Russlands Sportminister glaubt nicht an Bestechung bei Bayern-Zenit

Der russische Sportminister Vitali Mutko hat den Verdacht der Bestechung beim UEFA-Cup-Halbfinale von Bayern München gegen Zenit St. Petersburg (1:1/0:4) als unrealistisch bezeichnet. «Glauben Sie, dass sich solche Welt- und Europameister wie Kahn, Klose, Ze Roberto und Lucio kaufen lassen?», sagte Mutko am Donnerstag in Moskau laut der Agentur Interfax. Er schlug beiden Vereinen vor, gegebenenfalls gemeinsam rechtlich gegen entsprechende Berichte spanischer Medien vorzugehen. Die Vorwürfe seien sowohl für Bayern als auch für Zenit erniedrigend und verleumderisch. Ein Sprecher von UEFA-Cup-Sieger St. Petersburg nannte den Verdacht «eine Beleidigung».
«Wir werden die Aussagen prüfen, uns dann abstimmen und dann gegebenenfalls dagegen vorgehen», erklärte Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick. Der deutsche Rekordmeister hatte am Mittwoch auf die Berichte abwartend reagiert und in einer schriftlichen Stellungnahme
betont: «Dem FC Bayern München ist dieser Verdacht ebenso wenig bekannt wie der Münchner Staatsanwaltschaft.»
Nach Meinung von Miroslav Klose werden die Meldungen über den Verdacht der Manipulation von keinem Bayern-Profi ernst genommen.

«Wir haben darüber ein bisschen gescherzt. Man kann sich das gar nicht vorstellen», sagte der 30-Jährige. Angesprochen auf eine vergebene Torchance scherzte Klose: «Ich habe den Ball absichtlich nicht richtig getroffen, ich habe nur die Dollarscheine gesehen.»
Die angesehenen Madrider Zeitungen «El País» und «ABC» hatten berichtet, dass der Nationale Gerichtshof Ermittlungen aufgenommen habe wegen des Verdachts, dass beim Halbfinal-Aus des FC Bayern München im UEFA-Cup-Halbfinale gegen den späteren Champion Zenit St.
Petersburg möglicherweise Bestechung im Spiel war. Der mutmaßliche Mafia-Boss Gennadi Petrow soll nach spanischen Presseberichten in einem abgehörten Telefongespräch damit geprahlt haben, den Erfolg des russischen Clubs «gekauft» zu haben. «El País» und «ABC» berichteten, Untersuchungsrichter Baltasar Garzón habe aufgrund dieser Behauptung das UEFA-Cup-Halbfinale in seine Ermittlungen einbezogen.
Der Gerichtshof ließ derweil am Donnerstag in einer neuen Stellungnahme offen, ob er wegen eines möglichen Bestechungsverdachts im UEFA-Halbfinale ermittelt. Das Gericht habe entsprechende spanische Zeitungsberichte nicht bestätigt, stellte eine Sprecherin des Gerichts in Madrid klar. Es habe lediglich bestätigt, dass Garzón gegen eine Gruppe von mutmaßlichen russischen Mafia-Chefs ermittele, die im Juni in Spanien festgenommen worden waren. Ob der Richter im Rahmen dieses Komplexes auch wegen des UEFA-Pokalspiels ermittele, könne sie nicht sagen, betonte die Sprecherin.
Die Gerichtssprecherin war am Mittwoch von der Deutschen Presse- Agentur dpa schriftlich danach gefragt worden, ob sie Presseberichte über die Einleitung von Ermittlungen wegen des UEFA-Pokal-Halbfinales bestätigen könne. Daraufhin hatte sie gesagt: «Aufgrund des eingeleiteten Ermittlungsverfahrens darf das Gericht dazu keinerlei Informationen geben.» Sie machte aber nicht klar, dass sie damit die Ermittlungen zum Gesamtkomplex der festgenommenen Russen meinte.

Quelle: dpa