Seit dem letzten Post sind einige Monate und damit auch einige Konzerte ins Land gegangen. Deshalb mal ein Update:
Fufanu
(Flat)
Musik & Frieden (Berlin)
Über die Vorband Flat verliert man besser nicht mehr Worte als nötig. Eine Schüler-Studenten-Rockgruppe mit Kurt Cobain Gedächtnis Frisuren, die es leider nicht im Ansatz geschafft, die Musik des großen Vorbildes auf die Bühne zu bringen. Miese Mischung zwischen Rock, Grunge und Metal, brauche ich nicht nochmal.
Fufanu ist anders. Fufanu ist schräg. Und Fufanu ist dreist: nichtmal eine Stunde hat die Alternatv Rock Band aus Island schlussendlich gespielt. Die Band, die ehemals als Techno Gruppe unterwegs war und erst in Richtung "irgendwie Rock"umschulte als ihr Tourbus ausgeraubt wurde, zelebriert nun eine Bühnen Show die in Bezug auf Tempo, Energie und Originalität schwer zu vergleichen ist. Fufanu sind ein excellentes Beispiel für die besondere Musikszene Reykjaviks und definitiv sehenswert. Ja, sie haben nur eine LP und können gar kein 2h-Konzert bieten. Ob ich für 45 Minuten aber noch mal ein Konzert gehen würde, sei trotzdem mal dahingestellt. Zumindest müssten sie dann ein besseres Händchen mit der Vorband beweisen.
Fazit: anders, schräg & dreist, auf jeden Fall einzigartig.
Asbjorn
(La Boum Fatale)
Bi Nuu (Berlin)
La Boum Fatale als Vorband konnte ich nicht genießen. Der DJ(?) macht Elektromucke und da ich mich damit offensichtlich überhaupt gar nicht auskenne, möchte ich auch nichts darüber schreiben.
Auch Asbjorn war absolut nicht mein Fall. Zum Konzert des Dänen wurde ich mitgeschleift und, auch wenn ich es nicht bereue dagewesen zu sein, während des Konzertes war ich deshalb auch die meiste Zeit damit beschäftigt, Uhr und Ausgang im Auge zu behalten. Asbjorn macht typischen skandinavischen Pop (englischsprachig) und ist vor allem für seinen Tanzeinlagen bei Live-Shows bekannt, die aber zumindest an diesem Abend in Berlin nicht überzeugen konnten. Viel mehr hat Asbjorn, der im rosa Einteiler auf der Bühne auftrat, sein Set heruntergespielt, in Berliner Hipster-Klischees überzeugen können und auch seinem Standing als LGBTQ*-Ikone alle Ehre gemacht, bevor er die Bühne wie vorher angekündigt ohne Zugabe verließ. Musikalisch überzeugen konnte er mich zumindest nicht und auch meine Begleitung war weit weniger von ihm angetan als vorher noch erwartet.
Fazit: ein weiterer "Pop-Geheimtipp" der nicht so richtig funktioniert.
Adam Angst
(Lygo, Smile And Burn)
Musik & Frieden (Berlin)
Bei Adam Angst auf dem Konzert war ich mit dem guten Brokkoli und eigentlich sollte auch noch ein anderer Freund mitkommen, der sein Kommen nach Berlin krankheitsbedingt spontan absagen. Weil wir deshalb eine Karte noch vor dem Betreten des Clubs verkaufen mussten, haben wir von Lygo, der ersten Band des Abends, leider nur die letzten zwei Lieder mitbekommen. Die waren aber wirklich gut - Post Hardcore im Stile von Fjort oder I See Stars. Bedauerlich, dass wir den größten Teil des Auftrittes verpasst haben.
Smile And Burn fielen in den Bereich des klassischen Skate- und Pop-Punks. Von der Musik habe ich nicht mehr viel im Kopf, die Stimmung während des Auftrittes war aber nachhaltig beeindruckend. Eine Vorband die schon beim zweiten Song Crowd-Surfing provoziert und während der Ansagen häufig selbst nicht wusste, was sie da tut. Richtig geiler Auftritt der Friedrichshainer Heimspielband und perfekte Vorbereitung auf Adam Angst. Weil es bei Smile And Burn vor der Bühne auch noch nicht so übervoll war, war die Stimmung sogar fast noch ein bisschen ausgelassener als bei Adam Angst, weil das Musik und Frieden dann eben auch nicht der größte Club der Hauptstadt ist.
Adam Angst selbst war dann wie gewohnt richtig gut - hart, provozierend, politisch, laut und voll. Leider musste ich mich zurückhalten, weil vom Sport mein Fuß noch ordentlich gezeichnet war. Keine optimalen Vorraussetzungen für ein Punk-Konzert also. War aber vielleicht auch ganz gut so: irgendwann wurde es in dem kleinen Club mit den vielen Leuten und der schnellen und kompromisslosen Musik auch echt ein bisschen gefährlich. Beeindruckt hat mich noch ein ca. 10-Jähriger Junge der mit seinen Eltern auf dem Konzert war und kurz vor Beginn auf dem Smartphone Minecraft-spielend neben uns stand und erst als es richtig los ging weiter nach hinten geflohen ist. Mit 10 war ich mit Sicherheit nicht auf einem Punk-Konzert.
Sänger Felix Schönfuss hatte mit seinem frisch geschriebenen AfD-Song dann leider nur eine Neuheit im Programm. Adam Angst hat nun leider nur ein Album, was sie auch routiniert herunter gespielt haben, aber eben auch schon oft gehört gewesen war. War ja auch nicht mein erstes Konzert der Gruppe. Jetzt wird sich Schönfuss an neuen Songs setzen - man darf gespannt sein!
Fazit: schnell, laut, energiegeladen und politisch mit großartigem Publikum - war ein guter Abend!
Mine
(Haller)
Bi Nuu (Berlin)
Zu Mine wurde ich im Dezember letzten Jahres das erste Mal mitgeschleift und anders als bei Asbjorn war das Konzert damals überragend, obwohl ich die Künstlerin gerade erst kennengelernt hatte. Gestern war sie dann mit neuem Album wieder in Berlin, wir dort dieses Mal zu dritt und wieder war es ein grandioses Konzert.
Über Haller scheiden sich die Meinungen: er war gestern zumindest besser als beim ersten Konzert, gut fand ich ihn, seine E-Gitarre und Texte trotzdem nicht wirklich. Brokkoli war da schon wieder anderer Meinung. Insgesamt wirkte seine Musik wie ein Versuch an die Hamburger Schule der späten 90er Jahre anzuschließen - gut gemeint, aber wenig erfolgreich. Ob die Songs mit einer talentierten Band im Hintergrund voller und damit besser klingen, konnten wir zumindest gestern nicht beurteilen.
Mine. Mine war wieder absolut fantastisch. Ihre Musik und Texte zwischen Poesie, einer vielschichtigen instrumentalen Begleitung und elektronischen Beats ist so tanzbar wie man sie gleichermaßen bei Rotwein diskutieren möchte - je nachdem welche Stimmung gerade vorherrscht. Das neue Album, ich habe zugegebenermaßen aber auch nur 1x reingehört, war gar nicht mal so faszinierend. Live ist Mine dafür umso besser. Musikalisch erinnert ihr Stil an eine deutschsprachige und sehr viel mehr elektronisch beeinflusste Zaz mit Texten eines weiblichen Thees Uhlmanns, wobei dieser Vergleich keinem der drei so richtig gerecht wird. Den von ihr selbst befürchteten Vergleich mit Silbermond können wir jedenfalls in aller Deutlichkeit aus der Welt schaffen. Mine ist schwer in Wort zu fassen, dafür aber umso besser zu erleben.
Fazit: ein gutes Konzert einer fantastischen Musik-Künstlerin
Fest anstehende Konzerte:
PeacexPeace-Festival, Juni, Berlin (Beatsteaks, Seeed, Zugezogen Maskulin, usw)
HURRICANE Festival, Juni, Scheeßel (Mumford & Sons, AnnenMayKantereit, Frank Turner, usw)
Thees Uhlmann, August, Berlin
Donots, Dezember, Münster