Phänomen Dortmund: Die Gründe des Erfolgs
Borussia Dortmund ist ohne Wenn und Aber die Mannschaft der Stunde. Nach 15 Siegen in Folge zum Start in die neue Spielzeit, haben wir uns mit Verantwortlichen unterhalten und die Stärken des Tabellenführer der Fußball-Bundesliga zusammengetragen. Neben den richtigen Neuverpflichtungen, spielt auch Cheftrainer Thomas Tuchel eine gewichtige Rolle im Erfolgskonstrukt der Schwarz-Gelben.
„Ich muss ehrlich eingestehen, dass keiner von uns erwartet hatte, dass wir so erfolgreich in diese Saison starten“, betont BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Natürlich haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir uns in den kommenden Jahren konkurrenzfähig aufstellen. Aber eben erst in den kommenden Jahren, weshalb der Erfolg sowohl für mich als auch für Michael Zorc und Thomas Tuchel überraschend kommt. Die Bayern schienen uns für die kommenden drei, vier Jahre ein zu großes Stück voraus.“ An den Aussagen des 60-Jährigen ist deutlich zu erkennen, dass wirklich keiner beim BVB mit einem solchen Saisonstart gerechnet hat.
Hatte man im Sommer doch eigentlich eher Transfers mit Zukunftscharakter über die Bühne gebracht und mit Riechedly Bazoer, Matheus Pereira und Breel Donald Embolo gleich drei Spieler verpflichtet, die gerade einmal das 20. Lebensjahr erreicht haben beziehungsweise noch erreichen werden. Die anderen beiden Neuzugänge, Timo Horn und Shkodran Mustafi, haben sich ohne Probleme in die erste Elf des BVB eingefügt und sind ein Hauptgrund für den derzeitigen Erfolg. Insbesondere Horn, der in dieser Saison bereits zehnmal zu Null spielte, gibt der Mannschaft Sicherheit und lässt Aussetzer wie unter Vorgänger Roman Bürki vergessen. In 15 Spielen, musste der Ex-Kölner lediglich fünfmal hinter sich greifen. Eine beeindruckende Bilanz.
Einen großen Anteil an der aktuellen Siegesserie hat außerdem Cheftrainer Thomas Tuchel, der sich nach wie vor bescheiden gibt, was die Saisonziele angeht: „Wir haben uns vor der Saison, die erneute Qualifikation für die UEFA Champions League als Ziel gesetzt. Daran halten wir fest, denn noch haben wir nichts erreicht.“ Intern sieht die Zielsetzung nach dem überragenden Saisonstart möglicherweise anders aus, denn Taktikfuchs Tuchel hat sich in der Sommerpause ein an seine Spieler angepasstes System erschaffen, dass bisher so gut wie jeden Gegner zur Verzweiflung brachte. Neben einer Menge Laufarbeit, die durch das enorme Pressing entsteht, sobald der Gegner in Ballbesitz ist, müssen seine Spieler seit dieser Saison auch eine Menge Spielübersicht mitbringen, denn der Fußballlehrer hat enormen Gefallen daran gefunden, den Ball laufen zu lassen und nicht nur auf Konter über die schnellen Offensivspieler des BVB zu setzen. Nicht nur? Genau, die Flexibilät ist ebenfalls eine Stärke der Schwarz-Gelben. Läuft es mal nicht im Spielaufbau, kann das System auch schnell wieder umschwenken, sodass man sich auf schnelle Gegenangriffe beschränkt und meist mit drei oder vier Spielern auf den gegnerischen Schlussmann losstürmt.
Besonders wichtig für den Erfolg des BVB sind aber vor allem drei Spieler: Henrikh Mkhitaryan, Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus. Das magische Dreieck bringt es in den ersten 15 Saisonspielen auf ingesamt 27 Torbeteiligungen. Ein überragender Wert. Während sowohl Mkhitaryan als auch Reus von ihrer enormen Dribbelstärke profitieren, setzt Aubameyang im Sturmzentrum seine Schnelligkeit immer im richtigen Moment ein und kann so in den freien Raum starten, den seine Mitspieler ihm erschaffen. Dass der Gabuner mit zehn Treffer seiner Trefferquote aus dem vergangenen Jahr etwas hinterher hinkt, spielt dabei keine große Rolle, denn die Leistungen des 27-Jährigen sind auch in dieser Spielzeit überragend. Ein weiterer wichtiger Baustein im System von Trainer Tuchel ist Ilkay Gündogan, der als Denker und Lenker des Teams fungiert. Mit fünf eigenen Treffern und sechs Vorlagen für seine Mitspieler, übertrifft er schon jetzt seine zehn Torbeteiligungen aus dem vergangenen Jahr.
Abschließend bleibt zu erwähnen, dass die Borussia in der aktuellen Form sowohl in der UEFA Champions League als auch in der heimischen Liga und im DFB-Pokal ohne wirkliche Gegner aufwartet. Selbst der große FC Bayern München wurde zu Saisonbeginn mit 3:0 nach Hause geschickt. Knüpft man an die zuletzt gezeigten Erfolge an, könnte es in dieser Saison durchaus einen Wechsel an der Spitze des deutschen Profifußballs geben. Auch in der Champions League und im DFB-Pokal, sollte es in dieser Form sehr weit gehen. Von einem möglichen Gewinn des Tripels zu sprechen, wäre wohl zu viel des guten - vor allem für die Verantwortlichen der Dortmunder, die ja eigentlich erst in drei, vier Jahren mit derartigen Erfolgen gerechnet haben. Wie dem auch sei, es macht aktuell einfach großen Spaß, dem BVB beim Fußballspielen zuzuschauen. Hoffentlich bleibt das so.
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