Jeremy Toulalan (36) absolvierte 210 Spiele für Olympique Lyon und holte mit anderen Vereinslegenden wie Coupet, Abidal, Juninho oder Malouda zweimal hintereinander den französischen Doublé, das heißt Meisterschaft und Pokalsieg. Nicht nur OL-Legende, sondern Kenner des französischen Fußballs. Sein Jugendverein ist der FC Nantes. Nach einer Station in Spanien, Malaga, spielte Toulalan in der Ligue 1 noch für Monaco und zuletzt für Bordeaux. Der defensive Mittelfeldspieler und Lenker stand bei der EM 2008 und WM 2010 im Aufgebot der französischen Nationalmannschaft. 2018 beendete er seine Karriere. Für uns hat er sich nun in seinem Ruhestand die Zeit genommen, einen Blick auf seinen ehemaligen Verein zu werfen.
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Jeremy Toulalan von 2006 bis 2011 im Trikot von OL
Die Transfers
Der Fokus bei den Transfers lag offensichtlich darin, französische Spieler zu holen, die bei den Top-Vereinen keine Aussicht auf einen Stammplatz haben. Man konnte sich mit dem Budget natürlich nicht die Weltklasse-Spieler holen, doch alle Neuzugänge sind direkte Verstärkungen für die Startelf. Tolisso und Rabiot sind Spieler, die sowohl den Spitzenfußball als auch den französischen Fußball kennen. Zusammen mit Aouar bilden Sie eine interessante Mittelfeldzentrale. Besonders freut es mich, dass auch ältere Spieler noch die Chance bekommen, beim neuen Projekt der StarLeague dabei zu sein. Franck Ribéry hat auf jeden Fall noch die Klasse dazu. Mit Laurent Koscielny kam außerdem noch ein erfahrener Abwehrchef. Der vielleicht beste Transfer ist für mich Lucas Digne. Er ist ein Linksvertediger von höchtem Niveau, der nicht nur defensiv eine gute Figur macht, sondern auch die Spieler vorne in Szene setzen kann.
Der Kader
Die Mannschaft bringt genug Qualität mit, um in der StarLeague mitzuhalten. Das zeigt schon ein Blick auf die Titel, welche in dieser Mannschaft vereint sind. Angefangen im Tor mit Europameister und Kapitän Anthony Lopes. Ich würde behaupten, seine besten Tage stehen ihm als Torwart noch bevor. Dahinter hat man mit Tatarusanu ebenfalls einen erfahrenen Mann, den man jederzeit ohne großen Qualitätsverlust aufstellen kann.
In der Abwehr habe ich mit den Neuzugängen Digne und Koscielny bereits zwei Spieler erwähnt. Digne seines Zeichens immerhin französischer sowie spanischer Meister und Pokalsieger. Daneben gibt es mit Denayer und Andersen zwei Spieler, die sich um den Platz neben Koscielny in der Innenverteidigung streiten können. Beide sind noch im Talentealter und haben ihr Potenzial bei weitem noch nicht ausgereizt. Rechts in der Abwehr kann ich mir vorstellen, dass man noch einen Spieler als Konkurrenten zu Dubois gesucht hat. Die rechte Seite ist vielleicht noch die Schwachstelle. Nun hat Dubois aber den Vorteil und die Sicherheit, die ihm vielleicht auch hilft, dass er unumstrittener Stammspieler sein dürfte. Ich sehe zumindest keinen Spieler im Kader, der ihn ersetzen könnte.
Im Mittelfeld wurden Tolisso und Rabiot verpflichtet. Im Mittelpunkt steht aber sicherlich Houssem Aouar. Abgesichert und unterstützt von Tolisso und Rabiot kann er sein Potenzial hoffentlich schon diese Saison voll ausschöpfen. Er ist einfach ein sehr starker Spieler am Ball und weiß genau, was er mit dem Ball alles anfangen kann. Dieses Potenzial muss er nun in mehr Tore und Torvorlagen umsetzen. In diesem dieses Jahr noch stärkeren Team gelingt ihm dies hoffentlich.
Offensiv und als Außenstürmer hat Lyon einmal mehr tolle Talente in den eigenen Reihen. Die französischen U21-Nationalspieler Terrier und Reine-Adelaide sind da auf jeden Fall zu nennen. Auch Winter-Neuzugang Guimaraes, immerhin mit 22 Jahren schon im Kader der brasilianischen Nationalmannschaft, kann im offensiven Mittelfeld spielen. Der extrem schnelle Traoré, der Außen und als zweiter Stürmer eingesetzt werden kann, stand mit Ajax bereits im Europaligue-Finale. Doch so viel Talent sie auch mögen haben, für mich gibt es in dieser Saison kein Vorbeikommen an Ribéry und Depay als Außenspieler. Depay kam ja ebenfalls wie Tolisso und Rabiot von einem Top-Klub nach Lyon und hat sich in der letzten Saison an dieser Stelle zu einem Top-Spieler entwickelt. Über Ribéry muss ich nicht viele Worte verlieren: Deutscher Meister, Pokalsieger und Champions-League-Sieger, bester Spieler Europas. Das alles allein im Jahr 2013.
Im Sturm ein weiterer französischer U21-Nationalspieler, der bereits das Interesse aus England auf sich zog: Moussa Dembélé. Er hat im letzten Jahr einen guten Schritt nach vorne gemacht. Gerade die physischen Anlagen brachte er von vornherein mit. Doch vor dem Tor musste er noch ein paar Erfahrungen sammeln. Sein 27-jähriger Konkurrent Karl Toko-Ekambi, vorerst nur ausgeliehen vom FC Villareal, bringt diese Erfahrung als Afrikameister sicher schon mit. Auch wenn Trainer Laurent Blanc bereits verraten hat, dass er ein 4-3-3 bevorzugen würde, ist auch eine Doppelspitze mit Dembélé und Toko-Ekambi oder auch Depay oder Traoré möglich.
Die Konkurrenz
Schwierig zu sagen, wen man als Konkurrenz Lyons bezeichnen kann. Erst einmal teilt sich die SL ja in zwei Staffeln. Bei Lyon in der Südstaffel gehen für mich die beiden spanischen Vereine Real und Barca sowie das sich klug verstärkende Juve als Favoriten in die Saison. In der Nordstaffel drücke ich PSG die Daumen. Favoriten für mich aber sind dort die englischen Vereine Liverpool und Manchester City. Doch all diese Vereine sind keine direkte Konkurrenz für Lyon. Für Lyon geht es um den Klassenerhalt. Mit Steau Bukarest hat sich ein Team sehr überraschend qualifiziert. Trotz der namhaften Zugänge glaube ich nicht, dass sie an die Leistung in den Qualifikationsspielen anknüpfen können. Das ist im Vergleich zu Nordstaffel ein klarer Vorteil für Lyon: Steau ist Abstiegskandidat Nummer 1 und OL muss es einfach schaffen, diese hinter sich zu lassen. Valencia würde ich auch als direkte Konkurrenz bereichnen. Als Spieler habe ich in Spanien gespielt und weiß, dass dort ein sehr guter Fußball gespielt wird. Valencia traue ich deshalb auch durchaus eine Überraschung zu, insbesondere da sie sich mit Jordi Alba einen der besten Linksverteidiger der Welt gesichert haben. Lyon kann die berechtigte Hoffnung machen neben Steau und Valencia auch Benfica Lissabon hinter sich zu lassen. Benfica hat drei, vier Stars, die sicher auch bei vielen anderen SL-Vereinen gern gesehen wären. Doch haben sie ihre restlichen Baustellen nicht in Angriff nehmen können.