Bremer Remiskönige regieren auch Athen
Griechenland ist das Mutterland der Geometrie. Wer kennt nicht den Satz des Pythagoras, mit dem man die Maße des rechtwinkligen Dreiecks bestimmen kann? Bei Werders Champions League-Spiel in Athen versuchten es die Einheimischen zunächst mit einem schnurgeraden Laserstrahl, der Bremens Keeper Christian Vander irritieren sollte. Als das nichts half, entdeckte man die Vorzüge der Ballistik und besiegte den Ersatztorwart mit zwei Bogenlampen von Evangelos Mantzios.
Christian Vander ersetzte bei Werder den verletzten Tim Wiese im Tor. Außerdem kamen Sebastian Prödl und Per Mertesacker für Clemens Fritz und Daniel Jensen ins Team, Hugo Almeida spielte an Stelle von Boubacar Sanogo in der Sturmspitze neben Claudio Pizarro, und Frank Baumann rückte aus der Innenverteidigung, in der er gegen Dortmund noch gespielt hatte, wieder auf seinen angestammten Platz im defensiven Mittelfeld.
Pana-Coach Henk ten Cate, dessen Team nach zwei Niederlagen schon um die allerletzte Chance aufs Achtelfinale spielte, stellte seine Mannschaft im Vergleich zum 0:0 bei PAOK am Wochenende auf zwei Positionen um. Der Österreicher Andreas Ivanschitz musste ebenso auf die Bank wie der Brasilianer Mattos. Dafür spielten mit Gilberto Silva und Georgios Karagounis zwei sehr erfahrene Champions League-Profis.
http://ad.de.doubleclick.net/ad/4471...ord=123456789? Der Unhold mit dem Laserpointer
Die meiste Aufregung gab es im mit fast 60.000 Zuschauern voll besetzten Stadion Spiros Louis in der Anfangsphase durch einen grünen Laserpointer, den ein fanatischer Zuschauer mitgebracht hatte, um ihn auf das Gesicht Bremer Spieler zu richten. Obwohl der Unhold das schon während des Aufwärmens ausgiebig geprobt hatte, konnten die Verantwortlichen in Athen seiner nicht habhaft werden, sodass auch während des Spiels Keeper Vander mehrmals geblendet wurde.
Schiedsrichter Michael Riley unterbrach das Spiel zweimal und drohte sogar mit einem Spielabbruch. Schließlich besann sich unser Mann eines Besseren, oder die Batterien waren alle, auf jeden Fall konnte Vander sich ab der 15. Minute ungestört auf den Rest des Spiels konzentrieren. Schon in der dritten Minute hatte es die erste brenzlige Situation für Werder gegeben, als Nikos Spiropoulos einen Freistoß scharf in den Strafraum trat, wo gleich drei Pana-Spieler den Ball haarscharf verpassten.
Der nun ungeblendete Vander musste dann nach 20 Minuten eingreifen und einen Schuss von Karagounis entschärfen, der das zu diesem Zeitpunkt nicht unverdiente 1:0 für die Griechen bedeutet hätte. Das Tor fiel dann aber auf der anderen Seite.
Die Hand Mertes
Kurz, nachdem der verletzte Pizarro in der 27. Minute durch Rosenberg ersetzt worden war, beantwortete Werder diesen Rückschlag mit einem Freistoß von Mesut Özil, der sich vor dem Spiel für eine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft entschieden hatte. Özils Standard kam zu Mertesacker, der den Ball allerdings mit dem Arm stoppte, bevor er an Keeper Alexandros Tzorvas vorbei einschob.
Karagounis beschwerte sich völlig zu Recht darüber, dass Riley den Treffer für gültig erklärte, erntete aber nur eine Verwarnung für seinen Zorn. Doch die Führung der Bremer hielt nur sieben Minuten. Dann war es Torschütze Mertesacker, der nach einer Flanke von Gabriel zu weit weg von Evangelos Mantios stand - ungefähr so weit weg wie Vander von seiner Torlinie. Diese ungünstige Kombination nutzte der ehemalige Frankfurter, um den Ball mit einer Bogenlampe in den linken Torwinkel zu köpfen.
Ein Schuss von Diego kurz vor der Pause zwang Tzorvas dann noch einmal zu einer Parade, ehe es mit 1:1 in die Kabinen ging - einem Halbzeitergebnis, das Bremen eher schmeichelte als den Gastgebern. Die wussten, dass ein Unentschieden ihnen kaum reichen würde und brachten daher für die zweite Halbzeit mit Ivanschitz einen weiteren Offensivspieler und stellte praktisch auf eine Dreierkette in der Abwehr um.
Der Grüne Mozart dirigierte nach der Pause
Nach kurzen Abstimmungsproblemen zahlte sich diese Maßnahme aus, und Pana konnte seine personelle Überzahl im Mittelfeld zu verstärktem Druck nutzen. Bis zur 68. Minute hielten die Bremer diesem mit diszipliniertem Abwehrspiel stand. Dann ereignete sich eine bizarre Doublette des Ausgleichstors. Nach einer Ecke köpfte Loukas Vyntra aus kurzer Distanz aufs Tor. Özil konnte den Ball mit einer artistischen Hackenabnahme von der Linie klären. Doch die Rettungstat brachte das Leder nur bis an die Strafraumgrenze, wo Petri Pasanen sich im Kopfballduell gegen Mantzios überhaupt nicht durchsetzen konnte, sodass der Torschütze des 1:1 eine weitere Bogenlampe in Richtung linker Winkel schickte - und wieder zappelte der Ball im Netz.
Wenig später hätte es gut und gerne auch 3:1 stehen können, als ein Dropkick von Dimitrios Salpingidis Vander überwand - doch der Ball prallte von der Unterkante der Latte vor die Torlinie und sprang wieder ins Feld zurück. Erst in der Schlussviertelstunde kam Bremen wieder zu eigenen Chancen. Einen Freistoß von Naldo konnte Tzorvas zunächst ebenso parieren wie einen Schuss Hugo Almeidas aus spitzem Winkel mit guter Fußabwehr.
Sieben Minuten vor Schluss wurde der größere Druck der Deutschen dann belohnt, als Almeida eine Flanke des gerade eingewechselten Sebastian Boenisch zum Ausgleich einköpfte. Vor dem Bremer Tor wurde es auch noch einmal eng, als Vander in letzter Sekunde mit den Fingerspitzen eine Flanke Mikael Nilssons vor dem einköpfbereiten Ante Rukavina wegspitzelte.
Das Zittern in den Schlussminuten
Eine Kette von Ivanschitz-Ecke ließ in den Schlussminuten Bremen weiter zittern, während sich Panathinaikos bei Tzorvas bedanken konnte, dass Werder nicht sogar alle drei Punkte mit nach Hause nahm, als der Torhüter einen starken Özil-Schuss in der letzten Minute parierte.
Für die Athener war es der erste Punkt im dritten Heimspiel, und für den Rest der Vorrunde sollte Henk ten Cate wohl stillschweigend den UEFA Cup als Saisonziel ausgeben. Werder liegt weiterhin so ungefähr auf Kurs, aber es braucht keinen griechischen Mathematiker, um zu errechnen, dass die Bremer wohl nur mit Unentschieden kaum das Achtelfinale erreichen werden.
Daniel Raecke
Quelle:www.sportal.de