Marin und Özil brillieren
Nur in einer Hinsicht musste er an diesem für ihn herrlichen Nachmittag passen. Nein, sagen könne er nicht, wann er zuletzt als Stürmer agiert habe, sagte der Mann des Tages. Marko Marin überlegte lange, bevor er sich zu einer Antwort aufraffte: "In der Jugend sicherlich, da habe ich es öfter gespielt. Und in der U 21 auch." Überrascht war der ehemalige Gladbacher dennoch nicht, als ihn der Lockruf des Trainers erreichte.
Kongeniales Duo: Die Bremer Marko Marin (li.) und Mesut Özil beim 3:2-Sieg in Berlin.
Thomas Schaaf hatte den Plan ausgeheckt, seinen anfangs an der Weser schon bekrittelten Premium-Einkauf diesmal nicht ins Mittelfeld zu beordern, sondern als zweite Spitze aufzubieten.
"Marko ist Stürmer, er ist Angriffsspieler", meinte der über seinen Aufstellungstrick schmunzelnde Coach, der eine Kostprobe seines trockenen Humors gab: "Ich habe heute Nacht schlecht geschlafen, da ist es mir eingefallen."
Glücksgriff Marin, mit zwei glänzenden Vorlagen der Vorarbeiter beim 3:2-Sieg der Bremer bei der Hertha, freute sich nach seiner gelungenen Darbietung. "Ich kann das auch spielen", bemühte er zur Kommentierung einen Satz, der fast wie eine Entschuldigung klang, bevor er seine Glücksgefühle vollends und ohne Umschweife artikulierte: "In der letzten Woche gegen Mönchengladbach war es schon gut, nun habe ich mein bestes Spiel für Bremen bestritten."
Unstrittig diese Aussage des Nationalspielers, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass es im Olympiastadion so etwas wie einen "Zwergenaufstand" gegeben hat. Marin dominierte im Verbund mit Mesut Özil, der trotz seiner nicht gerade unstattlichen Körpergröße von 1,80 Meter auch zu den Kleinen im Team gerechnet wird.
Ein Routinier wie Tim Borowski lobte das Duo ausdrücklich, das vortrefflich harmonierte. "Gute Kombinationen", hatte Borowski festgestellt, wobei Vorbereitung und Vollendung beim ersten Treffer den Schönheitspreis beanspruchen durften. Marins genau getimter Pass mit dem Außenrist in die Tiefe, Özils gute Ballannahme und sein eiskalter Abschluss.
Der Ex-Schalker hat damit seinen gegenwärtigen Stellenwert als torgefährlichster Spieler der Liga untermauert. Der Beleg: Drei Tore und drei Vorarbeiten an den ersten vier Spieltagen dieser Saison.
"Wir hatten die Partie jederzeit im Griff", frohlockte nach dem Schlusspfiff Torsten Frings. Der einziger Kritikpunkt des Routiniers: "Anfangs haben wir versäumt, die Tore zumachen." An diesem Punkt setzte auch Trainer Schaaf an, der eine gleichlautende Analyse vornahm und "Entschlossenheit und die energische Spielwiese" nach der Pause hervorhob.
Wer redet noch von dem vor Saisonbeginn zu Juventus Turin abgewanderten Diego? Niemand in Bremen, wo die mit den beiden Zauberzwergen verbundenen Hoffnungen aufzugehen scheinen. Werder spielt ohne den Brasilianer flexibler und variabler, spielt schneller, ist vor allem bei Konterstößen gefährlicher und effizienter. Und taktisch hat Thomas Schaaf auch noch mehrere Varianten in der Hinterhand - nicht zuletzt dank Marin, den er überall in der Offensive einzusetzen vermag. Besonders eindrucksvoll als Sturmspitze wie an der Spree, wo dieser beinahe als klassischer Außenstürmer brillierte.
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