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Spring Breakers 6,5/10
Ganz komischer Film. Kann man nicht anders sagen. Krasse Gesellschaftskritik auf dem Boden von Exhibitionismus und Eitelkeit. Der Film kritisiert sich quasi selber und das muss man so sagen, denn die Darstellung hat schon was reißerisches. Ich bin mir sicher, dass Casting-Entscheidungen und die dauerhaft auf Bikinis beschränkte Bekleidung der Hauptpersonen, dem Film kommerziell keinen Abbruch getan haben und doch ist es genau diese "Vanity", diese Selbstgefälligkeit, die der Film aufs stärkste kritisieren will.
Es hat auf mich den Eindruck, als ob der Regisseur und Autor Harmony Korine seinen Wunsch eines Films gegen die finanziellen Interessen des Studios durchsetzen wollte und dabei dieser, irgendwo zwischen Machwerk und seriösem, ernstzunehmenden Autorenfilm angesiedelte Streifen entstanden ist.
Der Film ist visuell sehr aufregend und hat dabei eine starke "in-your-face" Attitüde. Es werden keine Subtilitäten gesendet, alles wirkt überzeichnet. Während ich beim visuellen Stil mit dieser Entscheidung sehr einverstanden bin, missfällt mir auf der inhaltlichen Ebene ebenjener Mangel an unterschwelligen Botschaften hingegen sehr stark. Als wollte man dem Zuschauer nicht zutrauen, dass er zwischen den Zeilen lesen kann.
Dazu kommen die ständigen Loops von Voice-Overn und teilweise auch Szenenabschnitten, die dem Film den Charakter eines visualisierten Remixes geben. Dieses Stilmittel finde ich bei Faiths Anrufen nach Hause sehr gelungen, die ständige im Raum stehende Lüge nicht nur an die Familie, sondern auch an sich selbst, ist ein wiederkehrendes Thema des Films. An anderen Stellen wirkt es allerdings deplatziert und abgenutzt.
Lobenswert ist noch James Francos Rolle als 'Alien', ein wirklich absurder Auftritt, aber überzeugend gespielt.
PS: Wenn mich ein Film irgendwann an 10 kleine Jägermeister denken lässt, ist das nicht zwingend als gutes Zeichen zu werten
Half Nelson 9/10
In Half Nelson spielt Ryan Gosling einen koksabhängigen Lehrer in einem innerstädtischen Problemviertel, der zu einer seiner Schülerinnen aufgrund eines kuriosen und eigentlich pädagogisch desaströsen Vorfalls eine Freundschaft aufbaut.
Der Film ist irgendwo zwischen Drama und Kömödie angesiedelt und hat mich mit seiner ehrlichen, realistischen Art begeistert. Hier geht es nicht um das große Thema der Rettung des Protagonisten oder seine "Redemption", sondern um eine ungewöhnliche Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin. Beide könnten von dieser Freundschaft profitieren, haben aber Probleme das zu akzeptieren.
Während auf die Schülerin Drey der Weg ins Drogenbusiness wartet, versucht Lehrer Dunne sie genau diesem Einfluss zu entziehen. Das er selbst dabei kein strahlendes Beispiel abgibt, ist ihm zwar bewusst, jedoch weigert er sich, sich seinen Problemen zu stellen. Selbst dann nicht, wenn er von Drey damit konfrontiert wird.
Wirklich ein starker Film, der unaufdringlich mit Handkamera gefilmt ist - ohne, dass er dabei zu einem nervtötenden Rumgewackel verkommt. Dieser Ansatz macht viel des dokumentarisch wirkenden, glaubwürdigen Stils des Films aus und integriert sich nahtlos in das städtische Milieu.
Ryan Gosling bei seinem Spagat zwischen charismatischem jungen Lehrer und Drogenjunkie zuzuschauen, ist eine absolute Freude. Nicht umsonst gab es für diese Rolle eine Oscar-Nominierung. Auch die junge Shareeka Epps zeigt eine starke Leistung und kann sich gegen Gosling behaupten.
#JA zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz
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