Zitat von
Brokkoli
Ich sehe im Favoritenkreis etwa 4 Mannschaften, wobei sich der erweitern kann, weil ich bei dieser WM 1-2 wirkliche Überraschungen erwarte. Dazu gehören mMn Spanien, Deutschland, Brasilien und Italien, die werden mit Sicherheit eine starke Weltmeisterschaft spielen und von diesen vier wäre ein Titel eigentlich keine große Überraschung:
1. Spanien: Noch vor vier Jahren bei der WM waren die Spanier das Maß aller Dinge, das gleiche gilt auch für die EM vor zwei Jahren, wobei man es da den Spaniern schon extrem einfach gemacht hat. Doch zuletzt sah man ja eindrucksvoll (vgl. Bayern-Real), dass der nervtötende Ballbesitz-Fußball einem modernen Konterspiel nicht mehr das Wasser reichen kann. Zwar spielt ausgerechnet eine spanische Mannschaft diese Spielweise bis zur Perfektion (vgl. Copa del Rey-Finale), doch in der Nationalmannschaft fehlt es einfach an den passenden Spielern. Keiner der Außenspieler kann dieses Tempo eines Bales oder diese Klasse eines Ronaldos aufweisen. Stattdessen hat man einen doch alternden Xavi in den Reihen, der wenig mit schnellen Angriffen anfangen kann, sondern lieber die Spielzüge gemächlich aufbaut. Dazu kommen Schwächen in der Abwehr, vor allem auf den Außenpositionen und ein Sturm, der in den letzten Jahren nicht unbedingt seine Weltklasse nachgewiesen hat - außer Diego Costa sollte überraschenderweise Spanien zum WM-Titel schießen. Die Zeit des spanischen Fußballs ist langsam vorbei, vor allem weil sich fast alle Nationen auf die Spielweise einstellen können. Am Ende könnte aber die individuelle Klasse ausreichen.
2. Deutschland: Eigentlich müsste mit diesem Spielermaterial die WM gewonnen werden - nicht umsonst spricht man von einer "goldenen Generation". Wenn man sich anschaut, welche (Mittelfeld-)Spieler dieses Jahr zur Verfügung stehen, dann muss man feststellen, dass vom reinen Kader her, Deutschland mit am besten aufgestellt ist. Probleme machen vermutlich die Linksverteidiger-Position, wobei diese Schwäche wohl alle Top-Teams teilen und der zuletzt häufig verletzte Sturm. Vom Potenzial sollte es trotzdem - wenn man noch die schon typische Turnierstärke mit einrechnet - zum Titel reichen. Wenn da nicht zum Teil schwer verständliche Entscheidungen des Trainers wären. Ein Lahm hat bei einer WM nichts im Mittelfeld zu suchen, eine falsche Neun ist kein Spielsystem, sondern eine Notlösung. Solange aber kapitale Fehlentscheidungen ausbleiben (vgl. Einsatz von Kroos gegen Italien, EM 2012), könnte es zum ersten Titel seit 1996 reichen.
3. Brasilien: Beim Confed-Cup haben die Brasilianer ihre Stärken angedeutet und teils berauschenden Fußball gezeigt. Vom Spielermaterial dürften sie mit Deutschland und Spanien am besten aufgestellt sein, dazu kommen hervorragende Einzelkünstler wie Neymar, Hulk und Oscar. Unterstützt vom heimischen Publikum zählt Brasilien wohl zum Top-Favoriten. Doch zuletzt fehlte die Konstanz in den Leistungen, die rechte Abwehrseite ist eher schwach besetzt (Formtief von Dani Alves), zum Problem könnte auch der Torhüter werden. Immerhin hat Julio Cesar zuletzt selten gespielt und zudem nur in einer unter klassigen Liga (MLS). Die schnelle, attraktive Spielweise könnte zum Problem für die anderen Nationen (Spanien, Deutschland) werden, die mehr auf den Ballbesitz aus sind. Am Ende entscheidend ist wohl, wie die Mannschaft mit dem äußeren Druck umgehen kann und ob sie die Leistungen aus dem Confed-Cup wiederholen kann. Wenn ja, dann ist der Titel möglich. Wenn nein, ist auch ein Ausscheiden im Viertelfinale nicht unmöglich.
4. Italien: Warum Italien? Weil die Squadra Azurra genauso wie die deutsche Nationalmannschaft ein Team ist, das erst bei der WM ihr volles Potenzial entfaltet. Vom Spielermaterial gehört man sicher nicht zu den besten Mannschafen, da würde ich sogar noch Belgien und Argentinien vor den Italienern ansiedeln, doch man sollte den Finalisten der EM nicht unterschätzen. Im Sturm ist man stark besetzt (Balotelli, Immobile), die anderen Mannschaftsteile sind nicht immer Weltklasse, aber doch ausgeglichen besetzt. Dazu kommt ein Leader wie Pirlo bzw. Buffon, der so ein Team gut und gerne mitreißen kann. Wenn Prandelli aus dieser Truppe ein Team schweißen kann, das für einander kämpft und die individuellen Stärken einzelner (vgl. Pirlos Freistöße, Candrevas Sololäufe) einbringt, dann traue ich den Italienern auch das Finale zu.