Deutschland - Russland
10.10.2009

Das Schreckgespenst Relegation

"Ohne Holland fahr‘n wir zur WM." Was hatten wir einen Spaß im Sommer 2002, als das bedeutendste Fußballereignis der Welt ohne unsere Nachbarn stattfand. Aber Schadenfreude ist längst nicht so haltbar wie ein Gouda, und so könnten bald wir Deutsche das Ziel von Spottgesängen werden. Eine Niederlage in Russland genügt, und die Nationalmannschaft müsste wohl in einem K-.o.-Duell um das WM-Ticket zittern. Ein schrecklicher Gedanke für die gefühlte Fußballweltmacht - und ein Tabu-Thema beim DFB-Team selbst.


Ein Pünktchen reicht für Deutschland

Während die Erzrivalen unter Bondscoach Bert van Marwijk über das Wort WM-Qualifikation längst lachen und sich für Südafrika warm spielen, drängt Bundestrainer Joachim Löw die Gespenster erst einmal beiseite. "Wir haben einen klaren Plan, werden selbstbewusst nach Russland reisen und dort unsere Chance nutzen." Noch nie hat die deutsche Nationalmannschaft auswärts ein WM-Qualifikationsspiel verloren. Ein Punkt, und die DFB-Kicker hätten weiter alles in der eigenen Hand.


Portugal? Dänemark? Stress!

Immerhin räumte der Bundestrainer vor einigen Wochen ein: "Die Relegation hätte einen hohen Stressfaktor für alle." Zwar hat der Weltverband FIFA alles in seiner Macht stehende getan, um die Regeln mit einer Setzliste zugunsten von Deutschland und Frankreich zu beugen. Doch auch wenn ein Duell mit den Franzosen, Kroaten oder selbst Otto Rehhagels Griechen nun ausgeschlossen ist - ein Showdown mit einigen anderen potenziellen Gegnern dürfte ebenso zum Nervenspiel werden: In Gruppe 1 kämpfen immerhin noch Portugal, Schweden und Dänemark gegen Rang zwei. Aus Gruppe 2 wäre Irland ein lästiger Widersacher.

Gutes Omen: Westfalenstadion in Dortmund

Aus der Geschichte lassen sich Warnung und Trost gleichermaßen ziehen. In der WM-Qualifikation 2002 war Finnland der Gegner im letzten Gruppenspiel, genau wie heute. Damals verspielten Ballack und Co. die direkte Qualifikation durch ein bitteres 0:0 in Gelsenkirchen. Dabei hätte ein popeliger 1:0-Sieg über den Außenseiter gereicht. Doch dann setzte sich die DFB-Elf in den Ausscheidungsspielen gegen die Ukraine durch. Nach einem 1:1 auswärts schaffte die Mannschaft von Teamchef Rudi Völler ein 4:1 gegen die Herausforderer um Superstar Andrej Schewtschenko. Auch, weil die Fans im Westfalenstadion den nötigen Rückhalt gaben. In weiser Voraussicht hat der DFB für eine mögliche Relegation nun erneut Dortmund als Spielort ausgesucht.

Was wäre, wenn die Mission scheitert?

Sollte wider erwarten auch diese Relegation daneben gehen und Deutschland zum ersten Mal nicht aus Ignoranz (1930) oder weltpolitischen Gründen (1950) eine Weltmeisterschaft verpassen, müsste der Bundestrainer seine Mission als gescheitert ansehen - trotz Vize-Europameistertitel 2008. Es ist kaum vorstellbar, dass sich Löw dann hinter den aktuellen Treueschwüren von DFB-Präsident Theo Zwanziger verstecken wird und in Richtung EM 2012 einen neuen Anlauf wagt.


Quelle: sport.t-online.de