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Live-Chat mit den Lesern des britischen „Guardian“ stellte Assange am Freitag klar:
„Das Cablegate-Archiv ist zusammen mit bedeutendem Material aus den USA und anderen Ländern an 100 000 Leute verschlüsselt übermittelt worden. Wenn uns irgendetwas passiert, werden die wichtigsten Teile automatisch veröffentlicht. Außerdem sind die Cablegate-Archive in der Hand verschiedener Medien.“
NUR EINE LEERE DROHUNG?
Man habe alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, die nötig sind, erklärte Assange. Man wisse, mit wem man es aufgenommen habe. Für den Verbleib von Wikileaks sei in jedem Fall gesorgt.
Ob er damit auch den Fall seiner Verhaftung meinte? Das Rätsel bleibt.
WIR MACHEN WEITER
Die Enthüllungs-Plattform will auch nach der Festnahme ihre Gründers weitermachen. Die nächste Veröffentlichung geheimer Dokumente des US-Außenministeriums werde sogar noch mehr Papiere als üblich enthalten, kündigten die Wikileaks-Aktivisten über den Online-Dienst Twitter an. „Die heutige Aktion gegen unseren Chefredakteur Julian Assange wird unsere Arbeit nicht beeinträchtigen.“
Egal, was mit Julian Assange passiert, es wird unsere Pläne nicht ändern, sagt Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson. Die Operation werde nun von einer Gruppe von Leuten in London geleitet.
In einem weiteren Tweet heißt es:
„Macht uns stark, spendet!
DATEN LIEGEN UNTER DER ERDE
Fakt ist: Seine Geheim-Daten lagern angeblich 35 Meter unter der Erde in Schweden.
Die Höhle in Stockholm gilt als einer der sichersten Datentresore der Welt. „Der frühere Bunker der schwedischen Streitkräfte mit dem Codenamen „Pionen“, stammt aus der Ära des Kalten Kriegs und sollte im Ernstfall sogar Nuklearangriffe überstehen. Heute dient „Pionen“ Firmen, Privatpersonen und möglicherweise sogar Staaten als Lagerstätte für wertvolle Daten, schreibt die WELT.
Einer der Kunden soll Julian Assange sein. Schon Ende August seien zwei Server in dem unterirdischen Bunker für Wikileaks gemietet worden – von einer juristischen Person aus Deutschland.
„Der Menge nach zu urteilen könnte es sein, dass die enthüllten Dokumente wieder bei uns liegen“, sagt Anna Mossberg, Chefin der schwedischen Betreiberfirma Bahnhof.
SEINE MISSION STEHT
Assange: „Die Geschichte wird siegen! Die Welt wird eine bessere werden. Werden wir überleben? Das liegt an euch!“
Derzeit steht noch nicht fest, ob Assange weiter in Haft bleibt oder auf Kaution auf freien Fuß kommt. Am Nachmittag soll der Wikileaks-Gründer vor dem Gericht in Westminster erscheinen. Dort geht es nicht nur um die Gültigkeit des Haftbefehls, sondern möglicherweise auch um die Kaution.
Möglicher „Preis“: zwischen 120 000 und 236 000 Euro.
Eine „Auslieferung“ sei absolut tabu, erklärte sein Anwalt Denn: Würde Assange nach Schweden geschickt, bestünde die Möglichkeit, dass Stockholm ihn an die USA „weiterreicht“.
Dort wird nach der Veröffentlichung geheimer diplomatischer Dokumente gegen Assange ermittelt.
Ungeachtet des zunehmenden Drucks setzte Wikileaks aber auch am Dienstag die Veröffentlichung von US-Depeschen fort.
GELD SPIELT EINE ROLLE
Die technische Infrastruktur der Organisation scheint von der Festnahme Assanges nicht beeinträchtigt.
Finanziell steht Wikileaks sogar ausgesprochen gut da. Denn die spektakulären Veröffentlichungen der vergangenen Monate haben den Machern Spenden in die Kassen gespült, die den Betrieb für mehr als ein Jahr ermöglichen sollten. Allein beider Wau-Holland-Stiftung seien seit Oktober 2009 rund 800 000 Euro eingegangen, sagte der Vorsitzende Winfried Motzkus.
Wikileaks bezifferte seinen Finanzbedarf vor einigen Monaten auf mindestens 200 000 Euro pro Jahr, besser 600 000 Euro.
Die Plattform hatte am 28. November mit der Veröffentlichung von mehr als 250 000 US-Depeschen begonnen, in denen Diplomaten dem Außenministerium in Washington etwa Einschätzungen über ihre Gastländer mitteilten oder über geheime Verhandlungen berichteten.
Wikileaks-Chef Julian Assange (39) hat sich gestellt. Mit seinem Anwalt Mark Stephens erschien er gegen 10.30 Uhr in einer Polizeiwache in London. Die ganze Welt hält den Atem an: Ist das das Ende der Enthüllungen oder platzt jetzt die ganz große Bombe? Immerhin bezeichnete sich Assange selbst einmal Herz und Seele von Wikileaks...