DHB sucht Weg aus der Krise


Man sei auf dem richtigen Weg, die Vorwürfe völlig aufzuklären, gab die HBL nach der Anhörung des Schiedsrichter-Duos Lemme/Ullrich bekannt. Ein Maßnahmen-Katalog soll helfen die Vorwürfe zu überprüfen. Auch die EHF reagierte, an Kritik am Verband wurde dennoch nicht gespart.

Bis in die späten Abendstunden ging die Anhörung der Magdeburger Lemme und Ullrich, die sich in der Zentrale des deutschen Handballs in Dortmund zu den Manipulations-Vorwürfen äußerten. An Ort und Stelle wurde vor knapp zwei Wochen auch THW-Manager Uwe Schnwenker befragt.

Doch anders als vor zwölf Tagen, als die Ermittlungen im Fall Kiel voreilig und leichtfertig für beendet erklärt wurden, gingen die Verantwortlichen diesmal etwas weniger blauäugig vor. "Wir sind auf dem richtigen Weg, die Sache völlig aufzuklären", befand Reiner Witte, Präsident des Ligaverbandes HBL.

Schiedsrichter müssen zum Rapport

Dabei steht der in Verruf geratenen Sportart ein echter Herkulesakt bevor. Mit sorgenvoller Miene verlas DHB-Präsident Ulrich Strombach nach dem mehr als zweistündigen Treffen einen Maßnahmen-Katalog, mit dessen Hilfe die ungeheuerlichen Vorwürfe überprüft werden sollen. Angesichts der Brisanz verzichtete der Jurist dabei auf weiterreichende Kommentare.
Die vorläufige Suspendierung der Unparteiischen Lemme/Ullrich, bei denen auf der Rückreise vom Europapokal-Finale zwischen Tschechow und Valladolid im Jahr 2006 am Flughafen 50.000 US-Dollar im Handgepäck gefunden worden waren, ist nur ein erster Schritt. Darüber hinaus sollen alle in den vergangenen drei Jahren aktiven Bundesliga-Schiedsrichter persönlich zu eventuell ähnlichen Vorkommnissen angehört und auffällige Spiele analysiert werden.

Zudem forderte der DHB den europäischen Verband auf, "bezüglich der in den vier EHF-Wettbewerben beschäftigten Schiedsrichtern gleichwertig zu verfahren und einen unabhängigen Spielanalyse-Ausschuss zu berufen".

Unschuldsvermutung gilt

Trotz der erdrückenden Indizien glaubt Strombach weiter an die Unschuld von Lemme und Ullrich. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass keine Manipulation vorliegt. Uns gilt das Wort der Schiedsrichter beim derzeitigen Stand der Dinge mehr als irgendwelche Gerüchte", sagte der Verbandspräsident. Angelastet wurde dem Duo lediglich, dass sie den Vorgang am Moskauer Flughafen nicht gemeldet hatten.
Die Antwort auf die Frage nach dem Grund für das lange Schweigen der Referees gab HBL-Präsident Witte: "Sie haben sich gedacht, das klingt wie Grimms Märchen. Deshalb haben sie sich entschieden, nichts zu erzählen." Witte ist zuversichtlich, dass das Duo nach dem Ende der Affäre wieder Spiele leiten wird: "Das denke ich sicher."
Beide Unparteiischen bestritten in Dortmund abermals, das Geld genommen und das Spiel manipuliert zu haben. "Wir dachten, das glaubt uns eh kein *******", begründete Lemme im WDR-Fernsehen seine dubiose Vorgehensweise nach den Vorkommnissen in Moskau.

Schiedsrichter schießen scharf gegen EHF

"Wir wussten aus Gesprächen mit Kollegen, wie die EHF reagiert, wenn ein Bestechungsversuch angezeigt würde: Die Schiedsrichter wurden aus dem Verkehr gezogen, die betreffenden Vereine hingegen kamen ungeschoren davon. Da überlegt man sich dann schon, ob man überhaupt etwas erzählt", wird Bernd Lemme in der Magdeburger Volksstimme zitiert.

Und auch die dänischen Schiedsrichter Martin Gjeding und Mads Hansen erheben schwere Vorwürfe gegen den Verband. Die Dänen werfen dem Verband vor, nach einem von ihnen gemeldeten Bestechungsversuch vor dem WM- Qualifikationsspiel Rumänien gegen Montenegro im Juni 2008 untätig geblieben zu sein.

Die EHF hatte am Montag erklärt, dass ihr keine offiziellen Meldungen zu versuchten Bestechungen vorliegen. "Bei uns wird kein solcher Fall in den zuständigen Gremien behandelt. Ob es Beschwerden von Schiedsrichtern gegeben hat, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlten, kann ich nicht sagen. Ich schließe nicht aus, dass es Statements gegeben hat", sagte EHF-Generalsekretär Michael Wiederer.

Blieb der EHF untätig?

Wie die Zeitung Jyllands-Posten meldete, wurden den Unparteiischen nach eigenen Angaben im Juni 2008 je 30.000 Euro in einem Koffer geboten, um den Rumänen zu einem Sieg zu verhelfen. Sie hätten dies abgelehnt. Die Rumänen gewannen das Spiel genau mit dem zum Weiterkommen nötigen Vorsprung von fünf Toren.
In dem dänischen Zeitungsbericht hieß es, Gjeding und Hansen hätten der EHF umgehend vom rumänischen Bestechungsversuch Bericht erstattet. Es sei danach aber nichts passiert. Der Geschäftsführer des dänischen Verbandes, Morten Stig Christensen, meinte zu dem Fall: "Das erschüttert uns und zeigt, dass im Handball dringend radikale Veränderungen durchgesetzt werden müssen."

Die EHF reagierte nun und verschickte an alle Unparteiischen und Delegierten aus den vergangenen vier Jahren Fragebögen. "Das sind fünf Fragen, in denen wir um präzise Aufklärung bitten, was den Einzelnen begegnet ist. Das machen wir in Rasterform und werden es dann verfeinern. Wir setzten das parallel zum DHB um", sagte Wiederer.


Quelle: http://www.sportal.de

Da werden wohl bald Köpfe rollen