Real Zaragoza, ein Verein, dessen Name einem durchaus etwas sagt. In jüngster Vergangenheit, vorallem im neuen Jahrtausend konnte das Team aus Aragonien, das 1932 gegründet wurde und bisher 59 Spielzeiten in der ersten Liga verbrachte (Rang 9 in der ewigen Tabelle, nach den großen 6, FC Barcelona, Real Madrid, Athletic Bilbao (alle 3 noch nie abgestiegen), Atlético Madrid, FC Sevilla, València CF, sowie Espanyol Barcelona und Real Sociedad) kaum an die erfolgreichen 60er und 70er Jahre anschließen, als man unter anderem den spanischen Pokal gewann (1964, 1966) sowie im Finale verlor (1963, 1965) und spanischer Vizemeister wurde (1974/75).
Im Jahr 1991 drohte der Verein erneut aus der Primera División abzusteigen, weshalb mit Víctor Fernández ein neuer Trainer geholt wurde. Der Spanier, der aus Zaragoza stammt und zuvor die B-Mannschaft trainierte wurde zum Retter des Clubs, führte den Abstiegskandidaten zum 4.Copa-Sieg 1994 und gewann im Jahr darauf sensationell den Europapokal der Pokalsieger.
'Ich weiß aber noch, wie ich vor dem TV saß,' erinnert sich ein Fan, der sich in den Fan-Foren von Real Zaragoza als 'Nummer777' eine Legende ist, 'es war ein sehr geiles und stimmungsvolles Finale im Prinzenparkstadion in Paris... Finale zwischen Außenseiter Real Saragossa und dem hohen Favoriten und Titelverteidiger Arsenal London... war ein sehr ausgeglichenes und spannendes Spiel, wo beide nach vorne gespielt und wo beide Keeper sensationelle Paraden gezeigt haben... zur Halbzeit stand es 0:0 Unentschieden... in der zweiten Halbzeit wurde Zaragoza stärker und ging durch Juan Esnáider in der 67. Minute 1:0 in Führung... doch Arsenal London schlug sofort zurück und konnte durch John Hartson in der 75. Minute ausgleichen... danach hatten beide noch Chancen zum Sieg aber der Ball wollte nicht rein... Verlängerung... beide spielten zunächst weiter nach vorne aber mit jeder Minute flachte das Spiel ab... die Kräfte ließen merklich nach... und als man sich schon auf das Elfmeterschießen eingestellt hat passierte es... Nayim bekam den Ball auf der rechten Seite (kurz hinter der Mittellinie)... Arsenal Keeper David Seaman stand zu weit vor dem Kasten und Nayim versuchte es einfach mal... unfassbar, der Ball flog und flog... Seaman stolperte mehr oder weniger zurück aber er konnte das Ding nicht mehr verhindern, der Ball senkte sich hinter ihm tatsächlich ins Tor... das 2:1 in der Verlängerung für Zaragoza... Schlusspfiff, Real Zaragoza hatte den Cup, eine Sensation und die Fans flippten aus... Gänsehaut, ein sehr geiles Spiel!
Hier mal der Weg von Real Zaragoza ins Finale:
1. Runde gegen Gloria Bistrița (Rumänien) 1:2 (A) und 4:0 (H)
2. Runde gegen FC Tatran Prešov (Slowakei) 4:0 (A) und 2:1 (H)
Viertelfinale gegen Feyenoord Rotterdam 0:1 (A) und 2:0 (H)
Halbfinale gegen Chelsea London 3:0 (H) und 1:3 (A)
Finale gegen Arsenal London 2:1 n.V.'
Es folgte eine Umstrukturierung und Verjüngung der Mannschaft, die 2001/02 den Gang in die zweite Liga antreten musste, aber den sofortigen Wiederaufstieg schaffte. In der Liga nur noch Durchschnitt, machte man sich den Ruf als Pokalmannschaft und gewann 2001 und 2004 erneut den Pokal, hier ein Auszug aus dem spanischen Pokalfinale 2004, als der Stern eines gewissen David Villa allmählich aufging:
'Movilla con un tiro libre en la línea lateral izquierda......buen balón a la área de castigo al segunda palo...... cabezazo de Álvaro, toca Álvaro, el balón para Villaaaaaa......penalty! Falta de Guti, amarilla por la defensa madritista, penalty para el Zaragoza!........Se sale Movilla del area, chuta Villaaaa GOL...... Goooooooooooooooooooooooooooooooooooooooolllllllll llll. Gol Gol Gol Gol Gol Gol Gol Gol Gol Gol Goooolll Gooooooolllll de Villa. Villa Marrrrravilllllllaaaa, gol de Zaragoza, Real Madrid uno, Zaragozaaaaaaaaa dos!.....
Was ein paar Jahre nach dem 3:2 Finalsieg gegen Real Madrid nach Verlängerung folgte, waren, vorallem für die Fans des Traditionsclubs, schwere Zeiten. Zwar konnte man im Folgejahr im UEFA Cup das Achtelfinale erreichen, wo man an Austria Wien scheiterte und zog 2006 erneut ins Finale des spanischen Pokals ein, nachdem man zuvor den FC Barcelona und Real Madrid im Hinspiel mit 6:1 eliminiert hatte, sodass sogar eine 0:4 Niederlage reichte, doch man verlor das Finale gegen Espanyol Barcelona mit 1:4. Aber durch teure Investitionen in Spieler wie zB Pablo Aimar geriet der Verein immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten, da der Erfolg international und auch national ausblieb. Zwar schaffte man 2006/07 noch mit dem 6.Platz die beste Platzierung dieses Jahrtausends, doch in der folgenden Spielzeit schied man bereits in der ersten Runde de UEFA Cups gegen Aris Saloniki aus und stand zudem nach einer Niederlage am letzten Spieltag gegen Mallorca als Absteiger fest. Zwar gelang der sofortige Wiederaufstieg, aber man konnte nicht mehr an die Erfolge von vor einigen Jahren anknüpfen und 2012/13 musste man als Tabellenletzter erneut in die Segunda División absteigen, wo man seitdem auch spielt.
Im Juli 2014 wurde die prekäre Lage bekannt, da die Spieler noch auf die Gehälter der abgelaufenen Spielzeit warteten und bekannt wurde, dass der Verein rund 140 Millionen € Schulden hat, wovon alleine das Finanzamt eine Zahlung von 29 Millionen forderte, da dem Verein sonst der Zwangsabstieg in die dritte Liga oder im schlimmsten Falle die Auflösung nach 82 Jahren drohte. Durch den Verkauf von Aktien konnte man den schlimmsten Fall verhindern, dennoch drücken rund 113 Millionen € Schulden auf den Verein.
Erfolge:
- Europapokal der Pokalsieger (1): 1995
- Messepokal (1): 1964
- Copa del Rey (6): 1964, 1966, 1986, 1994, 2001, 2004
- Supercopa de España (1): 2004
- beste Liga-Platzierung: Zweiter (1974/75)
El Entrenador
Eigentlich sollte es bei Real Zaragoza nach den Strapazen der letzten Jahre und den finanziell schwierigen Zeiten wieder ruhiger zugehen, aber just der neue Trainer machte da einen Strich durch die Rechnung. Denn Luís Milla, der mit Anfang Juli das Amt des Trainers übernehmen hätte sollen, wird den Verein nicht trainieren. Als Begründung nannte er die finanziell angespannte Situation und dass man seinem Wunsch nach Verstärkungen für den Kader nicht nachkommen wollte. So passierte es, dass man bei Real Zaragoza wenige Tage vor Beginn der Transferphase ohne Coach dastand. Aber Christian Lapetra, Vereinspräsident von Real Zaragoza hatte schon wenige Tage später einen neuen Mann gefunden.
'Ich schwelgte gerade in alten Unterlagen, sah mir Fotos von 1994 an und dachte an die guten 10 Jahre danach. Da kam mir ein Gedanke: ich brauche einen Trainer, der das am besten selbst miterlebt hat, der weiß, wie es dem Verein ging, als er hier war und nicht mit ansehen kann, wie es Zaragoza nun geht und unseren Club wieder zu dem machen will, der er einmal war. Es kostete mich ein wenig Überredungsarbeit und es ist seine erste richtige Station als Trainer, das ist ein gewisses Risiko, das ist mir durchaus bewusst, aber wer in unserer Lage ist, kann sich nicht jeden x-beliebigen Startrainer leisten und muss vielleicht auch mal einen unkonventionellen Weg wählen. Ich bin aber absolut überzeugt, dass Fernando Morientes der absolut richtige Mann für diese Stelle ist.'
Fernando Morientes, am 5.April 1976 in Cáceres, Extremdura, geboren, sollte wohl jedem ein Begriff sein. Als aktiver Spieler begann er seine Karriere 1993/94 bei Albacete Balompié, wo er mit 18 Jahren in seiner zweiten Saison zum Stammspieler avancierte. Da Albacete in dieser Saison abstieg, wechselte er zu Real Zaragoza, wo ihm 1995-97 der Durchbruch gelang und er das Interesse der großen Vereine auf sich zog. So wechselte er 1997 zu Real Madrid, wo er seine beste Zeit hatte, mit dem weißen Ballett gewann er dreimal die Champions League und je zweimal den spanischen Pokal und die spanische Meisterschaft. Als Real Madrid 2002 den Brasilianer Ronaldo holte, war Morientes nur noch zweite Wahl, so wurde er 2003/04 zum AS Monaco verliehen, mit denen er erneut ins CL-Finale einzog, dabei unter anderem seinen Ex-Club aus dem Bewerb warf und Torschützenkönig wurde, dennoch aber im Finale gegen den FC Porto verlor. Im Winter 2005 wechselte er nach England zum FC Liverpool, konnte dort aber an seine beste Form nicht anknüpfen und wechselte nach anderthalb Jahren zurück nach Spanien zu València CF. Seine letzte Saison verbrachte er 2009/2010 bei Olympique Marseille, danach beendete er seine Karriere und wurde im Jänner 2012 Jugendtrainer bei Huracán València CF. Nach einem halben Jahr kehrte er zu Real Madrid zurück und trainierte dort bis 2015 die Juvenil B. Im Jänner 2015 unterschrieb er beim Amateurverein DAV Santa Ana einen Vertrag bis Saisonende und gab am 25.Jänner 2015 sein Comeback in der 1ª Regional Madrid G 1 sein Comeback. Im Juli trainierte er den CF Fuenlabrada in der Segunda División B, wurde allerdings im Februar entlassen. Im Juli 2016 unterschrieb einen Zweijahresvertrag als Trainer von Real Zaragoza.