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Trainer, wechsel dich!
Markus Babbel ist der 36. Trainer des VfB Stuttgart seit Gründung der Bundesliga 1963. Kein Coach trainierte die Schwaben in der höchsten deutschen Spielklasse länger als Felix Magath, der es auf immerhin 1223 Tage brachte. Doch warum schafft es kein VfB-Trainer, die Vier-Jahres-Marke zu knacken? sportal.de hat sich beim deutschen Meister von 2007 nach den Gründen umgeschaut.
Armin Vehs Scheitern hatte viele Ursachen. Die Disziplinlosigkeiten einiger Spieler - Khalid Boulahrouz soll laut SPORT BILD neun Mal zu spät zum Training gekommen sein - und das Eingeständnis falscher Transferpolitik wenige Tage vor seiner Entlassung dürften die Hauptgründe für die Trennung gewesen sein.
Nach anderthalb Jahren war sein Meisterbonus verbraucht. Immerhin brachte es Veh auf insgesamt 1018 Tage als VfB-Coach, eine ordentliche Zeit, wenn man bedenkt, dass er nach seiner Verpflichtung im Februar 2006 vom Aufsichtsratvorsitzenden Dieter Hundt hartnäckig als Übergangslösung bis zur Sommerpause bezeichnet wurde.
Veh verlor Machtkampf mit Heldt
Doch Manager Horst Heldt setzte sich damals durch und sein Wunschkandidat durfte auch nach der Sommerpause bleiben und in die Saison gehen, in der die Schwaben beinahe sensationell ihre fünfte deutsche Meisterschaft feiern durften. Jetzt musste Veh gehen, auch weil er den Machtkampf mit Heldt verlor.
Doch warum schaffte es in den letzten zehn Jahren außer Felix Magath kein Trainer im Ländle, seinen Vertrag zu erfüllen? Joachim Löw, der mit VfB 1997 deutscher Pokalsieger wurde und 1998 im Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger nur knapp dem FC Chelsea unterlegen war, war vor Magath der letzte Trainer, der seinen Vertrag erfüllte.
Doch damals machten die VfB-Offiziellen den Fehler, seinen Vertrag nicht zu verlängern, sondern gegen den massiven Widerstand der Fans wurde Winfried Schäfer vom Karlsruher SC verpflichtet. Doch der beim KSC so erfolgreiche Coach kam in Stuttgart überhaupt nicht zurecht und wurde bereits im Dezember 1998 nach nur fünf Monaten Amtszeit wieder entlassen. Auf Schäfer folgte Wolfgang Rolff, der den Club aber nur knapp einen Monat bis zum Jahresende betreute. Am Neujahrstag übernahm Rainer Adrion die Schwaben.
Die Saison der Interimslösungen
Doch auch VfB-Urgestein Adrion sollte nur eine Übergangslösung sein und er wurde vorzeitig am 2. Mai 1999 von Ralf Rangnick abgelöst, der ursprünglich erst zur neuen Saison das Ruder beim VfB übernehmen sollte. Stuttgart entpuppte sich als eine der erfolgloseren Stationen in der Karriere Rangnicks. Nachdem er in der ersten Spielzeit 1999/2000 mit Platz acht noch ein annehmbares Resultat erzielt hatte, geriet der Club in der Folgesaison in schwere Abstiegsnöte und Rangnick musste im Februar 2001 seinen Hut nehmen.
Rangnick war beim VfB in einer schweren Zeit angeheuert worden. Ex-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hatte den Club 2000 stark verschuldet hinterlassen und mit riskanten Transfers (Mitko Stojkovski, Sasa Markovic, Didi) große Finanzlöcher hinterlassen. MV-Nachfolger Manfred Hass drehte den Geldhahn zu. Auf Rangnick folgte Felix Magath und der sollte aus der Not, keine neuen Spieler verpflichten zu können, eine Tugend machen.
Magath setzte auf Spieler aus der Junioren-Mannschaft und integrierte unter anderem Kevin Kuranyi, Aleksandr Hleb, Timo Hildebrand und Andreas Hinkel in der ersten Mannschaft. Schnell waren die Stuttgarter nur noch die "jungen Wilden" und Magaths Konzept ging voll auf. Über den UI-Cup qualifizierte sich der VfB 2002 für den UEFA-Cup und nur ein Jahr später wurde das Team hinter Bayern München sensationell Vizemeister.
Sammer und Trapattoni
Es folgte eine unvergessene Saison in der Champions League, in der man erst im Achtelfinale am FC Chelsea scheiterte, nachdem man in der Vorrunde unter anderem Manchester United besiegt hatte. Doch der Erfolg sollte für den VfB einen äußerst unwillkommenen Nebeneffekt bringen: Trainer Magath verließ den Club im Sommer 2004 Richtung München und heuerte beim FC Bayern an.
Als Nachfolger wurde mit Matthias Sammer wieder einmal ein namhafter Trainer verpflichtet. Mit mäßigem Erfolg: Mit einem schwachen Saisonfinale verpasste der VfB die Champions League und nach nur einem Jahr musste Sammer vorzeitig gehen. Auf ihn folgte ein noch viel größerer Name: Giovanni Trapattoni.
Doch auch der Maestro brachte nicht den erwünschten Erfolg. Er scheiterte daran, dass vor der Saison einige Leistungsträger den Club verlassen hatten. Kuranyi zog es nach Schalke, Phillipp Lahm kehrte zum FC Bayern zurück und Hleb ging auf die Insel zum FC Arsenal. Dafür fanden Jon Dahl Tomasson und Thomas Hitzlsperger den Weg ins Gottlieb-Daimler-Stadion.
Zehn Jahre, zehn Trainer
Tatik und der Spielstil unter Trapattoni wurden von den Fans immer wieder kritisiert und so war für ihn im Februar 2006 auch vorzeitig Schluss. Auf den Mister folgte Veh, der den Club zum Titel und in die Champions League führte.
Im vergangenen Jahrzehnt versuchten es die VfB-Offiziellen also mit jedweder Art Trainer. Die erfolgreichen und etablierten (Winfried Schäfer, Matthias Sammer und Giovanni Trapattoni), die jungen hungrigen (Joachim Löw und Ralf Rangnick), die Interimslösungen aus dem eigenen Club (Wolfgang Rollf und Rainer Adrion), die Interimslösung, die länger blieb (Armin Veh) und der allmachtige Felix Magath, der als Trainer und Manager in Personalunion den VfB zurück in Erfolgsspur führte.
Nun soll es also Markus Babbel beim VfB richten. Wieder eine Lösung aus dem eigenen Verein. Ob er ebenfalls nur eine Interimslösung bleibt, wird die Zukunft zeigen. Sein Einstand verlief allerdings überaus erfolgreich.
Quelle: sportal.de
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