Pünktlich vor dem Schafengehen fand sich zum Glück auch Ioana wieder in meiner Wohnung ein. Sie hätte einfach auch einen Tag für sich alleine gebraucht um die ganzen intensiven Ereignisse der letzten Tage zu verarbeiten. Ich hatte dafür Verständnis, das wichtigste für mich war, dass ich wusste, dass es zwischen uns weiterhin gut lief und unser Vorfall im Restaurant nicht die Beziehung gefährdet hatte. Ich überlegte nochmal, ob ich sie, auf die Reaktion ansprechen sollte, die sie mir auf den vermeintlichen Antrag gegeben hatte, schnitt das Thema aber nur ganz kurz an, indem ich ihr, während sie für meinen Abschied eine Kleinigkeit kochte, mit den Händen um die Hüfte fuhr und sie auf den Hals küsste. Zum Glück ging sie darauf ein und fragte mich, wofür das denn war. 'Dafür, dass du über das Heiraten dieselbe Meinung zu haben scheinst, wie ich.' Ioana fiel mit einem Schock der Kochlöffel aus der Hand und sie zuckte kurz zusammen. 'Schatz, das war nicht so gemeint, du hast mich damit nur extrem kalt erwischt und deshalb habe ich wohl etwas überreagiert.' 'Verdammt,' sagte ich, 'ich hätte die Hochzeitseinladung für Becali doch nicht zerreißen sollen! Es macht mir nichts aus, wenn du nicht willst, solange wir zusammen glücklich sind, passt es doch, egal ob wir Mann und Frau sein, oder Freund und Freundin. Glück kann man ohnehin auch durch einen gesellschaftlichen Zwang nicht erzwingen.' Ioana nickte und gab mir recht. 'Ich sage nicht, dass ich es mir nicht vorstellen kann, aber ich wusste, dass du nicht der Typ bist, dessen Idealvorstellung Hochzeit und glückliche Familie am Stadtrand lebend, ist, das gefiel mir immer an dir.' Damit gab ich mich zufrieden, keiner hätte es besser ausdrücken können.
Am nächsten Morgen ging es früh in Richtung Arabien zurück, auch wenn ich Ioana nicht aufwecken wollte, war sie fest entschlossen, mich zum Flughafen zu begleiten, im Gegensatz zu Fake-Anträgen schien sie auf emotionale Heulkrampf-Abschiede zu stehen. Wir markierten uns im Gedanken fest einen Tag im Kalender, den 27. Mai. Da würden wir uns wieder sehen, wenige Tage, nachdem die Meisterschaft in Arabien zu Ende war.
Gegen Nachmittag landete ich in Riad und zum ersten Mal erschien mir das Wetter hier als angenehm. Es hatte knapp unter 30°C schätzte ich, perfekt, um Fußball zu spielen. Im King's Cup Viertelfinale ging es gegen Al Khallej ran, die in der ersten Runde Tabellenschlusslich Al Qadisiyah mit 2:0 besiegten. Nach der Woche mit meiner Freundin war ich wieder top motiviert auf dem Platz, so motiviert, dass mich Fabio Cannavaro bremsen musste, als ich nach einem Zweikampf in der 3. Minute zu spät kam und gelb sah. Nur 6 Minuten später zeigte ich dann die richtige Reaktion, zog mehrere Verteidiger auf mich, doch ohne die Aktion von Al Raheb wäre der Ball wohl in der Menschenmasse hängen geblieben, aber mein Sturmpartner kreuzte vor mir den Weg, riss eine Lücke auf, das 1:0 die logische Folge. An diesem Abend schien sich Al Raheb sehr zu bemühen, spielte mich immer wieder an und zog mehrere Spieler auf sich, um mir freie Bahn zu ermöglichen, in der 25. Minute konnte der Schlussmann einen Schuss aber noch über die Latte drehen. Kurz darauf bediente ich Al Raheb in den Lauf, doch der Stürmer erreichte den Ball nicht mehr vor dem herauseilenden Keeper. Kurz vor der Pause funktionierte dann eine andere Kombination, ich sah auf der rechten Seite Adrian starten, hob den Ball gekonnte an und auf einmal lief der Pole alleine auf den Schlussmann zu, ließ sich diese Chance nicht nehmen. In der zweiten Hälfte schalteten wir zunächst einen Gang zurück, doch da an der Seite Maïga stand und ich mit einer Auswechslung rechnete, startete ich nochmals einen Angriff, bekam den Ball perfekt von Mokhtar serviert und erzielte das 3:0. Doch es ging Al Raheb, ich durfte noch kurz drinnen bleiben und wurde 4 Minuten später durch Al Sahlawi ersetzt. Von der Bank aus sah ich noch das 4:0, Adrian zirkelte einen Freistoß herrlich um die Mauer und erzielte so wie ich einen Doppelpack.
Am 21. Spieltag in der Liga gegen Al Ittihad sah es lange Zeit nur durchschnittlich aus. Nach vorne gelang uns wenig, Adrian war auf der Seite heute wie abgemeldet und Al Raheb wirkte im Gegensatz zum letzten Spiel wie ausgewechselt. Kaum etwas gelang zwischen mir und ihm, so musste eine Standardsituation her, genauer gesagt ein Elfmeter, denn Monti unterzog in der 30. Minute Al Fraidi's Trikot dem Reißtest, dass es zwar bestand, der Schiedsrichter allerdings anscheinend auch den Sehtest. Selbstbewusst schnappte ich mir den Ball und trat zum Elfmeter an. Die nachfolgende Aktion hätte ich mir im Nachhinein wohl sparen sollen, denn ich zog das Trikot aus und jubelte im Balotelli-Move, was mit die gelbe Karte, einen hämischen Kommentar vom Italiener unter mein Facebook-Bild und eine Sperre für die kommende Partie einbrachte. Zur Pause ließ mich Cannavaro dann draußen, in der zweiten Halbzeit durfte sich Mohammed mit Al Raheb anmühen, Tor gelang uns keines, nur bei einem Lattenschuss von Estoyanoff kurz vor Schluss wurde es knapp.
Am 23.Spieltag waren wir zu Gast bei Al Taawoun Buraydah. Die Stimmung war nicht gerade berauschend, dafür gab das Spiel jedoch einiges her. Nach 20 Minuten Abtastphase gingen wir in der 23. Minute in Führung, ich bekam den Ball ideal von Al Sahlawi in den Lauf gespielt, kam rechtzeitig an den Ball und drehte jubelnd ab. 4 Minuten später konnte auch Mohammed Al Sahlawi jubeln, eine perfekte Flanke von der linken Seite geriet für mich zu lange, der hinter mir stehende, größere Al Sahlawi erreichte diese locker, 2:0. Durch den Doppelschlag geriet Al Taawoun ins Hintertreffen, die Unsicherheit stieg, man musste mehr Risiko nehmen. So passierte beim Herausspielen in der 36. Minute ein fürchterlicher Schnitzer, ich bekam den Ball direkt in dei Beine gespielt, marschierte los, musste aber verzögern. Mokhtar kam auf der linken Seite mit, sein Flankenlauf und der übersichtliche Pass in den Rücken der Abwehr brachte erneut Erfolfg 3:0. Kurz darauf stellte sich aber Hawsawi bei einem Gegenangriff nicht gerade geschickt an, verursachte einen Strafstoß, den Alo'o Efoulou trocken verwertete und den Gegner auf 3:1 heranbrachte. Die letzte Phase vor der Pause gehört klar dem Gegner, doch Al Eneri konnte mit einem Klasserflex gegen Alo'o Efoulou kurz vor der Pause schlimmeres verhindern. Da sich kurz nach dem Wechsel auch der Gegner dämlich anstellte und ein Foul im Sechzehner beging, war der alte Vorsprung nach Aqqash's Elfertor wieder hergestellt. Den Strafstoß hatte ich noch herausgeholt, wurde aber danach ausgewechselt und konnte so nicht mehr schießen. Den Schlusspunkt setzte erneut Alo'o Efoulou in der 81. Minute mit einem strammen Schuss zum 4:2. Da Al Ahli das Spiel heute verlor, konnten wir vorzeitig den Meistertitel feiern.
Am drittletzten Spieltag traten wir vor heimischem Publikum gegen den Tabellen-10. Hajer an. Und das Spiel begann so, wie es sich kein Trainer der Welt wünscht, ich attackierte direkt den Ballführenden, der sich zu schade war, diesen einfach wegzudreschen, nach 80 Sekunden war auch schon der erste Treffer passiert, was für ein Schnitzer. Der Rest war schnell erzählt, Hajer konnte uns zu keiner Zeit wirklich fordern, wir konnten im Schongang die nächsten 3 Punkte einfahren, Al Raheb 10 Minuten nach der Pause und ein Strafstoß nach Foul an Al Sahlawi, den ich wieder treten und verwandeln konnte waren die weiteren nennenswerten Momente in einer einseitigen Partie.
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