziehungsweise dem 3:1 nach beiden Spielen fünf Minuten vor dem Ende zur Vorentscheidung. Malmö warf nochmal alles nach vorne, doch in der Schlussminute konterten wir noch einmal tödlich: Tjørnelund legte vor dem Strafraum quer auf Danny Amankwaa, der den Ball ohne Probleme ins leere Tor schieben konnte. Nach dem Schlusspfiff überwältigten die Spieler dann die Emotionen – wir waren eine Runde weiter, wir waren in den Play-Offs zur Europa League und würden dort morgen unseren Gegner zugelost bekommen. Alles, worauf wir hofften, war ein einfacher Gegner – denn mit unter anderem dem FC Schalke 04 konnte uns genauso gut ein echter Brocken erwischen.
Aalborg-Neuzugang Jacobsen sicherte unseren Erfolg
Quellen: Choreo, Jacobsen
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Ein eher glückliches Remis zu Hause gegen Nordsjaelland war unser Begleiter bei unserer dritten Reise ins internationle Gebiet diese Saison – und dann ging es für uns auch noch ausgerechnet gegen den LOSC Lille aus Frankreich, den Gruppenkopf unserer Gruppe B. Die mit Nationalspielern und ehemaligen Nationalspielern wie Nolan Roux, Sébastien Corchia oder Vincent Eneyama gespickte französische Mannschaft war natürlich klarer Favorit gegen uns und als solcher traten sie auch auf. Im zugegebenermaßen sehr gewöhnungsbedürftigen 4-4-2-Rautensystem übernahmen die Hausherren aus dem äußersten Nordosten Frankreichs von Beginn an die Kontrolle über das Spiel und ließ den Ball gut laufen, auch erste Torchancen ließen nicht lange auf sich warten: Nolan Roux kam nach Doppelpass mit Djibril Sibide im Strafraum zum Abschluss und zielte auf die lange Ecke, doch Keeper Jeser Rask war zur Stelle. Kurz danach kam Eric Bauthéac nach Zuspiel von Marvin Martin zu frei zum Abschluss, doch Rask war abermals da und lenkte den Ball über die Querlatte. So ging es das ganze Spiel über und auch nach der Halbzeitpause weiter, Lille zog uns spielerisch den Zahn und kreirte Chancen am Fließband, wir kamen nur äußerst selten selber mal nach Kontern zu Abschlüssen. Der erste davon war dann aber direkt sehr gefährlich: Hvilsom legte zurück auf Hoelgebaum Pereira, der den Ball aus der zweiten Reihe auf die Latte lupfte. Dennoch war es fast ausschließlich unserem Keeper Rask zu verdanken, dass wir bis in die Schlussphase hinein eine reele Chance auf einen Punktgewinn im Stade Pierre-Mauroy hatten, doch auch das erledigte sich dann noch: Nach Doppelpass mit Bauthéac kam Nolan Roux an den Ball, ließ Andreas Christensen aussteigen und zirkelte den Ball von der Strafraumkante aus unhaltbar halbhoch in die lange Ecke. Wir machten in den letzten Minuten so nochmal mehr auf und ich stellte mit dem eingewechselten Anders Jacobsen als zweitem Stürmer auf ein 4-4-2 um, doch die Antwort darauf kam postwendend: Sébastien Corchia setzte sich rechts gegen zwei Gegenspieler durch und flankte den Ball nach innen, wo erneut Nolan Roux den Fuß hinhalten konnte und mühelos seinen zweiten Treffer an diesem Abend erzielte. Doch immerhin ein Ehrentreffer gelang uns noch: Ein hoher Steilpass von Andreas Hoelgebaum Pereira hebelte die Abseitsfalle der Gastgeber aus, Jón Daði Böðvarsson profitierte davon und hatte dann im 1-gegen-1 mit dem Nigerianischen Nationaltorwart Vincent Eneyama keine Mühe, das 1:2 zu erzielen. Dennoch waren wir nach diesem Spiel vorerst Gruppenletzter, denn Paços de Ferreira und die Young Boys Bern hatten sich in der Schweiz mit einem torlosen Remis getrennt.
Nolan Roux' Lille zeigte uns heute unsere Grenzen auf
Keine drei Tage später ging es auch in der Liga weiter: Diesmal waren wir zu Gast im Südosten Dänemarks beim FC Vestsjælland, wo wir trotz unserer kleinen Formkrise natürlich der Favorit waren. Doch anstelle eines guten Beginns in die Partie erwischten wir diesmal einen echten Horrorstart: Nymann spielte den Ball beim Anstoß nach hinten auf Kristiansen. Der hielt den Ball einige Sekunden am Fuß, ließ den attackierenden Böðvarsson aussteigen und schickte dann den in die Spitze gestoßenen Nymann steil. Der Rechtsaußen nahm den Ball gut mit und bediente den an der Abseitskante lauernden Apostolos Vellios, der sich gut gegen Justesen durchsetzte und nach nichtmal einer Minute zur Führung für die Gastgeber einschob – ohne, dass wir überhaupt einmal den Ball berührt hätten. Ich saß fassungslos auf der Bank, neben mir vergrub mein Co-Trainer Lars Justesen den Kopf in den Händen – das hatte ja so richtig toll angefangen. Doch es wurde noch schlimmer, denn in der siebten Minute war es wieder Vellios, der seinem Bewacher Justesen entwischte und den Ball bekam. Der Grieche legte den Ball einmal quer auf Dennis Sørensen und der schob den Ball mühelos ins vom herauskommenden Rask verlassene Tor. Das konnte doch nicht wahr sein, dachte ich bei mir und musste mit ansehen, wie meine Mannschaft auch den letzten Rest Selbstvertrauen zu verlieren schien. Ich atmete einmal tief durch und stand auf – da musste ich als Trainer jetzt durch. Ich wies meinen Kapitän Thygesen an, den Ball ruhig in der eigenen Hälfte rumzuschieben, um in der Zwischenzeit mit jedem meiner Spieler reden zu können und der Plan ging auf. Die Spieler schienen zumindest ein bisschen Selbstvertrauen zurückzugewinnen und auch wenn ich spielerisch eigentlich hätte Wechseln müssen, ersparte ich mir das dann dennoch – mit Erfolg. Wir fanden besser ins Spiel und ließen defensiv nichts mehr zu, offensiv setzten wir erste Akzente und konnten uns noch vor dem Halbzeitpfiff belohnen: Mads Hvilsom trat einen Flankenball scharf nach innen, wo Jón Böðvarsson hineingrätschte und den Schlussmann der Gastgeber mit einem Flachschuss aus kürzester Distanz überwand. In der Halbzeitpause nahm ich dann noch ein wenig Feinjustierung vor und wechselte zudem: Anders Jacobsen kam für Matthias Bersang, womit ich wieder auf ein 4-4-2-System umstellte. Auch dieser Wechsel schien zu fruchten, denn Vestsjaelland kam mit dem Systemwechsel nicht im geringsten zurecht und wir kamen weiter zu Chancen. Erst traf Hvilsom nach sehenswerter Kombination den Pfosten, dann konnte Vestsjælland-Keeper Mikkelsen gegen einen Distanzhammer von Thygesen überragend parieren. Aber nach gut einer Stunde war der Bann dann endlich gebrochen: Der ebenfalls eingewechselte Danny Amankwaa flankte von der rechten Außenbahn nach innen, wo sich Anders Jacobsen robust gegen Østli durchsetzte und den Ball wuchtig in die Maschen köpfte. Wir waren wieder komplett im Spiel, doch das Führungstor wollte einfach nicht fallen und dann geschah das denkbar übelste für unsere Angriffsbemühungen: Andreas Hoelgebaum Pereira wurde von Randrup brutal umgetreten und während ich noch mit dem vierten Offiziellen diskutierte, sah der Übeltäter nur Gelb und Pereira musste den Platz verletzungsbedingt verlassen, für ihn kam Ruben Jessen ins zentral offensive Mittelfeld. Aber dann kam es für uns noch besser, 'Murphys Law' traf selten genauer zu: „Alles was passieren kann, wird auch passieren“ oder pessimistischer ausgedrückt: „Wenn ******* passiert, dann so richtig“. Denn in der 81' Minute wurde Apostolos Vellios von seinem Linksaußen Christensen geschickt, ließ Egholm aussteigen und setzte den Ball frech in die kurze Ecke – 3:2 für Vestsjælland, der Knock-Out für uns in diesem Spiel und die zweite Niederlage am Stück.
Nach der unnötigen und teilweise eigentlich auch unglücklichen Niederlage gegen Vestsjælland hatten wir eine Woche Zeit gehabt, um „die Köpfe frei zu bekommen“, wie es TV-Experten gerne ausdrückten. Doch vielleicht war ein bisschen Abstand wirklich ganz gut, weswegen ich mich auch diese Woche wieder einmal zu einem „Date“ mit Amanda durchringen konnte – gegen den Aufsteiger Aarhus GF war heute dennoch volle Konzentration gefragt, um den leichten Abwärtstrend der letzten Spiele wieder aufzufangen und einen Sieg einzufahren. Dabei mussten wir jedoch auf unseren Takt- und Ideengeber aus dem offensiven Mittelfeld, Andreas Hoelgebaum Pereira, verzichten, der mit einer Sprunggelenksverletzung bis auf weiters Ausfallen würde – prognostizierte Dauer in etwa ein Monat. Wir waren natürlich trotz dieser Verletzung und unserer aktuellen kleinen Formkrise der klare Favorit gegen die Gastgeber, die als Aufsteiger mit vier Punkten aus den ersten drei Spielen auf dem letzten Tabellenplatz standen – und damit die Prognosen der TV-Experten erfüllten, den eigenen Ansprüchen aber natürlich hinterherhinkten. Das Spiel begann und es ging von Beginn an nur in eine Richtung: Wir drängten Aarhus mit aller Macht in die eigene Hälfte, ließen den Ball gut laufen und schon früh fiel beinahe die Führung: Böðvarsson bekam den Ball von Jessen, ließ Björdal aussteigen und schlenzte aufs Tor, doch Rasmussen im Kasten von Aarhus war zur Stelle und entschärfte die Situation. Die nächst gefährliche Szene folgte auf dem Fuße: Hvilsom bediente Jessen, der aus der zweiten Reihe draufzog, doch erneut war Rasmussen wach und konnte parieren. Im Gegenzug konterte Aarhus uns dann in Manier eines Kreisligisten aus. Akharraz kam mit Tempo über den linken Flügel und bediente in der Mitte Shkirtladze, der den Ball direkt nahm und den herauseilenenden Jesper Rask mit einem Heber düpierte. Damit hatte der Gastgeber das Spiel komplett auf den Kopf gedreht und aus 38% Ballbesitz und einem Torschuss die Führung erzielt – es lief wirklich nicht besonders gut aktuell. Doch auch wenn mein Co-Trainer das Spiel nach 24 Minuten bereits abschrieb und mit einem resignierten „Das wars dann wohl.“ unsere Niederlage bereits abhakte, ließen die Spieler keine Sekunde die Köpfe hängen und hielten weiter dagegen. Einmal traf Hvilsom nur den blockierenden Kirkeskov (31'), kurz danach konnte sich Rasmussen erst gegen Böðvarsson (34') und dann gegen Amankwaa (40') auszeichnen. Auch nach dem Kabinengang blieben wir stärker, ich brachte mit Sörloth einen zweiten Stürmer und gab uns so zusätzlich die Möglichkeit, mehr auf hohe Bälle zu setzen – doch auch hier ohne Zählbaren Erfolg. Dafür kam in der Schlussminute noch ein tödlicher Konter der Gastgeber: Aabech bekam den Ball aus der Abwehr und schickte Shkirtladze auf die Reise, der Georgier nahm den Pass mit, ließ Rask aussteigen und schob den Ball zum 2:0 in die Maschen. Damit war unsere Niederlage in Aarhus besiegelt und aus unserer kleinen Formkrise hatte sich eine handfeste Ergebniskrise entwickelt – und vor dem zweiten Europaleague-Spieltag gab es einiges zu arbeiten für mich und auch für die Mannschaft.
Der Georgier Shkirtladze netzte gegen uns doppelt
Quellen: Roux, Shkirtladze
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Sehr produktiv du bist.
Ja, was ist denn da los? Das letzte Update war ja mal eher mau von den Ergebnissen...vorsichtig gesagt.
Zum Einstieg gegen Lille war zu erwarten, Roux ist sowieso so ein Biest, hat bei mir viele Jahre in der Bundesliga gespielt und immer gegen mich getroffen.Aber wie gesagt, dass ist noch das, was man am ehesten verkraften kann.
Die anderen Niederlagen sind ziemlich bitter, vor allem, weil dein Team auf einmal vieles vermissen lässt. 0:2 nach sieben Minuten, im nächsten Spiel zweimal ausgekontert...das sah schon mal wesentlich besser aus.Vor allem, weil deine Gegner ja auch keinen Champagner Fussball geboten haben. So wirds auch in der EL eng...
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Die „Trennung“ von Amanda hatte mich tatsächlich ein wenig mehr aus der Bahn geworfen als erwartet, doch ein paar Oxycodon und noch einige andere Dinge mehr brachten mich über Nacht wieder in die Spur und schon am nächsten Morgen war ich wieder ziemlich fit und bei alter Frische – was auch bitter nötig war, denn mit den portugiesischen Gästen von Paços de Ferreira hatten wir schon am Donnerstag wieder einen sehr schweren Gegner vor der Brust. Amanda hatte noch ein paar Mal angerufen und auch per Mail Kontakt gesucht, doch ich reagierte darauf nichtmehr.
Das Spiel kam und wir waren als Verein in der Krise natürlich der Außenseiter – eine erfrischende Abwechslung, nachdem wir mit der Favoritenrolle in den letzten beiden Spielen ja grandios auf die Schnauze flogen. Diesmal durften sich also die Gäste aus dem Norden Portugals mit dieser Bürde herumschleppen – und uns kam das sehr entgegen. Ohne den nach wie vor verletzten Andreas Hoelgebaum Pereira fehlte uns vorne der Spieler für die „besonderen Momente“, eine Rolle, mit der seine Aushilfe Ruben Jessen heillos überfordert war. Doch Dank der Außenseiterrolle konnten wir heute wieder mehr auf Konter setzen, gingen damit jedoch auch ein leichtes Risiko ein: Die Portugiesen übernahmen die Kontrolle über das Spiel und erspielten sich durch die Feldüberlegenheit auch rasch erste Chancen. Sérgio Oliveira war der größte Aktivposten der Portugiesen zu Spielbeginn und hatte auch bei der ersten torgefährlichen Szene die Füße im Spiel. Oliveira spielte den Ball steil auf den linken Flügel, wo Paolo Hurtado den Ball bekam. Der Peruaner zog mit Tempo vors Tor, Jesper Rask konnte den Schuss des Nationalspielers jedoch parieren. Kurz danach kam der Afrikaner Seri nach Doppelpass mit Sérgio Oliveira aus der zweiten Reihe zum Abschluss, weil erneut der Zugriff in der Mittelfeldzentrale fehlte. Diesmal konnte Rask sich nicht auszeichnen, doch zu unserem Glück schlug der Ball an die Latte und von dort aus ins Tornetz. Ehe wir das erste Mal wirklich torgefährlich wurden dauerte es etwas, doch nach gut zwanzig Minuten war es so weit: Mads Hvilsom steckte den Ball auf Danny Amankwaa durch, der Rechtsaußen zog aus der zweiten Reihe ab und zwang Gästetorwart Rafael Defendi zu einer Glanzparade. In dieser Manier wogte das Spiel die ganze erste Halbzeit über hin und her: Paços de Ferreira bestimmte das Spiel, wir kamen gelegentlich zu Kontern – und so wirklich Hundertprozentige Chancen waren nie dabei. Das änderte sich erst in der 43' Minute: Anders Jacobsen bekam den Ball von Damborg zugespielt und machte ihn an der Mittellinie fest. Der dänische Stürmer verzögerte etwas und hob den Ball dann butterweich in den rechten Halbraum in den Lauf von Danny Amankwaa. Der nahm ihn mit, nahm Fahrt auf und stand binnen Sekunden im Strafraum der Portugiesen. Der Ghanaischstämmige Däne ließ seinen Verfolger Hélder Lopes aussteigen und schlenzte den Ball überlegt in die Maschen – es war eine Halbzeitführung, deren Bedeutung für die Moral und Motivation der Spieler nicht kleiner hätte sein können.
Doch kaum kamen wir wieder aus der Kabine, strafte uns Paços de Ferreira für unseren Optimismus ab: Paolo Hurtado bediente den rechts durchstartenden Minhoca, der mit Vollgas auf unser Tor zugestürmt kam. Die Flanke des Portugiesen fand Diogo Jota, der den Ball Volley nahm und ihn unhaltbar unter die Latte nagelte. Ich stampfte wütend mit meinem Gehstock auf den Boden und hoffte nur, dass die Spieler den Ausgleich verkraften würden. Doch die Mannschaft ließ sich nicht abschrecken und schien die Europa League tatsächlich als Chance zu sehen, um wieder in die Spur zu kommen – doch das Tor wollte nicht fallen. Erst traf Mads Hvilsom aus der zweiten Reihe nur ans Aluminium, dann nickte Jón Daði Böðvarsson eine Flanke von Bøge an den Außenpfosten. Doch in der Schlussphase kam dann nochmal eine Systemumstellung auf ein offensiveres 4-1-4-1 mit dem eingewechselten Thygesen als zweitem Achter, und das machte sich doch noch bezahlt: Jónsson steckte den Ball mit viel Auge auf den rechts durchstartenden Jesper Bøge durch, der Außenverteidiger servierte den Ball halbhoch in den linken Rückraum und dort zog ebenjener eingewechselte Thygesen Volley ab und jagte den Ball in die Maschen – ein kleiner Schritt für uns in der Gruppe (von 4 auf 2), aber ein großer für die Moral.
Mikkel Thygesen bejubelt sein Traumtor
Wie üblich hatten wir nach dem Europapokalabend nur eine kurze Regenerationsphase und dieses Mal mit Aalborg BK noch dazu einen sehr schweren Gegner vor der Brust. Der einzige kleine Vorteil für uns war dieses Mal, dass wir immerhin erneut ein Heimspiel und damit keine lange Reise hatten.
Dennoch sah man den Spielern natürlich ein wenig die Erschöpfung an und dementsprechend musste ich auch am Kader etwas umstellen. Nutznießer davon war hauptsächlich ein junger Spieler: Der dänische Rechtsaußen Zander Hytloft rutschte aus der U19 für dieses eine Spiel in den Kader, nachdem er bereits mehrfach mit der ersten Mannschaft mittrainiert hatte. Die Jugendausbildung bei Hobro IK war logischerweise nicht die beste und dementsprechend hatte Hyltoft noch nie für eine dänische U-Nationalmannschaft gespielt, aber er war physisch für sein Alter schon recht weit und dementsprechend traute ich ihm zumindest ein paar Minuten dänischer Liga zu, falls das Spiel es zulassen würde. Und zunächst sah es auch ganz gut aus, Aalborg hatte zwar mehr Ballbesitz, aber die erste torgefährliche Szene hatten wir: Amankwaa bedienten Matthias Bersang auf rechts, der nahm den Ball einmal an und versuchte es aus der zweiten Reihe. Schlussmann Nicolai Larsen verschätzte sich etwas und hatte dann einige Mühe, den Ball noch aus dem Toreck zu kratzen. Ansonsten war die erste Hälfte aber fußballerische Magerkost, nur selten kamen spielerische Elemente durch. Doch kurz vor der Pause musste sich Jeseper Rask bei uns im Tor das erste Mal geschlagen geben: Rasmus Jönsson kam nach Doppelpass mit Nicklas Helenius im Sechzehner zum Abschluss und versenkte die Kugel mit dem ersten Torschuss der Partie im langen Eck. Aber wir steckten nicht auf und ich brachte zur Pause einen neuen – nicht Hytloft, für den ich den mentalen Druck, ein Spiel herumreißen zu müssen, als zu hoch ansah, sondern Mittelstürmer Jón Dáði Böðvarsson. Doch es brachte uns nicht viel, wir waren weiterhin nur nach den seltenen Kontern torgefährlich: Einmal traf ebenjener Böðvarsson den Ball nicht richtig und schob den Ball aus fünfzehn Metern etwa genauso weit über den Kasten, einmal schloss Amankwaa ab und schlenzte den Ball knapp am langen Pfosten vorbei. Dafür wurden wir dann in der Schlussphase nochmal bestraft: Helenius machte den Ball fest und legte für Nicolaj Thomsen zurück, der direkt abzog und den Ball unhaltbar in die lange Ecke nagelte. Es war die Entscheidung in diesem Spiel, der Sieg war Aalborg nichtmehr zu nehmen – und wir hatten den Moralschub nach dem internationalen Sieg grandios in den Sand gesetzt.
Gegen SönderjyskE wurde nach nunmehr drei Liganiederlagen in Folge dringend wieder ein Punkt benötigt, uns noch zusätzlichen Druck durch eine Siegforderung zu machen hielt ich für falsch. Durch die Europafreie Woche vor dem Spiel konnte ich wieder auf nahezu alle Spieler zurückgreifen, doch der im Training sehr überzeugende Hytloft stand dennoch erneut im Kader und verdrängte damit den etatmäßigen Bankspieler Matthias Bersang auf die Tribüne. Wir begannen erneut stark und hatten erneut die erste gute Offensivaktion: Anders Jacobsen flankte den Ball auf dein eingelaufenen Mads Hvilsom, der per Kopf Marin Skender zu einer Parade zwang. Der erste Angriff der Gäste ließ auf sich warten, doch dann wurde es gefährlich: Tommy Bechmann legte den Ball in den Lauf von Bo Storm, der aus der zweiten Reihe abzog und den Ball an den Außenpfosten setzte. Doch lange blieb uns das Glück nicht treu: Absalonsen kam nach Doppelpass mit Bo Storm im Sechzehner zum Abschluss und schob Jesper Rask den Ball durch die Hosenträger zum Führungstreffer für die Gäste. Der Treffer blieb lange Zeit die einzige Szene mit Nervenkitzelpotential, doch kurz nach dem Seitenwechsel rappelte es abermals bei uns im Tor: Absalonsen löffelte den Ball in den Lauf von Silas Songani, der Simbabwer kontrollierte den Ball mit einer Berührung und schob in dann überlegt in die kurze Ecke zum 0:2. Ich schlug wütend mit dem Stock gegen das Dach der Trainerbank und bedeutete ohne mich umzudrehen Alexander Sörloth, sich bereit zu machen. Der Norweger kam in die Partie und ich stellte auf ein 4-1-3-2-System um – noch eine Niederlage konnten wir uns nicht erlauben. Aber die Torgefahr fehlte uns nach wie vor, immer wieder kamen wir nur bis an die gegnerische Abwehrkette, wo uns dann die Ideen fehlten. Doch mit zunehmender Spieldauer wurden wir immer drängender und schließlich belohnten wir uns: Mikkel Thygesen bekam den Ball im Mittelfeld vom Gegenspieler, legte ihn sich einmal Weit vor und jagte den Ball aus der zweiten Reihe in die Maschen – absolutes Traumtor. Doch es schien nicht zum Ausgleich zu reichen und so war ich quasi dazu „gezwungen“, in der Schlussphase nochmal zu wechseln. Ich sah mich auf der Bank um: Böðvarsson und Jónsson waren schon gekommen, es saßen nur noch fünf „Möglichkeiten“ da: Torhüter Ankergren, die Verteidiger Egholm und Fischer und der defensive Mittelfeldspieler Damborg – und als einzige offensive Option der 16 Jahre junge Zander Hytloft. „Zander!“ rief ich dann und erntete ein paar verwunderte Blicke aus dem Trainerteam, die ich geflissentlich ignorierte. Der junge stand auf – aufgeregt wirkte er nur ein wenig, sehr gut. „Du kommst rein für Ruben. Versuch, einfach alles reinzuhauen!“ sagte ich zu ihm. Der Junge nickte nur stumm und zog sich in einem Tempo um, bei dem sich so ziemlich jede Frau eine Scheibe abschneiden konnte. Wie unbekannt er noch war, zeigte auch die Einwechslung: Der Stadionsprecher sprach den Namen falsch aus und sagte statt 'Hytloft' 'Hyltoft' an, ihm schien es egal zu sein. Noch vier Minuten waren zu spielen, irgendeine Chance brauchten wir noch – und dann kam sie: Der in die zentrale gerückte Mads Hvilsom bediente Hytloft auf Außen, der legte den Ball an Pierre Kanstrup vorbei – und wurde gefoult. Freistoßchance in der Nachspielzeit. Hvilsom servierte den Ball nach innen, doch er flog zu lange und zu weit. Aber am anderen Ende des Strafraums stand Eggert Jónsson und hob den Ball nochmals nach innen, wo Mads Justesen stand und den Ball per Kopf ins Tor drückte – unglaublich! Es dauerte nur Sekunden und der Kapitän war unter einer Spielertraube begraben, und damit war das Spiel dann auch beendet – und auch wenn es nur ein Punkt war, so war er vor dem Europaleague-Spiel gegen die Young Boys Bern Gold wert.
Auch die zwei Scorerpunkte von Absalonsen reichten nicht zum Sieg
Quellen: Thygesen, Absalonsen
Black_Tiger (13.09.2015)
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Die kurze Vorbereitung auf das nächste internationale Spiel, zu dem wir in die Schweiz fliegen mussten, wurde uns vor dem Spiel durch eine positive Nachricht versüßt: Andreas Hugo Hoelgebaum Pereira meldete sich wieder fit fürs Training und saß gegen die Young Boys Bern auch wieder auf der Bank, da ihm die Frische für 90 Minuten noch fehlte. Doch im fast ausverkauften Stade de Suisse Wankdorf erwischten wir einen schwer zu begreifenden Fehlstart: Wir hatten Anstoß, Hvilsom wagte sich direkt ins Dribbling und verlor den Ball an Sekou Sanogo. Die Berner konterten uns aus, über Steffen und Gerndt landete der Ball bei Guillaume Hoarau und der französische Mittelstürmer versenkte den Ball eiskalt. Die Spieler verstanden die Welt nicht mehr und auch ich war gelinde gesagt geschockt, aber es half ja nichts: Es musste weitergehen. Danach fand Bern aber offensiv nicht mehr statt und defensiv keine Ordnung und wir kombinierten uns nach Belieben durch die gegnerische Hälfte. Ein Versuch von Böðvarsson landete noch in den Armen von Mvogo (17') und ein Schuss von Bersang streifte das Außennetz (22'), doch dann war es so weit: Ruben Jessen fing einen Rückpass von Rochat ab, umspielte Torwart Yves Mvogo und versenkte den Ball eiskalt im Kasten der Schwarz-Gelben. Dennoch war unser Spiel nicht gänzlich zufriedenstellend und zur Pause zog ich so die Reißlinie: Andreas Pereira kam von der Bank und ersetzte den blass geblieben Mikkel Thygesen, Ruben Jessen rutschte ins defensive Mittelfeld zurück. Doch der junge Brasilianer spielte, als wäre er nicht verletzt gewesen, sondern hätte bei Zinedine Zidane hospitiert – die Magie unseres Offensivspiels war zurück. Keine drei Minuten waren in Durchgang zwei gespielt, da trug er sich das erste Mal in die Scorerliste ein: Pereira bediente Mads Hvilsom, der sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzte und eiskalt flach abschloss. Und nur einen Angriff später rappelte es erneut: Hoelgebaum Pereira bediente den links aufgerückten Außenverteidiger Jacob Tjørnelund, der mit Hvilsom eine Überzahlsituation herstellte. Im Rückraum wurde so Böðvarsson alleine gelassen und bekam den Ball zugespielt, der Isländische Torjäger schlenzte den Ball unhaltbar halbhoch rechts ins Tor. Damit hatten wir den Young Boys endgültig den Zahn gezogen und die Schweizer ergaben sich fast kampflos ihrem Schicksal. Über Andreas Pereira, Hvilsom und Böðvarsson kombinierten wir uns quer durch die Hälfte der Gastgeber, schließlich legte Pereira per Hacke auf für den Isländer und der lupfte den Ball mit einem Anflug von Überheblichkeit ins Tor – 4:1, die Messe war gelesen. Daraufhin schraubte die Mannschaft auch in Anbetracht des vor der Tür stehenden Duells mit Brøndby IF den Einsatz etwas zurück und schob sich den Ball sicher hin und her, ohne Bern die Möglichkeiten zum Kontern zu geben. In der Schlussphase wurde es dann nochmal deutlicher: Pereira schickte Jacob Tjørnelund, der den Ball buttterweich in den Strafraum löffelte. Dort stand abermals Böðvarsson völlig frei, nahm den Ball einmal an und zog Volley ab – 5:1.
Niedergeschlagene Gesichter in der Schweiz
Wie üblich hatten wir nach dem Europapokalabend nur eine kurze Regenerationsphase und dieses Mal mit Aalborg BK noch dazu einen sehr schweren Gegner vor der Brust. Der einzige kleine Vorteil für uns war dieses Mal, dass wir immerhin erneut ein Heimspiel und damit keine lange Reise hatten.
Dennoch sah man den Spielern natürlich ein wenig die Erschöpfung an und dementsprechend musste ich auch am Kader etwas umstellen. Nutznießer davon war hauptsächlich ein junger Spieler: Der dänische Rechtsaußen Zander Hytloft rutschte aus der U19 für dieses eine Spiel in den Kader, nachdem er bereits mehrfach mit der ersten Mannschaft mittrainiert hatte. Die Jugendausbildung bei Hobro IK war logischerweise nicht die beste und dementsprechend hatte Hyltoft noch nie für eine dänische U-Nationalmannschaft gespielt, aber er war physisch für sein Alter schon recht weit und dementsprechend traute ich ihm zumindest ein paar Minuten dänischer Liga zu, falls das Spiel es zulassen würde. Und zunächst sah es auch ganz gut aus, Brøndby hatte zwar mehr Ballbesitz, aber die erste torgefährliche Szene hatten wir: Amankwaa bedienten Matthias Bersang auf rechts, der nahm den Ball einmal an und versuchte es aus der zweiten Reihe. Schlussmann Nicolai Larsen verschätzte sich etwas und hatte dann einige Mühe, den Ball noch aus dem Toreck zu kratzen. Ansonsten war die erste Hälfte aber fußballerische Magerkost, nur selten kamen spielerische Elemente durch. Doch kurz vor der Pause musste sich Jeseper Rask bei uns im Tor das erste Mal geschlagen geben: Rasmus Jönsson kam nach Doppelpass mit Nicklas Helenius im Sechzehner zum Abschluss und versenkte die Kugel mit dem ersten Torschuss der Partie im langen Eck. Aber wir steckten nicht auf und ich brachte zur Pause einen neuen – nicht Hytloft, für den ich den mentalen Druck, ein Spiel herumreißen zu müssen, als zu hoch ansah, sondern Mittelstürmer Jón Dáði Böðvarsson. Doch es brachte uns nicht viel, wir waren weiterhin nur nach den seltenen Kontern torgefährlich: Einmal traf ebenjener Böðvarsson den Ball nicht richtig und schob den Ball aus fünfzehn Metern etwa genauso weit über den Kasten, einmal schloss Amankwaa ab und schlenzte den Ball knapp am langen Pfosten vorbei. Dafür wurden wir dann in der Schlussphase nochmal bestraft: Helenius machte den Ball fest und legte für Nicolaj Thomsen zurück, der direkt abzog und den Ball unhaltbar in die lange Ecke nagelte. Es war die Entscheidung in diesem Spiel, der Sieg war Aalborg nichtmehr zu nehmen – und wir hatten den Moralschub nach dem internationalen Sieg grandios in den Sand gesetzt.
Nachdem uns schon die beiden letzten Male durch einen Sieg im Pokal – wenn auch im Europapokal – Selbstvertrauen holen konnten, wollten und mussten wir auch dieses Mal den Sieg holen. Es ging gegen den abgestiegenen Randers FC in der ersten Runde des DBU Landspokals, ehe wir durch die Länderspielpause wieder eine Regeneratinsphase hatten.
Das Heimspiel an diesem Mittwochabend wurde für einen unserer Spieler zu etwas besonderem: Im Tor begann heute Oliver Schnitzler, der ehemalige Aalener stand erst das dritte Mal überhaupt im Kader der ersten Mannschaft, hatte sich jedoch im Training hervorgetan. Das Spiel begann und Schnitzler hatte zunächst einen ruhigen Abend, wir waren wie zu erwarten von Beginn an dominant und bestimmten das Spielgeschehen. Wir erspielten uns erste Chancen, auch weil Andreas Pereira wieder mit von der Partie war, und kamen schon bald das erste Mal sehr gefährlich zum Abschluss: Amankwaa bekam den Ball von Andreas Hoelgebaum Pereira, der Rechtsaußen jagte den Ball aber an die Latte. Kurz danach, in der 19' Minute, fiel aber die hochverdiente Führung. Thygesen setzte sich in der Mittelfeldzentrale gegen Allansson durch und steckte den Ball auf Amankwaa durch, der den Ball mitnahm und eiskalt einschieben konnte. Kurz danach konnte auch Schnitzler das erste Mal am Spiel teilnehmen: Baye Djiby Fall kam nach Zuspiel von Kasper Fisker zum Abschluss und zielte auf die Lange Ecke, doch Schnitzler bekam den Fuß rechtzeitig ausgefahren und lenkte ihn am Tor vorbei. Direkt im Gegenzug hatten wir dann wiederum eine Chance, doch der schwedische Schlussmann Karl-Johan Johnsson konnte den Distanzschuss von Andreas Pereira ebenfalls entschärfen. Nach der Pause konnten wir dann auf 2:0 erhöhen, als der eingewechselte Ruben Jessen auf Mads Hvilsom querlegte, der den Ball von der Strafraumkante aus ins Tor setzte. Mit dem Selbstbewusstsein, das Spiel entschieden zu haben, machten wir dann sogar noch das 3:0: Matthias Bersang kam vom rechten Flügel nach innen gezogen und legte auf Anders Jacobsen zurück, der den Ball direkt nahm und ihn unhaltbar entgegen der Laufrichtung von Johnsson im Kasten versenkte. Zwar kassierten wir nach einem Konter durch Fall noch das 1:3, doch wir konnten uns dennoch mühelos durchsetzen und in die nächste Runde einziehen – weit vorher stand jedoch nach der Länderspielpause die Begegnung gegen den FC Midtjylland an. Auch mit unserem Los für das Pokalachtelfinale waren wir zufrieden: Es war ebenfalls der FC Midtjylland, die demnach zweieinhalb Wochen nach dem 13. Spieltag ein weiteres Mal im Hobro Idrætscenter antreten würden.
Oliver Schnitzler zeigte ein ansprechendes Debüt
Quellen: Young Boys, Schnitzler
Geändert von Nashornborusse (14.09.2015 um 23:40 Uhr) Grund: Fabi ist doof
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