Als hätten sie die Herausforderung angenommen, die schwierige Situation des Vereins auf anderen Ebenen auch endgültig in den Fanblock zu tragen, flog bereits vor Anpfiff der Partie eine Leuchtspur auf das Feld und verfehlte die Einlaufkinder sowie die eigenen Spieler nur haarscharf. Wer dachte, tiefer könnten Teile der effzeh-Fans nicht sinken, sah sich eines Besseren belehrt: Nur wenige Augenblicke später wurde eine solche Leuchtkugel in die anliegenden, prall gefüllten Blöcke voller Belgrader Fans gefeuert. Ein Szenario, das sich mehrfach wiederholen sollte.
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Viele Kölner verweigerten sich dem organisierten Support der Ultras, die im unteren Teil des Gästebereichs ohne Ablass Pyrotechnik abfackelten und völlig unberührt auch akustisch weiter ihre Show abzogen. Dass sich ungefähr die Hälfte des Blocks gegen sie stellte, sie auspfiff und mit „****** Wilde Horde“ sowie „Wir sind Kölner und ihr nicht!“-Gesängen bedachte, dass die zuvor verkauften Ponchos ihnen reihenweise entgegen flogen, all das schien offensichtlich nicht von Belang zu sein.
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Dass die verbale Distanzierung der restlichen effzeh-Anhänger einem der Vorsänger ein sarkastisches Lächeln inklusive des beliebten Scheibenwischers hervorzauberte, veranschaulichte die bräsige Ignoranz gegenüber den 4.000 anderen Anhängern, die ihren 1. FC Köln an diesem Abend unterstützen und siegen sehen wollten, besser als jede kluge Analyse dies zu tun vermag.
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Denn: In Belgrad bestätigten die Ultras sämtliche (Vor-)Urteile, die ihre Kritiker ihnen gegenüber äußern. Es ging ihnen am Donnerstagabend nicht um den Verein oder gar um das Spiel auf dem Rasen – es ging ganz allein um das pubertäre „Wir haben den längsten ******* der Welt“-Gepose, um das Sich-Selbst-Feiern, das Ultras landauf, landab vorgeworfen wird. Die hehren Worte von Solidarität, von Zusammenhalt und von Ehrenkodizes – sie sind offensichtlich nur dann von Belang, wenn es sich mit den eigenen Bedürfnissen deckt. Wenn es aber darum geht, auf dicke Hose zu machen, scheint es auch völlig egal zu sein, dass man damit den vielen anderen effzeh-Fans, die sich wochenlang auf dieses Spiel gefreut haben, den Abend und eventuell sogar einiges darüber hinaus versaut.
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