Alex Frei: "Ich sitze zunächst auf der Bank"

Das Revier-Derby am letzten Samstag hat Alex Frei mit zwei Toren in die richtige Richtung gedreht. Was er vor dem UEFA-Cup-Spiel am heutigen Abend gegen Udinese Calcio empfindet, und was er mit Cheftrainer Jürgen Klopp vereinbart hat, erzählte er Josef Schneck für Borussia online.

Borussia online: Alex, wie groß ist die Anspannung, wie groß ist die Vorfreude wenige Stunden vor dem UEFA-Cup-Spiel gegen Udinese Calcio?
Alex Frei: So wie ich freut sich die ganze Mannschaft total, dass der BVB endlich wieder international dabei ist. Auch deshalb bin ich zu Borussia Dortmund gekommen. Der BVB muss den Anspruch haben, in Europa dabei zu sein. Das haben unsere fantastischen Fans verdient.

Rechnest Du heute Abend mit einem Einsatz von Anfang an?

Alex Frei: Nein, das wäre noch zu riskant nach meiner schweren Verletzung. Ich habe mit dem Trainer verabredet, dass ich zunächst auf der Bank sitze und zum richtigen Zeitpunkt eingewechselt werde. Ich hoffe, dann meiner Mannschaft wieder helfen zu können, so wie am letzten Samstag. Allerdings wäre es schön, wenn wir schon in Führung lägen.

Borussia online: Mit dem BVB ist das heute Dein erstes internationales Spiel. Aber mit früheren Vereinen hast Du schon UEFA-Cup-Erfahrung gesammelt.

Alex Frei: Ja, eine ganze Menge. Mit Servette Genf habe ich u.a. gegen Saragossa, Hertha Berlin und Valencia gespielt, mit AS Rennes gegen Donezk, Stuttgart, Saloniki und Rapid Bukarest.

Borussia online: Wie wichtig ist das Spiel heute für den BVB?

Alex Frei: Die Bedeutung kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Wir wollen gegen Udinese gewinnen. Wir wollen in die Gruppenphase. Ich appelliere an unsere Fans: Unterstützt uns bedingungslos! Jeder, der heute für Borussia auf dem Platz ist, wird alles geben.

Quelle: bvb.de
----------------------------------------------------------------------

Klopp verlangt klare Ordnung in der
Defensive und setzt auf Standards


Gefragt ist die Quadratur des Kreises. Recht offensiv sollte die Grundausrichtung sein, denn es gilt, möglichst zwei oder drei Tore vorzulegen. Andererseits darf Borussia im Hinspiel der ersten UEFA-Cup-Runde am Donnerstag gegen Udinese Calcio die Defensive nicht entblößen, (Konter-)Gegentore sind zu vermeiden.

Bei einer Umfrage auf der BVB-Homepage sehen 86 Prozent der Borussen-Fans einen Sieg mit (mindestens) zwei Treffern Unterschied als gute Ausgangslage für das Rückspiel in 14 Tagen an, über 60 Prozent meinen sogar, es müsse ein Sieg ohne Gegentor sein. "Ein 2:0 wäre optimal", meint Florian Kringe, "aber wir wissen auch, dass das nicht einfach wird." - "Im UEFA-Pokal zählt immer noch die alte Regel: Hinten zu Null", sagt Alex Frei und fügt schmunzelnd hinzu: "Wenn das nicht gelingt, dann möglichst 6:1 gewinnen..."

Michael Zorc richtet sich weniger auf ein Schützenfest als auf ein Geduldsspiel ein. "Wir treffen auf eine kompakte, taktisch hervorragend geschulte Mannschaft", erläutert der Sportdirektor, der selbst 64 Mal im Europapokal für den BVB am Ball war (13 Tore), und ergänzt: "Wir müssen individuell und als Team unser Leistungspotenzial ausschöpfen, um diesen Gegner auszuschalten. Denn es soll nicht bei diesen beiden Begegnungen in dieser Europapokal-Saison bleiben."

Jürgen Klopp hat seine Mannschaft akribisch auf dieses Duell vorbereitet. Der Gegner wurde mehrfach beobachtet, zuletzt beim 0:1 in Turin, wo Udinese aus einer sehr defensiven 5-3-2-Grundordnung operierte. Der Schweiz-Türke Gökhan Inler, Teamkollege von Alex Frei in der "Nati", ist der Lenker des Teams; links löst sich Pasquale häufig aus dem dichten Abwehrverband, rechts stößt Mittelfeldspieler Pepe wiederholt bis zur Grundlinie vor und füttert die Nationalstürmer Quagliarella und di Natale mit Flanken und Pässen. Klopp: "Leider haben sie nicht nur di Natale, sondern sehr viele andere gute Fußballer." Insgesamt ist die Taktik typisch italienisch: sehr kompakt, sehr flexibel.

Der BVB-Trainer lässt nichts unversucht, die letzten Prozentpunkte aus seiner Elf herauszukitzeln. Dazu zählt auch, dass er die letzten Einheiten vor einem Spiel zeitlich stets recht nah an der jeweils folgenden Anstoßzeit platziert. Am Dienstag und Mittwoch trainier(t)en die Profis deshalb erst um 19 Uhr.

Zuletzt nur eingeschränkt üben konnten unter anderem Kuba und Zidan. Beide plagen sich mit Erkältungsbeschwerden herum. Deshalb ist der von vielen Beobachtern erwartete Einsatz Tingas in der ersten Elf fraglicher denn je: Möglicherweise sitzt der Brasilianer als "Back-Up" für Kuba doch auf der Bank, während Frei von Beginn an loslegen könnte. "Ich will donnerstags nicht länger auf der Couch sitzen, sondern international spielen. Auch deshalb bin ich zum BVB gewechselt", erklärt der Stürmer vor seinem siebten Europapokalspiel: "Die erste Runde darf für uns nicht die letzte sein, auch wenn wir auf einen sehr starken Gegner treffen."

"Das Spiel so angehen, als hätten wir in den nächsten acht Wochen kein weiteres", skizziert Klopp - und fordert damit Vollgas, aber auch einen kühlen Kopf: "Wir müssen uns defensiv mit einer klaren Ordnung präsentieren, denn Udinese schaltet extrem schnell auf Angriff um." (Auch) über Standards will der BVB am Donnerstag Abend zum Erfolg kommen: "Wir müssen unsere Kopfballstärke nutzen."

Egal, wie das Spiel ausgeht. Absolviert sind dann erst 90 von - mindestens - 180 Minuten. "Nach dem Hinspiel ist noch gar nichts entschieden", betont Michael Zorc. Zum Rückspiel in 14 Tagen nach Udine reist die Gewissheit mit, auch auswärts für Tore und Erfolge gut zu sein. Seit fünf Monaten ist der BVB in fremden Stadien unbesiegt, hat in diesen fünf Pflichtspielen zehn Tore geschossen. Zwei im Schnitt.

Vielleicht reicht dann ja schon eines, um eine Runde weiter zu kommen.

Quelle: bvb.de