Werder beschert Bayern ein Wiesn-Debakel

In der letzten Saison war die Abwehr noch das Prunkstück des FC Bayern - doch verblasst ist der Ruhm früherer Tage: Gegen Bremen erlebte der Meister die Quittung für eine katastrophale Defensiv-Leistung. Werder rehabilitierte sich dagegen mit einem 5:2 für den schwachen Saisonstart und brachte den Münchnern ausgerechnet zum Auftakt des Oktoberfestes die erste Saisonniederlage bei.

Pünktlich zur Mittagszeit wurde in München das erste Fass Oktoberfestbier angezapft, die Bierzelte geöffnet. Und auch beim FC Bayern in der nur wenige Kilometer von der Theresienwiese entfernten Allianz-Arena öffneten sich ab 15.30 Uhr alle Schleusen. Nach Strich und Faden wurde der Rekordmeister von den Gästen vorgeführt und kassierte in diesem einen Spiel knapp ein Viertel der gesamten Gegentore der letzten Saison. "Das tut natürlich weh", meinte Jürgen Klinsmann nach der Partie. "Riesenkompliment aber an Bremen, die waren einfach heißer auf den Sieg."


Werder macht aus drei Chancen zwei Tore

Wie heiß, zeigten sie schon in der dritten Minute. Da gab es die erste Schrecksekunde für Bayern. Michael Rensing hatte einen Diego-Freistoß unterschätzt, aber Glück, dass Markus Rosenberg von dem Schnitzer nicht profitieren konnte. Ein kurzes Zwischenhoch der Bayern, in denen Luca Toni (7., 14.) die Führung hätte besorgen können verpuffte. Werder, durch einige prominente Ausfälle gehandicapt, wurde besser. Auch ohne Torsten Frings, Clemens Fritz, Daniel Jensen und Hugo Almeida agierte man im Mittelfeld energischer, unterband die Münchner Angriffe frühzeitig und kam zu Kontern.

In der 18. Minute hatte Diego Claudio Pizarro auf links steil geschickt. Der Peruaner entwischte dem schlecht platzierten Martin Demichelis, drang in den Strafraum ein und lupfte den Ball aus spitzem Winkel über den herausgestürzten Rensing nur an den Pfosten. Werder blieb weiter gefährlich, die Bayern schwach in der Abwehr. Mesut Özil spielte Markus Rosenberg den Ball genau in den Lauf. Der Bremer bedankte sich und vollendete zum 0:1 (31.) - begünstigt durch einen erneuten Stellungsfehler von Demichelis.
Bayern hatte zwar optisch das Übergewicht, doch beschränkten sich die Ideen der Hausherren gegen gut stehende Bremer hauptsächlich in Querpässen. Die wenigen sich bietenden Chancen vergaben Lukas Podolski (34.) und Toni (38.). Aber nicht nur vorne kriegten die Münchner nichts gebacken, auch hinten gingen die Fehler weiter. Kurz vor der Pause fiel dann das 0:2. Özil hatte einen Freistoß aus halbrechter Position aufs Tor gebracht. Rensing wehrte den Ball mit tollem Reflex ab, doch genau vor die Füße von Naldo (45.). Der Brasilianer schoss unbedrängt von Daniel van Buyten und dessen schlafenden Abwehrkollegen aus vier Metern ein.


Borowski hält Debakel in Grenzen

Klinsmann reagierte zur Pause, wechselte van Buyten und den wirkungslosen Christian Lell aus und brachte dafür Massimo Oddo und Tim Borowski. Ein bisschen mehr Schwung kam ins bayrische Spiel, doch die Abwehr schwamm weiter: Zunächst traf der starke Özil (54.) mit einem Traumschuss zum 0:3. Diego hatte seinen Mitspieler am rechten Strafraumeck eingesetzt. Der ehemalige Schalker zögerte nicht lange, zog mit links ab und traf genau in den Winkel. Wieder sah die Bayern-Abwehr schlecht aus.

Unter Schock stehend gingen die Aussetzer weiter: In der 60. Minute ließ Mark van Bommel Markus Rosenberg gewähren. Dieser spielte quer zu Pizarro, der Philipp Lahm alt aussehen ließ und zum 4:0 einnetzte. Auch Rensing leistete sich dann noch einen groben Schnitzer und faustete erneut an einem Diego-Freistoß vorbei. Diesmal kam Rosenberg unbedrängt von van Bommel aber an den Ball und markierte mit seinem zweiten Treffer das 5:0 (67.)
Immerhin konnte sich der FC Bayern dann noch über ein bisschen Ergebniskosmetik und zwei Joker-Tore freuen. Borowski vollendete in der 71. Minute eine Oddo-Hereingabe zum 1:5 und legte dann in der 85. mit dem 2:5 nach Kopfballvorlage von Toni gegen seine alten Teamkollegen nach.


Effektivität gab den Ausschlag

"Wir sind sehr stolz und glücklich", freute sich Mesut Özil nach starkem Spiel über den Sieg. "Wir haben unsere Chancen effektiver genutzt. Das gab den Ausschlag heute." Werder bejubelte überglücklich die nach schwachem Saisonstart geschaffte Trendwende.
Bei den Bayern gab es dagegen hängende, aber selbstkritische Köpfe: "Wir waren zu offen hinten", brachte es Kapitän van Bommel auf den Punkt und Tim Borowski ergänzte: "Das war eine desolate Leistung von uns. Wir müssen uns bei jedem Fan hier heute entschuldigen", erklärte der Ex-Bremer, der keine Erklärung hatte für die Leistung seiner Mannschaft. "Wir waren zu lethargisch, haben die Bremer nie unter Druck setzen können. Dafür sind die Bremer natürlich zu stark." Van Bommel konnte der ersten Saisonniederlage dann aber trotzdem noch etwas Gutes abgewinnen: "Besser einmal 2:5 verlieren, als fünfmal 0:1", erklärte er.
Statt Jubelbier am Abend wird für die Bayern auf der Wiesn eher Frusttrinken angesagt sein. "Wir werden unsere Schlüsse daraus ziehen und dann auch wieder aufstehen", gab sich Jürgen Klinsmann trotzdem zuversichtlich, dass die Mannschaft schon am Mittwoch im Pokal gegen Nünrberg anders auftreten wird.


Malte Asmus


Quelle:www.sportal.de


Die Niederlage kann den Bayern nur gut kommen und jetzt wissen sie was sie wirklich drauf haben