Bundesliga - Der Milliardär hat es schwer
Eurosport - Mi 27.Aug. 17:51:00 2008
Er spaltet die Fußballfans in Deutschland wie kaum ein Zweiter. Dietmar Hopp, der Mäzen des Bundesliga-Aufsteigers TSG Hoffenheim, wird oft mit Chelseas Roman Abramowitsch verglichen. Besonders die gegnerischen Anhänger haben es auf Hopp abgesehen - aber nicht erst seit dem Gladbach-Spiel.
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Zu verbalen Angriffen war es schon in der vergangenen Zweitligasaison bei Auswärtsreisen des Vereins gekommen. Neu ist allerdings die Art der Auseinandersetzung, die den 68-Jährigen zum Nachdenken veranlasst. "Sohn einer Hure" hatten die Gladbacher Fans (oder sollte man nicht besser sagen: die sogenannten Gladbacher Fans) beim 0:1 gegen Hoffenheim skandiert.
Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, saß am vergangenen Samstag auf der Tribüne in Mannheim und sah sich genötigt, den Beleidigungen sofort nach Spielschluss entgegenzuwirken. "Man rückt ihn in ein völlig falsches Bild", so der Ohrenzeuge. "Dietmar Hopp ist genau das Gegenteil von Roman Abramowitsch." Auch Gladbachs Präsident Rolf Königs distanzierte sich auf der vereinseigenen Homepage von den Schmährufen: Das Verhalten dieser Fans war für Borussia beschämend und peinlich und wirft ein schlechtes Licht auf den gesamten Verein."
Hopp verleiht Flügel
Dabei hat Hopp eigentlich immer alles dafür getan, dass er in keinem so schlechten Licht dasteht. Er gibt eben gerne Geld. Neben der TSG 1899 Hoffenheim und zahlreichen sozialen Projekten fördert er Vereine in den Sportarten Golf (St. Leon-Rot), Handball (Rhein-Neckar Löwen) und Eishockey (Adler Mannheim). Den Adlern verlieh er Ende der 90er Jahre wieder Flügel, als sie kurz vor dem Ruin standen.
Für Hopp, der von 1954 bis 1965 seine Fußballschuhe für Hoffenheim in der A- und B-Klasse schnürte, reichte es trotz seiner Beidfüßigkeit und seines Zuges zum Tor nicht zum Profi. Dafür war der gebürtige Heidelberger auf anderem Gebiet umso erfolgreicher. Als Mitgründer der Softwarefirma SAP brachte er es zu einem der reichsten Deutschen, sein Vermögen wird auf mehr als 6 Milliarden Euro geschätzt. Und als Milliardär hat er es nun schwer. Die Vergleiche mit dem russischen Oligarchen und Gönner des Chelsea FC, Roman Abramowitsch, der seit Juni 2003 fast 765 Millionen in den englischen Klub steckte, hat Hopp allerdings satt: "Ich bin kein Klein-Abramowitsch aus dem Kraichgau", betont er. "Die Region hat mir viel gegeben, und das zahle ich ihr jetzt zurück."
Mit Kontakt zur Basis
Hopp hat, wenn man so will, den Kontakt zur Basis nicht verloren. Als er noch bei SAP das Sagen hatte, gab er den Mitarbeitern weder Arbeitszeiten noch Kleiderordnung vor. Dafür gab es einjährige Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und kostenlosen Sport auf den konzerneigenen Tennisplätzen. Überdies zahlte Hopp überdurchschnittliche Gehälter und stellte zinslose Darlehen für den Hausbau zur Verfügung. Überliefert ist auch diese Anekdote. Als in der Chefetage eine Klimaanlage installiert werden soll, befand Hopp: Diese Art der Differenzierung zwischen Management und Mitarbeitern passe nicht zu SAP.
Im Gegensatz zu Abramowitsch, der lieber auf fertige Stars setzt, ist ihm die Nachwuchsförderung im Fußball besonders ans Herz gewachsen. Der Hoffenheimer Gönner bezahlte in der Region zahlreiche Trainingszentren. "Erfolg kann nur mit guter Jugendarbeit einhergehen", lautet seine Maxime. Selbst für den SV Waldhof, dessen Fans Hopp nicht gerade wohlgesonnen sind, spendete er drei Millionen Euro, zweckgebunden für ein Nachwuchszentrum. Eigentlich sollte die Spende anonym bleiben, doch dann meldete sich Hopp zu Wort. Die TSG Hoffenheim und vor allem ich persönlich werden schon seit Jahren von vielen Waldhof-Anhängern weit unter der Gürtellinie attackiert. Daher wollte ich nicht die Fantasie der mir nicht wohl gesonnenen Fans strapazieren, warum ich das tue, erklärte der Mäzen. Durch die Finanzspritze dürfte er zumindest seine Beliebtheit in der Waldhofer Kurve gesteigert haben.
Hopp, der im heimischen Stadion schon mal mit "Hopp, Hopp, Hurra"-Rufen bedacht wird, hat Angst vor Handgreiflichkeiten. "Bevor ich ein blaues Auge riskiere, spare ich mir solche Fahrten", sagt er. "Hoffe on Tour" - also vorerst ohne Hopp? Vielleicht gibt er den Fans ja noch eine zweite Chance, am Samstag können sich die in Leverkusen beweisen.
Jens Sitarek / Eurosport