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Es ist beinahe so wie der Kampf zwischen den Evangeliken und den Katholiken, es ist beinahe so intensiv wie der Zwist zwischen Mac- und PC-Nutzern, ein so tiefer Graben wie zwischen den Xboxern und den PS3-Jüngern: In jedem Jahr stellt sich die Frage, ob EAs FIFA oder Konamis PES das bessere Spiel ist. Im vergangenen Jahr gab es zum ersten Mal seit Langem einen hauchdünnen Vorteil für die FIFA-Reihe, weil sich die Konami-Entwickler zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht hatten. In diesem Jahr werden die Karten neu gemischt und nach ausführlichen Präsentationen auf der gamescom sowie der Möglichkeit, selbst ein Spielchen mit denen Versionen zu wagen, schauen wir, wer in der Vorbereitung seine Hausaufgaben besser gemacht hat.
Die Sache mit der Grafik
Im vergangenen Jahr hatte ich Tränen in den Augen, als ich
Pro Evolution Soccer 2009http://www.gamecaptain.de/pics/infolink.gif sah – das war von der Optik einfach nur erbärmlich. Selbst Konami spricht heute von einer misslungen Version. Zumindest was die Optik anbelangt trifft das zu, spielerisch hatten die Kicker aus Japan immer noch die Nase vor dem Branchenriesen. Jetzt ist an der Grafik mächtig geschraubt worden und das Zwischenergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Es ist schon erstaunlich, was allein der Schattenwurf ausmacht, wie viel Dynamik sich dadurch in der Optik entwickelt.
Bei
FIFA 10http://www.gamecaptain.de/pics/infolink.gif wurde im Vergleich zur 09-Variante auch noch an einigen Ecken geschraubt, allerdings fällt das kaum noch auf, weil die Unterschiede wirklich minimal sind. Die neue Version ist jetzt noch runder, noch etwas besser geworden, sieht in den Animationen jetzt noch gelungener und noch mehr nach Fußball aus. Da nützt die tolle Aufholjagd von Konami nicht viel, FIFA behält zum Zeitpunkt des Tests die optische Überlegenheit. Aber allein die Optik reicht ja auch nicht.
Europa Liga, Champions League, Bundesliga und Meisterliga
Lange Jahre hatten die FIFA-Anhänger immer nur das eine Argument: Die Lizenzen. Mit umfangreichen Optionen auf die europäischen und auch viele weitere Ligen überall auf der Welt hatten die Jungs von EA einfach alles an Bord, was Rang und Namen hat – und zwar in Wort und Bild. Auch in diesem Jahr gibt es wieder die Lizenz-Keule, so dass die englische wie auch die deutsche Liga wieder komplett und ausschließlich bei FIFA vertreten sind. Aber Konami hat dem Riesen ein Bein gestellt, indem die Rechte an der Europa Liga und der Champions League gesichert wurden. Damit sind dann auch einige deutsche Teams komplett am Start, die international vertreten sind – inklusive der deutschen Nationalmannschaft, die zum ersten Mal mit den Originalnamen im Spiel ist.
Bei PES wurde die Meisterliga noch einmal aufgebohrt, so dass nun auch Spieler aus der eigenen Jugend mit ins Team rücken und so zum Nulltarif verpflichtet werden können. Bei FIFA gibt es diese Funktion nicht, aber an der Spieltiefe im Managermodus wurde auch hier geschraubt. Beide Entwickler-Parteien haben interessante neue Funktionen eingebaut. Bei
Pro Evolution Soccer 2010http://www.gamecaptain.de/pics/infolink.gif gibt es nun erstmals Geld statt Punkte, die Fanunterstützung wirkt sich auch auf die Einnahmen aus, so dass das Managerleben erheblich komplexer als zuletzt sein wird. Auch bei FIFA hat sich einiges getan: Das Transfersystem wurde überarbeitet und die Spieler haben nun ein Leistungspotential, das ihre Fähigkeiten begrenzt, so dass es trotz entsprechendem Training eben nicht nur Superstars gibt.
Zum „be a legend“-Modus von Konami gibt es nicht viel Neues, dort wird noch fieberhaft gebastelt - wie auch an anderen Baustellen. Bei FIFA gibt es jetzt die Möglichkeit, sich ein virtuelles Pendant zu schaffen, das mithilfe eines Fotos dann dem eigenen Ebenbild sehr nahe kommt. Der virtuelle, eigene Profi-Kicker kann sich dann verbessern und online mit anderen Spielern messen, sich von Vereinen scouten und verpflichten lassen, um dort für Ruhm und Ehre zu spielen. Klingt vielversprechend, aber das muss dann auch funktionieren.
Bei FIFA wird allein durch den erweiterten „be a pro“-Modus schon frischer Wind in die Segel geblasen, weitere Modi sollen das Online-Play erweitern, so dass dort einiges geboten wird. Bei Konami gibt es eine Rückbesinnung auf den Online-Code von 2006, bei dem das Spiel noch flüssig ablief – daran soll in diesem Jahr angeknüpft werden.
Einen Vorteil hat sich da keiner erarbeitet, zumal Konami auch bei den Lizenzen erheblich Boden gut gemacht hat. Frankreich, Holland, Italien und Spanien sind fast komplett vertreten, außerdem noch die international vertretenen Klubs der anderen Ligen. Dazu kommt, dass Konami zum ersten Mal in der Geschichte des NextGen-Kickens eine volle Kontrolle des Torwarts verspricht – die war aber noch nicht in der Testversion vorhanden.
Flüssig oder hakelig – wie spielt sich das?
Beide Spiele gibt es auch im Comsumer-Bereich der gamesom, jeder kann sich selbst ein Bild machen, wie sich die Spiele entwickelt haben. Bei PES fühlt man sich sofort zu Hause, da ist alles beim Alten geblieben. „Pro Evo“ ist eben Fußball, das ist Spielspaß, dass ist das, was wir Kicker auf dem Rasen eben so machen. Von großen Veränderungen im Gegensatz zum Vorjahr ist nichts zu spüren, es gibt keine Erweiterungen im Gameplay. Zumindest noch nicht, denn Konami verspricht, bis zum Release im Oktober neben der Kontrolle des Torwarts auch noch die stufenlose 360-Grad-Steuerung zu implementieren. Bis jetzt spielt sich PES 2010 also wie PES 2009 – nur mit stark verbesserter Grafik.
Wenn Konami bei der Grafik aufgeholt hat, dann hat FIFA in Sachen Gameplay gewaltige Fortschritte gemacht. Bei einem redaktionsinternen Testspiel mit FIFA 10 hatten erstaunlicherweise beide GameCaptain-Redakteure Spaß am EA-Kick – und das obwohl beide bekennende PES-Jünger sind. Die 360-Grad-Steuerung sorgt für ein großes Maß an Realismus, das Pass-System wurde noch einmal verbessert, alles wirkt jetzt noch flüssiger, noch besser und noch schicker, noch mehr nach Fußball. Sagte ich, dass PES Fußball ist? FIFA steht dem keinen Deut nach, es macht Spaß, es sieht gut aus und es hat jetzt genau den Hauch vom Sport, der so lange gefehlt hat.
Es ist nur ein Testspiel...
Der FIFA-Sieg fällt wieder knapp aus, aber er ist auch nicht repräsentativ: Es sind bislang nur Testversionen der Spiele verfügbar, die endgültigen Versionen können noch positive Überraschungen in sich bergen und bis dahin vergehen im Fall von PES 2010 noch locker zwei Monate. Echte Fußballer wissen, dass Testspiel-Siege nichts zählen, wenn es in die richtige Saison geht, erst dann geht es ans Eingemachte. Allerdings ist die Frühform von FIFA 10 beeindruckend, wenngleich PES wirklich nur knapp dahinter liegt und dort viele Funktionen zwar zugesichert, aber eben noch nicht verfügbar waren.
Für die PES-Freunde heißt es also: Durchhalten bis zum Oktober, dann wissen wir mehr. Für die FIFA-Fans scheint es schon jetzt sicher: Es ist das beste FIFA, dass es je gab und es macht definitiv Spaß – zumindest auf den Konsolen, die PC-Version sah wieder deutlich schlechter aus.
von Armin Sengbusch (20.08.2009)