Früher Rückstand kostet Punkte



Löwe Torben Hoffmann wird von Njazi Kuqi (re.) unfair attackiert.

Erneut kein Ertrag für die Löwen bei der 2:3-Niederlage in Koblenz. Bereits in der 4. Minute brachte Darko Maletic die Gastgeber in Führung, Matthew Taylor erhöhte in der 33. Minute auf 2:0. Nach der Pause verkürzte zunächst Benny Lauth mit seinem 12. Saisontreffer auf 1:2 (53.). Dann ging's Schlag auf Schlag: Taylor traf mit seinem zweiten Treffer zum 3:1 (65.), Beda verkürzte im Gegenzug zum Endstand (66.).

Personal: Verletzungs- oder krankheitsbedingt musste Löwen-Trainer Uwe Wolf in Koblenz auf Daniel Bierofka (Muskelprobleme), Antonio Di Salvo (Sehnenentzündung am Knie), Stefan Aigner (Grippe), Mate Ghvinianidze (Bronchitis), Markus Schroth (Aufbautraining), Lars Bender (Muskelfaserriss), Benjamin Schwarz (Knieprobleme) und Markus Krauss (Teileinriss Innenband im Knie) verzichten. Marvin Pourie weilt derzeit mit der deutschen U18 bei einem internationalen Turnier in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Spielverlauf: Wie schon in den vorhergehenden Spielen mussten die Löwen einen frühen Rückstand verkraften. Nikola Gulan machte bei seinem Zweitliga-Debüt in der 4. Minute keine gute Figur. Auf der rechten Angriffsseite konnte Darko Maletic ungestört einen Pass von Manuel Hartmann annehmen, zog danach an Gulan vorbei in die Mitte, schoss an der Strafraumgrenze aus halbrechter Position mit links, Sven Bender versuchte den Ball noch zu blocken, nahm dabei dem Torwart die Sicht. Der aufsetzende Schuss rutschte anschließend Löwen-Keeper Michael Hofmann unglücklich über die Hände, schlug ins rechte Eck zum 1:0 für Koblenz ein. Fast im Gegenzug hätte José Holebas das Ergebnis egalisieren können. Doch bei seinem Neun-Meter-Schuss aus halblinker Position wurde der 24-Jährige bedrängt, traf nur das linke Außennetz (5.). In der 17. Minute kamen die Sechziger durch einen Standard zur nächsten Chance. Aus halblinker Position versuchte Antonio Rukavina den Ball mit rechts aufs rechte Kreuzeck zu zirkeln, das Leder ging aber knapp über den Querbalken. Zwei Minuten später war es Holebas, der am linken vorderen Strafraumeck einen hohen Ball per Kopf verlängerte, Benjamin Lauth war von rechts nach links gekreuzt, kam ans Leder. Sein Neun-Meter-Schuss aus spitzem Winkel konnte Torhüter David Yelldell jedoch mit dem Arm abwehren. Koblenz versuchte es immer wieder mit hohen Bällen in den Rücken der Löwen-Innenverteidigung. So auch in der 22. Minute. Du-Ri Cha hatte auf Taylor gepasst, Markus Thorandt klärte, passte dabei aber genau zu Maletic auf der rechten Seite. Der lief erneut mit dem Ball in die Mitte, ohne dass er angegriffen wurde, jedoch konnte Keeper Hofmann seinen Schuss aus 18 Metern abwehren, aber nicht klären. Njazi Kuqi setzte nach, prallte anschließend im Luftkampf mit dem Löwen-Schlussmann zusammen. Hofmann wurde zunächst behandelt, spielte weiter, doch zwei Minuten später im Anschluss an eine Ecke musste der 36-Jährige endgültig passen. Erste Diagnose: Innenbandverletzung im Knie. Für ihn kam Philipp Tschauner. Den ersten Ballkontakt hatte der 23-Jährige in der 33. Minute, als er den Ball aus dem Netz holen musste. Marco Lomic hatte eine Ecke von links halbhoch vors Tor gespielt, Taylor kam mit der Fußspitze vor Sven Bender an den Ball, traf aus sieben Metern zum 2:0. Es war zu diesem Zeitpunkt der dritte Torschuss für die Rheinländer. In der dritten Minute der Nachspielzeit besaß Lauth die Riesenmöglichkeit zum Anschlusstreffer. Holebas hatte von links auf den zweiten Pfosten geflankt, der Löwen-Torjäger nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor aus der Luft an, drehte sich blitzschnell um seinen Gegenspieler, schoss aus neun Metern, traf aber nur an den linken Innenpfosten.

Die 2. Halbzeit gingen die Löwen wesentlich offensiver als den ersten Durchgang an. Aber erneut beschworen sie in der 48. Minute eine brenzlige Situation selbst herauf. Erst flankte Zoltan Stieber relativ ungehindert von links quer durch den 1860-Strafraum, dann stahl Martin Forkel sich aus dem Rücken von Gulan nach vorne, kam aber nicht optimal an den Ball, sodass Tschauner retten konnte. Fünf Minuten später dann der Anschluss für die Sechziger. Fabian Johnson hatte den Ball hoch über die TuS-Verteidigung in den Strafraum gelupft, Lauth setzte sich halblinks im Zweikampf gegen Cha durch, traf aus neun Metern ins lange Eck zum 2:1 (53.). Keine 60 Sekunden später die Riesenchance für Manuel Schäffler zum Ausgleich. Nach Antonio Rukavinas Flanke von der rechten Seite kam der 20-Jährige am Torraum frei ans Leder, aber sein Flugkopfball konnte TuS-Keeper Yelldell parieren (54.). Statt auszugleichen, mussten die Löwen in der 65. Minute erneut einen Zwei-Tore-Rückstand hinnehmen. Wiederum war es Lomic, der einen Freistoss von der linken Seite vors Tor flankte, erneut sprintete Taylor in den Ball, traf diesmal per Flugkopfball aus acht Metern zum 3:1. Die Löwen gaben sich nicht auf, konnten keine 90 Sekunden später bereits verkürzen. Einen Rukavina-Eckball von links mit dem rechten Fuß vors Tor gedreht verlängerte Mathieu Beda am kurzen Pfosten mit dem Kopf, TuS-Verteidiger Hartmann hatte noch die Schulter dazwischen, sodass der Ball unhaltbar für Yelldell den Weg ins lange Eck zum 3:2 fand (66.). In der verbleibenden Zeit versuchten die Löwen zwar immer wieder die Koblenzer unter Druck zu setzen, aber letzlich fehlte die Passgenauigkeit und die Kraft gegen eine kompakt stehende Defensive der Rheinländer. Diese hatten ihrerseits in der Nachspielzeit die große Chance, alles klar zu machen. Einen weiten Ball erlief sich Kuqi, der alleine auf Tschauner zusteuerte, doch der Löwen-Keeper konnte gegen den baumlangen Angreifer klären (90.). So stand das Team von Uwe Wolf erneut mit leeren Händen da, obwohl es nach Spielanteilen mindestens einen Punkt hätte mitnehmen können.


Stimmen zum Spiel

Löwen-Trainer Uwe Wolf war nach der Niederlage in Koblenz sehr von seinem Team enttäuscht. „Wir hatten uns in Koblenz viel vorgenommen", sagte der 41-Jährige, der schon früh umstellen musste. „Die Herausnahme von Danny Schwarz war taktisch bestimmt. Ich wollte einen zweiten Stürmer bringen. Manuel Schäffler hat vorne für die erwartete Belebung gesorgt."Sein Team habe sich auch nach dem 0:2-Rückstand nicht aufgegeben. „Nach dem 1:2 sind wir gut zurückgekommen, haben es aber verpasst, durch die Riesenchance von Schäffler gleich das 2:2 nachzulegen. Aufgrund der 2. Halbzeit wäre ein Punkt verdient gewesen." Angesprochen auf die Zuordnung bei den beiden Gegentoren nach einem Freistoß bzw. Eckball meinte Wolf: „Ich werde keinen öffentlich bloß stellen. Wir werden das intern analysieren. Aber jeder Einzelne muss sich hinterfragen." Für ihn sei diese Niederlage sehr lehrreich gewesen. „Ich weiß jetzt, auf welche Spieler ich in Zukunft bauen kann, wer für 1860 durchs Feuer geht. Insofern habe ich wichtige Erkentnisse gewonnen.

Zwei weitere positive Dinge konnte Wolf in Koblenz verzeichnen. Zum einen gelang Benjamin Lauth unter Wolf als Cheftrainer in seinem sechsten Spile bereits sein fünfter Treffer (Wolf: „Benny ist auf einem guten Weg!"), zum anderen erlebte der Fußball-Lehrer erstmals den Schlusspfiff als Cheftrainer bei einem Auswärtsspiel am Spielfeldrand mit. Sogar Schiedsrichter-Obmann Eugen Striegel gratulierte dem Löwen-Trainer dazu und erklärte, dass er sich „vorbildlich" verhalten hätte.

Nicht ganz so vorbildlich war sein Pendant auf Koblenzer Seite, Uwe Rapolder, der von Schiedsrichter Sascha Thielert (Hamburg) eindringlich ermahnt worden war. Der Jubilar, der gegen den TSV 1860 zum 200. Mal bei einem Zweitliga-Spiel als Trainer auf der Bank saß, sprach von einer verdienten Führung seines Teams zur Pause. „Aber Sechzig hat nie aufgesteckt. Zudem hat der ein oder andere meiner Spieler in der 2. Halbzeit weiche Knie bekommen. Das war teilweise die nackte Angst", resümierte der 50-Jährige. „Am Ende waren wir froh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Aber wir wissen, dass wir bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen müssen."

Löwen-Kapitän Benjamin Lauth monierte einmal mehr die fehlende Konzentration zu Beginn des Spiels. „Es kann eigentlich nicht sein, dass wir schon wieder nach wenigen Minuten zurückliegen und einem Rückstand hinterherrennen müssen. Das musste ich in dieser Saison schon fünf-, sechsmal sagen. Es ist immer das Gleiche: 1:0 für den Gegner, und dann beginnt das Hinterherlaufen. Dann wird es natürlich schwer. Aber auch nach dem 0:2 haben wir versucht, das Spiel zu drehen. Wir hatten auch die Chancen, die wir aber leider nicht genutzt haben, wie ich direkt vor der Halbzeit oder Manuel nach dem 1:2. Das waren die beiden Schlüsselszenen des Spiels", so das Resumee des 27-Jährigen.

Innenverteidiger Torben Hoffmann ärgerte sich besonders über die beiden Gegentore nach Standards. „Aus dem Spiel heraus haben wir wenig zugelassen", so der 34-Jährige. „Bei Standards gibt es eine klare Zuordnung. Da müssen wir viel konzentrierter und konsequenter zu Werke gehen." Dem Gegner habe man es nach dem Rückstand zu leicht gemacht, den Vorsprung zu verteidigen. „Wir haben zu viele lange Bälle geschlagen und zu wenig über die Flügel gespielt", monierte der gebürtige Kieler. „Der Wille war da, aber letztlich hat das Durchsetzungsvermögen gefehlt."