Fußball in Spanien
Sommer, Sonne, Meer, Strand, Urlaub, Flamenco, Tomaten und Latinas sind wohl nur ein paar der Worte, die einem in den Sinn kommen, wenn man an Spanien denkt. Doch die zwei Wichtigsten fehlen hier: Wirtschaftskrise und Fußball. Hört man seit Jahren nur noch von hoher Arbeitslosigkeit, vor allem bei Jugendlichen, und der finanziellen Schieflage Spaniens, desto besser ist es um den spanischen Fußball bestellt. Als all die Jahre der Fehlwirtschaft Spanien plötzlich einholten, war es die 'Furia Roja', die dem eh schon fußballverrückten Land ein willkommenes Geschenk machte: Mit der Europameisterschaft 2008 holte man den ersten Titel seit 1964. Ausgerechnet gegen Deutschland setzten sich die Spanier mit 1:0 im Finale durch. Angetrieben durch den Erfolg und vor allem auch durch die Erfolge des FC Barcelona, der zu jener Zeit die Gegner nach Belieben vorführte, holte man darauf die erste Weltmeisterschaft Spaniens und verteidigte den Titel des Europameisters. All diese Erfolge waren ein Segen für das Volk, konnte man doch seine Probleme vergessen. Es waren besondere Titel, Titel um die eigenen Wunden zu lecken, Wunden von etlichen Topteams, die immer wieder bei großen Turnieren versagten, aber vor allem eben die Wunden des Alltags. Spanien liebt Fußball und wenn außer den Stränden und Tomaten nichts mehr bleibt, auf seinen Verein, ist der Spanier immer stolz.
Deportivo La Coruña
Das 250 Tausend Einwohner La Coruña liegt im äußersten Nord-Westen Spaniens und ist damit nach Vigo die zweitgrößte Stadt Galiciens. Diese geographische Rivalität bietet eins der größten Derbys Spaniens. Das ' O derbi galego' ist das wichtigste Spiel des Jahres für den Club und noch hat hier Depor, mit zwei Siegen mehr, knapp die Nase vorn. Das Derby brachte Depor auch den Spitznamen 'Los Turcos' ein. Eigentlich als Beleidigung gedacht, nehmen Depor Fans bist heute türkische Flaggen mit ins Stadion. 2004 führte die UEFA den Verein noch auf Platz sechs ihres Clubrankings.
Depor's glanzvolle Tage
In 108 Jahren des Bestehens konnten die Blanquiazules lediglich einmal die Meisterschaft gewinnen. Die erfolgreichste Zeit des Teams lässt sich in zwei Epochen unterteilen, einmal das 'Súper Depor', rund um den damaligen Starstürmer Bebeto, der neben Romario Brasilien zum Weltmeistertitel schoss. Der Name 'Super Depor' entstand nach 16 Saisons in Folge, in denen Real Madrid nicht im Estadio Riazor gewinnen konnte und 1995 holte man mit der Copa del Rey den ersten Titel der Vereinsgeschichte.
Die zweite Epoche folgt kurz später und bildet die erfolgreichste Zeit des Vereins. 'Euro Depor' holte zur Jahrtausendwende mit Roy Makaay, Fran, Mauro Silva, Donato und Flavio Conceição (später Dortmund) die erste und einzige Meisterschaft für die Galicier. Darauf folgten gute Jahre, in denen Deportivo auch international für Aufsehen sorgte. Nachdem Roy Makaay 2003 überraschend die Bayern im Alleingang aus dem Turnier schoss, konnte man trotz des millionenschweren Abgangs des Superstars (18,7 Millionen zu Bayern) vor allem in nächsten Jahr überzeugen. Zwar hagelte es in der torreichsten CL-Partie aller Zeiten eine herbe 3:8 Niederlage gegen Monaco, doch schaltete man Größen wie Jventus Turin und AC Milan aus, gegen die man eine 1:4 Niederlage zuhause durch einen 4:0 Sieg wieder aufholte, bevor Depor im Halbfinale denkbar knapp am FC Porto scheiterte, die mit Mourinho's Ergebnisfußball durch ein 1:0 weiterkamen und sich am Ende den Titel gegen AS Monaco sicherten.
Depor am Scheideweg
Die einst glanzvollen Tage sind längst verblasst und die harte Realität heißt Überleben. In den letzten zwei Jahren stieg Depor jeweils zweimal ab und wieder auf und versucht nun verzweifelt sich wieder in der höchsten Spielklasse Spaniens zu etablieren. Große finanzielle Mittel sind nicht da, doch der Klassenverbleib ist nicht unrealistisch. Schafft man es, sich diesmal in der Liga zu halten, kann man endlich wieder auf etwas aufbauen dort oben im Nord-Westen.
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