Das letzte Aufeinandertreffen mit Amanda war noch keine zwei Tage her und dementsprechend hatte ich von ihr auch noch nichts gehört – vielleicht lag es auch daran, dass ich ihr nicht meine Nummer gegeben hatte sondern einfach irgendwelche Zahlen aus dem Kopf gekramt hatte. Es war zwar ganz nett gewesen und ziemlich wild, aber auf lange Sicht fraß soetwas zu viel Zeit und Nerven und ich konzentrierte mich lieber auf den Fußball – wo die Saison in die entscheidende Phase ging und mit dem FC Vestsjælland ein spannender Gegner vor der Tür stand. Die Gastgeber standen im Abstiegskampf, und auch wenn es bis zum letzten Tabellenplatz 13 Punkte Vorsprung waren, waren es bis zum Abstiegsplatz 11 nur zwei magere Pünktchen. Ich änderte am Kader derweil nur eine Sache, Andreas Pereira kehrte wieder in die Startelf zurück.
Aufstellung FC Vestsjælland: Mikkelsen – Raitala, Bozga, Østli, Randrup – Jónsson, Kristiansen – Lumb, Nymann – Vellios, Thsibamba
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Andreas Pereira, Nygaard – Böðvarsson
Die Gastgeber starteten in einem defensiven 4-4-2 und ließen zunächst uns das Spiel machen, wollten selbst anscheinend über Konter ins Spiel finden. Ich ließ mich auf dieses Spielchen ein und meine Mannschaft bot den schnellen Vestsjællander Offensivspielern Kontermöglichkeiten. Es dauerte auch keine zehn Minuten, bis sich das aus sicht der Gastgeber das erste Mal rächte: Apostolos Vellios verlor im Mittelfeld den Ball an Thygesen, der schnell schaltete und das Spel in den rechten Halbraum verlagerte. Ruben Nygaard kam an den Ball, ließ Raitala aussteigen und legte dann auf den mitgelaufenen Jón Böðvarsson ab, der nicht lange fackelte und zur Führung einschoss. So konnte das ja mal losgehen, dachte ich bei mir und war guter Dinge, das Spiel heute gewinnen zu können. Mit dem griechischen Stürmer Vellios hatte unser Gegner zwar einen ständigen Unruheherd in seinen Reihen, doch die Bemühungen des Ex-Everton-Stürmers blieben weitesgehend brotlose Kunst – lediglich einmal musste Rask vor der Pause eingreifen, als Vellios den mitgelaufenen Thsibamba bediente, der jedoch zu zentral abschloss. Nach dem Seitenwechsel ging Vestsjælland weiter sehr defensiv vor, wahrer Abstiegskampf sah irgendwie anders aus. So konnten wir weiter munter unser Spiel spielen und wann immer sich Vestsjælland mit den eher mäßig starken Kontern aus der Defensive wagte, gab es direkt einen Gegenschlag. Einen solchen konnte Mads Hvilsom zehn Minuten vor dem Abpfiff dann auch zur Vorentscheidung nutzen: Andreas Pereira bekam von Thygesen den Ball und leitete ihn auf Hvilsom weiter, der sich gegen Bozga durchsetzte und trocken in die kurze Ecke einschoss. So konnten wir mit einem Sieg auf die „Zielgerade“ der Saison einbiegen, durchaus nicht unwichtig fürs Selbstbewusstsein.
Gegen Silkeborg IF stellte ich am Kader nichts um, der Auftritt der Vorwoche war überzeuend genug gewesen und bedurfte kein Spieler von seinem Fitnesslevel her einer Pause. Doch für den Gegner ging es heute um alles – würden sie das Spiel verlieren, wären es bei vier verbleibenden Spielen mindestens 13 Punkte Rückstand in der Tabelle auf den rettenden Nichtabstiegsplatz.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Andreas Pereira, Nygaard – Böðvarsson
Aufstellung Silkeborg IF: Nørgaard – Ritter, Jacobsen, Flinta, Dhia Putros – Scheel, Hansen, Pedersen, Runsewe – Agger, Skov
Wie schon Vestsjælland in der Vorwoche agierte auch Silkeborg in einem flachen 4-4-2-System, überließ uns das Spiel und lauerte auf Konter. Auch diesmal lockten wir sie immer wieder aus der defensive und provozierten Konter, und wieder klappte es perfekt: Nygaard kam nach Doppelpass mit Andreas Hoelgebaum Pereira zum Schuss, Nørgaard im Tor der Gäste kam nicht mehr an den Ball heran und konnte den Einschlag nicht mehr verhindern. Doch auch Silkeborg wurde von Zeit zu Zeit gefährlich: Nach einem Konter über Scheel kam Agger im Sturmzentrum an den Ball, ließ Egholm aussteigen und schlenzte den Ball unhaltbar ins lange Eck. Keine fünf Minuten später war Agger erneut frei durch, wurde diesmal von Skov in Szene gesetzt und schob Rask den Ball frech durch die Beine – Silkeborg hatte das Spiel noch vor der Pause gedreht. Nach dem Seitenwechsel wurde es nicht besser, ganz im Gegenteil: Skov kam nach einem langen Ball von Dhia Putros an den Ball, ließ im Sprint Egholm und Justesen hinter sich und setzte den Ball zum 3:1 ins Tor. Wir warfen von da an natürlich alles nach vorne, ich brachte mit Beckmann einen zweiten Stürmer und dafür wurden wir eiskalt bestraft: Runsewe bediente Agger, der auf den Linksaußen Scheel weiterleitete. Der setzte sich gegen Bøge durch und schloss zum vorentscheidenden 4:1 ab – mit dem erst fünften Torschuss der Gäste, wohlgemerkt. Immerhin der Anschlusstreffer sollte uns aber noch gelingen: Eine Flanke von Jesper Bøge landete bei Danny Amankwaa, der den Ball Volley ins Tor Silkeborgs schoss. An einem normalen Abend hätte solch ein Tor wohl für Jubelstürme gesorgt, heute war jedoch nicht viel zu hören. Die große Ernüchterung machte sich jedoch erst nach Abpfiff breit: Wir lagen vier Spieltage vor dem Ende der Saison drei Punkte hinter einem Europapokalplatz, immerhin hatten wir mit Aalborg noch einen direkten Konkurrenten im Duell. Doch schlimmer noch war es bei Silkeborg: Da auch Vestsjælland das Parallelspiel gewonnen hatte, war der Sieg für sie heute nichts mehr Wert – rechnerisch war die Klasse nicht mehr zu halten.
Aalborg BK sollte unser nächster Gegner sein und war auswärts alles andere als ein leichtes Unterfangen – im letzten Auswärtsspiel dort hatten wir eine 1:3-Niederlage eingefahren. Auch die Niederlage gegen Silkeborg stimmte mich nicht gerade hoffnungsvoll, so dass ich neben zwei auf die Frische zurückzuführenden Wechseln – Thomsen und Bersang für Damborg und Nygaard – im Sturmzentrum auf den Überraschungseffekt setzte und Jón Böðvarsson zugunsten von Mikkel Beckmann auf die Bank setzte.
Aufstellung Aalborg BK: Larsen – Gorter, Thelander, Petersen, Dalsgaard – Thomsen, Würtz, Augustinussen, Enevoldsen – Jönsson, Helenius
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Egholm, Justesen, Bøge – Thygesen, Thomsen – Hvilsom, Andreas Pereira, Bersang – Beckmann
Die Partie heute könnte zu einer Vorentscheidung im Kampf um Europa werden. Würde Aalborg gewinnen, würden sie auf sechs Punkte davonziehen, wir dagegen brauchten eigentlich einen Sieg, zumindest aber ein Remis, um im Rennen zu bleiben. Bei Aalborg wie auch bei uns ging es daher von Beginn an auf den frühen Führungstreffer, und schon bald gab es die erste gefährliche Chance: Hvilsom flankte halbhoch in den Sechzehner, Beckmann legte sich quer und beförderte den Ball irgendwie per Seitfallzieher aufs Tor, doch Emil Larsen konnte den Ball entschärfen. Danach aber war Aalborg-Showtime, in der Hauptrolle: Rasmus Jönsson. Der ehemalige Wolfsburger agierte als eine Art hängende Spitze hinter Nicklas Helenius und war immer brandgefährlich. Erst konnte Rask einen Versuch des Schweden noch parieren (11'), doch kurz darauf war auch unser Schlussmann beim Schuss Jönssons geschlagen. Aalborg machte weiter Druck, auch weil wir kurzfristig die Ordnung verloren und legte direkt den zweiten Treffer nach. Wieder war es Jönsson, der diesmal aus der zweiten Reihe draufhielt und Jesper Rask damit überraschte. Danach nahmen die in Rot gewandten Aalborger etwas das Tempo aus dem Spiel und überließen uns den Ball, was sich auch in kleineren Chancen für Bersang (32') oder Andreas Pereira (38') auszeichnete. Doch gerade als wir dabei waren, wieder ins Spiel zu finden, setzte Rasmus Jönsson mit seinem dritten Treffer den Deckel auf die Partie. Nach der Pause hieß es für uns nur noch nach vorne zu spielen, irgendwie das unmögliche möglich machen und einen Punkt holen. Ich brachte Jón Böðvarsson für Mikkel Beckmann, stellte zudem mit Mads Hvilsom als zweiter Spitze auf ein 4-4-2-Rautensystem um. Und damit hatte Aalborg scheinbar nicht gerechnet, denn direkt waren wir wieder im Spiel und zwangen den Gastgebern unser Spiel auf. Ein Pass von Andreas Pereira fand Hvilsom, der den Ball auf Jón Böðvarsson querlegte und der Isländer schob eiskalt ein. Kurz darauf war es Andreas Pereira direkt mit dem Assist, der Ball kam von ihm in die Schnittstelle der Abwehr auf Böðvarsson und der verkürzte auf 2:3. Danach war es fast nur noch ein blindes Anrennen auf das Tor der Gastgeber, doch kurz vor dem Schluss sollte sich das bezahlt machen: Mikkel Thygesen flankte einen Freistoß in den Sechzehner, Jón Daði Böðvarsson kam mit dem Kopf an den Ball und nickte zum Ausgleich ein. Dabei blieb es dann bis zum Ende, auch wenn wir die letzten Minuten nochmal mächtig zittern mussten: Nach einem Luftduell zwischen Rask und Helenius musste unser Torhüter verletzt vom Rasen – doch wir hatten schon dreimal gewechselt und so ging Mikkel Thygesen für die Schlussminuten ins Tor, wir mauerten davor mit einem 5-4-0 und retteten so einen Punkt über die Ziellinie.
Quellen: Hvilsom, Jönsson |