In den vergangenen Jahren hat Electronic Arts die FIFA-Serie auf dem PC immer stiefmütterlich behandelt: Während PS3- und 360-Besitzer die Vorzüge der neuen Engine genießen durften, wurde man am Rechner immer wieder mit einer veralteten Technik sowie weniger Features abgespeist. Mit FIFA Online wagt EA jetzt einen neuen Ansatz, mit dem man schon in Asien Erfahrungen gesammelt hat. Kann der virtuelle Fußball als kostenloses Client-Browser-Spiel mit einem hohen Community-Faktor funktionieren?
Die Zukunft
Für Peter Moore, den Big Boss von EA Sports, ist FIFA Online mehr als ein neuer Ansatz. Für ihn ist es die Zukunft von Electronic Arts und die einzige Möglichkeit, die Zielgruppe zu erweitern und mehr Menschen zum Spielen zu bringen. So soll das neue PC-FIFA vornehmlich Gelegenheitsspieler ansprechen, die gerne mal in der Mittagspause oder am Abend 15 Minuten kicken wollen. Das wird entweder wie gewohnt mit einem Gamepad gemacht oder aber mit der Maus. Entscheidet man sich für Letzteres, erinnert die Mechanik an die Wii-Version: Je weiter man den Cursor wegbewegt, desto schneller läuft der ausgewählte Spieler; gepasst wird mit dem linken Knopf, während man mit der rechten Maustaste auf das Tor abzieht. Wer komplexere Möglichkeiten haben will, bekommt sie durch Kombinationen mit der Tastatur. Balancing-Probleme gibt es laut Produzent Aaron Blunt nicht, wie Analysen im Testlabor ergeben haben sollen. Demnach haben weder Pad- noch Mausspieler nennenswerte Vorteile, wenn sie gegeneinander antreten.
Wer wird (Online-)Meister?
Den Kern des Spiels soll aber der Liga-Modus bilden, in dem man in die Rolle eines Managers schlüpft und sein Team optimal aufstellen muss. Dazu stehen etwa 500 lizenzierte Clubs aus 30 Ligen mit einer Datenbank von etwa 15.000 Spielern zur Verfügung. Neben Standardwerten in den Bereichen Form und Energie lassen sich die Kicker zusätzlich mit verschiedenen Items wie "Angriffsschuhen" oder besseren Schienbeinschonern für eine stärkere Verteidigung aufwerten - Kombinationen sind ebenfalls möglich. Allerdings verfallen die Extras nach einer bestimmten Anzahl an Spielen. Nachschub gibt es entweder in Form von Belohnungen - etwa für gewonnene Partien - oder man spendiert sich selbst die Verbesserungen mit kostenpflichtigen Inhalten. Da die Weltmeisterschaft in Afrika bei EA nur auf den Konsolen ausgetragen wird, liefert FIFA Online Ersatz in Form des WM-Modus. Im Gegensatz zum PS3- und 360-Kick stehen hier allerdings nicht die 199 Qualifikationsteams sondern nur die 32 Finalisten zur Auswahl.
Technisch veraltet?
Als Gerüst greifen die Entwickler auf die PC-Grafikengine der letzten FIFA-Spiele zurück, die aber durch die Verwendung von 360-Assets etwas aufgebohrt werden soll. Trotzdem wurde man während der Präsentation das Gefühl nicht los, dass auch dieser PC-Fußball im direkten Vergleich zum Konsolen-FIFA deutlich benachteiligt wird. Laut Aaron Blunt hat die abgespeckte Technik aber einen guten Grund: Umfragen sollen ergeben haben, dass der Großteil des Fußballfans nur einen Mittelklasse-Rechner sein Eigenen nennt. Folglich wird FIFA Online im Hinblick darauf optimiert und soll sogar auf den meisten Laptops laufen. Wer aber glaubt, auch mit seinem Macbook beim Anstoß dabei sein zu dürfen, kann genau so gut mit einem platten Fußball spielen, denn Apple-Systeme werden bis auf weiteres nicht unterstützt. Zudem muss man vorerst mit einer englischen Fassung Vorlieb nehmen - eine Lokalisierung in andere Sprachen soll erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Fakten
- 500 lizenzierte Clubs
- 32 WM-Mannschaften
- basiert technisch auf FIFA 10-Engine vom PC
- optische Aufwertung durch 360-Assets
http://static.4players.de/premium/Sc...-thumbnail.jpgBeim Spielen mit der Maus werden Erinnerungen an Wii-Fußballspiele wach...
- wahlweise Maus- oder Pad-Steuerung
- Chat- und Community-Funktionen
- Einbindung der Spieler in die Weiterentwicklung
- kostenloser Client
- Mikrotransaktionen für Itemkauf
- Turniere geplant
http://static.4players.de/premium/Sc...-thumbnail.jpgMit speziellen Items verbessert man die Leistung seiner Spieler.
- skalierbarer Schwierigkeitsgrad
- hauptsächlich für Gelegenheitsspieler gedacht
- optimiert für Mittelklasse-PCs und Laptops
- läuft nicht auf Macintosh-Systemen
- lokalisierte Fassung geplant
- offene Beta ab Juni
http://static.4players.de/sourcen/po...yers_color.gif Ausblick
http://static.4players.de/premium/Au...foto-fazit.jpg Wirklich überzeugt hat mich das Konzept hinter FIFA Online nicht. Klar, für Gelegenheitsspieler mag es ein netter Kick für zwischendurch sein. Und einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul. Aber als ein echter Ersatz für ein großes FIFA taugt dieser neue Ansatz sicher nicht. Trotzdem bleibt es spannend abzuwarten, inwieweit die Community-Features wie integriertes Chat-System und Freundeslisten genutzt werden. Außerdem sollen die Fans aktiv mit Vorschlägen und Wünschen dazu beitragen, in welche Richtung sich das Spiel weiterentwickeln soll. Ab dem 3. Februar werden die ersten 20.000 Tester in einer geschlossenen Beta erste Erfahrungen sammeln - eine öffentliche Probephase soll im Juni folgen. Momentan sieht es so aus als ziehen PC-Fußballer im EA-Trikot auch in diesem Jahr den Kürzeren - es sei denn, man ist auf der Suche nach dem Casual-Kick. Aber vielleicht schafft man es ja endlich mit FIFA 11 auch am PC das Niveau der Konsolenfassungen zu erreichen. Die Ausrede, FIFA müsse auch auf einem Mittelklasse-PC laufen, zählt ab jetzt jedenfalls nicht mehr, denn für solche Leute ist die Online-Variante gedacht, die laut Peter Moore eine Sporterfahrung unabhängig von Budget und Plattform bieten soll...
Quelle: 4Players